Promiberichterstattung dürfte für viele Außenstehende ein faszinierender Job sein. Berühmte Leute treffen, VIP`s interviewen, auf roten Teppichen zuhause sein – das ist wohl landläufig die Vorstellung der meisten Leute, wenn es um Promi-Reporter geht. Und sie trifft auch zu, obgleich das natürlich nicht alles und auch dieser Job oft anstrengend ist. Dahingehend plaudert die einstige Society-Frau Marie Waldburg, die in München zuletzt bei BUNTE gearbeitet hat, in ihrem Buch “Meistens diskret”. Das Vorwort hat Hape Kerkeling geschrieben.
Da Frau Waldburg (im Bild links) aktuell schon zu den reiferen Semestern gehört, klingen ihre Schilderungen über den beruflichen Anfang in München ein bißchen wie aus der Zeit gefallen. Denn sie schildert ihren Journalisten-Alltag auf dem Parkett der Reichen und Schönen noch aus Jahren, in denen aktuelle Promi-News abends noch per Telefon durchgegeben und manche Absprachen noch gefaxt wurden.
Society-Berichterstattung von “früher” wirkt wie aus der Zeit gefallen
Kein Wunder – immerhin hat Marie Waldburg ihre Arbeit im “Vor-Handy-und-Laptop”-Zeitalter begonnen. Es ist interessant zu lesen, wie seinerzeit gerade das Metier “Society” in Sachen Berichterstattung gehändelt wurde.
Die Autorin schildert ihren Arbeitsalltag authentisch und kurzweilig, wenn auch manchmal so, dass man als Leser den Eindruck hat, dass sie selbst manches Mal eher als Promi denn als Berichterstatterin bei Promi-Festivitäten anwesend war. Obwohl Marie Waldburg in “Meistens diskret” das Gegenteil schildert und ihr Agieren immer im Kontext ihres Jobs als Journalistin kommuniziert.
Der Leser bekommt spannende Einblicke in die Welt bekannter Schauspieler, Fürstenhäuser, Models und Lebenskünstler. Und auch in den Kosmos von Stars und Sternchen.
München – so wirkt es auf den Leser – scheint in den früheren, fetten Jahren ein allabendlicher, pompöser Zirkus der Reichen und Schönen gewesen zu sein. Eine eingeschworene Clique, deren Mitglieder Otto Normalo nur auf den Bildschirmen und in Zeitschriften wie BUNTE zu sehen bekam.
Später kam Marie Waldburg dann zu BUNTE
Apropos BUNTE:
im Buch schildert Marie Waldburg detalliert, wie sie zu dem Blatt kam und wie sich ihr Arbeitsalltag gegenüber ihrer Arbeit bei der Abendzeitung München, wo sie einst begann, veränderte. Auch wie ihr Verhältnis zu verschiedenen Prominenten “hinter den Kulissen” ausschaute, schildert sie ausführlich – pikante und sehr persönliche Szenen inbegriffen.
Doch wer meint, die Autorin lege gleich los in Sachen Promis, VIP`s und roter Teppich, der irrt. Am Anfang des Buches schildert Marie Waldburg ihre Kindheit im Allgäu, die – obwohl die Familie adelig ist (der Vater führte den Titel Graf zu Waldburg-Wolfegg, Ihre Mutter war eine geborene Gräfin Ledebur-Wicheln) – keine typische Adels- oder gar “Goldene-Löffel”-Kindheit war. Im Gegenteil: den Schilderungen der Autorin entnimmt der Leser, dass es im Elternhaus Waldburg – zu dem sieben Kinder gehörten – liebevoll und unbeschwert zuging. Marie von Waldburg verbrachte außerdem einige Jahre in einem Internat, in dem sie so manches Mal das Heimweh nach der Heimat im Allgäu plagte.
Allerdings war sie dann auch froh, in die weite, große Berufswelt einzutauchen, die ihr später, nach dem Besuch einer Journalistenschule, den begehrten Job als Society-Reporterin bot.
Heutige Online-Welt mit Berichterstattung von damals nicht vergleichbar
Marie Waldburg geht am Ende ihres Buches auch auf die JETZT-Zeit ein. Die Zeit, in der D-Promis und Dschungelcamp-Teilnehmer so oft meinen, sie seien der Nabel der Welt. Oder Leute sich auf Instagram als eine Art VIP feiern lassen. Damals hatte sich Waldburg mit gerade mal zwei Kollegen die Stadt München in Sachen “Leute” “aufgeteilt”, wie sie in einem Interview einmal sagte. Heute jedoch kann so gut wie jeder über Prominente schreiben oder sich wie einer gebärden und das alles der Welt mitteilen. Handy, Laptop und WLAN reichen aus.
Insofern wird sich die Promi-Berichterstattung der vergangenen Jahre niemals wiederholen. Im Gegenteil: es wird wahrscheinlich immer noch verrückter, schneller und weiter, was das Leben der Reichen und VIP´s angeht. Internet, Facebook und Instagram spielen dabei eine wichtige Rolle.
Marie Waldburg muss das allerdings nicht mehr stören. Sie ist inzwischen begeisterte Großmutter und widmet sich nach 40 Jahren in der Society-Berichterstattung nun ihren Enkeln. Und genießt die Zeit, auch mal wieder privat mehr interessante Termine und Veranstaltungen zu besuchen und die ihr noch immer unbekannten Seiten von München zu entdecken.
Buch: “Meistens diskret – Erinnerungen einer Society-Reporterin”, Marie Waldburg, erschienen bei teNeues
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