Sportliche Schnappschüsse beim Skifahren, vor dem Auto, am Strand oder bei einem Fest: In den Singlebörsen präsentiert man(n) sich auf die unterschiedlichste Weise. Die Zeiten, als man langweilige Bilder á la Passfoto & Co. zeigte, sind lange vorbei. Doch bekanntlich wächst mit den Weiten des Internets auch die Gefahr von Betrug. Und zwar täglich. Gerade und vor allem beim Online-Dating. Zwar sind viele Singles mittlerweile gewarnt und kennen die Tricks mieser Romance-Scammer. Doch ein Ende von Fake, Lügen und Betrug ist bei der digitalen Partnersuche lange nicht in Sicht.
Das beweist ein Fall, über den dieser Tage berichtet wurde und in den ohne es zu wissen ein Journalist von merkur.de aus München “verwickelt” war. Der Journalist selbst berichtete auf besagtem Nachrichtenportal über den dreisten Bilder-Klau. Bemerkt wurde er von einer Singlefrau auf dem Portal “Lovoo”.
Zitat:
“(…)„Es sind recht häufig komische Leute unterwegs, man muss schon abgehärtet sein“, stellt Aline S. klar. Was sie vor knapp fünf Jahren auf der Dating-App Lovoo erlebt hat, bewegt sie in der Rückschau immer noch. Über Monate tauscht die 39-Jährige aus Bremerhaven sich mit einem Unbekannten aus, der für sein Lovoo-Profil Bilder eines fremden Mannes aus dem Internet zusammengeklaut hat. Bilder, die mich zeigen, einen Merkur.de-Redakteur aus München.(…)”
Und weiter heißt es:
“(…)Alles begann mit einem harmlosen Lovoo-Match im Herbst 2019. S. und der sympathische Unbekannte pflegen schnell einen intensiven Chat-Austausch, der immer wieder zum Erliegen kommt. „Er hat geschrieben, dass er 40 ist, und hier in Bremerhaven als Rettungssanitäter bei der Feuerwehr arbeitet. Deshalb fand ich es zuerst nicht ungewöhnlich, wenn er sich länger nicht gemeldet hat“, erinnert sich S.(…)”
Doch die “länger nicht melden”-Nummer, die vielen Singlefrauen auch ohne Fake im Spiel bekannt sein dürfte, hatte einen triftigen Grund. Denn der Chatpartner der Singlefrau war nicht der, für den er sich ausgab. Ein Treffen ist unter solchen Umständen bekanntlich schwierig.
Auf merkur.de schreibt der betroffene Journalist dazu folgendes:
“(…)Erst, als ein geplantes Treffen der beiden mehrfach scheitert, wird S. skeptisch. „Ich kann nicht. Da gab es einen Unfall mit einem schwerverletzten Kind“, begründet er einmal seine Absage. In der Zeitung liest S. nichts von einem schweren Unfall. „Das kam mir dann schon äußerst komisch vor.“(…)”
Dann wird es sehr skurril:
“(…)Die Bremerhavenerin erkennt auf den Profilbildern ihres Chat-Partners Ungereimtheiten, auf einem Parkplatz zum Beispiel verdächtig viele Münchner Kennzeichen. Auf dem Foto vom Fußballplatz das Wappen eines Münchner Sportvereins. Über Facebook kontaktiert S. meinen langjährigen Klub, der reicht die Anfrage an mich weiter. So lernen S. und ich uns kennen. In einer der ersten Nachrichten, die wir austauschen, schreibt sie: „Ich habe beim Online-Dating ja schon einiges erlebt, aber das ist schon krass.“ S. schickt mir auch ein Nacktfoto, das ihr der Unbekannte hat zukommen lassen. Ich zeige es meiner Freundin, die lautstark lacht. Immerhin dieses Bild zeigt mich nicht.(…)”
Doch was auch ein wenig lustig klingt, ist längst nicht harmlos. Immerhin ist ein Wildfremder im Spiel, der zudem mit einer falschen Identität unterwegs ist.
Wie brenzlig das sein kann, schildert die Singlefrau, die den Fall aufdeckte im Nachgang:
“(…)„Als ich schon wusste, dass er ein falsches Spiel treibt, wollte er mich unbedingt zu einem Date in der Sauna überreden“, erinnert sich die 39-Jährige. „Das fand ich richtig erschreckend.“ Ort und Zeit für das Kennenlernen hatte der Unbekannte schon festgelegt. S. zeigt sich zum Schein aufgeschlossen, taucht aber am Treffpunkt nie auf. „Heute frage ich mich nur: Was hätte mich da erwartet“, sinniert sie in der Rückschau.(…)”
Hier zeigt sich einmal mehr, dass Vorsicht besser als Nachsicht und ein öffentliches Café für ein erstes Date das Allerbeste ist. Sich in der Sauna zu verabreden mutet schon ein wenig wahnsinnig an…Singlefrauen – man kann es gar nicht oft genug erwähnen – sollten sich vor dem Treffen mit einem Fremden auch immer über eine Freundin absichern. Es kann in brenzligen Situationen alles bedeuten, wenn zumindest noch eine weitere Person Bescheid darüber weiß, wo man ist.
Doch wie konnte die Täuschung mit den falschen Bildern des Journalisten aus München eigentlich gelingen?
Hierzu ist auf merkur.de folgendes zu lesen:
“(…)Der Unbekannte hat sich meine Fotos offenbar über Facebook, LinkedIn und das regionale Amateurfußballportal fupa.net zusammengeklaut.(…)”.
Ein bekanntes Muster, vor dem immer wieder gewarnt wird. Auch von der Polizei. Allerdings ist diese Masche mehr von organisierten Banden aus dem Ausland bekannt. Wohl schon jede Singlefrau, die nicht blauäugig in das Abenteuer Online-Dating geht, hat bereits darüber gelesen, dass von Betrügern in fernen Landen oftmals schnittige Fotos von gutaussehenden Männern wahllos im Web gestohlen und als eigenes Profilbild verkauft werden.
Die meisten Frauen sind diesbezüglich wachsam. Dennoch gibt es beim Online-Dating immer wieder Betrugsfälle, die sprachlos machen und bei denen weibliche Solisten Geld oder Wertgegenstände im großen Stil verlieren.
Der Fall mit dem Münchner Journalisten ging im Vergleich dazu noch glimpflich aus. Auch für den Betrüger. Denn der Betroffene hat eine Entscheidung für sich getroffen:
“(…)Nach kurzer Abwägung verzichte ich darauf, den Fall anzuzeigen. Auch S. meldet das Profil nicht bei der Dating-Plattform.(…)”.
Nun – warum darauf verzichtet wurde, das Profil bei der Plattform zu melden, ist eher nicht nachvollziehbar, während man die Sichtweise des Journalisten noch nachvollziehen kann. Außer Formalitäten würde eine Anzeige wahrscheinlich gar nichts bringen. Insofern verständlich. Das zeigt allerdings einmal mehr, dass die Wachsamkeit bei einer bestimmten Personengruppe selbst liegen muss:
Bei Singlefrauen, die online daten! In diesem Zusammenhang ließen sich mit Leichtigkeit unzählige Tipps fürs erste Date und die damit einhergehende Eigensicherheit zusammentragen, doch das oberste Gebot lautet noch immer:
Ist Sympathie da, rasch treffen. Nicht lange – auf einen Kaffee reicht. Möchte das Gegenüber kein Treffen und zögert selbiges unter fadenscheinigen Vorwänden hinaus, hilft nur eines: Den Kontakt beenden. Sofort!
Quelle: merkur.de vom 4. Januar 2024
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