Reisen können mehr sein als Tapetenwechsel – sie können Türen öffnen zu tiefen inneren Erkenntnissen. Für Dolmetscherin und Reiseleiterin Katja Dienemann, die auch als Coach arbeitet (im Bild), sind äußere Wege seit frühester Kindheit eng mit innerem Wachstum verbunden. Ob Indien, die Anden in Peru oder die heimischen Wälder: Die Natur ist für sie nicht nur Kulisse, sondern aktive Wegbegleiterin auf dem Weg zu mehr Klarheit, Lebensfreude und Selbstverbundenheit.
Seit Jahrzehnten verbindet sie westlich fundiertes Coaching mit Naturerfahrungen und der spirituellen Weisheit indigener Kulturen. Besonders die Anden Perus bezeichnet sie als ihre Seelenheimat – ein Ort, der Transformation ermöglicht und alte Erinnerungen wachruft. In ihren Naturcoachings, Retreats und spirituell-schamanischen Reisen schafft sie geschützte Räume, in denen Frauen innehalten, loslassen und sich neu ausrichten können.
Im Interview spricht Katja Dienemann darüber, warum die Natur ein kraftvoller Co-Coach ist, wie spirituelle Reisen nachhaltige Veränderung bewirken können und weshalb es manchmal Mut braucht, dem inneren Ruf zu folgen – um am Ende gestärkt, geerdet und mit neuer Klarheit ins eigene Leben zurückzukehren.
FB: Frau Dienemann, auf Ihrer Website beschreiben Sie sich als „Katalysator für persönliche und berufliche Entwicklung“. Wie hat Ihr Lebensweg – mit zahlreichen Reisen, Ausbildungen und spirituellen Erfahrungen – Sie zu dieser einzigartigen Kombination aus Coaching, Spiritualität und Reisen geführt?
Mein Lebensweg führte mich schon als Kind in die Ferne – mit meinen Eltern reiste ich mit dem Auto nach Indien, wo wir rund zwei Jahre lebten. Mit fünf Jahren tauchte ich dort in eine Art Zauberwelt ein: fremde Düfte, intensive Geschmäcker, farbenprächtige Kleidung und eine magische Sprache. Diese Zeit war sehr prägend. Als junge Erwachsene lebte ich dann fast zwei Jahre in Peru. Dort ging es darum, tief in die Kultur einzutauchen und das Leben wirklich auszukosten.
Der Kontakt mit den Menschen und ihren ganz anderen Denk- und Verhaltensweisen hat meinen Horizont enorm erweitert. In gewisser Weise habe ich mir das „Wertvollste aus beiden Welten“ angeeignet.
Entspannte Lebensweise in den Anden inspirierte schon in Kindertagen
Bis heute ist mir beispielsweise die entspannt-positive Lebenshaltung der Peruaner ein Vorbild und trägt wesentlich zu meinem erfüllten Leben bei. Meine Motivation, andere Menschen zu begleiten, entspringt einer gelebten Erkenntnis: Äußere Reisen sind großartige Türen zu inneren Entdeckungs- und Entfaltungsreisen. Spiritualität als Haltung – als Verbundenheit mit etwas Größerem – ist dabei eine unschätzbare Kraftquelle.
FB: Sie bieten Naturcoaching und Natur-Coaching-Reisen an. Was bedeutet für Sie der Ansatz, die Natur als Co-Coach einzubeziehen, und worin unterscheidet sich diese Form des Coachings von klassischen Methoden?
Naturcoaching ist für mich „Coaching zu dritt“ – im Coachingraum Natur. Meine Klientinnen und Klienten haben zwei Coaches: mich und die Natur.
Ich begleite über Fragen sowie körper-, kreativ- und naturbezogene Methoden bei Themen wie Klarheit, Entscheidungsfindung, Entspannung oder Selbstliebe.
Äußere Reisen als Tür zur inneren Entdeckung – mit der Natur als Spiegel und Symbol
Gleichzeitig wirkt die Natur als Spiegel und Symbol: Pflanzen, Tiere, Landschaften, Gewässer oder sogar das Wetter können tiefe Erkenntnisse anstoßen.
Besonders eindrücklich sind unerwartete Fügungen – etwa wenn genau in dem Moment ein Raubvogel über uns kreist, in dem sich eine Klientin mehr Überblick wünscht. Diese Magie fehlt im klassischen Coachingraum. Zudem lehrt uns die Natur ganz nebenbei Flexibilität, Akzeptanz und Hingabe. Die intensiven Sinneserfahrungen stärken Lebendigkeit und Lebensfreude – und am Ende leuchten fast immer die Augen meiner Schützlinge.
FB: Seit 1983 reisen Sie immer wieder nach Peru, das Sie als Ihre Seelenheimat bezeichnen. Was hat Sie damals dorthin geführt – und warum ist die Verbindung bis heute so stark?
Ursprünglich bin ich meiner Familie gefolgt. Mein Vater arbeitete in der Entwicklungshilfe in Lima, und ich nutzte mit 19 Jahren die Gelegenheit, die Welt kennenzulernen. In Peru habe ich Spanisch gelernt und lieben gelernt, gejobbt, das Land bereist – diese Zeit war eine der intensivsten meines Lebens. Die Verbindung ist bis heute stark, weil diese Erfahrungen tief in Körper, Geist und Seele verankert sind. Jeder Aufenthalt beglückt mich aufs Neue.
Hinzu kommt eine alte spirituelle Verbindung. Ich erinnere mich an frühere Leben in den Anden – eines als Bäuerin, eines als Priesterin. Interessanterweise lebte auch meine Mutter als Teenager einige Zeit in Peru. Die Verbindung scheint also „in der Familie zu liegen“.
