Samstag, 7. Dezember, 2024

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Verhütung – wenn die Familienplanung abgeschlossen ist

Viele Frauen und Männer, die bereits Kinder haben, kommen irgendwann an einen Punkt, an dem für sie die Familienplanung abgeschlossen ist. Weitere Kinder werden nicht gewünscht, stattdessen wird Wert auf zuverlässige Verhütung gelegt. Verhütungsmethoden gibt es mittlerweile sehr viele, doch in der Regel bringen sie neben Vorteilen auch Nachteile mit sich, die bei der Wahl zu beachten sind.

Grundsätzlich ist es ratsam, eine Verhütungsmethode zu wählen, die möglichst sicher ist. Dies ist am sogenannten Pearl-Index zu erkennen. Je niedriger der Wert ist, desto seltener kommt es zu Schwangerschaften bei der Anwendung der jeweiligen Verhütungsmethode. Allerdings wird bei diesen Werten meist von einer perfekten Anwendung ausgegangen.

Welche Methode passt in Sachen Verhütung zum eigenen Leben?

In der Realität wird diese jedoch häufig nicht umgesetzt, denn beispielsweise wird die Pille mal vergessen oder das Kondom wurde falsch gelagert und hat deshalb an Sicherheit eingebüßt.

Deshalb sollte auch überlegt werden, welche Verhütungsmethode zum eigenen Leben passt und langfristig unkompliziert angewendet werden kann. Bei abgeschlossener Familienplanung können operative Maßnahmen in Frage kommen. Die Sterilisation verhindert Schwangerschaften zuverlässig, ist allerdings in der Regel eine endgültige Entscheidung.

Wer diesen Schritt geht, sollte ganz sicher sein, keine (weiteren) Kinder bekommen zu wollen. Sowohl der Mann als auch die Frau können operativ unfruchtbar gemacht werden. Wie das funktioniert und was es dabei zu beachten gilt, wird nachfolgend näher erläutert.

Die Sterilisation der Frau

In der Regel wird die Sterilisation der Frau, die Tubenligatur, in der ersten Zyklushälfte, also vor dem Eisprung vorgenommen. Auf diese Weise soll eine Schwangerschaft zum Zeitpunkt der OP ausgeschlossen werden. Während des Eingriffs wird die Durchgängigkeit der beiden Eileiter unterbrochen.

Die Eileiter können dazu während einer Bauchspiegelung durchtrennt, elektrisch verödet oder mit einem Clip verschlossen werden. Eizelle und Spermien können so zukünftig nicht mehr aufeinandertreffen und eine Befruchtung wird unterbunden. Die Operation dauert etwa 30 bis 60 Minuten und erfordert eine kurze Vollnarkose.

Der Hormonhaushalt und der Menstruationszyklus werden durch die Sterilisation nicht beeinflusst. Mit einem Pearl-Index-Wert von 0,2 – 0,3 gilt die Sterilisation der Frau als eine sehr sichere Verhütungsmethode. Weitere Maßnahmen zur Verhütung müssen fortan nicht mehr getroffen werden, was von vielen Paaren als befreiend wahrgenommen wird.

Anwendungsfehler sind ausgeschlossen. Die Kosten für die Tubenligatur müssen in der Regel selbst gezahlt werden und betragen meist zwischen 600 und 1000 Euro. Von den Krankenkassen werden sie nur dann übernommen, wenn eine Schwangerschaft aus medizinischen oder psychologischen Gründen nicht zumutbar ist. 

Mögliche Risiken der Tubenligatur

Wie bei jeder Operation im Bauchraum kann es auch bei der Tubenligatur zu Komplikationen kommen. Beispielsweise können innere Organe oder Blutgefäße verletzt werden. Dies kann sich möglicherweise auf die Durchblutung der Eierstöcke auswirken.

In seltenen Fällen wird die Hormonproduktion dadurch beeinflusst und Stimmungsschwankungen, Hitzewallungen, Libidoverlust und Schlafstörungen sind mögliche Folgen.

Auch Entzündungen und Störungen der Wundheilung können im Rahmen der Sterilisation auftreten. Die Vollnarkose ist ebenfalls mit Risiken verbunden, die heutzutage zwar vergleichsweise gering sind, jedoch nicht vergessen werden sollten. Insbesondere kurz nach einer Geburt erhöht sich durch den Eingriff darüber hinaus das Thromboserisiko. Die Sterilisation der Frau gilt insgesamt dennoch als sehr sicherer Eingriff. Nach einer erfolgreichen Tubenligatur steigt das Risiko für eine Eileiterschwangerschaft sowie eine Bauchhöhlenschwangerschaft.

