Für ein Foto auf`s Handy tippen, mit einem Klick Instagram öffnen, das Bild hochladen und mit mehr oder weniger sinnvollen Hashtags in der Social-Media-Welt präsent sein: So agieren heute viele Influencer, die sich dem Thema “Reisen” verschrieben haben.
Viele von Ihnen sind so jung, dass sie die Internet-Welt mit Modem-Zugang und Internetcafé gar nicht mehr kennen.
Bildversand via Modem
Im Gegensatz zu Beate Steger (im Bild): Die Globetrotterin schickte schon Fotos von einer Weltreise in die Heimat, als der Begriff “Influencer” noch gar nicht erfunden war. Und erinnert sich noch sehr genau daran, wie es war, sich für den Bildversand via Web Anfang der 2000er-Jahre noch mit einem externen Modem umständlich einzuloggen oder nach einem Café mit Internetanschluss Ausschau zu halten.
Damals hat die reisebegeisterte Frau von ihrem Trip um die Erde mit dem Fahrrad sage und schreibe 34 Reiseberichte auf diese Weise auf die digitale Reise geschickt.
Weltreise mit dem Rad war der Auftakt für die Selbständigkeit
Dieser spannenden Tour sollten weitere Reisen folgen. Beate Steger kündigte ihren gut dotierten Job und widmete sich von nun an dem Unterwegssein. Bis heute reist sie sowohl in die Ferne als auch innerhalb der Heimat. Mittlerweile hat sie sich auch als Autorin für Reisemagazine und Bildbände einen Namen gemacht und veranstaltet zudem Mulitimedia-Reisereportagen.
Fasziniert auch vom Pilgern
Neben Zielen fernab von Europa hat sie zudem eine Faszination fürs Pilgern entwickelt und sich auch hier professionalisiert. Im Interview erzählt die sympathische Frau aus Wiesloch, wie sich ihr Leben rund um das Reisen und Pilgern gestaltet. Und wie sie die aktuelle Corona-Situation – die ja vielen Leuten, die privat oder geschäftlich mit Reisen zu tun haben zusetzt – meistert.
FB: Frau Steger, Sie haben vor Jahren eine Weltreise mit dem Fahrrad gemacht. Was hat sie bewogen, per Drahtesel unsere Erde zu erkunden?
Ich wollte einfach mal länger unterwegs sein, als nur die üblichen zwei bis drei Wochen Jahresurlaub. Ein ganzes Jahr, und dabei viel von der Welt zu sehen, fand ich absolut reizvoll.
Das Fahrrad als günstige Reisemöglichkeit
Die Wahl aufs Fahrrad als Transportmittel fiel, weil das erstens eine günstige Reisemöglichkeit ist, man ist in Bewegung, an der frischen Luft, ist sehr direkt an der Welt dran sozusagen, und man kann auch einiges mitnehmen.
Zumindest mehr, als wenn man zu Fuß unterwegs wäre.
FB: Was waren die prägendsten Erlebnisse auf der Tour mit dem Rad?
Die Begegnungen mit den Menschen, wobei das bisher auf allen meinen Reisen, auch den Pilgerreisen, immer das Bewegendste ist. Aber auch die grandiose Natur, die wir trotz aller Umweltschäden immer noch haben.
An der Pazifikküste in den USA, in Oregon und Kalifornien, ist es möglich, wenn man mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs ist, direkt inmitten der Mammutbäume zu zelten. Das war sensationell.
Nach Rückkehr von der Weltreise den Job reduziert
Ich liebe nämlich Mammutbäume, diese uralten Riesen, die schon so viel gesehen und erlebt haben.
FB: Gab diese Reise den Ausschlag, Ihren guten Job zu kündigen?
Definitiv ja. Ich wollte vorher schon selbständig arbeiten, und die Weltreise mit Rad und Laptop gab mir die Möglichkeit bzw. die Idee, was genau ich machen könnte.
Nach der Rückkehr habe ich sukzessive meinen Job bei SAP reduziert und nebenbei meine Selbständigkeit als Vortragsreferentin und Reisejournalistin aufgebaut.
FB: Wie ging es nach dem Ausstieg aus der „Hamstermühle“ weiter? Planten und unternahmen Sie gleich weitere Reisen?
Zuerst habe ich aus den Erlebnissen und über 5000 Bildern einen Vortrag erstellt, „Weltreise mit Rad und Laptop“, und habe den als Multivsion, früher sagte man Diashow, gezeigt. Dann folgten gleich weitere Reisen, allerdings nicht mehr so lange am Stück, nach Vietnam oder Schottland, und daraus wurden auch jeweils Vorträge erstellt.
