Donnerstag, 21. November, 2024

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Coronakrise: Team aus Nagold näht täglich 200 Mund- und Nasenmasken und gibt sie kostenlos ab!

Das Gesicht mit einem Mund- und Nasenschutz bedecken oder nicht? Lange wurde hierzulande – in Zusammenhang mit der Coronakrise – darüber diskutiert, ob das sinnvoll ist oder so gar nichts bringt. Viele Politiker und Experten verloren sich in einem zeitraubenden Klein-Klein. Die Wochen gingen ins Land, Mund- und Nasenschutz war überall schnell ausverkauft und so manche Lieferung aus dem Ausland kam nicht oder nur verspätet an. Ein Desaster schien sich anzukündigen.

Doch während in der Politik gefühlt täglich zehn Talkrunden in Sachen Corona anberaumt und in den jeweiligen Bundesländern zudem verschiedene Maßnahmen getroffen wurden, zeigten sich viele Menschen in Deutschland aktiv und leierten Hilfe an. So zum Beispiel in Sachen Mund- und Nasenschutz. Ein Helferteam, das nicht lange überlegte, sondern auf die Produktion des begehrten Schutzes umsattelte, ist die Mannschaft vom Schneewittchen-Shop.

Schneewittchen-Team gibt Mund- und Nasenmasken kostenlos ab

Fertigen sie dort sonst stylishe Fashion-Unikate, verlassen jetzt Mund- und Nasenmasken das Haus des Unternehmens im baden-württembergischen Nagold. Die gefertigten Masken werden kostenfrei an jene abgegeben, die sie benötigen.

Wir haben mit Livia (im Bild inmitten ihres Teams) vom Schneewittchen-Shop gesprochen.

FB: Eure Produktpalette besteht eigentlich aus ausgefallenen Mutterpass-Hüllen, Tierpaßhüllen, Schürzen und Halstüchern. Wie lange macht ihr das schon?  

Wir haben – glaube ich – 2016 uns mit dem Gedanken beschäftigt, Unikate aus Filz herzustellen. Da ich sowieso aus der Textilindustrie komme, war mir das Metier nicht unbekannt. Erst wurde für Freunde und Bekannte produziert, dann über eBay und andere E-Commerce Plattformen verkauft. Dort wuchs sehr schnell die Nachfrage nach unseren Produkten und wir haben stetig unser Portfolio erweitert, um dem Kunden dann letztendlich eine gesunde Auswahl an Produkten anbieten zu können. Das Feedback war durchgehen positiv, mit meistens 5 Sternen bei den Bewertung.

Das hat uns extrem motiviert und bestätigt, dass unsere Kunden unsere Produkte lieben. Momentan sind ca. 400 eigenentwickelte Produkte auf unserem Webseite schneewittchen-shop.de erhältlich. Wir haben uns auf Corporate Fashion konzentriert und überlassen die Massenproduktion anderen Anbietern.

Produktion in Deutschland garantiert kurzfristiges Reagieren

Da wir zu 100% in Deutschland produzieren, können wir kurzfristig auf den Markt reagieren und Einzelanfertigungen oder kleine Serien für unsere Kunden in kürzester Zeit herstellen. Bestellungen vor 14:00 Uhr verlassen noch am selben Tag unser Haus. Ganz nach dem Motto „minimale Wartezeit, maximale Freude“.

FB: Aktuell – in der Coronakrise – produziert ihr Mundschutz. Wann habt ihr auf diese Produktion umgestellt und was war der ausschlaggebende Punkt, auf diese Produkte umzusatteln?

Als klar war, dass der Virus auch Deutschland voll treffen wird und die Schulen geschlossen wurden, haben wir uns entschlossen unsere Energie und Zeit voll in die Herstellung von Mund- und Nasenmasken zu stecken. Folglich haben wir die Werbung für unsere eigentlichen Produkte auf null heruntergefahren. Das war essenziell, um Kapazitäten für die Herstellung der Masken zu schaffen. Es wurde in den Medien immer wieder über Sinn oder Unsinn solcher Masken gesprochen. Ab dem Zeitpunkt, als das Robert-Koch Institut dann klar Stellung bezog und sagte: Jeder Schutz ist besser als gar kein Schutz und Mund- und Nasenmasken verringern die Weitergabe des Virus durch Tröpfchenübertragung, war klar, jeder benötigt eine Maske. Doch woher nehmen?