Diese erfordern fachärztliche Behandlung, da sie andernfalls lebensbedrohliche innere Verletzungen verursachen können. Manche Frauen erleben psychische Leiden in Folge der Sterilisation, da sie mit ihrer Entscheidung hadern oder sich nicht mehr als vollwertige Frau empfinden. In solchen Fällen kann psychotherapeutische Unterstützung hilfreich sein.

Refertilisierung der Frau

Die Sterilisation der Frau sollte als endgültig angesehen werden. Es gibt zwar Maßnahmen, mit denen die Fruchtbarkeit wiederhergestellt werden können soll, ihr Erfolg ist jedoch ungewiss. Abhängig von der Methode der Tubenligatur kann die Erfolgswahrscheinlichkeit einer Refertilisierung zwischen weniger als 25 % bis zu 70 % variieren.

Mit steigendem Alter wird eine erfolgreiche Refertilisierung jedoch grundsätzlich immer unwahrscheinlicher. Zudem ist ein solcher Eingriff, bei dem die Eileiter rekonstruiert werden, mit den üblichen Operationsrisiken behaftet und sehr kostspielig. Je nach Methode kann der Eingriff zwischen 2000 und 5000 Euro kosten. Wer dennoch unbedingt schwanger werden möchte, hat die Möglichkeit durch künstliche Befruchtung. Dabei werden Eizellen entnommen und im Labor mit den Spermien des Partners befruchtet.

Anschließend werden die befruchteten Eizellen in die Gebärmutter eingesetzt. Künstliche Befruchtung ist aber ebenfalls teuer und muss nicht zwingend funktionieren. Ob eine Refertilisierung oder die künstliche Befruchtung eher geeignet ist, um einen neu erweckten Kinderwunsch zu erfüllen, muss für den individuellen Fall entschieden werden.

Die Sterilisation des Mannes

Die Sterilisation des Mannes heißt auch Vasektomie und ist ein kleinerer chirurgischer Eingriff, der in der Regel ambulant und unter örtlicher Betäubung durchgeführt wird. Es gibt verschiedene Methoden der Vasektomie. Am häufigsten wird in Deutschland die klassische Vasektomie durchgeführt, bei welcher die Haut über dem Samenleiter mit einem kleinen Schnitt geöffnet wird. Anschließend kann der Samenleiter freigelegt und durchtrennt werden.

Oftmals wird auch ein etwa zwei Zentimeter langes Stück des Samenleiters entfernt. Die Enden des Samenleiters werden nun elektrisch verödet und mit einem Faden zugebunden. Dann werden sie in unterschiedlichen Schichten des Hodensacks vernäht. Durch all diese Maßnahmen soll verhindert werden, dass die Enden wieder zusammenwachsen können. Diese Prozedur muss insgesamt zweimal, nämlich auf jeder Seite, durchgeführt werden. Das Ergebnis ist die langfristige Unfruchtbarkeit des Mannes.

Die Vasektomie gilt mit einem Wert von 0,1 auf dem Pearl-Index als eine der sichersten Verhütungsmethoden überhaupt. Allerdings verhindert sie Schwangerschaften nicht sofort. Bis zu 12 Wochen nach dem erfolgreichen Eingriff können noch befruchtungsfähige Spermien in der Samenflüssigkeit vorhanden sein. Bevor auf weitere Verhütung verzichtet wird, sollte deshalb die Samenflüssigkeit untersucht werden.

Davon abgesehen sind Anwendungsfehler auch bei der Sterilisation des Mannes ausgeschlossen. Der Eingriff hat keinen Einfluss auf den Hormonhaushalt und der Orgasmus bleibt unverändert. Zwar gelangen nach der Vasektomie keine Spermien mehr in die Samenflüssigkeit, deren Anteil ist jedoch so gering, dass keine Veränderung zu spüren ist. Die Kosten für eine Vasektomie belaufen sich auf etwa 400 bis 600 Euro, übernommen werden sie nicht.

Mögliche Risiken der Vasektomie

Vasektomien gelten als sehr sicher. In seltenen Fällen kann es während oder nach einer Vasektomie zu Komplikationen kommen. Blutungen und Infektionen sowie Entzündungen von Hoden oder Nebenhoden sind möglich. Außerdem berichten einige wenige Männer von langanhaltenden Schmerzen im Bereich des Hodensacks. Dieses Phänomen wird als Post-Vasektomie-Syndrom bezeichnet.

