Selbstbestimmt, unabhängig und frei im kreativen Denken: Diese Attribute sind Jacqueline Grohs (im Bild) im Zusammenhang mit ihrem künstlerischem Label wichtig. Mit Zähigkeit, Ausdauer und vielseitigem Talent gesegnet, baute sich die Designerin aus Nordrhein/Westfalen ein Business auf, das es spielend mit bekannten Designergrößen aufnehmen kann. Doch im Gegensatz zu vielen prominenten Kreativen, kümmert sich die engagierte Macherin im Zusammenhang mit ihren geschäftlichen Aktivitäten um fast alles selbst.
So kann sie – unter anderem! – streikende Maschinen in ihrem Atelier schon mal schnell selbst reparieren, Programmierungen alleine vornehmen und auch das Werbematerial im Alleingang anfertigen.
Künstlerisches Talent von klein auf
Jacqueline Grohs wurde das künstlerische Talent in die Wiege gelegt, sie zeichnete schon als Kind pausenlos. Mit ihrem Können, viel Fleiß und dem feinen Blick für das Schöne etablierte sie ihre Marke JAC GROHS & ART, die über Deutschland hinaus bekannt und beliebt ist.
Der Hauptzweig des Labels besteht aus der kreativen Fertigung von Stick-Unikaten. Vom Küchentuch über schöne Taschen bis hin zu Handtüchern verschafft die Designerin hochwertigen Produkten das exclusive Tüpfelchen auf dem I und hat sich damit einen wertschätzenden Kundenkreis geschaffen.
Neben dem Kreieren stilvoller Unikate malt Jacqueline Grohs auch Bilder, richtet Lifestyle-Events aus, gestaltet Räume und Yachten und kreiert Stickereien für namhafte Markenfirmen.
Die vielfältigen Facetten ihres Labels sind extrem beeindruckend, was auch auf die umtriebige Macherin selbst zutrifft.
Im Interview gibt sie uns einen Einblick in den Kosmos ihres vielseitigen Schaffens:
FB: Frau Grohs, Ihr geschäftlicher Werdegang begann eigentlich mit (ihren) Kindern, die unter Ihrer Anleitung malten. Erzählen Sie doch mal!
Mein Beruflicher Werdegang startete schon vor meinen Töchtern, während und nach dem Designstudium. 9 Semester an der Universität – Studiengang Visuelle Kommunikation / Kommunikationsdesign/Grafik Design.
Ich habe immer neben dem Studium freiberuflich schon gearbeitet.
Kurz nach meinem Studienabschluss kamen unsere Töchter auf die Welt, sodass ich im heimischen Atelier soweit es ging noch selbständig Aufträge annahm.
Ausbildung von Schülern in der eigenen Malschule
Da ich viel mit meinen Kindern zeichnete und die Eltern der Freunde und dann direkt viele Fremde begeistert anfragten, meldete ich 1999 eine gewerbliche Malschule an, die bis heute noch rege besucht wird und in der ich sogar viele Schüler für die berufliche Laufbahn ausbilden konnte.
Meine Töchter sind heute Designerinnen in Design-Agenturen.
FB: Wie schlugen Sie den Bogen von Ihrer Malschule bis hin zu eigenen Ausstellungen?
Ausstellungen habe ich regelmässig sowieso mit meinen Ölbildern & Zeichnungen gemacht und in selbst organisierten Ausstellungen, z.B. auf einem Gutshof, die Malschule mit integriert.
Da viele Schüler mitmachten hatten wir insgesamt oft eine sehr grosse Besucherzahl.
FB: Sie haben Design und Malerei studiert, was ein reges Interesse am künstlerischem Schaffen voraussetzt. Wann verspürten Sie den Wunsch, auf diesem Terrain tätig zu sein? Und: Wurde Ihnen das Talent dazu in die Wiege gelegt?
Das Talent liegt in der Familie mütterlicherseits und nur ich habe es an meine Töchter weitervererbt.
Bei meinem Bruder wurden alle Ärzte. Das kommt von der Seite meines Vaters.
Ich habe, wie gesagt, Design an der Uni studiert incl. Illustration, Marketing, Fotografie, Kunstgeschichte, etc.
Strukturiert und organisiert durch den Business-Alltag
Mir lag auch schon immer das selbständige Lernen, was an der Uni eine Voraussetzung ist, während die Fachhochschulen eher schulisch unterrichten und die Studenten eine festere Struktur erhalten.
