Sonntag, 24. November, 2024

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Von der Mode zum Müsli: Selfmade-Frau Ewa ist das Gesicht hinter MAMA BEAR

Reisen, Promis, Glamour, Partys und immer unterwegs: Was wie der Alltag eines Lifestyle-Influencers klingt, war viele Jahre lang das Leben von Ewa Helena Martin (im Bild). Mit einer eigenen Modemarke und einer Galerie in Hamburgs Bestlage führte die in Danzig geborene Frau ein Leben, wie es so mancher heutzutage auf Instagram präsentiert. Doch was einige Menschen für unbedingt erstrebenswert halten, hat Ewa längst hinter sich gelassen. Denn auf der Überholspur durch die Wochen jetten, täglich neue Kontakte knüpfen und abends auf Veranstaltungen fit und präsent sein – das schlaucht. Kaum einer kann und möchte ewig so leben und auch der aufregendste Alltag wird irgendwann zur Normalität. Wenn dann Erschöpfung und gesundheitliche Probleme hinzukommen, ziehen viele die Reißleine. Ein solcher Zeitpunkt markiert für Erfolgreiche oft eine Wende im Leben, die häufig eine Neuorientierung nach sich zieht. So auch bei Ewa, die heute das Gesicht hinter der Müsli-Marke Mama Bear ist und nicht nur eine erfolgreiche Manufaktur gegründet, sondern auch ihren Lebensstil komplett geändert hat. Wir haben die umtriebige Macherin aus dem Norden interviewt:

FB: Liebe Ewa, bevor Du zu beruflich zum Müsli gekommen bist, hast Du einen eher lifestyligen Job gehabt – erzähl doch mal!

Mode und Kunst bestimmten mein Leben, bevor ich mich ganz dem Müsli verschrieben habe, ja. Und viel Glamour in beiden Bereichen. Ich habe ganze acht Jahre lang an meiner eigenen Modemarke gearbeitet. Wir haben acht Kollektionen pro Jahr auf den Markt gebracht und waren ständig in der aufregenden Welt der Mode unterwegs.

Mama Bear-Gründerin Ewa lebte viele Jahre lang ruhelos

Es war eine Zeit voller Glamour, und ich hatte das Privileg, viele faszinierende Menschen kennenzulernen. Doch am Ende dieser Ära stand ich da, nur noch 48 Kilogramm schwer und völlig erschöpft. Ich wusste einfach nicht mehr, wie ich wieder zur Ruhe kommen konnte.

Da traf ich eine lebensverändernde Entscheidung: Ich beschloss, mir mehr Zeit für mich selbst zu nehmen. Und das habe ich getan. Fünf Jahre später begeisterte mich dann eine vollkommen neue und doch passende Idee – die Eröffnung einer Galerie in Hamburg. Sie markierte den Beginn einer neuen, persönlichen Geschichte.

Es war ein Wendepunkt in meinem Leben. Übrigens, die Modemarke, die damals meine war, hat diese entscheidende Veränderung erst ermöglicht. Manchmal muss man sich selbst Raum geben, um Neues zu entdecken und zu wachsen.

FB: Lange haben Kunst und Mode Dein Leben bestimmt. Wie gestaltete sich Dein Arbeitsalltag damals?

Mein Arbeitsalltag war strukturiert, aber gleichzeitig auch chaotisch. Ich denke, wenn man sich für diesen Weg entscheidet, muss man lernen, spontan zu sein, schnell umzudenken und keine Angst vor tiefem Wasser zu haben. Die Arbeitstage erstreckten sich oft über 14 Stunden, und selbst dann hatte man das Gefühl, nicht alles erledigt zu haben. Man schleppte die Arbeit mit nach Hause, und das war es, was ich meine – nie abschalten zu können.

Druck und Verantwortung als stete Begleiter

Im Atelier haben wir versucht, eine gute Stimmung zu schaffen. Einmal am Tag haben wir alle gemeinsam gegessen, was wirklich toll war und uns alle von den nervigen Details des Tages ablenkte. In der Kunstwelt habe ich mir die Mittagszeit gegönnt, um mich mit Menschen zu verbinden, die mir wichtig waren. Irgendwann habe ich gelernt, nicht die Letzte zu sein, die den Arbeitsraum verlässt. Während der Galerie-Zeit war besonders am Tag einer Vernissage alles auf mich gerichtet – das war schon ein großer Druck und Verantwortung. Manchmal fühlte es sich so an, als würde die ganze Welt auf meinen Schultern lasten. Doch trotz der Herausforderungen habe ich versucht, eine positive Atmosphäre zu bewahren.

Es war eine Zeit voller intensiver Erfahrungen. Man lernt, mit Druck umzugehen und sich selbst nicht aus den Augen zu verlieren.

