Freitag, 6. Dezember, 2024

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Patchwork-Kunst im Farbenwerk: Leipziger Quilt-Manufaktur begeistert mit Unikaten

Wer das Atelier von Daniela Witt in der Leipziger Franz-Flemming-Straße 15 besucht, dem fallen sofort die außergewöhnlichen Stoffobjekte ins Auge. Diese hängen in der Manufaktur in verschiedensten Mustern an den Wänden oder bedecken den Boden. Es sind farbenfrohe Quilt-Unikate aus Jeans oder aus verschiedenen Stoffen mit grafischen Mustern. 

Einstige Farbenfabrik in LeipzigLetztere bilden eine interessante Parallele zu Zeiten, in denen der Standort das 1906 erbaute Druckfarbenwerk „Springer & Möller“ war. Denn mit der Produktion von Buch- und Steindruckfarben war man seinerzeit auch für die grafische Industrie und somit für einen kreativen Zweig tätig.

Ein erstaunliches Detail aus einer Zeit, die zwar mit der jetzigen nichts mehr gemeinsam hat, aber an diesem Ort mit einer fast spürbaren atmosphärischen Verbindung bis in die Gegenwart wirkt. 

Auf dem Weg ins Quilt-Atelier begibt man sich auf eine Zeitreise

Daniela WittUnd Atmosphäre hat das großzügige Industriegemäuer, das sich Daniela Witt (im Bild) für ihr künstlerisches Wirken ausgesucht hat, zweifelsohne! Das Areal, in dem verschiedene Künstler und Kreative arbeiten, besticht mit einer Symbiose aus unfertigem industriellem Loft-Charme und DDR-Ambiente.

Die mit Graffitti besprühten Wände sollen dem Vernehmen nach von Rockergangs stammen, die sich Anfang der 2000er in dem Gebäude aufhielten.

Vieles in der alten Fabrik ist aus den Anfangs- und später den DDR-Jahren, als dort Farbe und Lacke produziert wurden, noch original erhalten. Und so wird der Blick des Besuchers auf immer wieder neue Details gelenkt. Der Weg ins Quilt-Atelier ist also schon eine kleine Zeitreise für sich. 

Angekommen in den Räumen der Leipzigerin ist das Thema „Zeitreise“ längst nicht abgehakt, denn die Kundschaft der Patchwork-Künstlerin will mit den bunten Stücken oft genau das: In Gedanken noch einmal zu jenen Tagen reisen, die das eigene Leben prägten und als besondere Zeitabschnitte für immer Teil der eigenen Persönlichkeit sind. 

Daniela Witt wandelt Lieblings-Kleiderstücke zum Patchwork-Kunstwerk um 

Was die ausgebildete Textilkünstlerin über ihre Kundschaft und deren Intentionen, sich ein farbenfrohes Patchwork-Unikat von ihr anfertigen zu lassen, erzählt, ist spannend. 

Quilt für einen SportlerDa ist der Jugendliche, der mit Beginn der Volljährigkeit seine Heimat verlässt und zum Studium in eine andere Stadt zieht.

Seine alten Lieblingskleidungsstücke – zu einem farbenfrohen Quilt zusammengefügt – dienen ihm in Zeiten der Neuorientierung als heimeliges Andenken an das Zuhause und die Kindheit.

Oder der Sportler, der alle Shirts, die er bei Wettkämpfen oder Spielen bekommt, zu einer einzigartigen Patchworkdecke zusammennähen lässt.

Selbst die Erinnerung an einen geliebten Menschen kann mittels eines Quilts lebendig gehalten werden: So wurden im Atelier schon Kleidungsstücke von verstorbenen Menschen für hinterbliebene Angehörige zu einem farbenfrohen Patchwork-Unikat verarbeitet.

Doch wie kam Daniela Witt überhaupt dazu, künstlerisch anspruchsvolle Patchwork-Stücke zu einem Quilt zusammenzufügen? Immerhin ist Quilten hierzulande eine eher seltene Handwerkstechnik. Und was genau ist ein Quilt? 

Quilts kreieren: Eine jahrhundertealte Handwerkskunst, die hierzulande selten ist

Zunächst die Antwort auf die Frage, woraus solche kreativ geschaffenen Stücke bestehen: 

Bunter QuiltEin Quilt repräsentiert ein textiles Produkt, welches üblicherweise aus drei Lagen besteht. Diese Schichten bestehen traditionell aus dem sichtbaren Quiltobermaterial, einer Lage Vlies oder Wattierung und einer rückseitigen Abdeckung.

Sie werden mittels Steppstichen miteinander verbunden. Die Steppstiche durchdringen die drei Schichten auf der Vorderseite des Stoffes und dienen nicht nur dazu, den Stoff zu stabilisieren, sondern können auch dekorative Muster bilden.