Sich komplett selbständig zu organisieren und selbstständig zu lernen, liegt nicht jedem. Mir lag es schon immer.
Intensiv gezeichnet habe ich immer – pausenlos – und ab 13 Jahren intensiv beim bekannten Düsseldorfer Künstler Hannes Loos. Mit der Öl-Malerei habe ich später in großen Stil angefangen, als die Kinder grösser waren.
Ich sehe mich mehr als Designerin, als als Künstlerin. Ich designe für bestimmte Projekte zielorientiert und immer sehr strukturiert.
Ich habe oft grosse fertige Bilder aus Ausstellungen verkauft, kam aber bald zur Auftragsmalerei und durfte und darf heute noch Bilder für Projekte oder tolle Häuser entwerfen und fertigen.
FB: Einbringen konnten Sie sich auch bei verschiedenen Projekten in Sachen Inneneinrichtung. In diesem Zusammenhang haben Sie zudem etliche Designobjekte entworfen. Können Sie uns mehr darüber berichten?
Wenn ich Bilder für Kunden entwerfe und zu Ihnen nach Hause fahre, kommt es automatisch dazu, dass ich auch zu anderen Designthemen um Rat gefragt werde.
Stilvolle Inspirationen für attraktive Räume als kreative Vorlage für Fachleute
Dann geht es um Ideen, Raumaufteilungen, Raumgestaltung, Farben, Möbel, Objekte und mehr. Auch Küchenideen und Entwürfe habe ich oft ins Spiel gebracht oder gemacht, aber die Planung und Umsetzung den Fachleuten überlassen.
FB: Die Auftragsmalerei ist ein weiterer Geschäftszweig von Ihnen. Welche Motive und Stile geben Ihre Kunden in Auftrag?
Die Kunden, die bei mir bestellen, kennen meine Bilder und verlieben sich oft in ein bestimmtes Bild, das aber meist vom Format oder Farbton her nicht passt. Dann entwerfe ich komplett neue Bilder für die Kunden, die es so in der Form noch nicht gibt.
Die schweren passenden Leinwände lasse ich bauen und designe das Bild als Unikat neu. Von Abstrakt bis realistisch. In Öl oder nach Bedarf in anderen Techniken. Mittlerweile gibt es ein paar ausgesuchte plastische Ölbilder von mir auch als Druck auf Leinwand, den Sie vom Original nur unterscheiden können, wenn Sie mit der Hand drüber gehen.
Es gibt spezielle Firmen, die diese wie ein Original erstellen können und die gerne von Museen genutzt werden, um wertvolle Originale unter Verschluss zu halten.
Kreative Möglichkeiten mit Bildern
Die Bilder werden professionell in einer Art 3D-Technik gescannt, sodass sie in 3D-Optik wirken. Danach kann ich sie bei Bedarf immer noch weiter individualisieren. Oder plastisch ergänzen.
Dies hat viele kreative und nützliche Vorteile:
- Erstens muss ich nicht alle Bilder abgeben und habe endlich auch Originale oder Drucke für mich und für Dauerausstellungen.
- Ich kann ein Bild mehrmals drucken lassen und grosse Installationen und neue Werke damit machen.
Diese Bilder kann ich auch in verschiedenen Grössen nachbestellen oder für andere Grössen beschneiden oder ergänzen oder digital verändern! Ich musste für ein grosses Kundenevent auf einem Wasserschloss für nur zwei Tage ein aufwendiges grosses Bild in 30 Stunden malen. Heute male ich für solche Gelegenheiten kleinere Bilder, drucke sie grösser und gestalte sie dann darauf fertig weiter.
Onlineshop entstand nach großer Nachfrage
Die ersten Probedrucke vom grossen Original waren Weihnachtsmannbilder, die ich als Kundenpräsente verschickte. Diese kamen so gut an, dass eine grosse Nachfrage entstand und ich den Onlineshop mit weiteren Drucken und passenden Karten startete.
Natürlich habe ich auch Portraits und Tiere früher schon gemalt, aber das mache ich heute eigentlich nicht mehr per Auftrag.
