„Mit nur einer Stunde wöchentlich ein profitables Online-Business aufbauen“, „100 000 Euro im Jahr ohne Website“ oder „Trag Dich in meine Warteliste ein“. So oder ähnlich klingen die Aussagen vieler selbsternannter Coaches, die das Internet – vor allem Social-Media – überschwemmen. Glaubt man diesen Scharlatanen braucht es nur das richtige „Mindset“ und die Euros rollen via Coaching nur so auf das Konto.
Nichts davon stimmt. Aber dennoch scheinen viele, viele User auf diese Leute hereinzufallen, was etliche Erfahrungsberichte im Web zeigen. Warum nur, so fragt man sich immer wieder, fallen Menschen auf dieses inhaltsleere Gequatsche rein und zahlen zudem noch (viel) Geld dafür?
Coaching-Scharlatane und der Realitäts-Check
Bevor die Aussagen dieser Möchtegern-Erfolgreichen einem Realitäts-Check unterzogen werden, sei auf ein wichtiges Detail hingewiesen. Nämlich auf jenes, dass der allergrößte Teil der „Coaches“, „Experten“ und „Mega-Online-Unternehmer“ gar kein „richtiges“ Business hat. Wer diesen Personen zuhört und nach deren Produkt oder Dienstleistung sucht, wird ins Leere laufen. Sowas gibt es nämlich bei den Coaching-Scharlatanen nicht. Weder wird Kleidung vertrieben, noch Dekoartikel, andere Produkte oder eine greifbare, sinnvolle Dienstleistung. Insofern sind auch die Internet-Auftritte dieser Leute komplett ohne Substanz und strotzen nur so von Begriffen wie „Online-Kurs“, „Newsletter“, „E-Mail-Liste“. Mit diesen Tools nämlich vertreiben diese Blender ihre eigenen Kurse und wollen in selbigen ihren Kunden nichts anderes verkaufen, als einen Kurs, der einen Kurs verkauft, der einen Kurs verkauft.
Dazu sollen E-Mail-Listen und Newsletter zumeist ausreichen – so die Message der zwielichtigen Coaches. Davon ab, dass es es von fragwürdigen Kurs-Angeboten im Netz wimmelt, ist es in Zeiten der Über-Information der Menschen mehr als fragwürdig, ob sich Geld mit dem Versenden von Mails oder/und Newslettern verdienen lässt – indem der zwölfmillionste Web-Kurs angepriesen wird…
Zum einen gibt es bekanntlich so gut wie alles, was der Mensch sucht, kostenfrei auf youtube und zum anderen dürfte der Großteil der Web-User mehr als genervt sein von irgendwelchen Newslettern. Die Wahrheit ist, dass sich die meisten Leute von derlei Nachrichten belästigt fühlen und sie kurzerhand abbestellen.
Nun aber zu einigen der kruden Aussagen, die immer wieder von zwielichtigen Internet-„Experten“ getätigt werden:
Nur zwei Stunden wöchentlich für den Aufbau eines Online-Business
Mit Mini-Zeitaufwand zum Privat-Jet. So könnte man wohl die lächerlich-absurden Aussagen der digitalen Blender zusammenfassen. Denn tatsächlich kommunizieren nicht wenige „Coaches“ genau das: Kaum Zeiteinsatz, aber ein dickes Konto.
Dass kein Mensch der Welt mit zwei Stunden wöchentlich zu einem profitablen Online-Business kommt, dürfte klar sein. Zumal allein schon der Aufbau einer Reichweite, das Schreiben – Stichwort Seo! – und das Recherchieren im Zusammenhang mit der eigenen Zielgruppe anfangs gefühlt jede Stunde täglich in Anspruch nimmt. Kein erfolgreicher Online-Unternehmer hat sein Geschäftsmodell mit zwei Wochenstunden aufgebaut – das ist Nonsens in Reinkultur!
Ändere Dein Mindset!
