Samstag, 7. Dezember, 2024

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Mit Alleinerziehenden-WG dem Wohnungs-Irrsinn entgehen?

Der Wohnungsmarkt wird gefühlt stündlich schlimmer. Vor allem in den Großstädten explodieren die Mieten, was gerade die Alleinerziehenden schmerzlich zur Kenntnis nehmen müssen. So kosten beispielsweise in Leipzig etliche 2-Zimmer-Wohnungen knapp 500 Euro kalt. Auch solche ohne Balkon oder gar Garten. Mit Nebenkosten kratzt man hier schnell an der 800-Euro-Marke. Und kann noch nicht mal klassisch in Wohn-, Kinder- und Schlafzimmer aufteilen. Sondern müsste sich – wenn man so ein Objekt mieten würde – mit gerade mal zwei Zimmern, Küche, Bad begnügen.

Domizile mit Balkon oder einem kleinen Gärtchen sind für viele Menschen in Großstadtregionen mittlerweile unbezahlbar geworden. Für Ein- und Zweielternfamilien mit knappem Budget und viel Platzbedarf ist das eine Katastrophe.

Vielen Alleinerziehenden fällt hoher Mietpreis auf die Füße

Denn die Miete ist ja bekanntlich nur EIN Posten bei den monatlichen Alltagsausgaben. Waren des täglichen Bedarfs kommen noch hinzu. Und auch diese sind aktuell zum Großteil nur zu Irrsinns-Preisen zu haben.

In Sachen Wohnen werden viele Menschen deshalb kreativ und überlegen sich Konzepte und Konstellationen, um die Ausgaben für das Wohnen gering zu halten. So ziehen etliche Leute mit der Familie in Mehrgenerationenobjekte, kaufen sich ländlich gelegene Schnäppchenhäuser oder wohnen als WG zusammen.

Selbst das Schnäppchenhaus kann teuer werden

Für die ersten beiden Möglichkeiten braucht es meist gutes Kapital. Mit dem der Großteil der Deutschen aber nicht gesegnet ist. Wer indes etwas Erspartes hat und auf ein Schnäppchenhaus setzt, kommt ebenso nicht mehr preiswert von dannen. Aktuell lauert Habecks Heizfalle und in günstiges Eigentum müssen horrende Sanierungssummen gesteckt werden. Für manche bleibt deshalb am Ende nur die WG, will man sich einen gewissen Wohnkomfort gönnen.

Mit anderer Mama zusammenziehen und Geld sparen?

Ist die klassische Studenten-WG ein landläufig bekanntes Modell, überlegt man derzeit auch im Kreise der Alleinerziehenden, ob man nicht durch die gemeinsame Anmietung von Wohnraum Geld sparen kann. Oder für eine gewisse Dekade zusammen lebt und somit preiswert durch den Alltag kommt. Eine gute Idee, die allerdings extrem gut überlegt sein soll.

Beim Modell “Alleinerziehenden-WG” lauern Fallen

Denn ein paar Risiken gibt es ja doch, wie der Fall einer Alleinerziehenden, die ihre Gedanken in einem Forum gepostet hat, zeigt. Sie schreibt (Rechtschreibung immer im Original):

“(…)Ich bin schon länger auf der Suche nach einer Wohnung für meine Tochter und mich(…)Ich möchte ungern eine Sozialwohnung(…)Nun habe ich Kontakt zu einer anderen Alleinerziehenden Mutter, wir kennen uns noch von einer Babygruppe, ihre Tochter ist etwa 1,5 Monate jünger als meine also vom Alter ziemlich gleich. sie ist vor einiger Zeit zu ihrer Schwestwr weiter weg gezogen, daher haben wir uns nicht mehr gesehen, haben aber immer wieder geschrieben.

Nun hatte sie die Idee, dass wir uns eine Wohnung zusammen suchen, sie will wieder in die Nähe ziehen und hat dasselbe Problem mit den Mieten wie ich. Ich habe gesehen, dass die Miete dann pro Person nur noch bei 500-600 Euro liegen würde, also wenn jede Mutter ein eigenes Zimmer hätte und die Kinder zusammen eins. Das wäre natürlich viel realistischer von der Mietw her. Außerdem könnte man sich mit den Kindern gegenseitig unterstützen, was natürlich auch sehr praktisch wäre.

Nun muss ich aber sagen, dass ich schonmal in einer WG gelebt habe und das hat mir gar nicht gefallen ( lag aber eher an der Mitbewohnerin)Ich komme mit der Mutter gut klar und ich denke das würde durchaus passen, die Kinder haben sich aber auch seit einem Jahr nicht mehr gesehen, natürlich sollten wir uns davor nochmal treffen um zu schauen wie sie jetzt miteinander klar kommen. Aber die beiden sollten sich ja ein Zimmer teilen, das ist natürlich nochmal was anderes als auf dem Spielplatz zusammen zu spielen. Die beiden sind ca 1,5 Jahre alt(…)”

In Ihrem Posting fragt die Solo-Mama andere Userinnen nach ihren Erfahrungen. Sie will wissen, ob dieses Modell schon mal jemand umgesetzt hat. Die Reaktionen der Mütter im Forum sind unterschiedlich. Zwar wird der Gedanke, mit einer anderen alleinerziehenden Mama zusammenzuziehen als positiv gewertet, aber die Hinweise auf verschiedene Fallstricke sind in großer Anzahl da.