FB: Ihre kreativen Produkte verkaufen Sie unter dem Label JAC GROHS & ART, das auch ausgefallene Stickerei auf hochwertigen Stoffen anbietet. Wie kamen Sie zur Stickkunst?
Zur Stickkunst kam ich durch Zufall, durch eine Anfrage aus dem professionellen Textilbereich. Man findet ja meist nicht das Design im gewünschten Stil und in der Wunschfarbe auf dem Wunschprodukt.
Ich designe meine Motive nach meinem Geschmack selber, zeichne sie, setze sie im Stickprogramm aufwendig um, teste sie ausgiebig, bis sie schön ausgestickt aussehen und nehme sie dann in die Produktion.
Oft produziere ich Prototypen davon, also absolute Unikate. Das gleiche Motiv – aber zumeist farblich und gestalterisch -zigfach verändert. Dafür brauche ich viel Erfahrung, da man das teure Produkt nicht zerstören möchte.
Sehr häufig bestelle ich dafür teure Stoffe, Leder oder Sonderanfertigungen von den Firmen.
Am Anfang wurde viel Lehrgeld bezahlt
In der Anfangszeit habe ich kistenweise Ausschuss produziert und viel Lehrgeld bezahlt. Aber jeder Fehler war wichtig für mein heutiges Standing. Ich hätte mir individuelle Bestickungen allerdings wesentlich einfacher vorgestellt, jedoch meine Leidenschaft dafür entdeckt. Und für die brenne ich.
Eine Leidenschaft eben, die Leiden schafft…Natürlich muss ich für dieses grosse Unternehmen ordentlich Umsatz machen, aber Geld alleine war da nicht die Motivation so hart zu arbeiten und sich voranzuwühlen. Das könnte ich leichter haben, wenn ich nicht alles so individuell fertigen würde.
Es war ein langer Weg zum Profi, da ich auch viel autodidaktisch lernen musste und viele Fehler machte, aus denen ich viel lernte.
Kurse konnte ich in diesem Zusammenhang keine belegen, so dass ich mir die Informationen mühsam zusammensuchen musste und durch trial und error dazulernte.
Meine Aufgaben diesbezüglich sind zu breit gestreut und ich konnte ja nicht überall Lehrberufe anfangen oder Seminare dafür in Ländern wie Amerika belegen. Aber dennoch lerne ich täglich dazu und das gerne. Auch aus Fehlern!
Der Anspruch lautet: Perfektion!
Ich hätte mir zu Beginn meiner Laufbahn nicht vorstellen können, auf welchen harten Weg ich mich begeben würden. Aber wenn ich etwas mache, muss es perfekt sein.
Verhandlungen mit Firmen, Vertriebswege überlegen und organisieren, passende Systeme finden und installieren, Shops aufbauen, Programmierungen lernen, alle Werbemittel selber fertigen und produzieren, mühsame aufwendige Produktrecherche und aufwendige Tests, juristische Vorlagen und Absicherungen und viel, viel Bürokratie – das alles gehört zu längst zu meinem Alltag.
Und genau das versuche ich auch meinen Schülern zu vermitteln: Dass man sich auch mal durchbeissen muss und nachher umso stolzer ist. Die staunen immer, wenn ich sage, dass bei mir auch nicht immer alles direkt klappte. Sie sehen oftmals nur die Perfektion und nicht den Aufwand dahinter.
Ohne die Erfindng der I-Pads und digitalen Medien und meine technische Erfahrung, sowie die Begeisterung und den Mut, komplizierte Dinge selbst anzupacken, wäre diese Unternehmung in dieser Form für mich nicht möglich.
In meinem heutigen Unternehmen habe ich alle meine Talente gebündelt. Ich bin mir für keine Arbeit zu schade und mache das meiste alleine. Mein wichtigstes Unternehmerwort ist: Unabhängigkeit.
Lösungsorientiertes Agieren sorgt im Notfall für einen kühlen Kopf
Ich weiss eigentlich über alles Bescheid, sodass ich im Notfall weiter arbeiten kann und nicht direkt auf Techniker und Hilfe angewiesen bin. Ich weiß, wie ich mir helfen kann. Und: Es gibt soviel, das ständig passiert. Aber da ich sehr lösungsorientiert arbeite, steckte ich nie den Kopf in den Sand, sondern mache einfach weiter.