Die abgedroschene „Mindset“-Aussage findet man tagtäglich im Internet, zumeist springt sie einen in Reels, Postings oder Tweets auf Social-Media an. „Ändere Dein Mindset und Dein Online-Business macht Dich reich“ – so hören sich derartige Sprüche meistens an. In diesem Zusammenhang wird meist ein reicher Lebensstil präsentiert. Nicht selten führen die Online-Scharlatane Privatjets und teure Luxus-Autos vor, die man angeblich verdienen kann, wenn man nur seine Denkrichtung ändert. Na klar – wer es glaubt, wird selig…!
Die KI arbeitet für Dich
Seit es die Künstliche Intelligenz – kurz: KI – gibt, führen die Coach-Blender dieses Tool immer wieder ins Feld und tun in ihren Postings, Podcasts und Reels so, als ob mittels KI in kürzester Zeit der große Coaching-Reichtum ins Haus flattert. So empfehlen sie, Social-Media-Artikel, Newsletter und sogar Online-Kurse mittels KI erstellen zu lassen.
Was sie bei solchen haltlosen Tipps außer Acht lassen: Die KI ist aktuell noch gar nicht in der Lage, derlei Dienstleistungen abzuliefern. Noch ist nämlich – zumindest im deutschsprachigen Raum – die Ausdrucksweise dieses digitalen Helfers nicht für die Kommunikation mit (potentiellen) Kunden zu gebrauchen. Die Wortwahl der Künstlichen Intelligenz ist nämlich zu oft noch übertrieben, aufgesetzt und total amerikanisch. Soll heißen: Worte wie „großartig“ und „phantastisch“ werden relativ häufig benutzt und wirken nur zu oft wie eine billige Parodie auf den aufgekratzten amerikanischen Kommunikationsstil. Kaum einer im deutschsprachigen Raum spricht so, weshalb man tunlichst die Finger davon lassen sollte, die KI eigene Texte gestalten zu lassen. Wer sich im Web behaupten will, muss immer noch selbst ran oder zumindest die ki-generierten Ergüsse bearbeiten (was nur zu oft in so viel Zeit ausartet, dass man hätte einen Text im eigenen Stil dreimal erstellen können).
Warteliste – ist klar….!
Also ist auch dieser Tip von Coaching-Scharlatanen totaler Quatsch. Apropos Quatsch: Zum Kaputtlachen ist auch immer der Hinweis auf die „Warteliste“. Dort soll man sich eintragen und dann freuen, wenn man einen Platz bekommt. So übermitteln es selbsternannte Coaching-Gurus immer wieder. Der Großteil davon dürfte jedoch weder von diesem „Business“ leben können, noch mit einem überquellenden E-Mail-Postfach konfrontiert sein. Hier ist eher der Wunsch der Vater des Gedanken.
Deshalb: Niemals auf solches substanzloses Gequatsche hereinfallen – man könnte (viel) Geld verlieren. Besser: Sich über den jeweiligen Coach im Vorab informieren und Skepsis walten lassen. Vor allem dann, wenn gar kein Produkt im Spiel, sondern die Rede immer nur von Kursen ist. Im Zweifel einfach googeln, ob es Bewertungen oder Erfahrungswerte für das sensationelle Coaching-Angebot gibt. Oft stößt man hier auf eine Menge Betrugswarnungen und auch auf Warnungen von Verbraucherzentralen. In Vor-Internet-Zeiten nannte man solche unseriösen Geschäftemacher übrigens „Drücker-Kolonnen“ und ihre Konzepte „Schneeball-Systeme“.
Wer es nicht kennt, einfach recherchieren – dann lässt man schnell die Finger von solchen Angeboten. Und wendet sich ehrlichen und seriösen Coaches zu – die gibt es nämlich auch. Einige davon sind hier im Magazin zu finden.
Bild (Symbolbild): picture alliance / dpa Themendienst | Christin Klose