Donnerstag, 14. November, 2024

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Möhre ohne Anspruch – Gastartikel von Beate Wiemann

Sie haben sich fest vorgenommen: Diesmal sage ich garantiert NEIN. Und dann kommt sie auf uns zu: Die verführerische Möhre, die Ihnen jemand hinhält, damit winkt und versucht, Sie für seine Interessen zu gewinnen. Viele kennen sie, die emotionalen Manipulatoren. Und wie oft gelingt es ihnen, uns geschickt um den Finger zu wickeln …bis wir dann nicht mehr anders können, als doch wieder JA zu sagen.

Klare Abgrenzung hilft:

  • die eigenen Bedürfnisse zu wahren
  • weniger Stress zu haben
  • sich Respekt zu verschaffen
  • das eigene Selbstbewusstsein zu stärken
  • Klarheit und Souveränität anderen gegenüber auszustrahlen

Abgrenzung ist das A und O

Es ist ein schmaler Grat … Wie sollen wir mit dem klassischen Dilemma umgehen: Folgen Sie anderen, machen Sie, was sie sagen, und leiden Sie still vor sich hin? Oder sagen Sie nein, und stehen als unkollegial und egoistisch da?

Lernen Sie beziehungsschonend „Nein“ zu sagen!

Ein guter erster Schritt ist es, die manipulativen Möhren, die uns im Alltag begegnen, zu identifizieren. Sind Sie an dieser Stelle aufmerksam, können Sie leichter und konstruktiver mit solchen Situationen umgehen. Getreu dem Motto: Aha, da ist sie wieder! Diesmal beiße ich nicht in diese Möhre!

Hier sind ein paar ganz klassische, gerne verwendete Möhren, die mir in meinem Leben schon öfter begegnet sind. Und wie oft habe ich mich schon darüber geärgert, dass ich wieder “reingebissen” habe…

Es gibt sie – diese Möhren, die sich auf leisen Pfoten anschleichen und unser Leben unmerklich lenken. Manche erkennen wir sofort, bei anderen dauert es länger, bis wir verstehen, wie tief sie sich in unser Handeln eingewoben haben.

Was bestimmte Aussagen und versteckte Botschaften bewirken

Ich beschreibe sie gern anhand typischer Aussagen und versteckter Botschaften, die uns dazu verleiten sollen, in ihrer Richtung weiterzugehen.

Die Möhre der moralischen Verpflichtung: Sie tritt sanft und mit Bedacht an uns heran, oft in Form von Familie oder Menschen, die wir als Autoritäten betrachten. Diese Möhre flüstert uns ins Ohr und weckt ein Gefühl von Verantwortung, dem wir uns kaum entziehen können. Schnell kommt das schlechte Gewissen ins Spiel, begleitet vom Gedanken, jemanden im Stich zu lassen. “Das ist doch deine Pflicht, dafür bist du verantwortlich – das haben schon unsere Vorfahren so gemacht.” Ein unsichtbares Gewicht lastet auf unseren Schultern, und wir folgen.

Die Kraken-Möhre: Diese Möhre gibt nie auf. Ein Nein? Kein Problem – sie kommt einfach ein wenig später zurück, in neuer Gestalt, mit einem neuen Argument. Ihre Tentakel versuchen sich immer wieder neu an uns festzusaugen. Wir müssen manchmal strampeln, um sie abzuschütteln – doch ihre Hartnäckigkeit lässt sie immer wieder zurückkehren, bis wir lernen, entschieden und nachhaltig „Nein“ zu sagen.

Die Möhre der Zugehörigkeit: “Da musst du doch dabei sein! Was sollen die anderen sonst denken? Bist du feige?” Diese Möhre lebt vom sozialen Druck, der besonders in Cliquen und Gruppen oft unsichtbar über uns schwebt. Besonders für Jugendliche kann es eine Herausforderung sein, sich diesem Bedürfnis nach Anerkennung zu entziehen, ohne das Gefühl zu haben, sich selbst oder andere zu enttäuschen.

Die Nur-Du-Möhre: “Das kann wirklich nur du. Ohne dich? Das geht nicht!” Diese Möhre hat ein raffiniertes Rezept: Sie würzt ihre Worte mit Lob und Anerkennung. Manchmal schmeckt es ganz wunderbar – so lange, bis wir uns plötzlich verantwortlich fühlen und merken, wie stark unser Bedürfnis nach Bestätigung uns an sie bindet. Ehe wir es bemerken, wird das Lob zur Last und die Zusage zur Verpflichtung.

Die Image-Möhre: “Was werden die anderen sagen? Was denkt die Nachbarschaft?” Diese Möhre spielt auf unser Bedürfnis nach einem guten Bild in den Augen der anderen an. Das Streben nach Anerkennung wird zum Druckmittel, indem unsere Außenwirkung über unser Handeln entscheidet. So wird unsere Motivation schnell von äußeren Meinungen bestimmt, und wir handeln weniger aus innerer Überzeugung.

