Durchatmen, sich vom Job mal rausnehmen und – vor allem! – Zeit fürs Baby: Das ist der Sinn von Elternzeit. Die freien Monate, die sich hierzulande noch immer mehr Frauen als Männer nehmen, können aber wohl auch für nervige Eintönigkeit und somit für Langeweile sorgen.
Mütter tauschen sich zu Langeweile in der Elternzeit aus
Das zumindest berichten übereinstimmend mehrere Mütter in einem Familienforum.
Unter der Überschrift
“Elternzeit – wie habt ihr das ausgehalten?”
berichtet eine Userin namens “Orangeee” von ihrer Zuhause-Zeit mit Kind. Sie schreibt (Rechtschreibung immer im Original):
“ich wollte mal fragen, wie ihr das 1 Jahr oder vielleicht sogar 2 – 3 Jahre ausgehalten habt.
Meine Tochter ist jetzt 4 Monate alt und ich langweile mich hier jeden Tag einfach nur zu Tode. Im Grunde warte ich den ganzen Tag nur darauf, dass endlich mein Mann nach Hause kommt oder wieder Wochenende ist. Jeden Tag passiert hier nur der gleiche Kram. Mit Baby spielen, Haushalt machen und Baby dabei zugucken lassen, stillen, Baby zum einschlafen bringen, vielleicht mal einen Podcast hören und ein bisschen im Internet scrollen. Ich geh mal ab und zu in die Stadt, aber das kann ich ja auch nicht jeden Tag machen(…)Ich bin deshalb total frustriert und fühl mich mega verloren. Ich war vorher ein absoluter Workaholic und ein super energiegeladener Mensch. Ich hab 10 – 14 Stunden am Tag gearbeitet und tausend Hobbies gehabt. Die Arbeit ist jetzt weg und die meisten Hobbies auch. Das macht mich irgendwie ganz schön fertig und ich weiß gar nicht, wie ich das jetzt so lange aushalten soll. Ich liebe meine Tochter über alles, aber mir fehlt auch die intellektuelle Forderung(…)”
Das Ausbleiben der intellektuellen Forderung, das Verstreichen gefühlt ereignisloser Tage – in diesem Tenor lesen sich auch die Postings anderer Userinnen zum Thema.
“Dinschn84” schreibt:
“(…)mir geht es ähnlich. Meine süße Tochter ist jetzt 5 Monate alt und ich genieße auch die gemeinsame Zeit mit ihr. Sie lernt grad so viel und entwickelt eine richtige Persönlichkeit, aber mir ist wie dir langweilig. Aktuell sind wir zwar im Umzug, aber das ist nun auch nicht gerade meine Lieblingsbeschäftigung. Die Tage ähneln sich schon sehr und auch ich warte abends sehnlich auf meinen Freund.(…)
Recherchiert man im Netz zu Langeweile in der Elternzeit, ploppen unzählige Artikel von Frauen auf, die ebenso von diesem Empfinden berichten.
Lieber Job als “Nur-Kind”-Phase?
Etliche dieser Autorinnen äußern sogar eine Hoffnung, die auf nicht wenige andere Mütter durchaus befremdlich wirken könnte. Nämlich, dass sie ihr Kind so bald als möglich in die Kinderkrippe respektive in Betreuung geben können. Weil sie dem temporären “Nur”-Mutterdasein und auch der Elternzeit nichts abgewinnen können. Und schnellstens zurück in den Job wollen.
Allerdings gibt es in der eingangs erwähnten Online-Diskussion auch andere Stimmen.
Nicht allen Müttern wird in der Elternzeit langweilig
Scheinbar wird nicht allen Frauen mit Baby die Elternzeit gleich lang oder/und langweilig.
So schreibt “jukimaus”:
“Mein Baby ist 4½ Monate. Mir ist höchst selten langweilig, sie sie aber auch toll und macht alles mit. Auch wir ziehen in 4 Wochen um und ich fahre möglichst einmal die Woche mit ihr und meiner Mutter zum neuen Haus, um da den Garten zu pflegen (auch FSME-Gebiet). Heute waren mein Mann und ich in der Stadt. Einmal die Woche gehen wir vormittags mit einer Freundin und ihren Pferden spazieren, manchmal ist die Schwiegermama dabei, dann kann ich sogar reiten, weil sie dann den Kinderwagen schiebt. Dann geh ich noch einmal wöchentlich zum Bogenschießen. Und schließlich treffe ich mich hier und da mit verschiedenen Freundinnen.(…)”
In einem weiteren Posting, das unter dem Titel: “Langeweile als Mama in Elternzeit” gleich unter der ersten Diskussion veröffentlicht wurde, geht es um dasselbe Thema. Nur wird hier verbal schärfer geschossen und es ist gar von “Verdummung” die Rede, die Mütter während der Elternzeit heimsucht.
