Samstag, 27. Juli, 2024

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Reiseleiterin Elisabeth Balázs, Budapest: “Die deutsche Sprache hat mir immer gefallen”

Eine Faszination für die deutsche Sprache hatte Elisabeth Balázs (im Bild) schon als Kind. Woher genau ihr Wunsch Deutsch zu lernen kam, kann sie sich allerdings bis heute nicht erklären.

Sie lernte diese Sprache mit viel Ehrgeiz, Fleiß und Zielstrebigkeit und hat später den perfekt passenden Beruf zu ihrer Sprachbegeisterung gefunden: Reiseleiterin. Heute führt sie ihre Gäste – darunter viele Deutsche – durch ihre Wahlheimat Budapest und bietet individuelle Stadtführungen an. Dabei legt sie den Fokus mehr auf Erlebnisse und Humor als auf das Aufsagen trockener Jahreszahlen.

Gäste spüren Elisabeths Liebe zu Budapest

Die Liebe zu Budapest spüren ihre Gäste auf Schritt und Tritt und profitieren zudem davon, dass Elisabeth ihnen viele Geheimtipps,  jenseits der ausgetretenen Touristenströme in der Donaustadt, zeigen kann.

Interessierte Fans der einzigartigen Metropole lässt die quirlige Ungarin via Web an der Budapester Lebensart teilnehmen und veröffentlicht Bilder, Texte und den einen oder anderen Ablauf von Gästeführungen im Internet.

Im Interview stand sie uns Rede und Antwort zur ungarischen Hauptstadt, ihrer Liebe zur deutschen Sprache und ihrer Tätigkeit als Reiseleiterin, die für sie eine echte Berufung ist.

Budapest
Hat ein herrliches Panorama zu bieten: Budapest

FB: Elisabeth, Sie sind eine waschechte Ungarin, lebten in Ihrer Heimat in einem kleinen Dorf.  Wie kam der Bezug zur deutschen Sprache – zu Deutschland – zustande?  

Das ist eine interessante Geschichte, weil niemand in unserer Verwandtschaft und im Bekanntenkreis Deutsch gesprochen hat. Also kannte ich diese Sprache gar nicht.

Schon als Kind war die deutsche Sprache ein Thema

Alles hat damit angefangen, dass wir  einmal auf dem Schulhof unseres Dorfes ein Fest hatten. Ich war damals ca. 10 bis 11 Jahre alt. Neben mir stand meine Mutter, der ich plötzlich mitgeteilt habe, dass ich Deutsch lernen möchte. Sie hat vermutet, dass ich Sonnenstich bekommen habe und meine Idee vergessen werde, weil ich noch sehr jung war. Jedoch habe ich meine Idee nicht vergessen, ich habe sie wiederholt.

Dann erst hat sie mich ernst genommen und sie schickte mich jede Woche zur Ehefrau des kalvinistischen Pfarrers unseres Dorfes, die etwas Deutsch konnte. Ich habe dort Grundwörter, wie z.B. das Fenster, die Tür, der Stuhl und Kinderlieder erlernt.

FB: Wie haben Sie sich der Sprache genähert, war es schwer für Sie, sie zu erlernen?

Mir hat diese Sprache immer gefallen. Irgendwie habe ich hierzu eine Zuneigung. Ich würde gerne wissen, woher ich sie habe…

Nein, die Sprache war für mich nicht schwer zu erlernen, weil ich beinahe immer die Logik in der Grammatik gefunden habe. Leider gibt es sie nicht immer, aber in der Regel schon.

Deutsch lernen mit cleverer Strategie…

Als ich mit 15 Jahren ins Gymnasium in Székesfehérvár kam, habe ich jede Woche ein- bis zweimal Deutsch gehabt. Wir haben nicht viel gelernt, weil wir ca. jedes Vierteljahr einen neuen Lehrer hatten.

Ich wollte aber unbedingt sprechen und die Menschen aus dem deutschsprachigen Raum verstehen. Um meine Sprachkenntnisse zu erweitern und meine Grammatik zu verbessern,  habe ich Kriminalromane und Liebesromane auf Deutsch gelesen.

Jedoch konnte ich nicht sprechen. Um es auch zu üben, kam ich manchmal nach Budapest. Ich ging ins Nationalmuseum, weil ich wusste, dass es dort viele deutsche Touristen gibt.

Als ich sie bemerkt habe, bin ich „zufällig“ auf ihre Füße getreten. Ich war sehr „überrascht“, dass sie auf Deutsch sprechen konnte und ich habe angefangen, mich mit ihnen zu unterhalten. Das war eine meiner „Methoden“ für das Erlernen der Sprache. lernen.