Da ich durch Kinder und Malschule immer viel Lärm und Stress hatte, geniesse ich umso mehr die tiefenversunkene kreative Arbeit in Ruhe und Konzentration, ganz für mich alleine.
Immerhin benötige ich bei vielen Dingen oft 1,5 Stunden, um in den “Flow” zu kommen. Dabei ist auch immer sehr viel Tüftelei und Überlegung erforderlich.
Während der Shop-Öffnungszeiten indes freue ich mich über die zahlreichen Kunden und mache natürlich auch spezielle Termine für intensivere Beratungen. So beispielsweise mit vielen Farbkarten, Mustern, etc. Gerne kommen auch geschlossene Grüppchen von weit her und wollen in Ruhe stöbern. Sie wollen sich informieren, plaudern und natürlich beraten werden. Hierfür mache ich gern extra Termine.
Persönliche Accessoires können Begleiter für Jahrzehnte sein
Es gibt nichts Nachhaltigeres als ein so persönliches individuelles Geschenk oder Produkt: Ich selber hatte zur Geburt ein Handtuch mit einem rosa “J” geschenkt bekommen. Noch nicht mal nach langen 40 Jahren hatte ich das Bedürfnis, es wegzuwerfen.
Ich hing daran, denn als Kuscheltuch begleitete mich dieses Accessoire früher überall hin. Allerdings war das Handtuch irgendwann ruiniert, lediglich das “J” sah noch aus, wie am ersten Tag. Wäre es nur ein weisses Handtuch gewesen, hätte es sicher nicht so lange überlebt.
Deshalb ist es schon toll, wenn man solche Produkte mit schönen Designs fertigen kann. Sie erfahren ein Leben lang Wertschätzung – einfach weil sie für eine bestimmte Person gefertigt und individualisiert wurden.
FB: Irgendwann verlegten Sie ihre Tätigkeit in ein separates Atelierhaus. Was änderte sich damit?
Da mein Business eigentlich anfangs nur online geplant war und die Nachfrage auch vor Ort so schnell so gross wurde und ich keinen Shop hatte, begab ich mich auf die Suche nach einer Location.
Im selben Ort, im Gewerbegebiet am Ortsausgang mit vielen Parkplätzen am Haus wurde ich fündig.
Es ist eine wunderschöne Traumimmobilie mit vielen Möglichkeiten.
Kreatives Schaffen im großzügigen Atelierhaus
Heute besteht die Stick-Manufaktur mit dem Atelierhaus aus ca. 350 Quadratmetern, mit circa 140 Quadratmetern Kundenbereich. Es gibt einen Shop und zwei Malräume für die Malschule, einen extra Stickraum und zusätzliche Arbeitsräumen für meine Spachtelarbeiten. Hinzu kommen Lager-, und Ausstellungs- und Besprechungsräume.
Für mich war der Umzug an diesen Standort die beste Entscheidung. Ich bin dort sehr glücklich und habe bereits eine wachsenden Anzahl sehr netter Stammkunden.
Vor Ort und online arbeite ich intensiv und biete einen sehr unkomplizierten Beratungs- und Bestellservice. Da man im Onlineshop nur eine begrenzte Auswahl an Produkten zeigen kann, können die Kunden gerne ihre Fragen für individuellere Produkte per Telefon oder Mail übermitteln. Alle individuellen Möglichkeiten kann man nicht lagernd da haben, da sie nahezu unendlich sind.
FB: Welches Equipment ist für Sie nötig, um die edlen Stickereien anzufertigen?
Für meine Arbeiten ist sehr viel und sehr teures Equipment notwendig. Natürlich können Sie schon als Hobbysticker mit einer kleinen Maschine und gekauften Designs ein paar Sachen sticken, aber verdienen kann man fast nichts damit. Auch der gewerbliche Verkauf in größerer Stückzahl funktioniert so nicht. Hinzu kommt die Motivsuche, damit man genau das hat, was man sich vorstellt.
Industrie-Stickmaschine zum Preis eines Kleinwagens
Ich habe zum testen mit einer kleinen Maschine angefangen, aber stieß mit meinen Aufträgen schnell an Grenzen. So kaufte ich meine erste grosse Industrie-Stickmaschine zum Preis eines Kleinwagens.
Ich habe – unter anderem – Motive mit 12 Farbwechseln. Da die kleine Maschine nur eine Nadel hat, musste ich bei 12 gleichen Servietten 144 Mal die Garnrolle wechseln und konnte mich von der Maschine nicht entfernen.
