Samstag, 27. Juli, 2024

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Monika Maron legt mit “Das Haus” feinsinnigen Gesellschaftsroman vor

Im Alter nicht alleine sein – das ist wohl für nahezu jeden Mensch erstrebenswert. Die Realität jedoch sieht anders aus. Einsamkeit ist in unserer Gesellschaft ein derartiges Problem, dass diese Thematik sogar schon die Politik erreicht hat. Allerdings wird man dieses ungeliebte Phänomen kaum mit Maßnahmen oder gar Verordnungen angehen können – was vor allem zählt sind Netzwerke, Eigeninitiative und auch mal Ungewöhnliches.

Und so beginnen viele Leute schon im “Vor-Renten”-Alter damit, sich zu überlegen, wie sie später wohnen wollen. In diesem Zusammenhang bilden sich mehr und mehr Wohngemeinschaften reiferer Menschen, die eine für sich passende Immobilie mieten oder kaufen, um gemeinsam darin zu leben. Andere indes werden von der Tatsache, dass sie womöglich zukünftig alleine leben müssen, eiskalt erwischt. Zumeist ist das der Fall, wenn der geliebte Partner stirbt und sich die häusliche Umgebung auf einmal leer und kalt anfühlt.

“Das Haus” widmet sich einem gesellschaftlich brisanten Thema

Aber ganz gleich, wann einen die Erkenntnis packt, dass “Wohnen im Alter” ein wichtiges Thema ist: Fakt ist, dass sie einen packt.

Das geht auch der Protagonistin Eva im neuen Buch “Das Haus” von Monika Maron so. Die Schriftstellerin, die seit eh und je sehr anspruchsvolle Werke schreibt und einst mit dem kritischen Roman “Flugasche” von sich reden machte, schreibt in ihrem aktuellen Roman über eine mehr oder weniger bunt zusammengewürfelte Truppe, die das Risiko “Zusammenwohnen im Alter” kühn eingeht. Die Figuren im Buch sind in die Jahre gekommen, aber längst keine Pflegefälle. Eher gut situierte Senioren, die aus verschiedenen Gründen nicht (mehr) allein leben wollen.

Dass ihnen das Projekt des gemeinsamen Wohnens ermöglicht wird, liegt an Katharina, einer Tierärztin. Die erbt ein imposantes und rundum saniertes Gutshaus in einem Dorf in der Uckermark und beschließt, dort eine Alterskommune mit ein paar Leuten aus ihrer Heimatstadt Berlin zu starten. Da das Unterfangen nur stockend voran kommt und die Wunschkandidaten von Katharina und ihrer Freundin Sylvie nicht zusammenkommen, lädt man Bekannte von Freunden und Freunde von Freunden zu einer Besichtigungsparty in das Gutshaus, das im Dorf nur “Das Schloss” genannt wird, ein.

Eine bunte Truppe zieht in das ländliche Anwesen ein

Und tatsächlich: Etliche Leute beißen an und reservieren sich in dem ländlichen Anwesen Wohnungen. Die Truppe, die letztlich zustande kommt, könnte verschiedener nicht sein.

Da ist die Buchhändlerin, die ihr Geschäft nach dem Tod des Mannes, mit dem sie jahrzehntelang Bücher verkaufte, aufgab. Oder der Hobbymusiker, dessen junge Ehefrau sich einen anderen suchte und der einfach in eine neue Wohnsituation flüchten will. Da ist der oberlehrerhafte Homosexuelle, dessen Partner verstorben ist und der seine neuen Mitbewohner ziemlich oft mit besserwisserischen Thesen nervt. Allerdings ist er ein guter Koch, was in so einer Wohnkonstellation freilich nicht das Schlechteste ist…Da ist die Besitzerin Katharina, die ihr Berufsleben als Tierärztin eigentlich aufgeben wollte, sich aber am Ende um die Tiere der Bewohner im Dorf kümmert und rege an einem Austausch mit den Alteingesessenen interessiert ist.

Skeptikerin Eva, die den Roman aus der Ich-Perspektive erzählt und die Hauptprotagonistin ist, ist eigentlich eher aus Zufall in dieser ungewöhnlichen Kommune gelandet und sieht diese nur als Zwischenstation. Das ältere Ehepaar indes, das eher aus pragmatischen Gründen im Gutshaus einzog, sieht das ländliche Domizil als Zuhause bis ans Lebensende.

Alltäglich grüßen die Macken der anderen

Und so rauft sich die kleine Wohngemeinschaft mehr oder minder gut zusammen und muss nicht nur einmal die eine oder andere Alltagsaktivität klären. Hinzu kommen die Macken der einzelnen Bewohner, mit denen die anderen lernen müssen, umzugehen. Der Schreibstil von Monika Maron, die wirklichkeitsnahen Beschreibungen des Gutshauses, dessen Bewohner und die feinsinnigen Schilderungen des dörflichen Lebens, nehmen den Leser mit auf eine wunderbare Reise in die Welt der verschiedenen Charaktere von interessanten Menschen. Und in die Uckermark, in die man lesend eintauchen kann.

Leseempfehlung!

Wer sich also schon immer mal die Frage gestellt hat, ob er vielleicht im Alter mit anderen Menschen zusammenzieht und – wenn ja – wohin und in welche vier Wände, dem sei dieses Werk der großartigen Maron wärmstens empfohlen. Tolles Lesefutter, nicht nur für verregnete Herbsttage!

Das Buch – erschienen bei Hoffmann und Campe – ist unter anderem hier erhältlich:

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Bild (Symbolbild): stock.adobe.com / Markus Quabach

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