Geschichte und alte Gemäuer – dafür begeistert sich Antje Krahnstöver von jeher. Diese Leidenschaft trieb sie auch im Berufsleben an und so gelangte sie über Umwege zu ihrem Traumjob. Als Museumspädagogin auf Schloss Rochlitz in Sachsen ist sie täglich von steinernen Zeugen der Vergangenheit und historisch interessierten Besuchern umgeben. Dass sie in diesem Umfeld die notwendige Inspiration für die Konzeption von Ausstellungen und musealen Inhalten findet, ist da nur logisch.
Arbeitsplatz mit Geschichte: Schloss Rochlitz
Im Interview gibt sie uns einen Einblick in ihr spannendes Arbeitsumfeld und stellt uns auch ihren Arbeitsplatz – das Schloss Rochlitz – näher vor.
FB: Frau Krahnstöver – ihr Arbeitsplatz ist umgeben von alten Gemäuern, Sie arbeiten auf Schloss Rochlitz als Museumspädagogin. Wie kamen Sie zu diesem Beruf und zu diesem spannenden Arbeitsplatz?
AK: Meinen Arbeitsplatz verdanke ich einer Reihe von Zufällen, Fügungen und viel Engagement.
Vor mehr als 10 Jahren begann ich auf einer benachbarten Burg als Gästeführerin auf Honorarbasis zu arbeiten. Bald wurde klar, dass diese Arbeit richtig gut zu mir passt und vor allem die Kindergruppen mein Herz aufgehen lassen.
Irgendwann kam der Arbeitsplatz im Schloss Rochlitz
Schritt für Schritt kam ich dann meinem heutigen Arbeitsplatz näher und kann mir im Moment keinen besseren vorstellen. Aber eigentlich habe ich schon 2 andere Berufe: Fotografin und Textildesignerin. Auch diese Fertigkeiten sind immer wieder nützlich.
FB: Wie muss man sich Ihren beruflichen Alltag auf dem Schloss vorstellen?
AK: Meinem Biorhythmus sehr entgegen kommt der relativ späte Arbeitsbeginn. Einen festen Tagesablauf gibt es nicht. Genau das finde ich sehr positiv. Ich mag es nämlich gar nicht, immer das gleiche zu machen. Es gibt natürlich ein sogenanntes „Tagesgeschäft“ mit E-Mails lesen, Anrufe beantworten etc.
Ich spreche viel mit Gästen, welche im Schloss etwas buchen wollen, bereite Angebote vor, netzwerke mit anderen Museen oder Einrichtungen und arbeite an Inhalten für neue Formate.
Wochenendarbeit auf dem Schloss gehört dazu
Dann gibt es noch die vielen tausend Kleinigkeiten, die in so einer großen Anlage auch zu leisten sind, sei es die Blumenkübel zu gießen, Kostüme zu flicken, oder einen Abend lang nach einer Veranstaltung in der Küche das Geschirr zu spülen. Auch Wochenendarbeit ist keine Seltenheit, wenn man da arbeitet, wo andere ihre Freizeit verbringen.
FB: Sie sind auch privat geschichtlich interessiert. Welchen Einfluss hat die Vergangenheit auf Ihren Alltag, wenn Sie nicht gerade Ihrem Beruf nachgehen?
AK: Das Geschichtsinteresse habe ich von meinem Vater, welcher noch bis vor kurzem selbst Stadtführungen machte. Mit meiner Familie lebe ich auch in einem Denkmal, welches schon fast 500 Jahre alt ist. Mein Mann ist Restaurator und wir nehmen uns gern mal die Zeit museale Orte in Nah und Fern zu besuchen. Letztes Wochenende waren wir in den Kunstsammlungen Chemnitz und begeistert. Es gibt viele kluge Sprüche über den Zusammenhang von Geschichte, Gegenwart und Zukunft. Ich finde das wirklich klug.
FB: Sie vertreten das Schloss auch auf regionalen Märkten und Veranstaltungen – auf was für ein Interesse an Geschichtlichem bei den Leuten treffen Sie da? Sind die Menschen noch neugierig auf Vergangenes?
AK: Ja, es gibt viele Menschen, bei denen man nur den richtigen „Knopf“ finden muss und schon hat man sie. Bei dem einen ist es ein Küchengerät aus Omas Zeiten, beim anderen pausbäckige Engelchen die von der Decke hängen und der nächste entdeckt wieder, wie schön es sein kann, seinem Liebsten ein paar Zeilen mit Tusche und Feder zu schreiben. Und mal ehrlich, in eine Rüstung, oder ein Kostüm zu schlüpfen ist doch für viele noch ein Traum aus der Kindheit.
Besucher finden auch im Nachgang Weg ins Museum
So finden immer wieder Leute im Nachgang auch den Weg ins Museum.
FB: Was macht Ihnen bei Ihrer Arbeit am meisten Spaß?
Ich gehe zufrieden nach Hause, wenn ich ein direktes Feedback von unseren Besuchern bekomme und Begeisterung spüre. Am meisten berühren mich immer wieder Kinder mit ihren geistreichen Kommentaren, welche mich nicht selten auf neue Ideen bringen.
FB: Ihr Arbeitsplatz war auch Wirkungsort verschiedener Frauen. Welche waren das?
AK: Vom späten Mittelalter bis ins frühe 18. Jahrhundert war das Schloss des Öfteren Witwensitz für Familienangehörige der Wettiner. Zum Beispiel Amalie von Bayern-Landshut, Elisabeth von Sachsen und Sophie von Brandenburg. Wohl alles recht unterschiedliche Charaktere, welche trotz gewisser Reglementierungen, wie sich eine Witwe standesgemäß zu verhalten hat, ihre Interessen durchzusetzen verstanden. Ich finde allesamt sehr spannende Persönlichkeiten.
FB: Was mögen Sie am Schloss Rochlitz am meisten, gibt es einen Lieblingsplatz?
Ich staune immer wieder, mit welch traumwandlerischer Sicherheit sich die Bauherren vor vielen hundert Jahren die schönsten geografischen Plätze für so einen Herrschaftssitz ausgesucht haben.
Sonnenuntergang über dem Flusslauf ist Highlight für die Museumspädagogin
Wenn man in einer ruhigen Minute auf der Südterrasse sitzt, im Sonnenuntergang über den Flusslauf der Mulde in Richtung Rochlitzer Berg schaut, dann kann man glatt den Feierabend verpassen.
FB: Was sollten sich Besucher auf „ihrem“ Schloss unbedingt anschauen und was bietet die altehrwürdige Immobilie noch?
AK: Ein echtes „Alleinstellungsmerkmal“ ist zum Beispiel unsere historische Schlossküche, welche noch voll funktionstüchtig ist. Hier kann man selbst noch richtig kochen, oder sich bekochen lassen. Auch die Schlosskapelle ist ein kleines Juwel mit seiner wunderbaren Akustik – einfach mal ein Lied anstimmen, Geräuschempfindlich ist unser Museum nicht.
Es gibt so viele spannende Themen aus der Geschichte, zu welchen wir Führungen anbieten: vom Schachspiel, über die Feuerstätten bis zur Toilette. Alles zu erleben im Schloss Rochlitz. Ich freue mich auf neue, interessierte Gäste!
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Bildnachweis: Antje Krahnstöver, Iliya Kirillov