Reisen – das ist für Kerstin Kübler weit mehr als nur ein Tapetenwechsel. Für die Gründerin des Blogs Bitte Richtung Meer (im Bild) ist das Unterwegssein ein echtes Herzensthema. Ihre Leserinnen und Leser nimmt die Reisebloggerin mit an Sehnsuchtsorte, die so vielfältig sind wie das Reisen selbst. Im Interview spricht die Globetrotterin über entschleunigte Camper-Abenteuer, ihren Weg in die Selbstständigkeit, die Liebe zum Meer, bewusstes Reisen und warum Zeit für sie heute wertvoller ist als Geld.
FB: Kerstin, Du bist als Reisebloggerin zu den verschiedensten internationalen Zielen unterwegs – wie kam es dazu?
Ich bin schon immer gerne gereist, das habe ich von meinen Eltern mitbekommen. Den eigenen Horizont zu erweitern, neue Länder und Kulturen kennenzulernen, exotische Tiere und Pflanzen zu entdecken, leckeres neues Essen zu probieren – all das reizt mich beim Reisen extrem. Da ich meine eigenen Reisen auch am liebsten mit Hilfe von Reiseblogs plane, entstand irgendwann der Wunsch, meine Reiseerfahrungen und Erlebnisse ebenfalls zu teilen und anderen Menschen Tipps und Empfehlungen für ihre Reiseplanungen an die Hand zu geben. Daraus ist Bitte Richtung Meer entstanden.
Reisebloggerin als Symbiose von Reiselust und beruflicher Erfüllung
FB: Du bist vor Kurzem den mutigen Schritt in die Selbstständigkeit gegangen und betreibst den Blog als Reisebloggerin jetzt hauptberuflich – was war dein größter Impuls für diesen Schritt?
Ich war jahrelang auf der Suche nach beruflicher Erfüllung und hatte den großen Wunsch, mich auch während meiner Arbeitszeit mit meinem Herzensthema – dem Reisen – zu befassen. Daher auch der Schritt raus aus dem Beamtentum und rein ins Reisebüro. Die Arbeit im Reisebüro hat mir auch super viel Spaß gemacht. Als sich dann allerdings durch einen Filialwechsel die Rahmenbedingungen gravierend verändert haben, hat sich dieser Weg nicht mehr richtig angefühlt und ich habe mich entschieden, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen.
Bewusst reisen – ohne Überforderung
FB: Du schreibst über Reisen, Camping und Natur – was ist dein persönliches Lebensmotto, wenn du am Meer oder in der Natur bist?
Mein Lieblingsmotto ist „Weniger ist mehr“. Vor allem beim Reisen, aber auch generell im Leben. Früher habe ich meine Reisen immer durchgeplant und war dann oft überfordert mit dem Programm, sodass es sich mehr nach Stress als nach Entdeckerlust und Freude angefühlt hat. Das ist mir insbesondere auf meiner USA-Reise im Jahr 2013 bewusst geworden. Da wusste ich abends oft nicht mehr, wo wir eigentlich morgens oder am Tag zuvor gewesen sind. Es war zwar eine fantastische Reise, aber auch wahnsinnig viele Eindrücke, die verarbeitet werden wollten.
Seit damals nehme ich mir weniger vor auf Reisen und lasse die Dinge mehr auf mich zukommen.
Dann habe ich zwar vielleicht nicht alle Sehenswürdigkeiten gesehen, aber das, was ich erlebt habe, habe ich bewusster erlebt und mehr genossen.
Reisen als Beruf kann häufig auch eine Gratwanderung sein
Man muss allerdings sagen: Wenn das Reisen Bestandteil deiner Selbstständigkeit ist, sieht die Sache wieder ein bisschen anders aus. Es ist jedes Mal eine Gratwanderung zwischen „ich möchte möglichst alles gesehen haben, um darüber schreiben zu können“ und „ich möchte trotzdem auch halbwegs in Ruhe genießen“. Gar nicht so einfach, das unter einen Hut zu bekommen.
FB: Dein Blog-Name Bitte Richtung Meer verrät deine große Liebe zum Wasser – welches Meer hat es Dir besonders angetan und warum?
Es gibt kein bestimmtes Meer, das es mir besonders angetan hat. Generell ist das Meer einfach ein Sehnsuchtsort für mich. Ich liebe den Blick aufs Wasser und schwimme auch wahnsinnig gern.
Wasser als kraftspendendes Elixier
Im Wasser werden alle Probleme plötzlich ganz klein und alles fühlt sich leicht an. Das finde ich wahnsinnig wohltuend. Ich kann am Wasser einfach Kraft tanken.
FB: Du warst zuerst Camperin mit einem VW California und bist inzwischen auf einen Kastenwagen umgestiegen – was hat sich dadurch für dich auf Reisen verändert?
Ein Kastenwagen bietet in erster Linie mehr Komfort auf Reisen. Du musst nicht erst alles umbauen, sondern stellst den Camper auf deinem Stellplatz ab und kannst sofort das tun, was du gerade möchtest: etwas kochen, ein Nickerchen machen oder auf Erkundungstour gehen.
Vanlife: Vom VW California zum Kastenwagen
Alles ist an Ort und Stelle und der Campingspaß kann losgehen, ohne dass erst ein Bett aufgebaut werden muss oder Ähnliches. Es gibt aber natürlich auch Nachteile.
