Donnerstag, 26. September, 2024

Neueste Beiträge

Erst Disziplin, dann Freiheit: Beate Wiemann über “Dranbleiben” als Lebensqualität

Dem Leben eine neue Richtung geben, Veränderungen gestalten. Solche Vorhaben können mit Tatendrang und Euphorie einhergehen. Gutes Gelingen beginnt mit einem klaren Anliegen, einer ehrlichen Absicht und einem guten Plan für erste Schritte. Steckt man dagegen in einer Situation, die belastend,  problembehaftet oder ungeklärt ist, bleibt vieles im Diffusen. Das schränkt die Lebensqualität auf Dauer ein, woraus häufig auch eine persönliche Krise resultiert. Oftmals sind es private oder berufliche Probleme, die die eigene Lage aussichtslos erscheinen und ein nervendes Gedankenkarussell kreisen lassen. Und so sind viele Menschen trotz guter Vorsätze weit von innerer Zufriedenheit entfernt. Für die erfahrene Coaching-Expertin Beate Wiemann (im Bild) lautet die Devise bei diesen und ähnlichen Situationen ganz klar: Dranbleiben!

Dranbleiben – Expertin Beate Wiemann zeigt Weg zu mehr Lebensqualität auf

Dieses Attribut durchzieht nicht nur ihre Expertise wie ein roter Faden, sondern steht auch als Name für ihr Angebot. Dieses versteht sich als Wegbegleitung für Veränderungen im Leben.

Wir haben mit der zugewandten Frau, die sich nicht nur durch persönliche Krisenerfahrungen auf ihre Klienten professionell einstellen kann, gesprochen.

FB: Liebe Frau Wiemann, Ihr Coaching-Angebot heißt kurz und knapp: „Dranbleiben“. Wie sind Sie auf diesen Namen, der ja wirklich selbsterklärend ist, gekommen?

Der Name ist mir tatsächlich zugeflogen. Ich wollte einen neuen Bereich gründen und hatte bereits mit meinen Initialen und anderen Begriffen experimentiert. Doch dann begegnete mir über mehrere Wochen hinweg überall der Begriff „Dranbleiben“. Ob in Vorträgen, in meinem eigenen Tun oder sogar beim morgendlichen Radiohören – es schien, als würde ich ständig darauf gestoßen. Es war wie ein Echo, das immer wieder in meinem Kopf widerhallte. Schließlich machte es „klick“ – und der Name war da.

Es war so schlüssig, denn in meinem Leben musste ich oft Durchhaltevermögen und Ausdauer beweisen, sei es in Krisen, Neuanfängen oder bei dem Wunsch, etwas wirklich zu erreichen.

Blumentopf

„Dranbleiben“ ist eine Qualität, die mich schon immer begleitet hat.

Daher bin ich dankbar, dass mir dieser Name quasi „unausweichlich“ begegnet ist.

FB: Sie begleiten Ihre Klienten bei Veränderungsprozessen. Diese gehen zumeist mit einem  „dranbleiben“ Hand in Hand. Wie sieht Ihre Arbeit mit Menschen in solchen Situationen konkret aus?

Es gibt verschiedene Anlässe für ein Coaching. Bei sogenannten „Brennpunkt-Coachings“ geht es darum, eine aktuelle Situation zu klären und Handlungsoptionen zu entwickeln. Dies betrifft oft akute Problemstellungen im Privat- oder Berufsleben.

Dann gibt es die langfristigen Wegbegleitungen, bei denen das alte Leben nicht mehr passt, sei es beruflich oder privat. Das kann durch eine Partnerschaftskrise, berufliche Unzufriedenheit oder eine Sinnkrise ausgelöst werden.

Neue Perspektiven ausloten und Bewährtes bewahren

Auch neue Lebensphasen – wie etwa das Ausziehen der Kinder oder Trennungen – spielen hier eine Rolle. Häufig spüren meine Klienten: „Da geht noch mehr.“

Der erste Schritt ist immer eine Bestandsaufnahme: Was läuft gut, was möchte ich beibehalten, und welche neuen Perspektiven bieten sich an?

Coaching Beate Wiemann

Das Alte ist es oft nicht mehr, das Neue ist es noch nicht und dazwischen ist Nebel. Gemeinsam arbeiten wir daran, wie wir durch den Nebel kommen und in welcher Geschwindigkeit. Da ist jeder Mensch unterschiedlich.