FB: Selbst mit Gunther Sachs hast Du Berührungspunkte!

In seiner Galerie in der Milchstraße 28 in Hamburg, im exquisiten Pöseldorf, hatte zuvor Gunter Sachs den damals noch unbekannten Künstler Andy Warhol der Öffentlichkeit vorgestellt. Diese Ausstellung markierte Warhols erste Präsentation in Deutschland. Die feine Gesellschaft strömte herbei, feierte ausgelassen, trank Champagner, genoss Kaviar – aber leider kaufte niemand die Bilder. Die eher konservative Hamburger Gesellschaft hatte Schwierigkeiten mit der neuartigen Popart.

Gunter Sachs zeigte seine Wertschätzung für seinen Freund Andy Warhol, indem er sämtliche Werke selbst erwarb, um Warhol nicht ohne Erfolg wieder in die USA zurückzuschicken.

Schöne und erfolgreiche Jahre, die ganz im Zeichen der Kunst standen

Beeindruckende 45 Jahre später feierten wir in derselben Galerie ein großes Jubiläum mit einem Werk, das schon damals in den Räumen hing. Die Ausstellung war ein beeindruckendes Erlebnis, das die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart auf faszinierende Weise zeigte.

FB: Mit gesunder Ernährung ist so ein Leben manchmal schwer in Einklang zu bringen. Allein die vielen Events und langen Nächte…Wie war das bei Dir?

Die Herausforderung, ein gesundes Leben in Einklang mit einem hektischen Zeitplan zu bringen, war auch für mich keine leichte Aufgabe. In bestimmten Lebensphasen habe ich mich weit von meinem wahren Wesen entfernt, und das tat nicht immer gut. Insbesondere in der Modewelt, wo Stress Tag und Nacht herrschte, mit vier internationalen Modenschauen pro Jahr, hohem Druck und zahlreichen Mitarbeiterinnen, war es schwer, meine eigene Balance zu finden.

In dieser Zeit entfernte ich mich stark von der Natur, wurde zur starken Raucherin und vernachlässigte gesunde Ernährung, die durch Kaffee ersetzt wurde – eine Phase, die heute für mich wie eine endlos lang vergangene Zeit erscheint und kaum vorstellbar ist.

Lifestyliger Alltag – ungesunder Lebensstil

Doch selbst damals habe ich bemerkt, dass etwas grundlegend falsch lief, und habe dann einen radikalen Schnitt gemacht.

Ich betrachte diese Phase nicht als eine Verwandlung von einem Menschen zum anderen, sondern als einen lehrreichen Abschnitt. Dieser Abschnitt ermöglicht es mir auch heute, bei einer völlig anderen Lebensweise, zu verstehen, welche Herausforderungen andere Menschen dabeihaben können, ihren Alltag und eine gesunde Lebensweise in Einklang zu bringen. Es zeigt mir, wie wichtig es ist, achtsam zu leben und sich bewusst für das Wohlbefinden zu entscheiden.

FB: Wie bist Du letztlich auf das Thema „Müsli“ gekommen?

Die Idee, mich dem Thema “Müsli” zu widmen, kam letztendlich durch mehrere Lebensveränderungen, die ich erlebt habe. Die bedeutendste Veränderung war zweifellos die Geburt meines Sohnes – ein echter Gamechanger für mich. Ein großer Dank geht dabei an meinen Mann, der eines Tages zu mir sagte: “Mecker nicht nur rum, misch doch dein eigenes Müsli!” – und genau das habe ich getan!

Schale mit Müsli

Die Inspiration dazu kam auch aus meiner Frustration beim Einkauf von Müsli im Laden. Die kleinen Schriftzüge auf den Verpackungen versprachen oft zuckerfreies Müsli, doch zu Hause entdeckte ich dann die feinen Details, die zeigten, dass dies oft nicht der Fall war. Corona trug ebenfalls zu dieser Entscheidung bei, da größere Veranstaltungen in der Galerie nicht mehr möglich waren.

Viele Faktoren kamen bei Gründung von Mama Bear Müsli zusammen

Das war für mich die perfekte Gelegenheit, etwas Neues zu wagen und meine eigene Müslimischung zu kreieren. So entstand Mama Bear Müsli – eine Verbindung aus persönlicher Notwendigkeit, kreativem Impuls und dem Wunsch nach gesunder Ernährung für meine Familie und mich.

FB: Der berufliche Wechsel von Deinem alten in Dein jetziges Leben ist beeindruckend. Wie hat sich das konkret gestaltet?

Dieser Wechsel war tatsächlich extrem und brachte viele Veränderungen mit sich..