FB: Was war die andere?

Während der alten, sozialistischen Zeiten hatte ich eine nette Freundin in Pirna, mit der ich korrespondiert habe. Das war toll – bis sie einmal für ca. 10 Tage zu Besuch kam.

Das war mein erstes richtiges Treffen mit einer waschechten Deutschen, die unheimlich lieb und freundlich war. Sie kam auf dem Flughafen von Budapest an und meine ganze Familie inklusive Oma war dabei. Sie wollten wissen, wie gut ich Deutsch spreche.

Erstes Treffen mit einer Deutschen verlief anders als erwartet

Ich dachte mir, dass die ganze  Welt zusammenbricht, als sie den ersten Satz ausgesprochen hat! Nämlich habe ich nach so vielen Jahren des Sprachlernens außer ja und nein nichts verstanden. Weil sie keine ungarische Aussprache hatte. Ich wusste damals nicht, dass die Deutschen die Wörter anders aussprechen, wie die Ungarn.

Stellen Sie sich vor, wir standen dort, ich dachte mir, dass sich der Boden unter mir eröffnet, weil ich gar nichts verstanden habe. Somit habe ich schnell die „Taktik“ geändert, weil ich mich vor meiner Familie nicht blamieren wollte und nicht verraten wollte, dass ich nichts verstehe.

Ich konnte sprechen und während der Autofahrt bis zu unserem Dorf, ca. 1,5 Stunden lang habe ich ununterbrochen geredet und ich habe ihr bloß erlaubt, ja und nein zu sagen… Als wir alleine zu Hause waren, habe ich ihr erklärt, dass ich gar nichts verstehe und sie mir bitte jedes Wort, das sie ausspricht, mir im Wörterbuch zeigen soll. Das dauerte ca. 3 Tage lang und danach hatten sich meine Ohren an die deutsche Aussprache gewöhnt.

FB:  Verstehen Sie die deutschen Dialekte?

Einige schon, nicht alle. 

Was mir früher schwer fiel, war meinen deutschen Lieblingshumoristen, Herrn Klaus Schamberger zu verstehen. Er spricht fränkisch, seine Aussprache war für mich eine große „Herausforderung“. Aber ich wollte ihn auf jeden Fall verstehen, weil er einen einmaligen Humor hat und ich mich immer totlache, wenn ich ihn höre.

Verehrung für deutschen Humoristen Klaus Schamberger

Ich hatte die große Ehre und Freude, ihn auch live, an einem meiner Geburtstage zu treffen. Das Treffen werde ich nie vergessen, das war für mich ein großes Erlebnis! Er ist so intelligent, bescheiden, lieb und voll mit Humor! Ein ganz besonderer Mensch!

Eine nette Familie aus Nürnberg wollte mich damit überraschen und sie organisierte das Treffen. Herr Schamberger wollte gar nicht glauben, dass er einen Fan von keiner deutschen Abstammung hat. Er hat auch Fans im Ausland, aber alle sind Deutsche, bloß ich nicht. Wir sind weiterhin im Kontakt und er schickt mir seine neuen Bücher und zu den großen Feiertagen schreiben wir einander.

Wenn ich gut „trainiert“ bin, dann kann ich ihn verstehen. Darauf bin ich stolz!

FB: Sie leben heute in Budapest und arbeiten dort als Reiseleiterin, Fremdenführerin – wie kam es dazu? 

Ja, in der ersten Linie mache ich Stadtrundfahrten, Stadtführungen in Budapest. 

Budapest aus der Luft

Wie ich dazu kam? Ich interessierte mich immer für die Burgen und Schlösser. Als Kind waren wir mit unseren Eltern in der Burg von Siklós. Vielleicht haben Sie die nette Filmserie mit dem Titel „Kapitän Tenkes“ gesehen. Sie war nicht nur in Ungarn, sondern auch in der ehemaligen DDR sehr beliebt. Sie wurde in der Burg von Siklós gedreht.

Führung auf Burg gab Anstoß für späteren Beruf

Wir haben dort eine Führung mit meinen Eltern mitgemacht und ich war von der Führung und der Führerin so fasziniert, dass ich dort die Entscheidung getroffen habe, wenn ich groß werde, dann werde ich diesen Job ausüben.