Wichtig ist mir, dass wir eine Lebens- oder Arbeitsqualität entwickeln, die individuell zur Klientin passt.

FB: Karriere, neue Alltagsroutinen, gesunde Lebensweise und Struktur: Warum fällt es manchen Menschen schwer, an gewissen Prozessen dranzubleiben?

Es gibt viele Gründe dafür. Eine zentrale Frage lautet: „Bin ich es mir wert, an mir dranzubleiben?“ Oft geht es darum, sich den eigenen Ängsten zu stellen.

Keine Berührungsängste mit dem eigenen Potenzial!

Die Angst vor dem Scheitern ist eine Sache – doch viele haben sogar mehr Angst davor, ihr volles Potenzial zu entfalten.

KunstUngeduld ist auch oft eine Bremse: „Ich bin jetzt unglücklich und morgen soll alles besser sein.“ Doch nachhaltige Veränderungen geschehen in kleinen, beständigen Schritten. Jeden Tag eine konsequente Handlung in Richtung des Ziels zu setzen, ist entscheidend. Das erfordert eine neue Selbstorganisation und führt langfristig zu einer stabilen Veränderung.

Ein Beispiel: Viele Menschen haben schon einmal versucht, mit dem Rauchen aufzuhören. Der Wunsch ist: Zigarette weg und morgen ist alles perfekt. Doch für einen echten Erfolg müssen Lebensgewohnheiten, Rituale und Abläufe verändert werden. Das erfordert – auch wenn wir das Wort oft nicht mögen – Disziplin. Doch das Geschenk dahinter ist Freiheit.

Wichtig ist auch zu verstehen, dass Veränderungsprozesse in Phasen verlaufen. Nach der anfänglichen Euphorie kommt vielleicht ein Problem, das noch motiviert. Doch dann folgt die „Plateau-Phase“, eine Zeit, in der vermeintlich nichts passiert.

Die Kunst des Durchhaltens kann man lernen

Viele Menschen brechen in dieser Phase ab, weil sie das Durchhalten nicht aushalten. Doch genau hier entscheidet sich, ob Projekte oder auch Start-ups erfolgreich sein können.

FB: Sie sagen von sich, dass Sie in Ihrem Leben stets zum richtigen Zeitpunkt auf Unterstützer gestoßen sind, die sie weitergebracht haben. Sowas hört man von Menschen, die erfolgreich sind, häufig. Doch was, wenn Wegbegleiter und Mentoren nicht verfügbar und in Sachen Karriere oder Privatleben negative Aspekte im Spiel sind?

Zwei Schritte sind in solchen Momenten wichtig:

  1. Sich einzugestehen, dass etwas nicht stimmt. Dabei gilt es, dem eigenen Gefühl zu vertrauen. Meist wächst ein Unbehagen langsam zu etwas Größerem heran. Wachsamkeit und Selbstaufmerksamkeit sind entscheidend, um an sich selbst dranzubleiben.
  2. Sich zu trauen, mit seinem Thema nach außen zu gehen, sich zu informieren und Unterstützung zu suchen. Es gibt immer eine Quelle, die einem weiterhelfen kann – sei es eine Freundin, ein Artikel, ein Buch oder Online-Angebote. Wichtig ist, offen für Hilfe zu sein. Viele Frauen zögern, weil sie sich schämen oder sich selbst verurteilen. Doch oft zeigt sich, wenn man darüber spricht, wie viele andere in ähnlichen Situationen stecken.

Ich habe auch nicht immer sofort die Lösung gefunden. Aber die Möglichkeiten tauchten auf, sobald ich bereit war, aus meinem Kokon herauszutreten. „Gehe los, und der Weg legt sich dir unter die Füße“ – das ist eines meiner Lieblingszitate.

Sich öffnen zeugt von wahrer Stärke

Heute sehe ich es als Stärke, wenn jemand den Mut hat, eine Außenperspektive zuzulassen.

FB: Welche Veränderungsprozesse sind es, in denen Sie Ihren Klienten zur Seite stehen? Können Sie einmal Beispiele nennen?