Eine solche Industriemaschine macht aber nur bei größeren Aufträgen Sinn, da die Beauftragung eines teuren Designers für einzelne, teure Stickmotive schnell mit im Spiel ist. Bei meinen Arbeiten baue ich häufig das Stickmotiv je nach Produkt und Anforderung zusätzlich um. Deshalb sollte man lieber alles selber beherrschen.
Heute habe ich bereits vier große Maschinen, da ich viele sehr unterschiedliche Aufträge gleichzeitig und nicht nacheinander erledigen muss. Es gehört noch sehr, sehr viel Material und Zubehör dazu und die Maschinen sind Diven – sie müssen gereinigt, geölt, gewartet und gut behandelt werden.
Investments in hochwertige Maschinen und Computer
Die Fähigkeit, viel selber machen zu können, erlaubt es mir, mehr Geld in tolle Maschinen, Computer und Produkte zu investieren. Die Stick-Designs muss ich erst entwerfen und so zeichnen, dass sie als Stickmotiv gut funktionieren. Dann werden sie im Stickprogramm weiter bearbeitet und eine Stickdatei kann aufgebaut werden. Sprich: Die Maschine bekommt die Programmierung, in welchen Richtungen die Stickstiche verlaufen sollen, damit auch ein 3D-Effekt entsteht.
Dann muss ich die Designs testen/sticken, und schauen, ob es funktioniert oder ob ich umbauen muss. Im nächsten Schritt wird die Maschine mit allen Garn-Farben eingerüstet und programmiert, damit die richtigen Fäden gezogen werden. Oftmals werden für Motive 30 Minuten Vorbereitungszeit benötigt. Ich sticke oft edle Metallgarne, die teuer und schwierig zu verarbeiten sind und bei denen ich nicht selten viele Nerven lassen muss.
FB: Tischwäsche, Taschen und Schürzen – das sind nur einige der Artikel, die Sie mit ausgefallenen Stickmotiven und Ihrem Design veredeln. Was ist bei den Kunden am meisten gefragt und welche Rolle spielen individuelle, persönliche Initialen und Sonderanfertigungen?
Ich habe viele Standards , die nachgekauft werden, aber dennoch meist Sonderanfertigungen sind.
Ich verkaufe alle meine Produkte sehr gut und die Kunden wollen nicht nur den Namen oder Initialien, sondern haben individuelle Motivwünsche, die ich theoretisch mit bis zu 500 Garnfarben erfüllen kann.
Was es nicht gibt, wird entworfen
Ich habe ein riesiges Sortiment an Produkten und Farben vor Ort oder bestelle zeitnah hochwertige Produkte, die sich auch gut besticken lassen. Was es nicht gibt, versuche ich zu entwerfen.
Meine Kunden wollen das Perfekte für sich, zu Ihrer Einrichtung oder das perfekte Geschenk. Oder sie haben lustige, kreative und schöne individuelle Wünsche und Ideen. Ich mache dann ein Angebot, wenn es total aus dem Standard fällt.
FB: Mittlerweile haben Sie die Produktion, das Lager, den Shop für den persönlichen Verkauf und Ihre Malschule unter einem Dach zusammengefasst. Wie muss man sich hier einen typischen Arbeitstag von Ihnen vorstellen?
Jeder Tag ist völlig anders. Meine Malkurse habe ich von 9 auf 4 Kurse reduziert, sie finden nur noch Montags und Dienstags statt – bis auf gelegentliche Workshops.
Ab Mittwochs brauche ich das komplette Atelier zusätzlich wieder blitzsauber, um für Stickarbeiten, Shop, Kundentermine, Fertigungen und alles andere gerüstet zu sein.
Selbst ist die Frau – von der Buchhaltung bis zur Dekoration
Letzen Mittwoch, am flexiblen Tag, war ich beispielsweise beim Drucker, beim Polsterer und bei Kunden. Dazu musste ich noch ein paar Stunden Buchhaltung machen, Ware bestellen, Rechnungen bezahlen, Korrekturen vornehmen, Designs und Stickarbeiten vorbereiten, Flyer weiter designen, Produkte versäubern und aufbügeln, aufräumen, sortieren, Produkte versandfertig machen, mit dem Saugwischer durch die Verkaufsräume gehen, ein paar Sachen umdekorieren, einen defekten Bondrucker in Ordnung bringen, Etiketten neu formatieren und ausdrucken, Systeme auffüllen, etc., etc. Die privaten Sachen sind da noch nicht einmal eingerechnet.
