Samstag, 27. Juli, 2024

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Vom Duft “erschlagen” – Kolumne aus der Chefredaktion

Einen Duft trägt man (FRAU) in erster Linie für sich selbst. Weil man – klar – gut riechen will. Und natürlich auch für das persönliche Umfeld, das sich an dem Parfüm erfreuen soll. Auch klar. Ebenso weiß fast jede weibliche Zeitgenossin, dass man die lieblichen Tröpfchen oder Eau de Toilettes sparsam auftragen soll. Ein wenig beidseitig auf den Puls oder zart an den Hals respektive hinter die Ohrläppchen. So parfümiert wird der Duft immer dezent sein und keinen Mitmenschen unangenehm behelligen.

So weit – so gut. Dass es natürlich auch unter Frauen Ausnahmen gibt und so manche Dame ihren Duft gefühlt eimerweise über den Körper verteilt, weiß man und es dürfte wohl keine unter den Frauen geben, die so einem Duft-Tsunami noch nicht ausgesetzt war.

Oftmals haben Männer kein Gefühl für die Dosierung von Duft

Es scheint jedoch weitaus mehr Männer zu geben, die kein Gefühl für das Auftragen eines Duftes haben. Zumal bei diesen Zeitgenossen Duft auch nicht gleich Duft ist und das starke Geschlecht oft nicht davor zurückschreckt, sich mit schrecklichen 3,50-€-Deos einzudieseln.

Wie belastend das sein kann, habe ich erst dieser Tage erst wieder erlebt. Ich war außerhalb der Reihe – Samstags, weil ich nicht anders konnte – bei meiner Zahnärztin bestellt und stand eine Viertelstunde vor dem vereinbarten Termin in aller Hergottsfrühe vor der Praxis. Diese befand sich in einem normalen Wohnhaus, dessen Treppenaufgang an jenem Morgen schon erstaunlich gut frequentiert war. Wahrscheinlich tigerten die Bewohner zum Bäcker oder zur Schicht.

Einer von diesen Leuten, die die Treppe herunterkamen, war ein junger Mann, der es wohl mit einem der oben erwähnten Billig-Deos nur allzu gut gemeint und sich offenbar von oben bis unten einsgesprüht hatte. Nicht nur, dass er eine extrem aufdringliche Wolke im kurzen Moment des Vorbeigehens hinterließ – nein: Dieses abstoßende Bouquet sorgte außerdem dafür, dass ich sofort starke Kopfschmerzen bekam. So manche Lady wird das nachvollziehen können und bestimmt von dieser Art des “Duftes” auch schon mal unangenehm berührt gewesen sein.

So mancher Herr der Schöpfung mag es übertrieben eingedieselt

Diese gar nicht dufte Begegnung der dritten Art war allerdings nicht die erste. Häufig schon musste ich das Ergebnis übermäßigen Deo-Gebrauchs von Männern einatmen. Im Zug, im Supermarkt an der Kasse und selbst bei Dates (auf die es nie ein zweites gab….!).

Und natürlich frage ich mich, warum so viele Herren der Schöpfung eine Vorliebe für den übermäßigen Gebrauch von (Deo)Duft haben? Gibt es keine Ehefrauen, Schwestern, Lebensgefährtinnen oder Kolleginnen, die denen mal diskret stecken, dass weniger mehr und ein hochwertiges Parfüm oder Eau de Toilette besser wäre?

Oder braucht es für diese Spezies vielleicht das ganz persönliche Erweckungs-Erlebnis? So wie ich es hatte – als Teenie. Seinerzeit wagte ich den ersten Shoppingbummel in unserer Kreisstadt alleine, ohne Eltern. An meiner Seite: Meine beste Freundin. Aufgeregt, mit zusammengespartem Taschengeld und neugierig, fuhren wir mit der S-Bahn zu unserem ersten unbegleiteten Stadt-Trip und wir fühlten uns ungeheuer erwachsen.

Ein “duftes” Erlebnis der dritten Art…!

In einer Parfümerie probierte ich unzählige Düfte aus – wild entschlossen, mir ein Parfüm mitzunehmen. Doch ich benutzte mitnichten die vorgesehenen dünnen Papierstreifen, die in jeder guten Parfümerie zum Testen angeboten werden. Nein: Ich sprühte mir Duft für Duft auf den Schal (es war Winter). Unverdrossen zischte ich die verschiedenen Parfum-Aromen auf das wärmende Kleidungsstück und bemerkte auch zunächst – nichts.

Meine Nase hatte längst schlapp gemacht, damals wusste ich noch nicht, dass man nach drei, vier Düften besser mit dem Testen aufhört, weil man sonst sein Riechorgan überfordert und das jeweilige Bouquet gar nicht mehr richtig riechen kann.

Nun gut. Irgendwann traten meine Freundin und ich an diesem Tag den Rückweg per S-Bahn an. Da zur gleichen Zeit in jener Stadt ein wichtiges Fußballspiel zu Ende war, fanden wir keinen Sitzplatz mehr in der Bahn, im Gegenteil: Eng an eng mussten wir uns mit anderen Fahrgästen in die engen Gänge drücken. Bedingt durch diese Enge kam es, dass ich meinen Schal, der mir nun dicht und unverrückbar unter der Nase hing – präpariert mit gefühlt 57 Düften – ununterbrochen roch.

Dieses Erweckungserlebnis hat gewirkt

Beziehungsweise die verschiedenen aufgesprühten Parfüm-Noten. Die daraus resultierenden Kopfschmerzen sind mir heute noch in Erinnerung. Niemals mehr kam ich auf die Idee, in einer Parfümerie mehr als ein, zwei Düfte zu testen.

Oder mich mit meinem eigenen Duft mehr als mit nur einem Hauch einzusprühen. Klar, man(n)chem fehlt so ein Erweckungserlebnis.

Deshalb mein Appell an die Herren da draußen: WENIGER IST MEHR!

Gilt natürlich auch für weibliche Duft-Liebhaberinnen, die den Finger gar nicht lange genug auf dem Sprühflakon haben können….!

Bild (Symbolfoto): pexels.com / Polina Zimmermann
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