Zuerst einmal war da die bewusste Entscheidung, mich von meiner bisherigen Tätigkeit in der Kunstwelt zu lösen. Diese Entscheidung fiel nicht leicht, da sie eine Umstellung auf einen völlig anderen Lebensstil und beruflichen Fokus bedeutete. Der Anstoß für meine Veränderung kam von meinem Mann, der mir nahelegte, mein eigenes Müsli zu kreieren. Das war der Beginn von Mama Bear Müsli. Die Umstellung auf die Lebensmittelbranche erforderte viel Forschung, Experimentieren mit Zutaten und die Entwicklung einer eigenen Produktlinie.

Der Aufbau der Galerie in Hamburg war eine entscheidende Etappe. Hier konnte ich meine Liebe zur Kunst weiterhin leben, aber auf eine andere Weise. Die Verbindung von Kunst und gesunder Ernährung mag auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen, aber für mich war es ein natürlicher Schritt, da beide Bereiche meine Leidenschaften repräsentieren.

Aufbau der Manufaktur als Herzenssache

Insgesamt war es ein Prozess des Loslassens des Alten, des Entdeckens neuer Leidenschaften und des Wachsens in eine Richtung, die mir persönlich mehr Erfüllung und Ausgewogenheit in meinem Leben bringt. Es war ein mutiger Schritt, der sich jedoch als lohnend und bereichernd erwiesen hat.

FB: Wo arbeitest Du heute?

Ich arbeite heute inmitten der atemberaubenden Landschaft zwischen den Feldern und Wäldern von Schleswig-Holstein, direkt an der Grenze von Hamburg. Diese Umgebung ist für mich eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration, und ich schöpfe meine kreativen Ideen und Energie aus der Natur und dem engen Kontakt zu den Landwirten in der Umgebung.

Der Wechsel von der Kunstwelt zu meiner aktuellen Tätigkeit hat mir die Möglichkeit gegeben, meine Liebe zur Natur und zur gesunden Ernährung zu vereinen. Hier, umgeben von grünen Feldern und idyllischen Wäldern, entsteht meine Müslilinie Mama Bear. Diese Umgebung bietet nicht nur frische Perspektiven, sondern auch eine tiefere Verbindung zu meiner Arbeit und meinen Produkten.

Müslischale

Es ist eine bewusste Entscheidung, meine Umgebung aktiv in meinen Lebens- und Arbeitsstil einzubeziehen. Die naturnahen Einflüsse spiegeln sich nicht nur in meiner Lebensweise, sondern auch in meinen kreativen Prozessen wider. Es ist eine Reise, die mir eine erfüllende Balance zwischen Natur, Kunst und gesunder Ernährung ermöglicht.

FB: Wie wählst Du die Zutaten für Deine Müslis aus und wie werden sie verarbeitet? Was ist das Besondere daran?

Die Auswahl der Zutaten für meine Müslis erfolgt mit großer Sorgfalt, wobei ich besonderen Wert auf Qualität, Regionalität und Natürlichkeit lege. Regionale und natürliche Zutaten bevorzuge ich aus der Nord-Region, um die lokale Landwirtschaft zu unterstützen und eine Frische und Qualität zu gewährleisten. Die Zutaten sollen möglichst naturbelassen und ohne künstliche Zusatzstoffe sein.

Intensiver Geschmack und naturbelassene Zutaten machen Müslis von Mama Bear aus

Auch Vielfalt und Ausgewogenheit sind mir wichtig. Ich strebe eine ausgewogene Mischung aus verschiedenen Getreidesorten, Nüssen, Früchten und Samen an, um nicht nur einen köstlichen Geschmack, sondern auch eine breite Palette an Nährstoffen zu bieten.

Die Nüsse werden von mir persönlich ausgewählt und geröstet, um den Geschmack zu intensivieren. Die Früchte, wie deutsche Bio-Aprikosen, Bio-Birnen und Äpfel, stammen ebenfalls aus sorgfältig ausgewählten Quellen.

Arbeit in der Müslibackstube

Weniger Zucker, mehr natürliche Süße: Als Süßungsmittel verwende ich heimischen Zuckerrüben-Sirup, um den Zuckergehalt niedrig zu halten und dennoch eine natürliche Süße zu bieten. Und zum Schluss die handgefertigte Mischung: Die Mischung der Zutaten erfolgt von Hand, um sicherzustellen, dass jede Charge die perfekte Balance und Qualität aufweist.

Das Besondere an Mama Bear Müslis liegt nicht nur in den sorgfältig ausgewählten Zutaten, sondern auch in der Liebe zum Detail und der Verbindung zur Natur. Jede Mischung ist eine persönliche Kreation, die nicht nur lecker, sondern auch nährstoffreich und ausgewogen ist.

