Public Relation – abgekürzt PR – das klingt aufregend! Und ganz ehrlich: das ist es auch. Zumindest wenn ich einmal aus dem Nähkästchen meiner Erfahrungen plaudern darf, die ich als PR-Beraterin im Bereich Prominente und Lifestyle machte.
Es ist nun schon eine ganze Weile her, mittlerweile arbeite ich pr-technisch online, aber ich schaue gerne zurück auf diese Zeit und schwelge in Erinnerungen.
Vor allem in solchen, die mich als PR-Beraterin mit Prominenten zusammenbrachte. Natürlich nicht einfach so. Ich rutschte per Quereinstieg in dieses Promi-Ding und hatte jahrelang sowohl eine Promi-Kolumne als auch eine Promi-Sendung.
Freilich alles in unserer Region, aber das reichte aus, um mit vielen großen Namen in Kontakt zu kommen. Das geschah meist in Form von Interviews, ich erinnere mich aber auch gern daran, wie ich Prominente im Rahmen von PR-Aktionen betreute.
Und da fange ich gleich mal an mit meinen verrückten Erfahrungen. Natürlich werde ich die Namen der meisten VIP`s hier nicht preisgeben, sondern dahingehend etwas anonymisieren. Sicher ist sicher. Nicht, dass sich der eine oder andere womöglich im Nachgang auf den Schlips getreten fühlt.
Als PR-Beraterin empfand ich die Superstars am angenehmsten!
Obwohl ich in diesem Zusammenhang sagen muss, dass ich die Erfahrung gemacht habe, dass sich meist nur die „C“-Promis aufspielen und die richtigen Megastars total zurücknehmen.
Ja, wirklich!
Ich denke da an eine Backstage-Begegnung mit Peter Maffay (ihn muss ich nicht anonymisieren!) zurück, damals war er noch mit Tanja zusammen, die ebenso anwesend war.
Hier wartete ich leider mit einem Fauxpas auf, denn ich begrüßte Tanja mit „Michaela“. Diese war allerdings seinerzeit schon die Expartnerin von Maffay und ich erschrak natürlich, als man mich lachend darauf aufmerksam machte.
Da aber wirklich alle lachten – Tanja, der Manager, die Partnerin des Managers und Maffay selbst – konnte ich erleichtert auch mit einstimmen und mit dem Interview beginnen. Im Schlepptau hatte ich meinen Kameramann, da wir damals den Dreh mit Maffay im Zusammenhang mit einer Charity-Gala planten. Nach dem Interview saßen wir noch eine Weile zusammen, Maffays damalige Frau begutachtete, ganz frei von der Leber weg – gemeinsam mit der Frau des anwesenden Managers –, ihre offenbar gerade erst gekauften Schuhe. Supernatürlich und ohne jedwede Allüren. Genau wie Maffay selbst!
Aber apropos Allüren.
Die kamen mir natürlich auch unter. Und – wie oben schon erwähnt – von Promis, die nicht gerade von sich behaupten konnten, in der allerersten Promi-Kategorie mitzuspielen.
So zum Beispiel der – eher stets im Hintergrund wirkende – Co-Moderator eines super bekannten Late-Night-Talkers.
Wie heute auch noch bei Leuten dieser Art üblich, hatte er seinerzeit ein Buch herausgebraucht, über das das damalige Magazin, für das ich arbeitete, ein Interview mit diesem Menschen wollte. Nun, ich organisierte das und es lief darauf hinaus, dass dieses Interview via Telefon geführt werden sollte, wenn dieser Mann – im Rahmen seiner Lesetour – in einem Hotel unserer Stadt eingetroffen ist.
Ich vereinbarte das so mit seinem Management. Eigentlich war es mehr als albern, dass sich dieser Typ ein Management leistete, aber das hatte ja damals schon jede Frau, die einen One-Night-Stand mit einem Promi verbrachte, am nächsten Tag….Egal.
Da ich selbst an diesem Tag anderweitig verplant war, delegierte ich dieses Telefoninterview an meine Assistentin. Diese rief auch zum vereinbarten Termin brav im Hotel an und ließ sich in das Zimmer dieses Mannes verbinden.