Die Oberseite eines Quilts kann aus einem einzigen Stoffstück bestehen, in den meisten Fällen jedoch besteht sie aus kleinen, zusammengenähten Teilen. Dies wird als Patchwork bezeichnet. Das Muster und die Farben dieser einzelnen Stoffstücke ergeben das Design des Stückes. 

Was inspirierte Daniela Witt aber nun dazu, sich dieser Handwerkstechnik, mit der sie in Mitteldeutschland und fast auch bundesweit ein Alleinstellungsmerkmal hat, professionell zu widmen?

Patchwork-Decken als Quilts: Bei Müttern beliebt

Begonnen hat es mit dem Anfertigen von Patchworkdecken im privaten Kreis. Vornehmlich waren es Mütter, die sich für die farbenfrohen Handarbeiten begeisterten und Krabbeldecken für den Nachwuchs wünschten. 

Je mehr Stücke Daniela Witt für frischgebackene Mütter im Freundinnenkreis anfertigte, desto größer wurde das Interesse in ihrem Umfeld. 

Bunter QuiltAuftragsarbeiten wurden rasch zur festen Routine und die Arbeit mit Stoffen und Mustern gestaltete sich ganz anders, als es Daniela Witt im Bekleidungstechnikstudium erlernt hatte. Schnell stellte sie – die eigentlich auf dem Sprung in die klassische Modebranche war – fest, dass das Zerschneiden und neu Zusammensetzen von Kleidung ihr mehr Freude bereitete, als die herkömmliche Art der Arbeit mit Textilien.

Die Welt des Patchworks war ab da an der Kosmos, in dem sich Daniela Witt wohlfühlte und in den sie mit viel Energie und Engagement eintauchte.

Sie begann, aus den verschiedensten Stoffen und in allen möglichen Farbvariationen Quilt-Unikate zu fertigen und sie zum Verkauf anzubieten. So gehen von ihr gefertigte Quilts, die sie auf internationalen Web-Plattformen anbietet, häufig in die USA.

Auch Brautpaare gehören regelmäßig zu den Käufern ihrer Stücke. Denn dem Hochzeitspaar auf seiner Feier einen farbenfrohen Quilt zu überreichen, ist in einigen Ländern Tradition. 

Die Stoffe für die Unikate sind hauptsächlich „Second Hand“

Um die 15 bis 20 Stücke hält Daniela Witt kontinuierlich auf Plattformen im Internet zum Verkauf vor, die Anfertigung eines Quilts dauert zwei bis drei Wochen. Die Stoffe für die außergewöhnlichen Unikate stammen von ausrangierten Bekleidungsstücken, Tischdecken, Vorhängen, etc. Hierfür stöbert Daniela Witt auf Flohmärkten oder nutzt „Zu verschenken“-Angebote. 

NähmaschineFür einen besonderen Quilt aus Jeansstoffen genügte ein Rundruf im persönlichen Umfeld und so fanden ausrangierte Jeanshosen erst den Weg ins Atelier und dann –  neu zusammengesetzt – auf ein Patchwork-Unikat. Diese Nachhaltigkeit ist der Designerin sehr wichtig – ohne sie geht nichts.   

Das ökologische Bewusstsein ist auch bei einem Großteil der Teilnehmer der Näh-Workshops, die Daniela Witt anbietet, ausgeprägt.

Zwei- bis dreimal in der Woche kommen bis zu vier Teilnehmerinnen – oder auch Teilnehmer – in familiärer Atmosphäre im Atelier zusammen und können an professionellen Nähmaschinen-Arbeitsplätzen nähen lernen. 

Nähkurse im Atelier sind gefragt

Hinter dem Wunsch, diese Fertigkeit zu erwerben, steht zumeist der Gedanke einer nachhaltigen und ressourcenschonenden Lebensweise. „Lieber ein schönes, langlebiges Stück selbst nähen, als fragwürdige Billigstücke im Handel kaufen“ – diese Einstellung bringen viele Teilnehmer mit und lassen sich mit Neugier und Eifer von der Nähexpertin anleiten. 

Quilt-AtelierDie Workshops und die Kommunikation mit Gleichgesinnten sind für Daniela Witt ein schöner Ausgleich zu ihrer Arbeit an den Quilt-Unikaten, die eher ein stilles Wirken im Alleingang ist. Nach Absprache können das Atelier und die Quilt-Kunstwerke besichtigt werden.

Erste Einblicke gewährt zudem die Homepage, auf der aktuelle Informationen und Termine veröffentlicht werden. Über weitere sehenswerte Manufakturen können Sie sich hier informieren.

Besuchen Sie gern auch die Homepage “Leipzig liebt Regionales”.    

Die Serie “Manufakturen in Leipzig” ist eine bezahlte Kooperation mit der Leipzig Tourismus Marketing GmbH 

 

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