FB: Ihr näht den Mundschutz auch mit Hand – wie viele verlassen am Tag eure Produktionsstätte? 

Wir benutzen für die Herstellung schon moderne Technik wie Nähmaschinen, Laser Cutter für den Zuschnitt oder Transferpressen für die Falten. Nachdem wir verschiedene Schnittmuster ausprobiert haben, entschieden wir uns für die für uns am besten und schnellsten produzierbare Variante. Das Schnittmuster wurden dann digitalisiert und für die CNC Maschinen aufbereitet.

200 Stück täglich – Tendenz steigend

Anfangs taten wir uns sicherlich noch ein bisschen schwer, da waren es nur 40 bis 50 Stück pro Tag. Jetzt haben wir uns aber besser organisiert und das Design ein bisschen angepasst und kommen nun auf ca. 200 Stück täglich, Tendenz steigend. Diese können dann bei uns vor Ort abgeholt werden, nur ein geringer Prozentsatz geht den Postweg. Ein Tropfen auf den heißen Stein, aber jede Maske kann helfen. Ab morgen werden wir eine nochmals vereinfachte Version herstellen. Diese verzichtet dann gänzlich auf das Schrägband, was momentan sehr schwer zu bekommen ist. Wir sind zuversichtlich durch diese Maßnahme die Herstellungszeit pro Maske noch einmal zu senken.

FB: Den Mundschutz gebt ihr kostenlos ab. An wen? Und: Wer hat sich bislang schon mit eurem Mundschutz eingedeckt?

Erstmal möchte ich erwähnen, dass wir unsere Produkt Mund- und Nasenmasken nennen, das hat rechtliche Gründe. Der Begriff „Schutzmaske“ ist wohl medizinischen Produkten vorbehalten, was diese Masken in keinster Art und Weise sind. Danke an die Nagolder Facebook Gruppe für diesen Hinweis.

Menschen jeglicher Couleur decken sich mit dem Mund- und Nasenschutz ein

Jetzt zur eigentlichen Frage: Die erste Anfrage kam von einem lokalen Taxiunternehmen, das täglich Patientenfahrten nach Tübingen in die Klinik unternimmt. Die haben bei uns – glaube ich – 25 Stück abgeholt. Danach ging es Schlag auf Schlag. Anfragen von Gemeinnützige Werkstätten für Menschen mit Behinderungen, Arztpraxen, Hebammen, Krankenschwestern, Mitarbeiter sozialer Einrichtungen, eine große Supermarktkette für ihre Kassiererinnen und ganz, ganz viele Privatpersonen. Vielen, vielen Dank für eure Unterstützung durch Sach- und Geldspenden und das durchweg positive Feedback. Soviel Herzlichkeit und Dankbarkeit unserer Nagolder Mitbürger hätten wir nicht erwartet.

FB: Auf eurer Homepage werbt ihr mit „Made in Germany“ für eure Produkte. Leider können immer weniger Produkte damit aufwarten, in Deutschland produziert zu werden. Viele Produktionen wurden nach Fernost ausgelagert, was nicht nur für Arbeitnehmer hierzulande drastische Folgen hatte, sondern auch jetzt – in der Krise – für einen gewissen Mangel an dringend benötigten Dingen sorgt. Was müsste eurer Ansicht nach die Konsequenz für „nach der Krise“ dahingehend sein? 