Als ich nach Budapest kam, habe ich meine alte Freundin, die leider schon verstorben ist, kennengelernt, die auch Reiseleiterin und Fremdenführerin in Budapest war. Sie hat zu mir immer gesagt, dass ich diesen Job machen soll, weil ich dazu geboren bin.

Ich mache das immer noch mit großer Begeisterung, ich mag die Menschen und ich bin begeistert von Budapest. 

FB: Ihre Stadtführungen durch Budapest sind sehr gefragt, Sie bieten Ihren Gästen persönliche und individuelle Touren in deutscher Sprache an. Wie muss man sich eine Stadtführung mit Ihnen vorstellen, wie gestalten Sie das Programm? 

Ja, ich mache individuelle, „maßgeschneiderte“ Stadtführungen in Budapest im humorvollen Stil. In der Regel zu Fuß und mit dem öffentlichen Verkehr, weil man so mehr sehen kann, als wenn man mit dem Auto oder Minibus fahren würde.

Im Umfeld der meisten Sehenswürdigkeiten sind zudem sehr wenige freie Parkplätze verfügbar.

Mit der zweitältesten U-Bahn von Europa durch Budapest

So können wir z.B. mit der zweitältesten U-Bahn von Europa fahren, deren meiste Stationen aus dem 19. Jahrhundert noch original erhalten geblieben sind. So kann ich auch das Innere, einige K und K Gebäude, Cafés, Bäder, Markthallen, usw. zeigen, die ich sonst nicht zeigen könnte, wenn wir mit einem Auto fahren würden.

Bevor ich meinen Gästen Vorschläge für die Stadtrundfahrt mache, korrespondiere ich mit ihnen und entsprechend ihrer Interessen und Hobbies legen wir gemeinsam fest, was sie alles sehen und erleben möchten.

Die ungarische Metropole bei Nacht

Ich möchte ihnen nicht nur die Stadt zeigen, sondern ihnen auch Erlebnisse geben, damit sie sich wohl fühlen und noch lange an Budapest zu erinnern.

Ich mache keinen Zahlen- Marathon. Lieber erzähle ich über die ehemalige Lebensweise der Budapester.

Natürlich erwähne ich auch einige Jahreszahlen, aber eher wenige. Ich zeige auch Fotos über die Entwicklung der Stadt, ich mag sehr den Humor.

Immer dabei: Überraschungen

Das ist eines meiner Lebenselemente und ich zeige z.B. auch Karikaturen aus dem 19. Jahrhundert, die man auch jetzt hätte anfertigen können, weil einige Fragen des 19. Jh.-s immer noch aktuell sind…

Ich mag die Leute und ich möchte sie immer überraschen, und jedes Mal gibt es nette Überraschungen, über die hier nichts verraten möchte, sonst wären das ja keine Überraschungen mehr…

FB: Was sind Ihre Lieblingsplätze in Budapest? 

Das ist eine schwere Frage, weil ich sehr viele habe. 

Ich mag sowohl die Gebäude aus dem 19. Jahrhundert, wie z.B. das Parlament, die Oper, alte Cafés, wie z.B. das Café New York, das zum schönsten Café der Welt ernannt wurde,  das Vajdahunyad Schloss, die U-Bahn aus 1896, die Markthallen aus dem 19. Jahrhundert, das Széchenyi Thermalbad, das wie ein Schloss aussieht, als auch die Budaer Burg, die eine besondere Atmosphäre hat und die schöne Margaretheninsel, die in der Mitte der Stadt und der Donau zu finden ist.

Unzählige Lieblingsplätze in der ungarischen Hauptstadt

Ich mag auch die Höhlen sehr. Etwa 160 Höhlen gibt es in Budapest, Einige sind ganz besonders. Budapest ist die einzige Hauptstadt auf der ganzen Welt, auf deren Gelände es so viele Höhlen und Bäder gibt.

Ich mag auch den Gellertberg, nicht nur wegen seiner besonderen Geschichte, sondern weil man von oben aus ein einmaliges Panorama auf die Stadt hat. 

FB: Was macht den Reiz Budapests aus, warum sollten Touristen diese Stadt besuchen? 

Es gibt viele Gründe dafür. Ich schlage Ihnen vor, meinem Blog zu folgen, weil ich dort regelmäßig Artikel über Budapest veröffentliche. Auch auf Facebook bin ich aktiv und schreibe jeden Tag einen Beitrag über Budapest.