Was Social Media betrifft, so fange ich bei Instagram langsam an, das ist aber zusätzlich sehr zeitaufwendig. Zudem wollen der Onlineshop und die Website gepflegt und Kundenanfragen beantwortet werden. An Shop-freien Tagen mache ich Kundentermine, Erledigungen, arbeite Aufträge ab oder kümmere mich um das, was erledigt werden muss.
Ich mache notorisch immer irgendwas, aber versuche mir, wenn ich frei habe, die schönsten Dinge ohne schlechtes Gewissen rauszupicken und zu machen. Der Übergang von Beruf und Hobby ist zum Teil fliessend.
Ich arbeite an sieben Tagen die Woche. Das jedoch selbstbestimmt und so eingeteilt, wie es zu meinem Alltag passt. Mir macht meine Arbeit meist Freude, trotzdem es hart und viel ist.
Beim Sticken kann man mehr falsch als richtig machen
Bei ganz schwierigen Arbeiten oder sehr teuren Produkten setze ich mich lieber am Wochenende nochmal hin, bevor ich mich im Trubel teuer versticke.
Ich sage immer: Man kann beim Sticken eigentlich mehr falsch als richtig machen. Das Problem liegt meist darin, dass viele Teile Unikate sind und ich viel umbauen und beachten muss.
Bei jedem Teil gibt es andere Anforderungen. Manchmal muss ich erst noch einen Test sticken.
Bei jedem anderen Produkt muss ich umdenken und müsste eine Checkliste haben: Welche Folie, welches Vlies, welche Nadel, welches Garn, welche Richtung, was zuerst, was besser nicht…und so weiter.
Drei Jahre hat es gedauert, bis mir schlimme Fehler nicht mehr passierten.
FB: Was macht Ihnen in Ihrem Business am meisten Freude?
ALLES macht irgendwie Spass. Ausgenommen Inventur und Kisten aus- und einpacken oder schleppen, Lieferlisten checken, umräumen. Und alles nervt, wenn es zuviel ist.
Die Mischung macht es. Die Dosis ist das Gift.;-)
Ich gehe oft mit heftigen Rückenschmerzen nach Hause, aber bin zufrieden, weil ich fast nur mit glücklichen Menschen zu tun habe und sehr viel Wertschätzung erlebe. Ich mache das alles aber nicht für mein Ego. Dafür wäre es mir zu viel Arbeit.
Viele Außenstehende unterschätzen die Arbeit
Es ist halt ein richtiger Job. Das erkennen viele nicht, weil ich immer recht tiefenentspannt wirke bei all dem Stress. Keiner kann sich vorstellen, was alles daran hängt. Allein die Administration und rechtlichen, steuerlichen und organisatorischen Anforderungen sind immens.
FB: Ihre hochwertigen Designprodukte sind feine Unikate, von denen einige sogar noch beim Kürschner gefertigt werden – eine Berufsart, die mancher vielleicht gar nicht mehr kennt. Haben Sie das Gefühl, dass diese Art Handwerk wieder mehr Wertschätzung erfährt?
Meine Kunden wertschätzen diese und meine Arbeit sehr. Die ganz jungen Leute kennen – glaube ich – diese besagten Berufe gar nicht mehr. Trotzdem sie so wertvoll sind, sind sie vom Aussterben bedroht. Kürzlich war ich auf der Messe und traf dort den Kürschner, mit dem ich wieder meine eigenen geplanten Kreationen besprochen habe.
Diese Betriebe finden alle keine Nachfolger mehr, trotzdem sie immer mehr den Schwerpunkt auf Kunstfelle legen, die ich für meine Produkte auch bestelle. Mit diesen Manufakturen kann man noch persönliche Ideen entwickeln.
Die grossen Betriebe lagern ihre Produktion meist ins Ausland aus und haben die Fachkräfte nicht mehr vor Ort, es gibt weniger Individuelles. Hinzu kommt, dass viele junge Leute studieren wollen und gar nicht wissen, wie erfüllend echtes Handwerk sein kann.