Das muss jeder Unternehmer für sich entscheiden. Viele sind mit ihrer Fertigung nach Fernost gegangen, um vor allem Lohnkosten zu sparen. Nicht wenige sind dort kläglich gescheitert. Die Gier, die Gier nach mehr, immer schneller, immer billiger…Wir von Schneewittchen-Shop gehen hier einen anderen Weg. Wir stellen Artikel her, die eigentlich niemand mehr benötigt. In einer bedarfsgedeckten Wirtschaft, wo jeder schon die Schränke voll hat, die Schubladen nicht mehr zugehen. gibt es eigentlich keinen Bedarf mehr an billigen Massenprodukten, bezogen auf unsere Branche. Unsere Produkte sind purer Luxus. Individuelle Anfertigungen, hergestellt in Einzelanfertigungen, Klein- oder Kleinstserien, speziell auf den Kunden abgestimmt. Dieser Luxus hat natürlich auch seinen Preis und kann nicht mit dem Preis der Massenproduktion konkurrieren.

Produktionen sollten nicht nach Fernost ausgelagert werden

Wir aus Deutschland sollten uns wieder auf das besinnen, was uns eigentlich ausmacht. Wir sind ein Volk von Dichtern und Denkern, Tüftler und Erfinder. Lagern wir diese Fähigkeiten nach Fernost aus, dann wird es bald kein „Made in Germany“ mehr geben. Wozu das geführt hat, erleben wir jetzt weltweit. Es fehlt an den wichtigsten Dingen. Deshalb beide Daumen hoch für „100% Made in Germany“!

FB: Wie schützt ihr euch selbst in diesen Tagen vor einer Infektion mit dem Virus? 

Wir lassen den Virus nicht in unser Haus und verlassen selbiges nur für Besorgungen. Notwendige Einkäufe werden für das ganze Haus auf einmal pro Woche reduziert. Dies übernimmt mein Mann, der beim Einkauf natürlich eine Maske trägt und diese auch auflässt, bis er sich zuhause gründlich die Hände waschen kann. Wir haben im Vorgarten einen kleinen Tisch mit einem Hinweis eingerichtet, wie die Masken zu handhaben sind und wie sie desinfiziert werden sollen. Dort liegen die Masken aus und jeder der kommt, kann sich dort bedienen. So vermeiden wir persönlichen Kontakt.

FB: Unzählige Frauen haben hierzulande eine Nähmaschine. Wenn manche Besitzerinnen nun überlegen, es euch gleichzutun und ebenso Mundschutz anzufertigen – welchen Tipp habt ihr? Worauf kommt es an? Und: Wie schwer (oder leicht) ist es überhaupt, einen solchen Schutz mit der eigenen Nähmaschine herzustellen?   

Den Aufruf zum Masken nähen halte ich für eine sehr, sehr gute Notwendigkeit. Jeder der eine Nähmaschine hat, kann für sich, seine Familie oder seine Nachbarn Masken nähen. Dabei kommt es nicht darauf an, eine perfekte Maske zu nähen. Viel wichtiger ist, dass jeder der in die Öffentlichkeit geht, eine Maske hat. Wir sollten dabei vor allem an die Risikogruppen und hilfsbedürftige Menschen denken, die auf fremde Hilfe angewiesen sind. 

Herstellung des Mund- und Nasenschutzes ist einfach

Im Prinzip ist die Herstellung ganz einfach. Wir haben dazu auch schon einen kleinen Film gedreht und auf unsere Webseite gestellt, in welchen Schritten wir die Masken produzieren.

Material zuschneiden, doppelt nehmen und  an den Rändern vernähen, Gummischnüre oder einfache Bändel annähen. Bei Bedarf noch einen Draht oder einen Gefrierbeutelverschuss aus Draht auf den Nasenrücken nähen und schon ist die Maske fertig. Die ersten 1 bis 2 gehen vielleicht noch ein bisschen schwer von der Hand, danach sollte es aber laufen. Im Netz gibt es sehr viele einfache Anweisungen. Es muss ja kein Kunstwerk werden, sie sollte nur an den Seiten eng genug anliegen. Ein Baumwollstoff oder Baumwolle mit Polyester eignet sich sehr gut dafür.

Die Maske sollte allerdings täglich desinfiziert werden, z. B. In heißem Wasser und beim abnehmen darauf geachtet werden, dass die anhaftenden Viren nicht durch die Hände ins Gesicht gelangen. Videos dazu gibt es im Netz. 

Alle Informationen auf www.schneewittchen-shop.de 

Bildnachweis: Schneewittchen-Shop.de

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