Wer Halsschmerzen, starkes Bauchweh oder sich das Knie verrenkt hat, geht zum Arzt und bekommt – logisch! – rasch Hilfe. Bei Depressionen – man mag es kaum glauben – ist das allerdings längst nicht so. Obgleich in Deutschland circa fünf Millionen Menschen an einer Depression leiden, ist es hierzulande so, dass die Krankheit oftmals nicht erkannt und anerkannt wird. Nicht von Ärzten und auch nicht von den Personen im (familiären) Umfeld der Betroffenen.
Zu diesem Ergebnis kommen neue Studien und Befragungen, denen sich das Nachrichtenmagazin SPIEGEL, Ausgabe 11 / 2018, gewidmet hat. Dort werden auch die Erfahrungen von Teresa Enke thematisiert, die ihren Mann – den bekannten Fußballer Robert Enke – im Jahr 2009 durch einen Suizid verloren hat. Er litt an Depressionen.
Aufklärungsbedarf ist hoch
Diese bittere Erfahrung brachte die Witwe dazu, eine Stiftung zu diesem Thema zu gründen. Die Aufklärung über das Krankheitsbild Depression ist das Ziel dieser Stiftung.
Und das Aufklärungsbedarf besteht, das steht fest!
So berichtet der SPIEGEL über die Ergebnisse einer Umfrage der Stiftung Deutsche Depressionshilfe folgendes, Zitat:
„(…)Über die Hälfte der Befragten glaubte, dass die Ursache für eine Depression falsche Lebensführung sei. Knapp en Drittel bewertete sie als Charakterschwäche. Fast jeder Fünfte nahm an, Schokolade zu essen, würde helfen. Genau so viele waren der Meinung, man sollte sich zusammenreißen. Und fast 80 Prozent rieten Depressiven, mal in den Urlaub zu fahren“
Ein ziemlich erschreckendes Ergebnis!
Auch das eingangs erwähnte Erkennen der Krankheit durch Ärzte – bzw. deren Nichterkennen – lässt aufhorchen.
Dazu schreibt der SPIEGEL:
„Neue Studien zeigen, dass es gerade bei den ersten Ansprechpartnern, den Hausärzten, große Probleme bei der Erkennung der Krankheit gibt. Auch, ob man später einen Therapieplatz bekommt, erweist sich in vielen Fällen als Glücksspiel.“
Meierhenrich – Depression in Familie brachte Co-Depression
Damit sich hier endlich etwas ändert und auch ehrlich über die Krankheit gesprochen wird, dafür setzt sich auch die Moderatorin Nova Meierhenrich (im Bild) ein.
Wer die quirlige Blondine aus dem Fernsehen kennt – sie moderiert die TV-Sendung „Prominent!“- , käme wohl kaum auf die Idee, dass auch diese Prominente Erfahrungen mit der tückischen Krankheit Depression hat.
Ihr Vater war schwer depressiv und das 20 lange Jahre lang. Meierhenrich war für ihn da, wurde aber durch eine Co-Depression eiskalt erwischt. Bis sie irgendwann keine Kraft mehr hatte, wie sie gegenüber dem SPIEGEL sagte.
Die Wende brachte ein Termin bei einer Therapeutin. Über ihre Gründe, über die Krankheit zu sprechen, sagte die prominente Frau dem Nachrichtenmagazin:
„Ich will, dass wir einsehen, dass die Depression eine Krankheit ist. Dass sie Menschen in ihrem Wesen verändert, dass sie tötet. Und dass all das nichts damit zu tun hat, wie sehr man sich im Griff hat.“
Starke, wahre Worte, die hoffentlich ihre Wirkung nicht verfehlen – auch und gerade, weil sie von einer bekannten Person kommen.
Doch wo finde ich Hilfe, wenn ich selbst oder ein Familienangehöriger von einer Depression betroffen bin/ist oder dahingehend ein erster Verdacht aufkeimt?
Neben der oben verlinkten Stiftung hier eine weitere wichtige Adresse zum Thema. Verbunden mit dem dringenden Rat, sich Hilfe zu holen, wenn Sie meinen, dass diese nötig ist!
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Fotograf: Jens Kalaene, (c) dpa – Fotoreport