FB: Dass Ihr Schaffen echte Qualitätsarbeit ist, haben auch verschiedene Markenfirmen erkannt, die mit Ihnen zusammenarbeiten. Wie sieht das in der Praxis aus?
Die Markenfirmen, die ich im Programm habe, erlauben mir, auf Ihre Produkte zu sticken und dies kommerziell mit dem Markennamen zu verknüpfen, da sie sich mit meinem Stil identifizieren und die hohe Qualität schätzen.
Natürlich muss ich die Produkte entsprechend zusätzlich kennzeichen, dass die Individualisierungen von mir sind und theoretische Reklamationen an mich gehen.
Firmenanfragen für individuelle Produkte
Von einigen Firmen bekomme ich Anfragen für Ihre Kunden, die die Individualisierung suchen, die diese grossen Firmen nicht leisten können.
So arbeite ich oft für einen Polsterer, der mit meinen bestickten Ledern oder Polsterstoffen individuelle Möbel nach Kundenwunsch baut.
FB: Sind die hochwertigen Produkte, die Sie für das eigene Zuhause anbieten, Ihrer Meinung nach ein Gradmesser dafür, dass viele Menschen wieder mehr Wert darauf legen, es sich daheim behaglich zu machen? Und dafür auch verstärkt in Qualität investieren?
Ich habe mir in vielen Jahren Auftragsarbeit einen tollen Kundenstamm aufgebaut, der wie ich Wert auf hochwertige Produkte legt und designaffin ist. Diese Kunden richten sich von A bis Z perfekt ein und suchen noch die I-Tüpfelchen.
Edle schöne Produkte für sich selber und Bilder, Dekorationen und Präsente.
Aktuell befinden wir uns in einer Zeit, in der sich viele Händler keine grosse Lagerhaltung leisten, worunter die Diversität leidet. Alles war bisher just in time zu bestellen.
Aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Probleme, Kaufzurückhaltung und Lieferschwierigkeiten legt sich auch die Industrie nur noch Notwendiges auf Lager und just in time bedeutet oft nur Standard ohne besondere Akzente.
Individuelle und langlebige Unikate sind gefragt
Die Kunden bekommen nicht mehr überall wie gewohnt alle Varianten und wenn, dann oft nur als Massenprodukt, das es überall gibt.
Der Wunsch nach Individualität ist sehr gross und damit verbunden die Erwartung, dass die Produkte auch lange Freude machen.
Viele junge Leute wünschen sich heutzutage nur noch Geld und Gutscheine. Aber: Meine Kunden machen sich viele Gedanken, um DAS persönliche Geschenk zu kreieren, das noch bewegt und Freude bereitet und auf die Person zugeschnitten ist. Und das es nicht überall gibt.
FB: Neben dem künstlerisch-inspirierten Schaffen, das ein Teil Ihres Alltags ist, stehen immer wieder auch so profane Arbeiten wie Reparaturen an Ihren Maschinen und die Buchhaltung an. Sie machen all das zum Großteil alleine. Wie organisieren Sie sich hier und ist es ein technisches Verständnis von Hause aus, das es Ihnen erlaubt, auf einen Monteur zumeist zu verzichten, wenn Ihre Arbeitsgeräte mal streiken?
Ich bin begeisterter Technik-Nerd und Tüftler und arbeite mit sehr vielen Computern, Maschinen und mehreren I-Pads, sodass ich immer und überall irgendwas schon machen kann.
Das I-Pad spielt im täglichen Business eine große Rolle
Die meisten technischen Probleme kriege ich immer schon irgendwie hin. Für viele Bereiche benötige ich natürlich auch regelmässig Techniker. Hinzu kommen die juristischen und technischen Absicherungen des Onlineshops. Daten- und Geldtransfers sowie EHI-Siegel stelle ich somit lieber auf hochprofessionelle Beine. Wenn ich etwas mache, dann immer gerne perfekt.
Das EHI-Siegel ist eine Art Tüv Siegel, das ich mir hart erarbeitet habe, denn die Anforderungen sind sehr hoch. Dafür kann der Kunde auch technisch und generell absolut sicher bei mir einkaufen!
Ohne die Erfindung der I-Pads mit allen Apps wäre mein aktuelles Business so kaum machbar. Ich bräuchte dann alleine für die Administration viele Mitarbieter, was sehr teuer wäre und käme dann sicher nicht mehr in Ruhe zum kreativen Denken und Arbeiten.