Vom Pilgern begeistert
FB: Ein großer Schwerpunkt in Ihrem Leben ist das Pilgern. Seit wann sind Sie davon fasziniert?
Schon bei der Weltreise war der Jakobsweg eine Etappe und wir sind damals von Pamplona nach Santiago de Compostela in Spanien geradelt.
Ich war so begeistert vom Pilgern, dass ich das dann sechs Jahre später, zu meinem 40. Geburtstag 2007, zu Fuß wiederholt habe. Und seit dem pilgere ich immer wieder.
FB: Auf welchen Pilger-Routen waren Sie schon unterwegs?
In Spanien schon auf dem Camino Francés, Camino Finisterre und Camino Portugues sowie kleinere Etappen auf diversen anderen Wegen in Spanien.
Dann war ich schon mehrere Male auf Jakobswegen in Frankreich und Deutschland unterwegs.
Und Fernwanderwege in Schottland oder Mallorca, und in Deutschland, die für mich auch etwas mit Pilgern zu tun haben.
FB: Hinsichtlich dieser Fortbewegungsart haben Sie sich professionalisiert, schreiben für ein Pilgermagazin, sind Autorin eigener Bücher und betreiben dazu unter anderem die Website deutsche-jakobswege.de. Erzählen Sie doch einmal mehr darüber!
Zuerst habe ich „nur“ Vorträge über meine Reisen erstellt und im Internet auf meiner Seite www.beate-steger.de darüber geschrieben.
Mehr Zeit für das Schreiben in der Coronakrise
Seit zwei Jahren schreibe ich für das Magazin „der pilger“ und arbeite an Pilgerführern für deutsche Jakobswege. Coronabedingt sind jetzt auch viele Vorträge von mir ausgefallen und es konzentriert sich zur Zeit mehr aufs Schreiben.
Und das ist auch gut so, denn das Schreiben ist nochmal eine ganz andere Ausdrucksform, die mir auch sehr viel Spaß macht. Und das Beste ist, dass ich dabei auch die Bilder, die ich auf meinen Reisen mache, verwenden kann. Der neue Pilgerführer über die Pfälzer Jakobswege wird ein sehr bildlastiger Pilgerführer sein, mit vielen schönen Bildern, die schon zu Hause Lust aufs Unterwegssein machen sollen.
FB: Sie halten auch Vorträge über Ihre Reisen. Wie gestaltet sich das? Organisieren Sie solche Veranstaltungen ganz alleine oder zusammen mit Partnern der Reise-Szene?
Am Anfang meiner Selbständigkeit habe ich selber Vorträge organisiert. Mittlerweile werde ich gebucht von Veranstaltern, wie z.B. dem Deutschen Alpenverein.
FB: Corona hat Reisenden jedweder Couleur und allen, die sich professionell damit beschäftigen, einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht – auch Ihnen. Wie gestalten Sie Ihre Zeit in diesen Tagen?
Immer wieder neue Ideen
Ich bin zu Hause, arbeite an meinen Bildern und Filmsequenzen, schreibe, schreibe, schreibe, Artikel für das Magazin, arbeite an meinen Pilgerführern und hecke neue Ideen aus.
Ich bin mit dabei, einen Frauenpilgerweg zu kreieren, zusammen mit der evangelischen Kirche Baden Württembergs, der rund um Stuttgart entstehen soll.
Und ich arbeite an meinen Internetseiten www.pilgerwissen.de, an meinem Online-Shop, etc.
Meine To Do-Liste ist ewig lang und ich stehe jeden Morgen mit großer Freude auf, mich wieder in die Arbeit zu stürzen.
FB: Wo zieht es Sie, die schon ganz viel von der Welt gesehen hat, noch hin – gibt es Länder, die Sie unbedingt noch erkunden wollen?
Ich möchte unbedingt in die Wüste, am liebsten mit Kamelen die Wüste zu durchqueren; Afrika steht auch noch auf meiner Liste, da habe ich fast noch gar nichts gesehen, Südamerika fehlt auch noch komplett, und die vielen europäischen Länder im Osten finde ich sehr spannend, Slowenien, Littauen, Lettland oder Polen.
Reisen und Jakobswege pilgern sind “Nach-Corona”-Ziele
FB: Welche Pläne und Projekte gibt es für die Zeit nach der Corona-Krise?
In Polen war ich mittlerweile drei Mal, da will ich auf jeden Fall wieder hin. Es gibt auch großartige Jakobswege dort, die wollen von mir gepilgert werden.
Bilder: Beate Steger