Freitag, 6. Dezember, 2024

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Internationaler Kindertag: Familienverband erneuert Forderungen

Internationaler Kindertag – 1. Juni! Ein schöner Anlass und für die Jüngsten ein Grund zur Freude. Viele Eltern schenken ihren Kindern an diesem Tag sogar eine Kleinigkeit. Vor allem in Familien mit DDR-Vergangenheit ist das so. Für sie ist der 1.6. seit Jahrzehnten ein besonderes Datum, während in Westdeutschland eher der 20. September (Weltkindertag) begangen wurde.

Durch diese geschichtliche Besonderheit haben die Kinder sogar zweimal jährlich ein besonderes Datum, das ihnen gewidmet ist. Doch für längst nicht alle von ihnen ist der Kindertag ein Grund zur Freude. Sehr, sehr viele werden weder eine kleine Überraschung von den Eltern noch einen Ausflug spendiert bekommen. Im Gegenteil: Millionen Kinder hierzulande leben in Armut oder sind von Armut bedroht. Darauf macht anläßlich des Internationalen Kindertages am 1. Juni der SHIA e. V. Landesfamilienverband Sachsen aufmerksam.

Anlässlich des Kindertages fokussiert Familienverband auf hohe Kinderarmut

Der Verband, der sich seit über drei Jahrzehnten vornehmlich für Alleinerziehende einsetzt, hat in einer aktuellen Mitteilung Zahlen veröffentlicht, die betroffen machen.

Zitat:

“(…)Besonders in deutschen Großstädten sind bis zu 70 Prozent aller Kinder alleinerziehender Mütter von Armut betroffen. Diese Zahl ist schockierend und verdeutlicht, dass dringender Handlungsbedarf besteht, um diese Situation zu verbessern. Laut aktuellen Statistiken sind 19,3 Prozent aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland von Armut und Segregation betroffen. Das heißt, dass jedes fünfte Kind unter schwierigen Bedingungen aufwächst. In Sachsen ist laut einer Studie jeder dritte junge Erwachsene in Sachsen von Armut bedroht.

Insgesamt waren dort im Jahr 2021 131 705 Kinder (20,3 Prozent) und 87 301 junge Erwachsene im Alter von 18 bis 25 Jahren (34,9 Prozent) armutsbedroht. Einternfamilien, in deren Haushalt mehr als drei Kinder leben, waren der Studie zufolge im Freistaat am stärksten von Armut betroffen. Somit liegt Sachsen leicht über dem ostdeutschen Durchschnitt.(…)”

In anderen Bundesländern gibt es bekanntlich ebenso etliche Regionen, in denen die Kinderarmut immens hoch ist.

Doch wie definiert sich der Begriff “Kinderarmut” überhaupt?

Wie definiert man Kinderarmut?

Auch das erläutert der Familienverband aus Leipzig ausführlich und schreibt in seinem Papier:

“(…)Was bedeutet es arm zu sein? Es bedeutet, nur über unzureichende Mittel und Möglichkeiten zu verfügen, um das Leben so zu gestalten und sich selbst so zu entfalten, wie es, gemessen am normalen Lebensstandard in unserer Gesellschaft, möglich wäre.

Kinder die in Armut aufwachsen, verfügen nicht über die gleichen Teilhabe- und Verwirklichungschancen wie Kinder aus einkommensstarken Sozialmilieus, sie sind zudem auch aus den Bereichen Bildung, Kultur und Sport ausgegrenzt. Hier ist Verzicht angesagt, weil das nötige Geld dafür einfach nicht da ist. Was für viele Gleichaltrige schlichtweg dazugehört, ist für Kinder aus armen Verhältnissen nicht machbar. Dazu gehört häufig auch eine unzureichende Ausstattung mit witterungsgerechter Kleidung, der Verzicht auf eine vollwertige und gesunde Ernährung, das Erlernen eines Musikinstrumentes, regelmäßiger Vereinssport und – wenn nötig – Nachhilfe. Ebensowenig können Kinder, die in armen Verhältnissen aufwachsen, Kindergeburtstge (mit)feiern, einen Zoo oder ein Freizeitbad besuchen, Freunde nach Hause einladen oder mit der ganzen Familien in den Urlaub fahren.

Besonders gravierend sind die Auswirkungen materieller Armut auf die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen.(…)”

Traurige Tatsachen, die leider alljährlich ein Thema sind. Dass sich hier unverzüglich etwas ändern muss, wird in der Mittteilung unmissverständlich gefordert. Vor allem die Politik muss schnell reagieren.

Sozioökonomische Kindergrundsicherung gefordert

So muss laut dem Verband, der immer wieder darauf hinweist, dass für Kinder gedachte Gelder hierzulande oftmals gar nicht ankommen, eine sozioökonomische Kindergrundsicherung eingeführt werden. Vorschläge hierzu hat das Team aus Leipzig wie folgt erarbeitet und schreibt in seiner Mitteilung:

“(…)Wir fordern die Einführung der sozioökonomischen Kindergrundsicherung für ALLE Kinder und Jugendliche unabhängig ihres Elternhauses, geltend bis zur wirtschaftlichen Selbständigkeit des Kindes, max. bis zum 27. Lebensjahr.

Dazu gehört die Entgeltfreiheit folgender Infrastrukturleistungen:

  • Mobilität (bundesweit)
  • Schulen – alles inklusive (Klassenfahren, usw.)
  • Kita und Hort mit qualitativ hochwertigenBildungsangeboten (was allerdings keine Ganztagsschule sein muss)
  • digitale Endgeräte
  • MedienkompetenzunterrichtalseigenständigesSchulfach
  • Sport-,Kultur-undFreizeitangebote
  • Studium(EinführungeinesbarrierefreienGrundstipendiums)
  • Gesundheitsleistungen und –vorsorge

Nur mit den vorgenannten Maßnahmen kann sichergestellt werden, dass Kinder unabhängig von ihrer familiären Situation faire Chancen erhalten und in eine prekäre Armutssituation erst gar nicht hinein geraten.(…)”

Wunderbare Ideen, die der SHIA e. V. Landesfamilienverband allerdings nicht erst seit gestern fordert. Im Gegenteil: Seit 2015 laufen permanent Gespräche mit Politikern.

Der Erfolg bis jetzt ist sehr, sehr überschaubar. Insofern muss man den Frauen und Männern dieser Initiative allergrößten Respekt zollen, dass sie seit Anfang der 90iger Jahre unermüdlich für finanziell benachteiligte Einelternfamilien im Einsatz sind.

Für alle Kinder muss jeden Tag ein Kindertag sein!

Und weiterhin sein werden.

Damit irgendwann für ALLE Kinder gerechte Bedingungen herrschen. Und die Kleinsten jeden Tag Kindertag haben!

Quelle: Mitteilung SHIA e. V. Landesfamilienverband Sachsen vom 31. Mai 2023

Bild: Alexander Dummer

 

 

 

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