Dienstag, 15. Oktober, 2024

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Der Küchentisch: Familienbüro wider Willen – Kolumne aus der Chefredaktion

Wir haben es mit einer Pinnwand versucht, mit einem Behältnis und auch mit einem Büchlein. Es hat nichts gebracht, der tägliche Organisationsaufwand innerhalb der Familie hat sich mit all diesen Versuchen nicht bändigen lassen. Entweder lag eine wichtige Info ganz unten (als der Versuch mit dem Behältnis dran war…) oder man schaute nicht hin (zur Pinnwand) oder vergaß es aufzuklappen (das Büchlein). Einzig der gute alte Küchentisch hat sich als zuverlässige Ablage-Area in Sachen Familienalltags-Zettelei bewährt. Oder besser gesagt: Er muss es einfach.

Unzählige Infos landen im Alltag auf dem Küchentisch

Denn anders lassen sich die gefühlt hundert Informationen, die wöchentlich auf uns als Familie einprasseln, nicht im Zaume halten. Geschweige denn abarbeiten…Sie wissen, wovon die Rede ist? Klar: Von den unzähligen Dingen, die Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat abzuarbeiten sind. Und die nicht untergehen dürfen! Auf keinen Fall!!!

Dort ist für das eine Kind ein Passbild für den Ausweis im Sportverein bis nächsten Samstag mitzubringen, da für das andere Kind das Geld für das Verabschiedungsgeschenk der netten Musiklehrerin, die in Rente geht und irgendwo muss man ja auch mal noch notieren, dass man schleunigst den Termin beim Kieferorthopäden besorgen muss. Und bloss nicht die neuen Pflanzen für den Friedhof vergessen, die man dieser Tage gegen die vertrockneten Blüten am elterlichen Grab austauschen will!

Es sind unzählige Informationen dieser Art, die Woche für Woche entweder von außen den Weg in unsere vier Wände finden (aus Schule, Kita, Sportverein & Co.) oder die von mir als “Zu erledigen”-Punkte auf einen Zettel geschrieben werden. Meist schreibe ich für jede einzelne Verpflichtung oder Besorgung einen Extra-Zettel, so dass sich täglich eine ziemlich umfangreiche Zettelei auf unserem Küchentisch befindet.

Die ganze Zettelei wandert in der Küche von A nach B

Und im Laufe der Tageszeit immer mal wieder wandert. Sprich: Wenn das Essen aufgetragen wird, lege ich die jeweils einzeln sortierten A-5-Blätter (Reste aus irgendwelchem Papier oder Rückseiten von nichtssagenden Schriftstücken – man will ja bewusst leben) einen halben Meter weiter – auf die Waschmaschine. Wird dort Platz gebraucht, rückt das gesamte Papierarsenal wenige Zentimeter weiter – auf den Spüler.

Mache ich am Ende des Tages in der Küche “klar Schiff” und versetze das Reich der Kulinarik nach dem Abendessen wieder in den ursprünglichen Zustand, kommen die Papiere alle wieder an ihren Stammplatz: Auf den Küchentisch. Schön oberhalb des Serviettenhalters, so dass sie einem ins Auge fallen und man am nächsten Morgen definitiv an die 5,00 €, die das Kind für ein in der Schule aufgeführtes Theaterstück mitbringen soll, denkt.

Meinen Mann macht diese Art Organisation wahnsinnig, aber am Ende bin ich diejenige, die all das Geforderte oder noch zu Erledigende abarbeitet, so dass ihm gar nichts anderes übrig bleibt, als das Zettelgedöns zu akzeptieren.

Im Homeoffice gehen die Zettel oft heillos unter…!

Nun ist es nicht so, dass ich nicht auch andere Möglichkeiten, als die eingangs erwähnten ausprobiert habe. Das habe ich selbstverständlich!

So trug ich die verschiedensten zu Papier gebrachten Informationen auch schon in mein Arbeitszimmer – um sie dort im Auge zu behalten.

Aber leider hat mein Schreibtisch im Homeoffice die schlechte Angewohnheit, permanent unter Papierbergen zu verschwinden. Da liegt dort ein Stapel meiner Themenrecherche, daneben der Berg mit den Rechnungen, mittendrin meine Tastatur und seitlich schlängeln sich Kalender, Rezepte und TAN-Zettel fürs Onlinebanking die verlängerte Seite meines doch recht großzügigen Arbeitstisches entlang. Es ist ein Chaos – aber ein Kreatives!

Deshalb, Sie ahnen es vielleicht, schlug bislang jeder Versuch, die ganzen privaten Zettel im Auge zu behalten auf diesem Terrain fehl. Schlimmer noch: Nicht nur einmal kam eines der Kinder zu mir und erinnerte mich daran, dass ich ihm ein bestimmtes Dokument für die Schule nicht mitgegeben hatte. Und tatsächlich: Unter Bergen von Papieren tummelte sich  der Vordruck mit den zu aktualisierenden Angaben der Notfall-Telefonnummern der Eltern, der bis vorgestern in der Schule abzugeben war.

Auf dem Küchentisch geht nichts verloren

Tja…Da steht man dann da…Peinlich!

Liegen solche und andere Informationen indes auf meinem treuen alten Küchentisch – oder wenigstens irgendwo in der Küche – passiert so etwas nicht. Denn auch wenn ich das Zettel-Wirrwarr von A nach B und von B wieder nach C schiebe: Es geht zwischen Herd und Kühlschrank einfach nicht verloren.

Die Gefahr, irgendeine dringliche Alltagsangelegenheit zu vergessen, geht mit diesem System tatsächlich gegen Null. Und das ist die Hauptsache.

Schön ist es dann übrigens auch, wenn Dinge abgearbeitet sind und ich die Zettel gleich mehrfach am Stück in den Papiermüll werfen kann. Dennoch hält sie sich nur von kurzer Dauer – die freie Stelle am Küchentisch, oberhalb des Serviettenhalters. Nur Stunden später finden sich nämlich genau dort wieder -zig Infos, die zur Erledigung mahnen. Schön auf A-5-Zetteln festgehalten und in Reihe gelegt.

So wie es sich für die Organisation eines Familienbüros auf dem Küchentisch gehört…!

Bild: pexels.com / Frans van Heerden

 

 

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