Eine langjährige Klientin kam zu mir mit dem Wunsch, eine neue Perspektive in ihrem Beruf als Erzieherin zu finden. Sie war Anfang 40 und wusste, dass sie diese Arbeit nicht mehr ewig ausüben möchte. Im Laufe unserer Zusammenarbeit haben wir, Schritt für Schritt, an ihrem Selbstvertrauen und ihrer inneren Souveränität gearbeitet. Heute hält sie Vorträge, hat eine Führungsrolle in einem Netzwerk übernommen und hat in ihrer Partnerschaft mutige Schritte gewagt.

Beate WiemannAktuell arbeite ich mit mehreren Frauen, die sich neben ihrer langjährigen beruflichen Tätigkeit ein Standbein in der Selbstständigkeit aufbauen wollen. Wir finden gemeinsam heraus, was zu ihnen passt und wie sie das Schritt für Schritt umsetzen können.

Eine andere Klientin befindet sich gerade in einer neuen Lebensphase zwischen 50 und 60 – in der sogenannten Chiron-Phase. Hier geht es oft um Fragen der Authentizität und Selbstbestimmung.

Loslassen als positiver Aspekt für einen neuen Lebensabschnitt

Ich habe diese Phase selbst als sehr herausfordernd, aber auch heilsam erlebt. Loslassen heißt nicht aufgeben! Es bedeutet, Raum für den nächsten Schritt zu schaffen und dem Leben eine neue Richtung zu geben.

FB: Wie sieht ein Coaching bei Ihnen aus, wo setzen Sie an?

Bevor wir richtig starten, führe ich immer ein ca. 30-minütiges Onlinemeeting, um zu sehen, ob die Zusammenarbeit für beide Seiten passt. Es gibt bestimmte Themen, bei denen ich mich nicht spezialisiere, wie Sucht, therapeutische Krankheitsbilder, Gewalt oder Rechtsfragen. In solchen Fällen verweise ich die Klientinnen an Kolleginnen aus meinem Netzwerk, die auf diese Themen spezialisiert sind.

Wenn wir uns einig sind, starten wir mit einer Bestandsaufnahme. Wo liegen die aktuellen Herausforderungen und wo besteht der dringlichste Handlungsbedarf? Der Rest entwickelt sich dann im Prozess. Bei jedem Termin schaue ich zunächst, was die Klientin mitbringt und was gerade an der Oberfläche liegt.

FB: Eine wichtige Methode Ihrer Arbeit ist Human Design/64keys. Was ist das genau?

64keys ist für mich ein Plädoyer für ein bewusstes Leben. Es basiert auf dem Human Design-System und bietet 64 Schlüssel, um die eigene Persönlichkeit zu verstehen.

Jeder Mensch bringt individuelle Anlagen mit, die Chancen und Herausforderungen bieten. Diese sind bei jedem Menschen anders zusammengesetzt.

Persönlichkeit und Potenzial professionell analysieren

64keys ist eine sehr präzise Methode zur Persönlichkeits- und Potenzialanalyse. Je besser wir verstehen, was uns einzigartig macht, desto authentischer und erfüllter können wir unser Leben gestalten.

Es gibt zwei Hauptanwendungen: Das persönliche Kraftfeld, das einen Überblick über die eigenen Anlagen und Lebensphasen gibt, und die Business-Variante, den Genius Report. Dieser zeigt, welche Talente und Qualitäten man im beruflichen Kontext einbringen kann und welche Arten von Kooperationen sinnvoll sind.

Ich nutze 64keys gerne als Orientierung in meiner Arbeit. Oft erkennen sich meine Klientinnen darin wieder und verstehen besser, warum bestimmte Dinge in ihrem Leben nicht funktionieren.

Es hilft, die eigene Einzigartigkeit zu entdecken und zu stärken. Wenn ich das weiß, muss ich nicht mehr versuchen, wie andere zu sein – andere gibt es schließlich schon genug!

FB: Gibt es noch weitere Lieblingstools, die Sie nutzen?

Neben guten Analysetools arbeite ich auch gerne kreativ. Methoden aus der Kunsttherapie, Gestalttherapie und neurographische Elemente helfen Klientinnen, sich über Gefühle und kreative Ausdrucksformen ihrem Thema zu nähern. Diese Ansätze eröffnen oft ganz neue Lösungswege, die man durch reines Nachdenken und Kopfzerbrechen nicht findet.