So thematisieren viele Frauen den Gedanken der Posting-Erstellerin, ihre Tochter mit dem Kind der anderen Solo-Mama ein Zimmer teilen zu lassen. Das ist in der Tat eine heikle Angelegenheit, die schnell zu Zoff in der WG führen könnte.

Ein gemeinsames Zimmer für beide Kinder?

Und auch für die Kinder ist diese Lösung alles andere als optimal. Zwar sind die beiden noch klein, aber auch sehr junge Kinder brauchen bekanntlich Rückzugsmöglichkeiten und Privatsphäre.

Zudem: Was ist mit dem Nachtritual? Hier hat jede Familie ihren eigenen Ablauf. Die einen bekommen etwas vorgesungen, andere Kinder lieben Geschichten, die vorgelesen werden und wieder andere wollen abends noch eine Kuschelrunde.

Etliche Rituale brauchen Ruhe

Diese oder ähnliche “Gute-Nacht”-Abläufe vor und mit anderen Personen umzusetzen; dürfte mehr als schwierig sein. Einfach weil die Atmosphäre für ein ruhiges Nachtritual nicht gegeben ist. Somit entsteht ganz automatisch Unruhe oder Disharmonie, was schnell zu ernsten Spannungen führen könnte.

Dann das Thema “Herrenbesuch”, um das mal “old school” auszudrücken. Erfahrungsgemäß gehen viele Alleinerziehende nach einer gewissen Zeit wieder eine Beziehung ein.

Manche Konstellation tut der Privatsphäre nicht gut

Festigt sich diese, wird der neue Partner natürlich auch dem Kind vorgestellt und somit muss die Möglichkeit gegeben sein, auch mal ungestört miteinander zu spielen. Das ist kaum möglich, wenn sich die Kinder ein Zimmer teilen.

Hinzu kommt dann auch noch die Frage nach der Intimität mit einem neuen Partner. Das ist für Alleinerziehende schon so nicht einfach.

Und dürfte sich noch schwerer gestalten, wenn sich weitere Personen – hier die andere Mutter mit Kind – in der gemeinsamen WG-Wohnung aufhalten. Alles in allem gibt es also viele Stolperfallen bei diesem Modell. Auch wenn es vielleicht nur für ein paar Jahre und finanziell verlockend ist.

Und da der Faktor “Geld” bei vielen Ein- und Zwei-Elternfamilien im Land eine riesige Rolle spielt, sollte man, wenn man dieses Zwei-Mütter-Modell als Alleinerziehende im Auge hat, doch einiges beachten. Und die WG nach Möglichkeit anders gestalten.

Ländlich sind größere Wohnungen vielerorts noch bezahlbar

So sollte man nach einer preiswerten 4-Zimmer-Wohnung Ausschau halten, die eher in der Vorstadt, ländlich oder kleinstädtisch liegt. In diesen Landstrichen sind manche Mietobjekte noch günstig zu haben. Eventuell verlegt man sich komplett auf das Dorf. Zumindest dann, wenn die Anbindung an Kita, Schule und Einkauen gegeben ist. In den sogenannten Speckgürteln von Großstädten ist das meistens der Fall.

Mietet man sich dann für die WG eine Wohnung mit 4 Räumen, sollte der Wohnqualität in so einer Konstellation nichts im Wege stehen. Jede Partei hätte dann 2 Zimmer. Für jede Mutter ein Zimmer inklusive Schlafen (diese kleine Einschränkung wird man hinnehmen müssen, da es sonst zimmer-mäßig ins Unbezahlbare gehen würde…).

Für jedes Kind ein Kinderzimmer

Und für jedes Kind ein eigenes Kinderzimmer. So hat der Nachwuchs genügend Raum für`s Spielen, Basteln, und die allabendlichen Schlafrituale. Die Mütter haben ebenso genügend Privatsphäre hinter ihrer Zimmertür und sind bei Morgengymnastik & Co. ungestört. Kündigt sich mal Männerbesuch an, kann der ebenso hinter selbiger verschwinden.

Natürlich ist eine solche Wohnkonstellation wohl in den seltensten Fällen für die Ewigkeit gemacht.

Temporär machen solche Konstellationen Sinn

Aber sie ist temporär für etliche Solo-Mütter eine Möglichkeit, adäquat zu wohnen. Und sich und dem Kind parallel noch ein auskömmliches Leben zu ermöglichen. Auch mit einem etwaigen kleinem Budget.

Läuft es gut, bleibt vielleicht sogar noch finanzieller Spielraum, um ein wenig zur Seite zu legen. Für den nächsten Lebensabschnitt, der sich dann in einer eigenen Wohnung abspielt. Und vielleicht schon mit einem neuen Lebensgefährten. Zu zweit sind dann mittel- bis langfristig wahrscheinlich wieder andere Wohnoptionen möglich und machbar.

Auch beim Wohnen gilt deshalb: Leben im Moment.

Recherche: urbia.de / Forum, Posting vom 03.05.23

Bild (Symbolfoto): pexels.com / Mikhail Nilov

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