Bringt Elternzeit Verdummung mit sich?
So schreibt Userin “MissionBaby”:
“(…)Man verdummt leider schnell zu Hause(…)”,
was aber nicht unwidersprochen bleibt.
“Alice” kontert diese These folgendermaßen:
“Das verstehe ich irgendwie nicht so ganz. Wieso ,,verdummt” eine Mutter zu Hause? Wobei ,dieser Ausdruck schon nicht unbedingt klug ist (…)Ich lebe doch ein gewisses Leben, wieso sollte sich mit Kind alles ändern? Wer schon vorher Fantasie und Antriebslos war , wird sich mit Baby natürlich bestätigt fühlen, aber eigentlich, gibt es keinen Grund zu Hause zu versumpfen und abzustumpfen(…)”.
Und auch die Langeweile in der Elternzeit ist in diesem Threat wieder ein Thema. Allerdings in der Form, dass man (FRAU) sie eben gerade nicht hat. Viele Mütter posten ihre Tipps und Erfahrungen, die Langeweile nicht einmal im Ansatz aufkommen lassen.
Vielfältig ausgefüllte Tage auch mit Baby
“Vami81” beispielsweise berichtet von ihren vielfältig ausgefüllten Tagen:
“Mein Kind geht nächsten Monat mit 18 Monaten in die Kita und ich hatte noch keinen Tag Langeweile. Ich treffe mich mit anderen Mamas, gehe zum Babyschwimmen und jetzt bei dem Wetter viel raus. Ich treffe mich aber auch zum Essen mit Kollegen, mache Wellness- Ausflüge übers Wochenende mit meinen Freundinnen, lese Artikel in der Fachpresse, um auf dem Laufenden zu bleiben und genieße die Zeit einfach.(…)”
Stichwort: Lesen. Das ist für die Elternzeit eigentlich DIE Idee schlechthin! Lesen, lesen und nochmals lesen. Wahrscheinlich hat man als Mutter die nächste Zeit nie wieder so viele Zeitkapazitäten, um Bücher zu schmökern. Und: Selbst für jene, die keine Lesejunkies sind, dürfte mit den verschiedensten Beschäftigungen der Langeweile in der Elternzeit der Garaus gemacht werden.
Viele Dinge könnten ausprobiert oder einfach gemacht werden
Warum nicht einfach neue Koch- und Backrezepte ausprobieren? Das wird sich vor allem dann bewähren, wenn der Nachwuchs älter ist und die Mutter alltäglich vor der Frage steht, was sie Unkompliziertes und Gesundes (!) auf den Tisch bringen soll. Wer meint, dass seine mütterlichen Gehirnzellen nicht mehr genug gefordert werden, der sollte sich in Sachen Podcasts umschauen. Neben jenen Hörformaten, die schlichtweg der Unterhaltung dienen, gibt es unzählige Streaming-Angebote, die sich mit herausfordernden Themen beschäftigen.
Job, Karriere, Aktien, Landleben, Stadtleben, Interviews, Künstliche Intelligenz, und, und, und…Es gibt in Sachen Podcast wohl kein Thema, das es nicht gibt. Hört man hier in der Elternzeit rein, kann man sich sehr wohl von Themen, die einen interessieren oder/und beruflich nützen, inspirieren und intellektuell fordern lassen. Wer sich von einer Thematik besonders angesprochen fühlt, wird dazu im Nachgang immer mal noch Informationen recherchieren – auch ein Pluspunkt für die geistige Aktivität.
Der Alltag wird noch stressig genug!
Neben diesen Dingen verschaffen natürlich auch Unternehmungen mit Freunden, Café-Besuche und Spaziergänge in der Natur Kurzweil. Vielleicht könnten viele frischgebackene “Erst”-Mütter all das besser genießen, wenn sie vorher schon wüssten, wie stressig ihr Alltag zukünftig sein wird. Und in den allermeisten Fällen wird er das – ganz gleich, ob man ein Kind hat oder fünf.
Deshalb gilt: Ganz entspannt bleiben und auch faule und vermeintlich langweilige Stunden einfach mal auskosten. Der Stress kommt schon von ganz alleine in das eigene Leben zurück.
Weshalb es auch keineswegs verwerflich ist, in einer Netflix-Serie zu versinken, während das Kind schläft oder gestillt wird…Hauptsache, keinen Stress!
Bild: pexels.com / Monica Turlui
Quelle: urbia.de / Forum, 12.06.23