Essen ist weit mehr als eine Geschmacksfrage. Während es in Krisenzeiten oft heißt „Gegessen wird, was auf den Tisch kommt“, leben die meisten von uns in dem Luxus, uns selbst unser Essen auszusuchen und aus einer großen Auswahl von Lebensmitteln wählen zu dürfen. Wofür wir uns entscheiden, hängt von geschmacklichen Vorlieben ab. Darüber hinaus spielen für viele Menschen gesundheitliche, ethische, kulturelle oder religiöse Überzeugungen eine Rolle bei der Ernährung. Daraus ergeben sich eine Vielzahl an Ernährungsformen, die sich teilweise überschneiden können.
Beliebte Ernährungsformen zusammengefasst
Es ist schwierig, da den Überblick zu behalten. Deshalb werden in diesem Artikel die beliebtesten Ernährungsformen kurz vorgestellt.
Vegetarismus und Veganismus
Vegetarische Ernährung schließt Fleisch und Fisch jeglicher Art aus, erlaubt jedoch weiterhin den Verzehr von tierischen Produkten wie Milchprodukten, Eiern und Honig. Vegane Ernährung geht noch einen Schritt weiter und verzichtet komplett auf tierische Produkte. Diese Ernährungsformen sind in der Regel mit ethischen Überlegungen im Zusammenhang mit Tierrechten verbunden.
Außerdem ist die Produktion von Fleisch und Milch und die damit verbundene Massentierhaltung ein großer Faktor für den CO2-Ausstoß. Dementsprechend ist eine vegetarische oder vegane Ernährungsweise auch ein Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz. Einige Menschen entscheiden sich aus gesundheitlichen Gründen dazu, vegan oder vegetarisch zu leben. Es ist nachgewiesen, dass sich ein übermäßiger Verzehr von Fleisch und Milchprodukten negativ auf die Gesundheit auswirken kann und beispielsweise das Krebsrisiko steigert.
Ob tierische Produkte, etwa Milch generell als ungesund gelten können, wird kontrovers diskutiert. Stichhaltige Belege gibt es dafür derzeit jedoch nicht. Gegner der veganen Lebensweise führen häufig an, dass der menschliche Körper auf tierische Produkte angewiesen sei, um alle notwendigen Nährstoffe in ausreichender Menge aufnehmen zu können. Dies stimmt so nicht. Möglicherweise müssen Veganer ihre Ernährung jedoch besser planen, um Mängel zu vermeiden. Insbesondere Vitamin B12, Eisen, Calcium und Omega-3-Fettsäuren werden sonst unter Umständen nicht ausreichend aufgenommen. Alternativ können Supplemente genutzt werden.
Fruganismus
Fruganismus wird auch als Frutarismus bezeichnet. Dabei handelt es sich um eine noch strengere Form des Veganismus, denn bei dieser Ernährungsform darf nur gegessen werden, was in der Natur geerntet werden kann, ohne die Mutterpflanze zu beschädigen. Es ist also beispielsweise in Ordnung, Äpfel, Tomaten oder Himbeeren zu essen. Auch Weizen, Roggen und Gerste ist gestattet, denn diese Pflanzen gehen nach der Samenreife ein. Zu einer fruganen Ernährung gehören somit auch Brot und Nudeln. Kartoffeln oder Zwiebeln sind hingegen tabu – wer diese erntet, beschädigt die Pflanze, was Fruganer ablehnen.
Diese Ernährungsform ist ausgesprochen restriktiv und nur mit sehr bestimmten ethischen Überzeugungen zu begründen, nach denen kein Lebewesen, und somit auch keiner Pflanze, Schaden zugefügt werden darf. Wer sich ausschließlich frugan ernährt, hat ein hohes Risiko, Mangelerscheinungen zu entwickeln.
Pescetarismus
Pescetarismus ist eine abgeschwächte Form des Vegetarismus. Auf Fleisch wird zwar verzichtet, Fisch und teilweise auch Meeresfrüchte stehen aber auf dem Speiseplan. Eine pescetarische Ernährungsweise gilt als sehr gesund. Aus Umweltsicht ist der Pescetarismus zwar insofern lobenswert, als dass der Verzicht auf Fleisch klimafreundlich ist, allerdings sind die Meere bereits jetzt überfischt. Dementsprechend müsste der Konsum von Fisch eigentlich stark reduziert werden.
Flexitarismus
Immer mehr Menschen werden Flexitarier. Das bedeutet, dass sie ihren Fleischkonsum gezielt reduzieren. Deshalb werden sie manchmal auch scherzhaft als „Teilzeit-Vegetarier“ bezeichnet. Ein Großteil der Ernährung von Flexitariern ist vegetarisch. Wenn sie Fleisch essen, dann sehr bewusst. Meist wird auch auf die hohe Qualität und Nachhaltigkeit des Fleisches geachtet.
Low Carb und ketogen
Diese Ernährungsformen sind besonders für Menschen von Interesse, die abnehmen wollen. Bei der Low Carb Ernährung sollen Kohlenhydrate reduziert werden. Insbesondere auf Zucker, Brot, Nudeln, Müsli, Kartoffeln, Bohnen und Hülsenfrüchte sowie Fruchtsäfte soll nach Möglichkeit verzichtet werden. Wer seine Ernährungsweise auf Low Carb umstellen möchte, um so ein paar ungewollte Kilos loszuwerden, sollte sich im Vorfeld einen Low Carb Ernährungsplan erstellen.