Gesundheit und Genuss im Einklang

Es ist meine Art, Genuss und Gesundheit in Einklang zu bringen und gleichzeitig einen Beitrag zur Unterstützung der lokalen Landwirtschaft zu leisten.

FB: Du bist nicht nur Unternehmerin, sondern auch Mutter. Wie bringst Du Familie und Arbeit unter einen Hut?

Manchmal ist es wirklich eine Herausforderung, vor allem, wenn ich zu hohe Erwartungen an mich selbst habe. Aber wir haben einen Weg gefunden, der für uns funktioniert. Mein Mann und ich teilen nicht nur die Verantwortlichkeiten, sondern auch die kostbaren Momente mit unserem Sohn.

Familie Mama Bear

Ohne diese gemeinsame Anstrengung wäre das alles nicht machbar. Es gibt uns die Möglichkeit, die Höhen und Tiefen des Unternehmertums mit den wertvollen Augenblicken der Familie in Einklang zu bringen.

FB: Was sind die Vorteile des Arbeitens an einem Ort, wie Du es gestaltest?

Oh, weißt du, das Arbeiten an einem Ort, so wie ich es gestalte, bringt für unsere Familie so viele Vorteile mit sich. Vor allem schätze ich die Nähe zu meinem Kleinen während der Arbeit. Das Müslizimmer und die Backstube, wo wir produzieren, sowie der Kindergarten unseres Kleinen befinden sich im Umkreis von 8 km von unserem Zuhause. Das verleiht mir als Mutter ein wirklich tolles Gefühl.

Vereinbarung von Familie und Beruf ist unbezahlbar

 Die Flexibilität, meine Arbeit mit den Bedürfnissen unserer Familie abzustimmen, gibt mir das Gefühl, immer für meinen kleinen Schatz da sein zu können, wenn er mich braucht. Das ist einfach unbezahlbar!

Ewa mit Tony

 Diese Art der Arbeitsgestaltung ermöglicht es mir, nicht nur beruflich erfolgreich zu sein, sondern auch als Mama Bear voll und ganz für meine Familie da zu sein. Sie schenkt mir eine Art Gleichgewicht und Erfüllung, die für uns als Familie einfach von unschätzbarem Wert ist.

FB: An welchen beruflichen Projekten arbeitest Du gerade und was ist – wenn Du es schon verraten kannst – noch so in Planung?

Ich bin momentan mit voller Begeisterung in das Projekt “Von Kindern für Kinder” vertieft.

Lebensmittelworkshop Kinder

Wir organisieren interessante Müsli- und Food-Workshops in Kitas, bei denen die kleinen Teilnehmer nicht nur Spaß haben, sondern auch viel über gesunde, ungezuckerte Zutaten und Ernährung lernen. Es ist wirklich erfüllend, diese neugierigen kleinen Menschen zu begleiten! Ein besonderes Beispiel ist unsere neueste Kreation aus der Kita “Junges Gemüse” in Tangstedt.

Workshops mit Kindern bereichern den Gründer-Alltag

Die Kürbisgruppe hat dort eine leckere Granola mit reinen Beeren und Samen entwickelt. Bald wird sie für alle verfügbar sein, und ich freue mich darauf, dass ihr sie ausprobiert!

Außerdem tüfteln wir gerade an einer neuen Granola-Variante, diesmal mit Bucheckern aus den Wäldern von Schleswig-Holstein verfeinert. Die Vorfreude darauf ist groß, und ich kann es kaum erwarten, mehr darüber zu teilen!

Mama Bear Granola

Bleibt gespannt, es gibt noch viele aufregende Geschmacksabenteuer mit “Von Kindern für Kinder” zu entdecken! 

FB:  Privat bist Du sehr gefordert. Wie entspannst Du in freien Stunden? Gibt es BeruflichHobbys?

In meinen freien Stunden finde ich Entspannung durch Meditation – das hilft, den Moment bewusst zu erleben. Das bewusste Atmen zwischendurch wirkt wahre Wunder und bringt mich immer zurück ins Hier und Jetzt.

Kochen als kreativer Gegenpol zum Manufaktur-Geschehen

Außerdem stehe ich gerne in der Küche, liebe es, für meine Familie zu kochen und dabei zu experimentieren. Kochen ist für mich nicht nur ein Hobby, sondern auch eine kreative Auszeit.

Ich genieße es auch sehr, im Sommer ohne Handschuhe in meinem Garten zu arbeiten. Die Erde zu spüren, macht einfach Spaß und schafft eine besondere Verbindung zur Natur. Hier im Norden gibt es viele Möglichkeiten, um abzuschalten.

Mehr zum Thema auch hier.

Bilder / Copyright: Ewa Helena Martin

 

 

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