Aus Höflichkeit begann sie das Gespräch mit „Hallo, Herr XY, wir haben ja für heute den Telefontermin vereinbart, ist es Ihnen recht?!“.
Logisch, dass sie daraufhin ein „ja“ erwartete, aber der Typ – unfassbar eigentlich! – legte, ein mürrisches „Nein“ dazu brummelnd, kurzerhand auf. Tja – auch so kanns gehen.
Heute übrigens ist dieser Mensch lange schon in der Versenkung verschwunden, es ist auch nicht bekannt, dass das Buch irgendwelche Verkaufsrekorde schlug – im Gegenteil!
Viele lustige und skurrile Erfahrungen!
Aber schauen wir doch weiter auf ein eher lustiges Ereignis. Na ja, lustig ist vielleicht etwas übertrieben, eher skurril. Ich sollte für eine PR-Aktion, die ich für einen Kunden organisiert hatte, den Schauspieler, der für dieses Event gebucht war, von Berlin nach Leipzig fahren. Dieser Mann war und ist durch die Sonntagabend-Tatorte sehr bekannt.
Da ich viele Freunde in Berlin habe, verband ich diese Aktion mit einem Besuch bei einer guten Freundin.
Am nächsten Morgen – ich hatte mir natürlich den Wecker schon sehr früh gestellt, um nicht zu spät zu der Abholung zu kommen (Pünktlichkeit ist für mich als PR-Beraterin immer das A und O gewesen) – wurde ich schon im Morgengrauen via Handy aus dem Schlaf gerissen und der besagte Schauspieler war dran.
„Anja, Du musst sofort kommen, die haben mein Auto geklaut“ rief er durch die Leitung. Ich wusste erstmal gar nicht, wie mir geschah, zumal ich Minuten zuvor noch tief und fest geschlafen hatte.
Es stellte sich rasch heraus, dass tatsächlich jemand die Nobelkarosse von dem Promi geklaut hatte, ausgerechnet in der Nacht vor unserer PR-Aktion! Da seine Frau nicht da war und er – logisch! – keinen Bock hatte, mit den Öffentlichen zum Polizeipräsidium zu fahren, bat er mich, dies zu übernehmen.
Ich sah also zu, dass ich mich in Windeseile fertig machte und düste zum Privathaus des Schauspielers, den alle Welt vom Bildschirm nur als ermittelnden Kommissar kennt.
Schon komisch, wenn man dann als PR-Beraterin in eine solche absurde Situation kommt und diesen Promi höchstpersönlich zum Polizeirevier fährt, damit er eine Anzeige für seinen gestohlenen Wagen aufgeben kann!
Das Prozedere erledigte er ziemlich rasch und professionell wie er war, stand er mir dann für den bevorstehenden PR-Termin zur Verfügung.
Allerdings störte es mich – ich bin Nichtraucherin – sehr, dass er die gesamte Fahrt über in meinem Auto stinkende Zigarillos Kette rauchte.
Ich hatte wahnsinnige Kopfschmerzen und mir graute vor der Tatsache, dass ich auch noch die Rückfahrt übernehmen sollte. Eigentlich sind solche Transferleistungen keine Dienstleistung, die eine PR-Beraterin übernimmt, aber damals hatte sich das so ergeben, warum genau, weiß ich nicht mehr.
Auf jeden Fall war mir klar, dass ich unmöglich die Rückfahrt noch übernehmen konnte, da ich ja auch die Organisation und Durchführung des gesamten PR-Termins mit innehatte.
Meine damalige Assistentin war dann so nett und fuhr den Herrn „Hauptkommissar“ wieder nach Hause.
Eine PR-Beraterin muss gegenüber Kunden immer professionell bleiben!
Viele werden jetzt vielleicht auch darüber nachdenken, ob man als PR-Beraterin mit den männlichen Prominenten vielleicht auch mal flirtet. Dazu kann ich – ausgehend von meiner Person – nur sagen: „nein, nein und nochmals nein!“.
Ich habe das nie gemacht und es wäre auch höchst unprofessionell! Das heißt aber noch lange nicht, dass nicht das prominente Gegenüber nicht einen entsprechenden Versuch startet. So passierte das mir im Rahmen eines Interview mit einem hochkarätigen Film-Star aus DDR-Zeiten, der im Rahmen einer Lesung in der Stadt war.