Die ketogene Ernährung ist die Steigerung von Low Carb und extrem kohlenhydratarm sowie fettreich. Sie zielt darauf ab, den Körper in einen Zustand der Ketose zu versetzen, in dem er Fett als Hauptenergiequelle anstelle von Kohlenhydraten nutzt. Während einige Studien positive Effekte auf die Gewichtsabnahme und den Blutzuckerspiegel gezeigt haben, besteht nach wie vor Diskussion über die langfristigen Auswirkungen auf die Gesundheit und die Nachhaltigkeit dieser Ernährungsweise.
Aus diesem Grund sollte insbesondere die ketogene Ernährungsweise besser nur phasenweise umgesetzt werden.
Paleo
Die Paleo-Ernährung orientiert sich an den Ernährungsgewohnheiten unserer Vorfahren aus der Steinzeit. Sie betont den Verzehr von Fleisch, Fisch, Gemüse, Obst, Nüssen und Samen. Getreide, Hülsenfrüchte und verarbeitete Lebensmittel werden ausgeschlossen. Die Idee dahinter ist, dass der moderne Mensch genetisch besser an die Ernährung seiner Vorfahren angepasst ist. Allerdings gibt es kontroverse Meinungen darüber, ob das wirklich stimmt und ob die Paleo-Ernährungsweise langfristig gesund ist.
Clean Eating
Clean Eating ist ein Ernährungskonzept, das auf den Verzehr von natürlichen, unverarbeiteten Lebensmitteln und die Vermeidung von industriell verarbeiteten, künstlichen und zugesetzten Inhaltsstoffen abzielt.
Diese Ernährungsphilosophie betont die Qualität der Nahrungsmittel und legt großen Wert auf Frische und Ursprünglichkeit. Je weniger Zutaten ein Nahrungsmittel hat, und je leichter diese verständlich sind, desto cleaner, also besser sollen sie laut dieser Philosophie sein. Mit dem Clean Eating geht in der Regel ein achtsames Essen einher, also, dass man nur isst, wenn man hungrig ist, und auch nur so viel, wie der Körper benötigt.
Slow Food
Bei Slow Food handelt sich um eine Gegenbewegung zum Fast Food. Genuss, Verantwortung und Nachhaltigkeit stehen im Fokus. Slow Food setzt sich deshalb für die Wertschätzung traditioneller Küche, lokale Lebensmittelproduktion, handwerkliche Herstellungsmethoden und den Schutz der kulturellen Vielfalt ein. Fertiggerichte kommen nicht auf den Tisch, stattdessen wird mit viel Liebe selbst gekocht.
Koscher und halal
Einige Religionen haben strenge Regeln bezüglich der Ernährung. Die koschere Ernährung ist eine spezielle Ernährungsweise, die auf den jüdischen Speisegesetzen, den sogenannten “Kaschrut“, basiert. Diese Gesetze legen fest, welche Lebensmittel und Zubereitungsarten für jüdische Gläubige als rein und akzeptabel gelten. Fleisch- und Milchprodukte dürfen dem jüdischen Glauben nach nicht miteinander kombiniert oder zur gleichen Mahlzeit verzehrt werden.
Damit Fleisch koscher ist, muss das Tier von einem ausgebildeten jüdischen Schlachter, einem “Schochet”, in einem rituellen Verfahren geschlachtet werden. Einige Tiere gelten als unrein, etwa Schweine, Kaninchen und Schalen- und Krustentiere, und dürfen deshalb nicht verzehrt werden. Auch im Islam gibt es klare Vorschriften für die Ernährung. Es darf nur gegessen werden, was nach den islamischen Speisegeboten „halal“, also „erlaubt“ ist. Schweinefleisch und Produkte aus Schwein (etwa Gelatine) sowie Alkohol sind grundsätzlich tabu. Auch Nahrungsmittel, die Blut enthalten, wie Blutwurst, werden ausgeschlossen. Damit Fleisch halal ist, muss die Schlachtung von einem muslimischen Schlachter nach bestimmten Regeln durchgeführt werden.
Ernährungsweise beeinflusst die Gesundheit
Unsere Ernährungsweise hat einen großen Einfluss auf unsere Gesundheit, unser Wohlbefinden, unsere Figur und sogar die Welt. Deswegen ist es wichtig, dass wir uns mit ihr auseinandersetzen und bewusst entscheiden, was wir essen wollen und was lieber nicht. Dabei ist es aber wichtig, uns über gesunde Ernährung und die Vor- und Nachteile verschiedener Ernährungsformen zu informieren.
Nicht jeder Ernährungstrend ist langfristig gesund und eine Ernährungsumstellung fällt nicht immer leicht. Wer Unterstützung benötigt, kann sich an die Hausarztpraxis oder an Ernährungsspezialisten wenden. Meist macht es bereits einen großen Unterschied, sich bewusster mit der eigenen Ernährung auseinanderzusetzen und beispielsweise den Konsum von Fleisch oder hochverarbeiteten Lebensmitteln zu reduzieren, um sich fitter und gesünder zu fühlen.
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