Verschiedene Lebensbereiche als harmonische Symbiose

Außerdem nutze ich gerne Methoden aus dem synergetischen Coaching, die darauf abzielen, verschiedene Lebensbereiche in Einklang zu bringen. In Gruppen arbeite ich auch mit Lösungsaufstellungen.

FB: Sie selbst können aus einem umfangreichen Erfahrungsschatz in Sachen Leben und Karriere schöpfen. Welche Krisen oder Veränderungsmomente haben Sie geprägt und wie haben Sie persönlich aus schweren Situationen herausgefunden?

Beruflich war ich mehrfach in Krisen. Zu Beginn meiner Karriere habe ich in der Werbebranche gearbeitet. Das war aufregend und vielfältig – eine Zeit, die ich sehr genossen habe. Doch als es einen Führungswechsel gab, wurde mir klar, dass ich dort nicht bleiben kann. In meinem Leben gehe ich immer dann, wenn ich das Gefühl habe, dass meine Bewegungsfreiheit, mein Potenzial oder meine Neugier eingeschränkt werden.

Ich bin für Vielfalt und Entdeckungen gemacht. Wenn das nicht mehr möglich ist, muss ich die Situation verlassen – auch wenn es schmerzhaft ist.

Am Ende zählt der eigene Weg

Es fällt mir schwer, mich von Menschen oder Arbeitssituationen zu trennen, die mir viel bedeuten, aber es gibt immer einen Punkt, an dem ich mich nicht gegen etwas entscheide, sondern für etwas: für mich und für meinen Weg.

Es gab in meinem Leben auch Situationen, in denen mein Körper mir durch gesundheitliche Signale klar gemacht hat, dass ich etwas ändern muss. Die Seele will weiter – und ich glaube, die Seele verträgt auf Dauer keine Lügen.

FB: Gibt es etwas – einen Ratschlag, eine Idee, einen Tipp – das aus Ihrer Sicht auf viele Krisenmomente passt, unabhängig von der jeweiligen Herausforderung?

„Wenn die Angst deinen Kopf verlässt, betritt das Selbstvertrauen deinen Körper.“ Um aus einer Krise herauszukommen und sich zu trauen, etwas wirklich Entscheidendes zu verändern, braucht es Mut und Vertrauen. Ich freue mich immer, wenn meine Klientinnen mich überraschen und Wege finden, die wir zu Beginn gar nicht für möglich gehalten hätten. Diese Momente sind echte Sternstunden.

Das eigene Leben optimieren lohnt sich

Ich habe oft die Erfahrung gemacht, dass es einen Unterschied macht, ob man etwas nur will oder ob man wirklich bereit dafür ist. Wenn ich wirklich bereit bin, gehe ich los. Jeder noch so kleine Schritt zählt, und in dem Moment, in dem ich mich dafür entscheide, etwas für meine Lebensqualität zu tun, habe ich schon gewonnen. Sei es dir wert, bleib dran – und bring dein Anliegen vom Herzen in die Hände.

FB: Im Rahmen Ihrer Arbeit werden Sie oftmals mit schweren Themen konfrontiert. Wie sieht Ihr Ausgleich dazu aus?

Ja, der Ausgleich ist mir sehr wichtig. Das meiste, was ich tue, ist recht unspektakulär. Ich gehe täglich für etwa eine Stunde in den Wald oder an einen See spazieren – die Natur ist mein größter Ausgleich. Schwimmen tut mir auch sehr gut.

Natur und Genussmomente im Alltag

Außerdem gönne ich mir jeden Tag mindestens zwei Genussmomente. Im Moment bin ich in einer „Kakao-Phase“. Gute Gespräche mit Freunden und wertvolle Themenpartnerschaften sind für mich echte Qualitätszeit.

Am meisten bin ich im Flow, wenn ich mich kreativ betätigen kann. Gib mir Farben und Papier, und ich bin glücklich! 🙂

Mehr zu Beate Wiemann und ihrem Coaching-Angebot finden Sie hier.

Bilder / Copyrights:

Beate Wiemann (Bild 4: selbst gestaltetes Werk)

64keys

Latest Posts

Nicht verpassen!