Für einen Besuch von Budapest gibt es viele Gründe

Einige der vielen Gründe für den Besuch von Budapest:

1. Budapest hat eine einmalige Lage

Die Stadt wird in der Mitte durch die Donau in zwei Teile, in Buda und Pest geteilt. Auf der rechten, hügeligen (für die Ungarn jedoch bergigen Seite) liegt Buda, u.a. mit dem Gellert Berg und der Budaer Burg, die zum UNESCO Weltkulturerbe gehören.

Auf der linken Seite ist Pest, auf einer Ebene gelegen, mit vielen, vielen Sehenswürdigkeiten, u.a. dem Parlament.

2. Herrliches Panorama

Wegen der besonderen geografischen Lage gibt es mehrere Aussichtspunkte in der Stadt, weshalb man ein wunderbares Panorama bewundern kann.

3. Viele Sehenswürdigkeiten

In Budapest gibt es eine unzählbare Menge an Sehenswürdigkeiten, hauptsächlich aus dem 19. Jahrhundert. Vom Königlichen Palast, der Fischer Bastei, Matthiaskirche, Stefan- Basilika, Andrassy Weg mit Villen, Palästen und Wohnhäusern aus dem 19. Jahrhundert über den Heldenplatz, historische Bäder und der Zitadelle bis zur Margaretheninsel, alte Cafés und Höhlen ist deren Liste sehr lang. 

4. Es riecht hier noch nach der Monarchie

Eine große Anzahl von prachtvollen Gebäuden, die zum Glück erhalten geblieben sind,  wurden während der Monarchie-Zeit erbaut. So zum Beispiel das Parlament, die Oper, der Westbahnhof, die Große / Zentrale Markthalle, Redoute, Postsparkasse, Café New York, Matthiaskirche, Wohnhäuser, usw.

5. Spuren von Sissi

In der Stadt sind noch zahlreiche Gebäude in denen die beliebte Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn sich aufhielt. Z.B. wurde sie in der Matthiaskirche mit ihrem Mann, Franz Josef gekrönt. 

6.  Thermalbäder, Heilbäder

Das Széchenyi-Heilbad aus der Luft

Budapest ist eine Bäder-Stadt. Seit 1934 trägt sie diese Bezeichnung.

Es gibt keine weitere Stadt oder Hauptstadt auf der Welt, auf deren Gelände es so viele Thermalbäder gibt, wie in Budapest.

Sie hat 118 Brunnen, bzw. natürliche  Quellen. Sie geben zusammen täglich etwa 70 Millionen Liter Wasser.

7. Jugendstil

Der Jugendstil hatte in Ungarn seine eigene Formensprache. Er weicht von dem Jugendstil, der Sezession der anderen europäischen Länder ab. 

8. Einmalige Natur

Naturschutzgebiete: Ein Nationalpark, der ca. 160 Höhlen, botanische Gärten, Bergen, Wäldern, Inseln, Seen usw. umfasst, ist gerade für Outdoor-Begeisterte allererste Wahl!

9. Die gute Küche

Macht leider nicht schlank macht, aber sie schmeckt gut… 

FB: Wenn die Corona- Krise wieder vorbei ist, zu welcher Jahreszeit sollte man Budapest besuchen? 

Budapest-Besuche lohnen sich während des ganzen Jahres: Im Frühling, im Sommer, insbesondere im Juni und August, und im Herbst.

Besuch zur Weihnachtszeit stets lohnenswert

Sehr schön ist Budapest auch während der Weihnachtszeit. Einige Weihnachtsmärkte von Budapest wurden zu den schönsten in Europa erkoren. Auf dem Vörösmarty Platz ist der größte, wo ausschließlich ungarische Handwerker ihre eigenen Produkte verkaufen dürfen.

Er hat eine ganz besondere Atmosphäre.

FB: Wie kommen Ihnen Ihre Deutsch-Kenntnisse in Ungarn – neben den Stadtführungen – weiterhin zugute? 

Ich übernehme auch schriftliche Übersetzungen. Unter anderem betreue ich den deutschen Online-Support für eine ungarische Firma und ich dolmetsche auch für Auftraggeber aus den unterschiedlichsten Branchen.

FB: Beruflich sind Sie ziemlich eingespannt – was machen Sie, wenn Sie freie Stunden haben? Gibt es Hobbys? 

Ja, ich lese gerne  Bücher, in erster Linie Biografien, aber auch kulturgeschichtlichen Bücher, Geschichtsromane und Kriminalromane.

Außerdem wandere ich gern in den Budaer Bergen. Ich besuche gerne Ausstellungen, Theateraufführungen, interessante Vorträge und treffe mich mit Freunden.

Bildnachweise: Monika Wissgot-Stahl, legifoto.com

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