Er unterbrach das Interview immer wieder – ganz aus heiterem Himmel – um mich anzuflirten und mich zu überreden, mit ihm nach seiner Lesung noch auszugehen.
Ich verneinte das jedoch.
Aber weiter mit den Plaudereien aus dem Nähkästchen über die Erfahrungen einer PR-Beraterin. Eine amüsante, aber doch recht stressige Begegnung mit einer sehr bekannten weiblichen Formation ist mir sehr stark noch in Erinnerung geblieben.
Und zwar stand wieder einmal eine Charity-Gala an, dessen VIP-Akquise ich mit belgeitet hatte. In diesem Zusammenhang buchte mich der Kunde für die Betreuung dreier VIP`s / Acts gleich mit.
Bei diesen handelte es sich um einen Schlagersänger, eine Sportlerin und die besagte Formation der Frauen, die allesamt ihre Kunst mit kleinen Tieren darboten.
Sie stiegen alle in einem Luxushotel ab und ich wartete am Nachmittag am Tag der Veranstaltung vor dem Hotel auf ihr Eintreffen. Während der Schlagersänger und die Sportlerin geräuschlos ihre Suiten bezogen, ging mit der Frauen-Formation samt ihren kleinen Tieren ein großes Hallo los. Nicht nur, dass sie Unmengen an Gepäck dabei hatten – nein: ehe man es sich versah, nahmen die Tierchen die ganze Lobby in Beschlag, zur Irritation manch` anderer Gäste und auch zur Freude einiger Leute, die in dem Hause abgestiegen sind und sich gerade im Empfangsbereich aufhielten.
Es war, als lieferten sie hier – vor den Augen des Luxushotel-Publikums – eine separate Show ab!
Irgendwann aber kehrte dann Ruhe ein, die Damen hatten sich – nebst ihren Tieren – auf ihre Zimmer zurückgezogen und der Gala-Abend wurde ein voller Erfolg. Am nächsten Nachmittag – einem Sonntag – fiel mir dann die Aufgabe zu, diese Promis zu verabschieden. Erwartungsgemäß ging das mit dem Schlagersänger und der Sportlerin recht rasch über die Bühne.
Allein die kunterbunte Formation der sehr bekannten Promi-Ladies präsentierte wieder ganz großes Kino.
Wie schon bei der Anreise wurde auch zur Abreise die Hotellobby von den Tieren der Frauen in Beschlag genommen und aufgrund der vielen mitgebrachten Gepäckstücke musste der Hotel-Boy mit seinem güldenen Gepäckwagen pausenlos rotieren.
Erfahrungen als schöne Erinnerung
Ich erinnere mich noch daran, dass es ein brütend heißer Tag war – die ganze Verabschiedungs-„Show“ spielte sich auch vor den Augen der amüsierten Gäste des Freisitzes des Hotels ab – und ich von Minute zu Minute mehr Kopfschmerzen bekam.
Die Damen waren allesamt recht laut und – na ja – gackernd unterwegs und bis die letzte nebst ihren Kleidern und dem jeweiligen Tier im Auto saß, vergingen für mich gefühlte Stunden, dabei waren gerade mal sechzig Minuten vergangen. Ich war wirklich froh, dann die Rücklichter des VIP-Kleinbusses zu sehen und legte mich den Rest des Tages schlafen.
Das ist auch so ein Thema bei einer PR-Beraterin: da sie oft arbeitet, wenn andere Feierabend haben oder/und sich zur Nachtruhe begeben, nutzen engagierte PR-Damen freie Stunden oder Wochenenden oft zum schlafen, lesen oder ausruhen.
Zumindest ging mir das immer so und ich kenne es auch von Kolleginnen, die ebenfalls als PR-Beraterin arbeiten. Da man schon im normalen Alltag ein kunterbuntes Programm hat, verspüren die wenigsten Leute, die in diesem Job arbeiten, in ihrer Freizeit den Drang, auf Events zu gehen oder wild abzufeiern.
Aber vielleicht hat sich das ja mittlerweile auch geändert – ich rede hier immerhin von Erinnerungen, die bald ein Jahrzehnt zurück liegen.
Aber wie auch immer: schön war es!
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