Die Ursachen dafür sind noch nicht abschließend geklärt, einige Fachleute vermuten psychische Gründe für die Beschwerden, andere einen Rückstau der Spermien. Weitere Untersuchungen sind notwendig, doch das Post-Vasektomie-Syndrom tritt nur selten auf. Es kann passieren, dass die Samenleiter nach der Sterilisation wieder zusammenwachsen, sodass befruchtungsfähige Spermien in die Samenflüssigkeit gelangen können. Ein solches spontanes Zusammenwachsen der Samenleiter findet extrem selten statt und wenn doch, dann in der Regel innerhalb der ersten drei Monate nach dem Eingriff.

Auch aus diesem Grund sollte die Samenflüssigkeit nach diesem Zeitraum untersucht werden, bevor auf weitere Verhütung verzichtet wird. Es kann vorkommen, dass Männer seelische Probleme wegen ihrer Unfruchtbarkeit entwickeln. Psychotherapeutische Unterstützung ist in diesen Fällen ratsam.

Refertilisierung des Mannes

Auch eine Vasektomie sollte nur dann durchgeführt werden, wenn die Familienplanung abgeschlossen ist. Ihr Ziel ist die dauerhafte Unfruchtbarkeit. Die Refertilisierung des Mannes ist möglich, aber oftmals nicht erfolgreich. Dabei werden die Samenleiter chirurgisch wieder miteinander verbunden. Geschieht dies innerhalb von drei Jahren nach der Vasektomie, kann laut Studien etwa die Hälfte der Männer wieder Kinder zeugen. Vergeht mehr Zeit zwischen den Eingriffen, nimmt die Wahrscheinlichkeit rapide ab.

Zudem kann es bis zu zwei Jahre dauern, bis der Mann nach einer erfolgreichen Refertilisierung wieder voll zeugungsfähig ist. Die Kosten für die Refertilisierung des Mannes betragen etwa 2000 bis 5000 Euro. Um einen Kinderwunsch vielleicht dennoch wahr werden zu lassen, kann auch in diesem Fall auf künstliche Befruchtung zurückgegriffen werden. Dazu werden im Rahmen einer Hodenbiopsie Spermien entnommen.

Fazit

Grundsätzlich stellen sowohl die Sterilisation der Frau als auch die Sterilisation des Mannes ausgesprochen sichere Verhütungsmethoden dar, die zahlreiche Vorteile mit sich bringen. Sich um die Verhütung keine Gedanken mehr machen zu müssen, ist für viele Paare mit abgeschlossener Familienplanung sehr reizvoll.

Zudem kommen nach dem einmaligen Eingriff keine weiteren Kosten für die Verhütung mehr auf. Allerdings sollte eine Sterilisation wohlüberlegt sein, da sie als endgültige Entscheidung angesehen werden sollte. Mögliche Lebensveränderungen wie beispielsweise eine neue Partnerschaft oder auch der Verlust eines Kindes sollten bedacht werden, bevor eine Sterilisation durchgeführt wird. Zwar gibt es Möglichkeiten der Refertilisierung, man sollte sich jedoch nicht darauf verlassen, dass diese funktionieren und eine natürliche Schwangerschaft ermöglichen.

Auch künstliche Befruchtung kann einen Kinderwunsch nach einer Sterilisation erfüllen. Doch auch dieser Prozess ist kostspielig und muss nicht von Erfolg geprägt sein. Sowohl Tubenligatur als auch Vasektomie gelten als sichere Eingriffe, dennoch sind Komplikationen möglich. Die Sterilisation der Frau bringt vergleichsweise schwerwiegendere Risiken mit sich, da es sich um einen schwereren Eingriff handelt. Außerdem erhöht sie das Risiko von Eileiterschwangerschaften und Bauchhöhlenschwangerschaften, welche lebensbedrohlich werden können.

In den meisten Fällen ist deshalb vermutlich die Sterilisation des Mannes vorzuziehen. Letztlich ist es jedoch eine individuelle Entscheidung, die in Rücksprache mit medizinischem Fachpersonal getroffen werden sollte. Faktoren wie das Lebensalter, Vorerkrankungen und dergleichen mehr sollten in die Entscheidungsfindung miteinbezogen werden.

Bild: stock.adobe.com / Konstantin Yuganov

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