Mit dem Kastenwagen muss ich mir vorher immer überlegen, wo ich parken kann, und kann nicht einfach – wie mit dem VW Bus – beispielsweise in eine Tiefgarage fahren oder auf einem höhenbeschränkten Parkplatz parken.
FB: Als Reisebloggerin gibst Du auf deinem Blog sehr praktische Tipps. Gerade auf Reisen können ja auch Malheure passieren. Welchen Fehler hast du unterwegs am häufigsten gemacht – und wie vermeidest du ihn heute?
Ich würde es nicht unbedingt Fehler nennen, aber ich nehme grundsätzlich zu viel Gepäck mit. Da ich auf meinen Reisen gerne fotografiere, wandere, Rad fahre, aber auch schwimme, habe ich immer für jede Aktivität eine Ausstattung dabei – und das summiert sich ganz schön.
Im Camper mag das noch gehen, aber bei Flugreisen ist das zum Teil ganz schön anstrengend. Da wünsche ich mir dann oft, ich wäre etwas minimalistischer unterwegs
Zeit statt Geld: Eine bewusste Entscheidung
FB: In deiner „Wer schreibt hier“-Seite erzählst du, dass dir Zeit mittlerweile wichtiger ist als Geld. Wie wirkt sich diese Einstellung konkret auf deine Reiseplanung oder Lebensentscheidungen aus?
Dieses Motto wirkt sich insofern auf meine Reiseplanung aus, dass ich lieber etwas mehr für einen Flug zahle, als ewig lange Umsteigezeiten in Kauf zu nehmen. Außerdem ist mir eine gute Lage meiner Unterkünfte oder Stellplätze wichtig. Für eine Unterkunft oder einen Campingplatz nahe am Wasser bin ich auch bereit, mehr Geld auszugeben, um dafür an einem schönen Ort zu stehen und kurze Wege zu haben.
FB: Was sind deine persönlichen Lieblingsziele?
Das ist eine gute Frage und gar nicht so leicht zu beantworten. Ich liebe die Nord- und die Ostsee und die raue Seite des Meeres. Genauso zieht es mich aber immer wieder nach Kroatien, wo mich das glasklare türkise Wasser jedes Mal aufs Neue umhaut.
Meine Reise mit dem Camper nach Dänemark und Norwegen im letzten Jahr hat mich ebenfalls wahnsinnig fasziniert – das war eine der schönsten Reisen meines Lebens. Aber auch meine neue Heimat Österreich hat so viel zu bieten. Es muss gar nicht immer um die halbe Welt gehen, um tolle neue Eindrücke zu gewinnen.
Neue Eindrücke auch vor der Haustür
Nichtsdestotrotz möchte ich schon seit vielen Jahren unbedingt mal nach Chile. Die Landschaft und die Tierwelt haben einen riesengroßen Reiz für mich, und ich hoffe sehr, dass ich mir diesen Wunsch bald erfüllen kann.
FB: Wie sieht dein „Alltag“ auf Reisen aus?
Ehrlich gesagt habe ich keinen festen Alltag auf Reisen. Auch wenn ich Reisebloggerin bin, war ich dieses Jahr aus verschiedenen Gründen leider nicht viel unterwegs, sodass ich mir meinen „Alltag“ bei jeder Reise aufs Neue gestalten darf – oder muss.
Generell bin ich aber gerne möglichst stressfrei unterwegs, liebe es, in Ruhe zu frühstücken und dann mit meiner Kamera auf Erkundungstour zu gehen. Wenn ich mir zum Abschluss des Tages dann noch einen Sonnenuntergang anschauen kann, macht mich das sehr glücklich. Ich bin also weniger der Typ „höher, schneller, weiter“, sondern mehr „in der Ruhe liegt die Kraft“. Und genau das möchte ich auch weitergeben.
FB: Gibt es ein Herzensprojekt in Verbindung mit der Zukunft Deines Blogs?
Ich möchte den Blog sehr gerne weiter ausbauen und mit meinen Kanälen (Blog und Social Media) noch mehr Menschen erreichen, um sie zum (alleine) Reisen und Campen zu inspirieren – und auch dazu, die Gegend vor ihrer eigenen Haustür neu zu entdecken. Oft sehen wir die Schönheit gar nicht, die sich direkt vor unserer Nase befindet.
Inspiration für nahe und ferne Ziele
Außerdem möchte ich in Zukunft vermehrt mit Tourismusverbänden, Destinationen sowie Partnern aus den Bereichen Reisen, Camping und Outdoor zusammenarbeiten, um meiner Leserschaft neue Ziele und tolle Produkte vorstellen zu können.
FB: Was machst du, wenn du nicht reist – gibt es weitere Hobbys?
Ich lese sehr gerne und liebe außerdem sämtliche Formen der Handarbeit: nähen, häkeln, Makramee knüpfen, aber auch backen – all die Dinge, bei denen man am Ende ein Ergebnis in den Händen hält. Vor ein paar Tagen habe ich auch mal wieder ein Puzzle aus dem Schrank geholt. Neben der vielen Tätigkeit am Handy und Laptop finde ich das herrlich entspannend und eine wunderbare Beschäftigung in der dunklen Jahreszeit.
Bilder: Kerstin Kübler
