Endometriose – eine Krankheit, von der in Deutschland Millionen Frauen und Mädchen betroffen sind. Dennoch ist sie in der Öffentlichkeit kaum präsent. Während für Brust- oder Darmkrebs große Aufklärungskampagnen laufen, bleibt Endometriose häufig ein Tabuthema – selbst unter Ärzten. Dabei kann die Erkrankung das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen, begleitet von massiven Schmerzen und körperlichen Einschränkungen.
Endometriose – Ein Leben mit der Diagnose
Eine, die das aus eigener Erfahrung kennt, ist Kathy Buchholz aus Delmenhorst (im Bild). Seit vielen Jahren lebt sie mit Endometriose – und macht daraus kein Geheimnis. Im Gegenteil: Sie klärt auf, betreibt eine eigene Homepage, hat ihre Geschichte in einem Buch veröffentlicht und sogar ein Kochbuch herausgebracht. Im Gespräch erzählt sie offen über ihren Weg, ihr Engagement und darüber, wie sie es trotz der ständigen Schmerzen schafft, positiv zu bleiben.
Symptome seit der ersten Regelblutung
FB: Frau Buchholz, seit wann leiden Sie unter Endometriose?
Ich kämpfe seit meinem zwölften Lebensjahr mit den Symptomen. Es begann mit meiner ersten Regelblutung.
FB: Wie gestaltete sich Ihr Leben bis zur Diagnose?
Meine Blutungen kamen unregelmäßig, begleitet von extremen Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Erschöpfung. Verständnis bekam ich kaum – äußerlich war ja nichts zu sehen. Oft hieß es: „Stell dich nicht so an, das haben alle Frauen“. Erst nach 25 Jahren stand endlich die Diagnose: Endometriose. Doch auch danach blieb mein Leidensweg lang – zahlreiche Operationen, Verwachsungen, Narben, chronische Schmerzen begleiteten ihn. 2009 wurde mir schließlich die Gebärmutter entfernt.
Länger als 30 Minuten am Stück stehen oder sitzen nicht möglich
FB: Mit welchen Begleiterscheinungen kämpfen Sie heute?
Die vielen Operationen hinterließen Vernarbungen, die chronische Schmerzen verursachen. Ich kann nicht lange stehen, gehen oder sitzen, ohne dass die Schmerzen zunehmen. Hinzu kommen Müdigkeit, Übelkeit, Appetitlosigkeit und Lebensmittelunverträglichkeiten.
FB: Wie wirkt sich das auf Ihren Alltag aus?
Mein Leben ist langsamer geworden. Dinge, die mir früher Spaß machten, wie Sport oder Arbeit, sind heute nicht mehr möglich. Aber ich habe gelernt, neue Ziele zu setzen. Das Schreiben bringt mir kleine Erfolgserlebnisse – und das motiviert mich.
Endometriose ist noch viel zu unbekannt – selbst bei Ärzten
FB: Warum ist Endometriose in der Öffentlichkeit noch immer recht wenig präsent?
Es gibt zwar Organisationen wie die Endometriose-Vereinigung, die Aufklärung leisten, aber das reicht nicht. Die Krankheit ist selbst unter Frauenärzten oft noch zu wenig bekannt.
FB: Warum ist die Diagnose so schwierig?
Weil Endometriose-Herde nicht tastbar sind. Sie können nur durch eine Bauchspiegelung festgestellt werden. Viele Ärzte unterschätzen die Schmerzen, weil sie schwer greifbar sind.
Andere Frauen für Endometriose sensibilisieren
FB: Sie leisten selbst Aufklärungsarbeit. Wie sieht diese aus?
Ich betreibe eine Homepage, auf der ich meine Erfahrungen teile, und habe mein Buch Endometriose – der Feind in meinem Körper geschrieben. So möchte ich anderen Betroffenen Mut machen und helfen, sich verstanden zu fühlen.
Schreiben – schon immer eine Leidenschaft
FB: Neben dem Erfahrungsbuch haben Sie noch weitere Projekte verwirklicht.
Ja, ich habe an mehreren Anthologien mitgewirkt, deren Erlöse bedürftigen Kindern zugutekommen. Außerdem erschien mein Kochbuch Katys süße Verführung, in dem ich meine Lieblingsrezepte für Marmeladen, Gelees und Liköre gesammelt habe. Es war mein Weg, einen geplatzten Lebenstraum kreativ weiterzuführen.
Belohnung für kleine Erfolge
FB: Wie schaffen Sie es, trotz der Schmerzen positiv zu bleiben?
Ich habe mir ein Belohnungssystem geschaffen. Wenn ich zum Beispiel einen Monat regelmäßig walken gehe, gönne ich mir etwas Schönes – einen besonderen Käse, eine Pflanze oder einen Kinobesuch. Das motiviert und produziert Glückshormone.
Frauen mit Endometriose müssen ernst genommen werden
FB: Was müsste sich gesundheitspolitisch ändern?
Es braucht deutlich mehr Aufklärung – in der Bevölkerung und bei Ärzten. Ein Aktionstag allein reicht nicht. Jede Frau sollte wissen, dass starke Regelschmerzen nicht normal sind.
Buchdaten
Titel: Endometriose – der Feind in meinem Körper
Untertitel: Erfahrungsbericht einer Betroffenen
Autorin: Kathy Buchholz
Verlag: TWENTYSIX
ISBN Print: 978-3-7407-4851-7
Seitenzahl: 188
Preis: 22,99 €
In ihrem Buch schildert Kathy Buchholz eindrucksvoll ihren jahrzehntelangen Kampf mit der Krankheit, gibt Einblicke in den Alltag mit Schmerzen und teilt Tipps, wie Betroffene besser mit der Situation umgehen können.
Bild: Kathy Buchholz