Montag, 9. September, 2024

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Prime & Preise im Abzocke-Modus – Kolumne aus der Chefredaktion

Einen preiswerten Flug ergattern macht Spaß. Und das noch mehr, wenn man sich recht kurzfristig daran macht, Tickets online zu buchen. So wie ich kürzlich, als ich aus beruflichen Gründen einen Flug via Budapest suchte. Der war rasch gefunden, zum Bestpreis von 60 Euro. Ich klickte mich durch bis zum Bezahlvorgang und – blieb hängen. Und hängen. Und hängen. Und zwar an einem simplen Kästchen, in das ein Häkchen gesetzt werden sollte. Aber nicht etwa für Datenschutz oder Anerkennung der Geschäftsbedingungen, wie das im Web so üblich geworden ist. Sondern für die Buchung einer kostenpflichtigen PRIME-Mitgliedschaft bei diesem Flug- und Reiseportal. Willkommen im Abzocke-Modus!

Ich wollte das absolut nicht, hatte aber nicht die geringste Chance, ohne die Setzung des Häkchens, womit das kostenpflichtige PRIME-Abo (!!!) gebucht wäre, zur Zahlung weiterzukommen.

Der Abzocke-Modus ist oft schwer zu erkennen

Irgendwo stand dann noch, dass man die Choose sofort nach Buchung wieder kündigen kann, so dass ich das Häkchen schlussendlich genervt setzte. Die Flugbuchung war somit gebongt, nun ging es daran, dieses rechtswidrig anmutende Abo wieder zu kündigen. Per Mail ging es schon mal gar nicht, es kam jedoch eine Bestätigung dieses Abonnements, in dem eine Telefonnummer für die Kündigung angegeben war. Nun denn – fest entschlossen wählte ich diese. Beim ersten Mal ertönte eine “Kein Anschluss unter dieser Nummer”-Ansage. Ob ich mich verwählt hatte oder diese Durchsage gar eine Masche ist, damit Kündigungswillige aufgeben, blieb nebulös. Ich haute nochmal in die Tasten und war in der Leitung. Nach dem üblichen Warteschleifen-Gedudel hatte ich einen Mitarbeiter dran, der mehr schlecht als recht deutsch sprach, aber immerhin zu verstehen war.

Leute werden fast überredet, im Abo-Modell zu bleiben

Er versuchte krampfhaft, mir das Abo schönzureden und mich bei der Stange zu halten. Wie ein Roboter spulte er seinen Text, wie toll und vorteilhaft doch dieses kostenpflichtige Abo (immerhin fast 100 Euro im Jahr….!!!!) wäre, hinunter. Geschickt versuchte er, meiner Kommunikation, die einzig die Kündigung thematisierte, auszuweichen. Nun bin ich allerdings rhetorisch auch nicht ganz unversiert und kam gleich zum Punkt. Jeden Versuch seinerseits, mir dieses ominöse Abo schmackhaft zu machen, blockte ich ab, so dass er es letztlich unterließ, mir diese Geschichte schönzureden.

Ich bestand darauf, eine schriftliche Kündigungsbestätigung zu bekommen, denn “Trau schau wem!”.

Die kam dann später auch, so dass ich aus der Nummer raus war. Immerhin aber hat sie mich ein Stückchen kostbare Lebenszeit gekostet, was schlichtweg nicht sein müsste. Es ist traurig, dass große Firmen solche Methoden einsetzen, um zu verdienen. Denn klar ist: Derartige schmierige Abos zu kündigen, werden viele Menschen einfach vergessen und gar nicht mitbekommen, dass sie im Abzocke-Modus gelandet sind.

Und womöglich in dem Glauben sein, dass das Häkchen ganz zu recht gesetzt wurde. Mit dieser – gelinde gesagt – schlitzohrigen Masche befassen sich immerhin schon die Verbraucherzentralen und auch Medien, aber ein Ende scheint nicht in Sicht. Deshalb: Aufgepasst bei Flugbuchungen – wer nicht genau hinschaut, hat schnell ein ungewünschtes Abo an der Backe!

In den verschiedensten Branchen lauert Abzocke

Aber nicht nur im Reisebereich sind solche Methoden an der Tagesordnung. Ähnliches widerfuhr mir mit einem Inserat bei einem Immobilienportal im Web. Hier buchte ich eine Objektanzeige in dem Glauben, dass die digitale Annonce um die 90 € für drei Monate kostet. So wurde es mir suggeriert. Auch hier setzte ich wieder ein Häkchen, mit dem das Unheil begann. Im Gegensatz zur Flugbuchung erkannte ich bei dem fatalen Klick nicht, dass ich in der Abo-Falle gelandet war. Und – schwupp! – hatte ich mir ein Laufzeitmodell für um die 90 € IM MONAT eingefangen – Ende der Laufzeit nicht absehbar.

Natürlich setzte ich auch hier wieder Himmel und Hölle in Bewegung, um aus der Sache rauszukommen, doch es gelang nicht. Abwimmel-Mails, vorgefertigte Verweise auf die Abo-Buchung, die per E-Mail kamen und schlussendlich ein Anwaltsbüro, das gegen mich klagen möchte waren die negative Bilanz dieser “einmaligen” Buchung, die ich übrigens sofort nach Vertragsabschluss zahlte. Freilich in dem Glauben, nur eine Einmalzahlung tätigen zu müssen. Auch hier finden sich über dieses Unternehmen unzählige Artikel im Netz. Es scheint eine Masche zu sein, die Methode hat.

Liebenswürdigerweise erlaubte es mir mein Landgericht um die Ecke, ausführlich Stellung zu nehmen. Diese Chance nahm ich wahr und machte ohne Anwalt meinen Standpunkt deutlich. Entsprechende Medienberichte über dieses unlauter anmutende Gebaren schickte ich meinem Antrag auf Abweisung der Klage gleich mit. Nun muss der Dinge geharrt werden, die da kommen.

Im Internet immer auf der Hut sein!

Fakt aber ist: All das ist nervig. Kostet Zeit, Mühe und womöglich auch Geld. Es ist und bleibt in meiner Wahrnehmung unseriös, (nahe) an der Gesetzeswidrigkeit und einfach unlauter. Da es sich um große Unternehmen handelt, dürfte ein Ende solcher Abzock-Fallen nicht abzusehen sein.

Insofern bleibt nur der Tipp, bei allen Aktivitäten im Internet, die mit Buchungen einhergehen, genau hinzuschauen. Die Tricks werden bekanntlich immer raffinierter und selbst wer sich als vorsichtigen und diese Machenschaften durchschauenden Menschen einschätzt, kann furchtbar auf die digitale Nase fallen. Vorsicht ist besser als Nachsicht – ganz gleich, ob man irgendwo ein Häkchen setzen muss oder ganz ohne Hinweis in der Abo-Falle sitzt. Zweimal hinschauen lohnt sich. Vor dem Klick – versteht sich!

Bild: stock.adobe.com / contrastwerktatt
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