Samstag, 27. Juli, 2024

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Frauen in der 3D-Druck-Branche

Trotz Gleichberechtigung sind Frauen in technischen Berufen heute noch unterrepräsentiert. Während der Schulzeit ist der Anteil der Jungen und Mädchen, die an naturwissenschaftlichen oder mathematischen Kursen teilnehmen, noch relativ ausgeglichen. Trotzdem entscheiden sich später weniger Frauen als Männer einen Studiengang in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften oder Technik (MINT) zu beginnen. Noch weniger wahrscheinlich ist es, dass Frauen nach dem Studium in MINT-Feldern arbeiten, zu denen auch die additive Fertigung zählt. Dennoch sind einige Fortschritte sichtbar, wie etwa die steigende Anzahl von Frauen in Führungspositionen. Die Beteiligung von Frauen in der Branche wird als vorteilhaft für die gesamte Industrie angesehen, da sie andere Perspektiven und neue Talente mit einbringen.

Warum additive Fertigung immer wichtiger wird

Die additive Fertigung ist ein Fertigungsverfahren, bei dem dreidimensionale Objekte schichtweise aus digitalen 3D-Modellen aufgebaut werden. Sie wird deshalb auch als 3D-Druck bezeichnet. Bei der additiven Fertigung wird Material Schicht für Schicht hinzugefügt, bis ein vorher festgelegter Körper entsteht.

Diese Schichten werden häufig aus pulverförmigen Materialien wie Kunststoffen, Metallen oder Keramiken erzeugt, die dann durch verschiedene Verfahren wie Schmelzen oder Polymerisieren miteinander verbunden werden. Beim selektiven Lasersintern wie hier erläutert wird ein Laser verwendet, um die Materialschichten zu verschmelzen. 3D-Druckverfahren bieten eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten, darunter die Herstellung von Prototypen, maßgeschneiderten Produkten, Ersatzteilen, medizinischen Implantaten und sogar Lebensmitteln.

In der additiven Fertigung gibt es eine Vielzahl von Berufen und Fachgebieten, die benötigt werden, um den gesamten Prozess der Produktentwicklung, Konstruktion, Herstellung und Anwendung zu unterstützen. Forscher und Wissenschaftler arbeiten an neuen Technologien und Anwendungen für den 3D-Druck, um die Möglichkeiten dieser Fertigungstechnologie weiter auszubauen. Ingenieure spielen eine wichtige Rolle bei der Gestaltung von Bauteilen für den 3D-Druck und bei der Optimierung von Fertigungsprozessen. Techniker sind verantwortlich für den Betrieb und die Wartung von 3D-Druckern und anderen Fertigungsausrüstungen. Designer entwerfen dreidimensionale Modelle von Produkten und Bauteilen, die mittels 3D-Druckern hergestellt werden sollen.

Materialwissenschaftler entwickeln und optimieren Materialien für den 3D-Druck, um die Leistung und Qualität der gedruckten Teile zu verbessern. Qualitätskontrolleure überwachen den Fertigungsprozess und führen Tests durch, um sicherzustellen, dass die gedruckten Teile den erforderlichen Standards entsprechen. Da der 3D-Druck mittlerweile in verschiedensten Branchen und für diverse Anwendungszwecke genutzt wird, können nach spezifischer Rolle ebenso Erfahrungen in Bereichen wie Maschinenbau, Informatik, Medizin oder Architektur von Vorteil sein.

Weil immer neue Anwendungsgebiete vom 3D-Druck profitieren und es somit immer mehr Jobs in diesem Bereich geben wird, ist es wichtig, auch den Anteil der Frauen zu erhöhen, die in den Gebieten Forschung und Entwicklung, Ingenieurwesen, IT, Gesundheitswesen und Technik arbeiten.

Wie ist der Frauen-Anteil an MINT-Studiengängen und Jobs in Deutschland?

In Deutschland ist der Frauen-Anteil in MINT-Studiengängen im Vergleich zu anderen Studienrichtungen immer noch niedriger, obwohl er in den letzten Jahren tendenziell gestiegen ist. Laut dem Nationalen Pakt für Frauen in MINT-Berufen „Komm, mach MINT“ lag der Frauen-Anteil an den Studienanfängerinnen in MINT-Fächern im Jahr 2020 bei etwa 30 Prozent. Diese Daten können je nach Fachrichtung variieren, wobei einige Bereiche wie Informatik und Ingenieurwissenschaften einen niedrigeren Frauen-Anteil aufweisen als andere wie Biologie oder Mathematik.

Ebenso ist der Anteil an Frauen, die einen Job in der additiven Fertigung ausüben, im Allgemeinen niedriger, variiert allerdings je nach Region, Branche und Position. Einige Bereiche wie Design und Marketing ziehen mehr Frauen an als technisch orientierte Bereiche wie Maschinenbau.

Ist es möglich, mehr Frauen für technische Berufe zu gewinnen?

Es gibt einige Vorschläge, die den Anteil an Frauen in technischen Berufen wie der additiven Fertigung erhöhen sollen. So ist es immer noch erforderlich, Vorurteile gegenüber Frauen in der Branche abzubauen. Es sollten mehr Finanzierungsmöglichkeiten für unternehmerische Ideen von Frauen unterstützt werden. Zusätzlich kann es helfen, weibliche Vorbilder hervorzuheben, um mehr Frauen und Mädchen zu ermutigen, in die technischen Berufe einzusteigen.

Ausgebaut werden sollte außerdem die Unterstützung von Fraueninitiativen im Bereich 3D-Druck und technische Berufe, um die Präsenz von Frauen dort zu steigern. Die Organisation Women in 3D Printing spielt beispielsweise eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung geschlechtsspezifischer Ungleichheiten und der Förderung der Sichtbarkeit von Frauen in der Branche. Obwohl es langsam vorangeht, zeigen Fortschritte wie die zunehmende Diversität auf Konferenzen eine positive Entwicklung.

Frauen, die bereits in MINT-Berufen arbeiten, können für Studierende und Praktikantinnen als Mentorinnen fungieren, um ihr Interesse an Wissenschaft und Technologie weiter zu fördern. Man sollte unbedingt die Vorteile einer größeren Vielfalt in Teams für die gesamte Branche sehen. Denn ohne die Einbeziehung der Meinung der Hälfte der Bevölkerung besteht die Gefahr, dass wichtige Erkenntnisse ignoriert werden. Dies könnte sich in Produkten manifestieren, die nicht für alle Nutzergruppen geeignet sind.

Nicht zu vergessen bei dem Thema ist auch, Frauen den Wiedereinstieg nach Elternzeit in ihren Job zu erleichtern. Ebenso sollten die Möglichkeiten eines Quereinstiegs erleichtert werden.

Ohne eine umfassende und andauernde Auseinandersetzung wird es weiterhin schwer sein, die Anzahl der Frauen in der Branche schnell und dauerhaft zu erhöhen.

Bild: picture alliance / Westend61 | Christian Vorhofer

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