Ein Gastbeitrag von Carolyn Litzbarski.
Liegt es an mir?
„Mein ganzes Leben ziehe ich Männer an, mit denen es nie funktioniert. Entweder wollen sie nur Spaß oder haben Bindungsangst.“
Erkennen Sie sich wieder?
Endlich trauen Sie sich ans Dating ran. Und es hagelt eine Enttäuschung nach der anderen. Entweder Sie ziehen „die Falschen“ an, also Menschen, die nicht gefallen, die hoch neurotisch sind oder nicht bereit für Commitment. Und wenn Sie mal den „Richtigen“ begegnen, dann melden diese sich nicht mehr. Es ist zum Verzweifeln!
Unsicherheit nach dem Date und die Frage, warum es immer die Falschen sind
Die große Frage, die Sie sich vermutlich schon mal gestellt haben, ist: Liegt es an mir? Oder sind die anderen Menschen das Problem?
Zunächst einmal gilt für die Beziehungsanbahnung dasselbe, wie für die Beziehung: die einzigen Menschen, die wir verändern können, sind wir selbst.
Wenn Ihre Kennlernphasen nach den ersten Dates regelmäßig im „Exit“ enden, dann lohnt es sich, dass Sie bei sich hinschauen.
Hier sind drei mögliche Erklärungen, warum Ihre Beziehung nicht über die ersten Dates hinausgeht.
Erklärung 1: Unklarheit im Innen sorgt für Unklarheit im Außen.
Wir kriegen, was wir ausstrahlen.
Dieses Prinzip gilt universal. Wir kriegen, was wir ausstrahlen.
Sie sind unsicher und unklar, was Sie beruflich machen wollen? Damit werden Ihre Bewerbungen nicht erfolgreich sein. Oder Sie landen in einem Job, einfach, weil er sich angeboten hat und sind dort unglücklich.
Ausstrahlung ist beim Dating das A und O
Und genau so ist es bei Beziehungen!
Sie wissen nicht, ob Sie gerade wirklich eine Beziehung möchten? Sich noch einmal verletzlich zeigen? Die Annehmlichkeiten des Single-Lebens aufgeben? Genau das kriegen Sie zurückgespiegelt!
Wenn Sie Menschen anziehen, die widersprüchliche Signale schicken und zwischen Verbindlichkeit und ichweißnichtobdaswird schwanken, dann überprüfen Sie, ob sie selbst diese Unklarheit in sich tragen.
Erklärung 2: Mangelmotivation
Was ist eigentlich der Grund, dass sie sich nach einer Beziehung sehnen?
Ist es, weil Sie sich einsam fühlen? Weil Sie nicht wissen, was Sie an einem Sonntag machen sollen? Weil Sie von einer anderen Person eine Bestätigung suchen?
Wenn das Ihre Motivation für eine Beziehung ist, dann seien Sie froh, dass Ihre Dates einstellig bleiben.
Denn der Einsamkeit zu entfliehen, oder den Selbstwert durch einen Partner oder Partnerin zu pushen, bringt ein Risiko mit sich.
Wir ziehen im Mangel Menschen an, die auch im Mangel sind.
Damit ist es wahrscheinlich, dass nur Menschen bei Ihnen bleiben, die ähnliche Motive haben. Menschen, die aus Einsamkeit und fehlendem Selbstwert jemanden suchen.
Und das ist wie eine Begegnung von zwei hungernden Menschen. Diese können sich nichts geben. Und genau so können sich zwei Menschen, die aus Mangelmotiven zueinander gefunden haben, nichts geben.
Den abgetauchten Kandidaten bloß nicht nachtrauern!
Und die, die nach den ersten Dates verschwinden, merken unbewusst, dass sie nicht das geben können, was Sie brauchen. Und das ist gut so. Denn eine Beziehung auf dieser Grundlage startet mit einem ungünstigen Ungleichgewicht.
Erklärung 3: Wunde Punkte und innere Zerrissenheit
Wir alle haben wunde Punkte. Sie sind das Resultat aus Erfahrungen, die wir gemacht haben, und die schmerzhaft waren. Im Dating geschieht dann oft Folgendes:
Sie zucken jedes Mal zurück, kommt jemand ansatzweise in die Nähe des wunden Punktes.
Wenn Sie zwischen Angst vor weiteren Verletzungen und der Sehnsucht nach Liebe hin- und herschwanken, entsteht eine innere Zerrissenheit. Stellen Sie es sich so vor, als ob zwei Seiten in Ihnen sind. Die eine Seite ist die, die Liebe sucht. Das ist die Seite, die gut bei einem Date in Kontakt ist, die sich wohlfühlt und dabei das Hier und Jetzt genießt.
Bei der Partnersuche ist die Angst vor Verletzungen oft groß
Und dann ist da die andere Seite. Die, die Angst hat vor weiteren Verletzungen.
Diese Seite lässt Sie jedes noch so kleine Signal interpretieren, mit dem Filter: Werde ich noch einmal verletzt?
Und mal ist die eine Seite am Zug, mal die andere.
Einen Teil der Menschen schrecken Sie damit ab. Denn die Zerrissenheit ist spürbar für andere – als ob Sie zwei Gesichter hätten. Und sie ist anstrengend!
Auch hier gilt:
Gleich und gleich gesellt sich gerne. Wer bei Ihnen bleibt, steckt höchstwahrscheinlich auch in einer inneren Zerrissenheit. Und das sehen Sie dann daran, dass Sie an einem Tag ein Date mit einer Person haben, welche die Seite zeigt, die Liebe wünscht. Und die am nächsten Tag dann nicht mehr antwortet und nichts Ernstes mehr möchte.
Sie kriegen also einen Spiegel vorgehalten!
Frühere Beziehungen prägen
Niemand ist ein unbeschriebenes Blatt beim ersten Date.
Jede frühere Beziehungserfahrung prägt uns. Und wenn frühere Beziehungserfahrungen Sie verletzt haben , dann macht Sie das vorsichtig. Je häufiger die negative Erfahrung sich bestätigt, desto vorsichtiger sind Sie.
Denken Sie daran, dass nicht die Verletzung das Problem ist, sondern die Schonhaltung, die wir nach einer Verletzung einnehmen.
Möglichkeiten, dass die Kennenlernphase nicht im Exit endet
Wenn Sie das „Exit-Szenario“ in der Kennenlernphase nicht mehr erleben wollen, dann können Sie sich folgende Fragen stellen:
- Was möchte ich und was erwarte ich mir vom Dating?
- Welche wunden Punkte erkenne ich an mir und welche nicht förderlichen Verhaltensweisen lege ich an den Tag? Was möchte ich stattdessen zeigen, um mich für korrigierende Erfahrungen zu öffnen?
Sie legen dadurch einen neuen Filter an, der Ihnen einerseits hilft, die richtigen Personen vor dem Date zu identifizieren und die innere Zerrissenheit abzulegen.
Viel Erfolg beim Dating!
Autorinnenbox
Carolyn Litzbarski (im Bild) unterstützt als Beziehungscoach Menschen dabei, gesunde und zufriedenstelle Beziehungen zu führen. Dabei legt sie vor allem Wert auf Kommunikation und wie diese eingesetzt werden kann.
Für tiefe Verbindung und gegen Missverständnisse. www.litzbarski-coaching.de
Bilder: Carlolyn Litzbarski und pexels.com / Liza Summer