Die Möhre der Fürsorge: “Du musst dich doch kümmern. Du kannst mich nicht allein lassen. Uns geht es schlecht – wir sind doch Familie.” Hier wird Fürsorge subtil zum Manipulationsinstrument. Gefühle von Sorge und Verantwortungsbewusstsein werden geweckt, manchmal auch für Probleme, die wir vorher gar nicht hatten. Die Möhre der Fürsorge bringt uns dazu, unsere Grenzen aus Mitgefühl und Verantwortungsgefühl zu verschieben.

Die Möhre der Dankbarkeit: “Wir haben so viel für dich getan. Ohne uns wärst du nicht, wo du heute bist.” Diese Möhre lockt uns mit dem sanften Gewicht der Vergangenheit. Sie pocht auf alte Gefälligkeiten und Erinnerungen, erinnert uns an all das, was für uns getan wurde. Dankbarkeit ist schön – aber wenn sie zur ungeschriebenen Schuld wird, kann sie uns das Gefühl geben, stets etwas zurückgeben zu müssen, selbst wenn das gar nicht der Fall ist.

Auf das Loslassen kommt es an!

Vielleicht erkennen Sie die eine oder andere dieser Möhren. Sie kommen in den verschiedensten Formen und Gestalten daher, und jede hat ihre ganz eigene Art, uns zu beeinflussen. Falls Ihnen noch andere Möhren einfallen, schreiben Sie mir gerne dazu.

Die gute Nachricht ist: Sie können lernen, all diese Möhren von echten, unbelasteten Möhren zu unterscheiden – und den Einfluss der beanspruchenden Möhren loszulassen.

Möhre

Meine Dranbleiben-Impulse:

Es ist möglich, ein Gleichgewicht zu finden, um sowohl die eigenen Bedürfnisse zu wahren als auch in sozialen Beziehungen respektvoll zu agieren. Hier sind fünf Tipps, die dir helfen können, beziehungsschonend “Nein” zu sagen!

Wahrnehmung schärfen: Je bewusster Sie die manipulativen Muster erkennen, desto besser können Sie den Autopiloten verlassen und klarere Entscheidungen treffen.

Klarheit und Entscheidung: Überlegen Sie, ob Sie wirklich bereit sind, auf die Erwartungen oder Bitten einzugehen. Treffen Sie eine bewusste Entscheidung und seien Sie offen für Kompromisse, wo es sinnvoll ist. Vermeiden Sie es, „Ja“ zu sagen, wenn Sie „Nein“ meinen, um zukünftige Konflikte zu umgehen.

Richtig Ja sagen: Ein authentisches Ja bedeutet, klar und offen zu sagen, was Sie geben könnten und was nicht. Authentizität schützt Sie vor Missverständnissen und unnötigen Kompromissen. Und manchmal hilft es auch, sich erst mal Zeit zu verschaffen, um in Ruhe nachzudenken. Dann geben Sie den Hinweis: Ich kläre es und sage dir am XX Bescheid. Nicht alles muss immer spontan beantwortet werden.

Strategien entwickeln: Lernen Sie, Ihr „Nein“ klar und respektvoll auszusprechen, indem Sie offen und wertschätzend kommunizieren. Sie können Ihre Gründe ehrlich darlegen und, wenn es passt, mögliche Alternativen oder Kompromisse vorschlagen. So bleibsen Sie sich treu, ohne andere unnötig vor den Kopf zu stoßen.

Authentizität leben: Wählen Sie ganz bewusst, was Sie annehmen. Stehen Sie zu Ihren eigenen Werten und Bedürfnissen, auch wenn es nicht immer bequem ist. Menschen, die Sie wirklich mögen, werden Ihren Mut zu Ihnen selbst schätzen.

Fazit: Trauen Sie sich, authentisch zu sein und Ihr eigenes Tempo zu wählen. Denn nach all diesen Erfahrungen schmecken die Möhren ohne Anspruch am besten – knackig, frisch und frei von Erwartungen!

Beate WiemannP.S.: Wenn Sie es satt haben, immer wieder in dieselben Fallen zu tappen und endlich souverän und mit guter Abgrenzung entscheiden möchten, wann Sie ein echtes „Ja“ und ein selbstbewusstes „Nein“ geben, dann lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten!

In Souveränität wachsen

Ich begleite Sie dabei, in Ihre Souveränität zu wachsen und immer öfter in „Möhren ohne Anspruch“ zu beißen – klar, gelassen und frei von unnötigen Verpflichtungen.

Motivierende Grüße

Beate Wiemann
Denkpartnerin für Veränderung

Bilder: Beate Wiemann

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