Samstag, 27. Juli, 2024

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“Das rote Adressbuch” – Lesefutter zum Niederknien

Am Ende eines Lebens auf erfüllte Jahrzehnte zurückblicken – wer möchte das nicht? Doch spätesten, wenn man im Laufe der Jahre mit Trennungen, Brüchen oder auch dem Tod konfrontiert ist, stellen sich bei vielen Leuten die bange Frage, wer denn eines fernen Tages noch bei einem ist, wenn es dem Ende entgegen geht? Zum Glück bleiben derlei Gedanken im normalen Alltag nur ein Wimpernschlag – zu fern ist bei den meisten noch die Zeit bis dahin.

Verständlicherweise werden derlei Überlegungen deshalb auch weitestgehend verdrängt und man mag sich damit gar nicht weiter auseinandersetzen.

Am Ende einer Lebensreise – dort ist Doris in “Das rote Adressbuch” angekommen

Wie es jedoch ist, wenn man am Ende seiner Tage einsam ist, davon erzählt der Roman “Das rote Adressbuch” von Sofia Lundberg. Im Mittelpunkt der Handlung steht Doris, eine alte Dame, die auf der Reise ihres Lebens am Ende angelangt ist und bis auf ständig wechselnde Pflegerinnen und eine Großnichte – Jenny – , die in den USA lebt und die sie nur via Videotelefonat sieht, niemanden mehr hat. Sie lebt von den Erinnerungen und lässt die verschiedenen Abschnitte ihres Lebens Revue passieren. Um in längst vergangene Zeiten einzutauchen, hilft ihr ein rotes Adressbuch, das sie einst von ihrem Vater geschenkt bekam.

Dort aufgelistet sind jene Weggefährten, die im Leben von Doris eine große Rolle spielten. Mit jedem im Adressbuch verbundenen Namen verbindet sich eine (Lebens)Geschichte und an der lässt die Protagonistin die Leser teilhaben. Man wird sofort in den Bann der vom Schicksalen geprägten Lebensjahre von Doris gezogen und taucht in ihre von Armut geprägten Kinderzeit ebenso ein wie in die abwechslungsreichen Dienstjahre, die Doris bei einer wohlhabenden Society-Dame verbrachte.

Wegweisende Jahre in Paris

Diese Jahre – obwohl von Entbehrungen geprägt – werden wegweisend für Doris, zumal sie sie in Paris verbringt und dort auf interessante Freigeister jener Zeit trifft, deren Charaktere sie eindrucksvoll schildert. In der Stadt der Liebe begegnet sie irgendwann auch Allan, dem Mann ihres Lebens.

Doch der Krieg und die Irrungen und Wirrungen jener Zeit sorgen schon bald dafür, dass das Paar getrennte Wege gehen muss. Im Inneren ihres Herzens ist Doris ihrem Allan immer nahe, selbst in den bittersten Stunden und während härtester Schicksalsschläge. Gedanklich nahe ist sie ihrem einstigen Geliebten auch dann noch, als längst das Pflegepersonal bei ihr ein- und ausgeht. Ihrer Großnichte Jenny bleibt dies nicht verborgen und als sie feststellt, dass ihre geliebte Tante Doris kurz davor ist, auf ihre letzte Reise zu gehen, wird sie aktiv…

Herzensmann Allan ist unvergessen

Die Autorin des Buches versteht es erstklassig, den Leser mitzunehmen in alle Zeitabschnitte, die die Protagonistin der Handlung gedanklich noch einmal bereist. Binnen weniger Minuten ist man voll eingestiegen in die melancholische Erinnerungsreise der alten Dame, die außer der Nichte niemanden mehr hat und mittels ihres Adressbuches von Erinnerungen lebt.

Ein äußerst lesenswerter Roman von Sofia Lundberg, der sich sowohl für dunkle Herbst- und Wintertage als auch für sonnige Stunden auf dem Liegestuhl eignet.

Das Buch ist unter anderem hier erhältlich:

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Bild: stock.adobe.com / Madeleine

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