Gestern war es wieder soweit: Den Buchmesse-Samstag in Leipzig nutzten gefühlt zwei Millionen Menschen, um sich durch die Gänge der Messehallen im Norden der Pleiße-Metropole zu schieben. Obwohl ich wahrscheinlich DER Bücherwurm auf Erden schlechthin bin, käme ich niemals von selbst auf die Idee, mich in diese Massen einzureihen und so meinen freien Samstag zu verbringen.
Aber wie das nunmal so ist: Der Nachwuchs kommt jetzt langsam in das Alter, wo er solche Events spannend findet. Meine Bücherleidenschaft wurde vererbt und so hieß es erstmalig aus Kindermunde: “Ich will zur Buchmesse”.
Die Buchmesse in Leipzig: Immer wieder großer Andrang
Nun kann man ja dem eigenen Kind eine Veranstaltung, auf der man in früheren Jahren schon unzählige Male war und die man heute nicht mehr unbedingt besuchen würde, nicht verwehren. Zumal man heutzutage über jedes Kind – über jeden jungen Menschen – der sich für Literatur interessiert, froh sein muss.
Also zogen wir los. Um dem Parkplatzchaos zu entgehen, parkten wir ganz geschmeidig auf dem der Messe gegenüber gelegenen Parkplatz eines großen Einkaufsparks. Der allerdings penibel darauf achtet, dass an Messetagen bloß kein Messebesucher die betonierte Weite vor seinen Geschäften nutzt. Da sich das aber vordergründig auf Sonn- und Feiertage bezieht und wir vor dem Messebesuch dort tatsächlich noch Einkäufe erledigten (und brav die Parkscheibe im Auto platzierten…), kamen wir hier ohne horrende Parkgebühren und Einpark-Suche “in die Komödie”.
Wir pilgerten also zum Glaspalast der Leipziger Messe – dem markanten Hauptgebäude auf dem Gelände – und stürzten uns ins Gewühle. Die Hallen wimmelten von verkleideten jungen Menschen, die als “Cosplays” verschiedenen Manga- und Anime-Figuren huldigten. Ich kann mit diesem Trend so gar nichts anfangen und musste mich erst einmal durch mein Kind aufklären lassen, was “Cosplay” überhaupt ist…
Die dunkel-düsteren Messehallen waren nichts für mich
Die Messehallen, in die es dieses Klientel zog, warteten mit einer dunkel-düsteren – für mich abstoßenden – Atmosphäre auf, die vielleicht ja gewollt war. Neben kreischend bunten Comic- und Mangaständen, waren in diesen Hallen unzählige Händler vertreten, die Fan-Artikel feilboten. Mein Kind stürzte sich drauf, mich stieß dieser Billig-Kitsch eher ab. Aber gut: Des lieben Friedens willen wurden zwei Fan-Artikel gekauft, dann war Schluss.
Schluss war irgendwann aber auch mit dem anstrengenden Herumgelaufe in diesen düsteren Hallen, von denen der Nachwuchs allerdings sehr angetan war. Ich selbst kann mit Comics und dergleichen nichts anfangen und war zudem von dem nicht endenden Menschenstrom genervt, in dem man zwangsläufig mit”schwamm” und natürlich auch die eine oder andere Schweißwolke unter die empfindliche Nase bekam. Kein Wunder: Die verkleideten Menschen mit den verschiedensten Körperfüllen liefen wahrscheinlich schon seit dem Morgen in ihren Kostümen herum und nicht jede Verkleidung macht einen Schwitzmarathon ohne Ausdünstungen mit…Nach zwei Stunden in diesem Ambiente sprach ich denn auch ein Machtwort.
Wenn ich schon mal da war, wollte ich auch zu den “richtigen” Büchern gehen und mich bei den Verlagen umschauen, was es Neues gibt. Allerdings war ich dann, als wir die Hallen mit den für mich “richtigen” Büchern erreichten, schon so malade, dass ich nur noch nach Hause wollte. Ich kannte das alles ja von früher, war unzählige Male (immer beruflich, nie privat!) auf der Buchmesse und hatte in meiner Eigenschaft als PR-Frau seinerzeit auch Autoren wie die wunderbare Astrid Korten betreut, mit der ich ebenso auf der beliebten Messe zugange war.
Man kennt das alles schon…
Aber wie gesagt: Was für mich nichts Neues war, war für mein Kind aufregend und das alleine ist es dann schon wert.
Und so steuerten wir beide noch den einen oder anderen Verlag an, was aber aufgrund der vielen Menschen auch keinen richtigen Spaß machte. Die Beine taten weh und langsam kam Hunger auf. Und so gingen wir am Ende nur noch in die Messebuchhandlung, deckten uns mit etwas Lesefutter ein und ließen den Messebesuch dann mit einem leckeren (aber sündhaft teuren…) Schoko-Crepé ausklingen.
Deshalb: Wenn man mich fragt, ob ich eher einer Buchmesse oder dem Buchladen zugeneigt bin: Eindeutig dem Buchladen! Hier hat man immerhin die Möglichkeit, zu Uhrzeiten hinzugehen, wo nicht so viel los ist und Neuerscheinungen ausführlich und in gemütlichem Ambiente anzulesen.
In diesem Leben werde ich denn wohl auch kein Buchmesse-Fan mehr!