In einem solchen Prozess darf ich nicht gestört werden und wirke dann wie ein zerstreuter Professor – tief in mir versunken. Am Tüfteln und Überlegen.
Bei Bedarf engagiere ich Freelancer, wie die notwendigen Techniker und arbeite mit vielen guten Firmen zusammen. Die Buchhaltung und allen organisatorischen Kram mache ich alleine und die Kontierung, Bilanzierung und so weiter überlasse ich dem Steuerberater.
Der Überblick über alles ist stets gegeben
Ich habe natürlich alle wichtigen Detailinformationen im Kopf, und da ich so viele Unternehmensbereiche habe, habe ich selber den besten Überblick in meinen Programmen.
Früher brauchte ich zwanzig Minuten, um eine Rechnung zu schreiben. Heute geht das durch die Stammdatenhinterlegung in zwei Minuten, die Bestellung für die Fertigung gebe ich direkt ein.
Auch die Übersicht in Form von Rechnungssuche und Transaktionsberichten habe ich auf einen Klick parat.
FB: Was waren bislang die ausgefallensten Aufträge, die Sie für Kunden ausgeführt haben?
Meine komplette Gestaltung des Kundenevents für den Verlag Gruner & Jahr auf einem Wasserschloss mit ca. 3000 Kunden (dafür brauchte ich u.a. das grosse 30-Stunden Weihnachtsmann-Bild, von dem ich dann die ersten Drucke später machte).
Kreative Stickerei für eine Modemarke
Für die RTL-Sendung “Rach – der Restauranttester”, der Restaurants beraten und umgestaltet hat, wurde ich angerufen und habe ein grosses Ölbild für die TV-Sendung für das umgestaltete Lokal produziert.
Aktuell habe ich Polsterleder für eine Motor-Yacht mit dem Bootsnamen gross und 3D bestickt und lasse es damit neu polstern.
Für eine Modenschau eines bekannten Unternehmens habe ich ein T-Shirt mit nachtleuchtendem Garn bestickt, sodass im Dunkeln nur noch die tanzenden Buchstaben des Logos auf dem Laufsteg zu sehen waren.
Es kommen sehr viele individuelle Herausforderungen rein.
FB: Ihr Label nimmt Sie stark in Anspruch und Sie investieren viel Zeit und Energie in das Business. Was machen Sie, wenn frei Stunden anstehen – gibt es Hobbys?
Wie gesagt überschneiden sich viele Bereiche von Hobby und Beruf. Ich mache dann die notwendigen Arbeiten, die mir am meisten Spass machen.
Ja, ich bin gerne mit meiner Familie und Freunden zusammen.
Es kommen auch viele nette Leute ins Atelierhaus. Einige sind zu Freunden geworden. Ich koche gerne ausgiebiger, wenn ich Zeit habe, Sport und Fitness sowie Gartenarbeit liebe ich.
Daheim und unterwegs ist das Umfeld stets Inspirationsquelle
Ich lese viel, aber nie Romane, sondern meist Fachbücher – was aber auch sehr spannend ist. Außerdem studiere und ertüftele ich neue Online-Techniken, fotografiere auf Reisen und im Urlaub in der Umgebung für meine Kataloge und bearbeite diese Bilder. Ich entwerfe und zeichne auf dem I-Pad herum und inspiriere mich in der Umgebung und beim Bummeln.
Ich brauche viel Englisch im Beruf für die Studien, so dass ich das einigermassen gut kann. Mit Französisch und Italienisch habe ich vor 10 Jahren angefangen, weil ich das auch öfters brauche. Um am Ball zu bleiben lese und höre ich in den Sprachen auf Instagram, wenn ich sonst keine Zeit habe, mich zu verbessern.
Die Aufbaujahre für`s Unternehmen waren hart und jetzt ist viel zu tun, aber ich finde mehr Zeit für die Dinge, die mir daran Spass machen. Es ist immens, was alles zu tun ist, aber ich habe es nie bereut, alles so gross aufgezogen zu haben und gehe immer gerne zur Arbeit!
Instagram-Accounts hier und hier. Website / Onlineshop: www.jac-grohs.de
Bilder / Copyright: Jacqueline Grohs
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