Westliche Psychologie trifft Anden-Spiritualität
FB: Wie erleben Sie die Verbindung von westlicher Coaching-Psychologie und der traditionellen Spiritualität der Anden?
Im Kern haben alle Menschen dasselbe Bedürfnis: sich verbunden und geliebt zu fühlen. Die Wege dorthin unterscheiden sich. Die andine Kosmovision, in der alles in der Natur als beseelt gilt, ergänzt westliche Psychologie ideal. Unsere Körper, unser Geist und unsere Seele sind evolutionär für Bewegung und Natur gemacht. Wenn wir uns das wieder erlauben, kommen wir unserem wahren Wesen näher.
Psychologisch fundierte, naturbezogene Coaching-Methoden unterstützen diesen Prozess und helfen uns, wieder „heil“ zu werden.
Transformation an heiligen Orten
FB: Welche Wirkung kann eine spirituelle Reise zu heiligen Orten der Anden entfalten?
Bei spirituellen Reisen geht es nicht um das Abhaken von Sehenswürdigkeiten, sondern um das bewusste Erspüren von Orten. Wir besuchen auch wenig bekannte Kraftplätze – achtsam und mit Muße. Durch Meditationen und Rituale fällt es leicht, Altes abzustreifen, das eigene Leben neu zu betrachten und die Weichen neu zu stellen. Rituale mit indigenen Meistern helfen, schwere Energie zu wandeln und Dankbarkeit zu empfinden.
Viele kehren „wie neu geboren“ zurück. Meine Aufgabe als Coach ist es, die Integration dieser Erfahrungen in den Alltag zu begleiten.
Brücke zwischen Kulturen und Sprachen, Mensch und Natur
FB: Als Dolmetscherin für Deutsch, Englisch und Spanisch und Trainerin für interkulturelle Kompetenz – wie bereichert das Ihre Arbeit?
Ich wirke als Brücke – zwischen Sprachen, Kulturen, Problemen und Lösungen sowie zwischen Mensch und Natur. Unterschiedliche Perspektiven einzunehmen ist Teil meines Wesens. Als Dolmetscherin hilft mir dieses Gespür, Inhalte nicht nur sprachlich korrekt, sondern auch kulturell stimmig zu vermitteln.
FB: Sie bieten Einzel‑Coachings, Gruppen‑Retreats und spirituelle Reisen an. Nach welchen Kriterien entscheiden Sie, welche Form der Begleitung für eine Person am geeignetsten ist?
Meist haben die Interessenten bei ihrer Kontaktaufnahme dank der Beschreibungen auf meiner Website schon eine bestimmte Art von Begleitung im Sinn, oder die kontaktieren mich gerade wegen Naturcoaching beziehungsweise der spirituellen Peru-Bolivien-Reise. Es geht also primär um einen Abgleich ihrer Vorstellung mit dem, was ich konkret biete. Dazu schildern sie mir in einem kostenlosen Erstgespräch ihr Anliegen und ihr Ziel. Auch ihre Ausschlusskriterien kommen zur Sprache. Nach diesem Abgleich kommen wir gemeinsam zu einer Entscheidung in Bezug auf die Zusammenarbeit.
Lebensthemen in der Präsenz der Anden spüren – eine spirituelle Erfahrung
Wenn jemand – beispielsweise über eine Empfehlung – ganz offen zu mir kommt, beschreibe ich die verschiedenen Möglichkeiten im Detail und spreche gegebenenfalls eine Empfehlung aus. So ist den Interessenten beispielsweise häufig nicht klar, wie wirkungsvoll Naturcoaching auch per Telefon ist. Das spirituelle Retreat in den Anden im Anschluss an die spirituell-schamanische Peru-Bolivien-Reise empfehle ich gerne Menschen, die sich bewusst zusätzlich Zeit zur Integration und Vertiefung der Reiseerfahrungen nehmen möchten. Mein individuelles Auszeit-Coaching an der Costa de la Luz in Andalusien ist ideal, um mit Abstand vom Alltag und frei von Ablenkungen Schwung in grundlegende Lebensthemen zu bringen. So sind in einem kompakten Zeitraum große Schritte möglich.
Oberstes Ziel meiner Beratung ist stets, die Interessenten in die Lage zu versetzen, selbst eine stimmige Entscheidung im Hinblick auf das für sie geeignete Format zu treffen.
FB: Naturräume spielen in Ihrer Arbeit eine zentrale Rolle. Welche Bedeutung haben „ganz normale Landschaften“ im Vergleich zu besonderen Orten wie dem Andenhochland, der Dschungel dem Meer oder abgelegenen Kraftplätzen für innere Prozesse und spirituelle Entwicklung?
Das Entscheidende ist die innere Haltung. Wenn wir die Natur um uns herum als Coach betrachten, kann alles zu uns sprechen und hilfreiche Impulse für unser Anliegen geben – ganz egal, ob wir uns im deutschen Mittelgebirge, im Altiplano auf 4000 m Höhe oder am Atlantik befinden.
Naturkulissen als Rahmen für Emotionen
Gleichzeitig hat jeder Naturraum auch ganz eigene Qualitäten: Die Streuobstwiesen und kleinen Dörfer des Odenwalds laden möglicherweise Kindheitserinnerungen ein, die Fernblicke auf Gipfeln öffnen für Zukunftsvisionen, und Meereswellen erleichtern den Zugang zu verschütteten Gefühlen.
FB: Viele Frauen stehen mitten im Leben und tragen viel Verantwortung – da ist eine spirituelle Reise nach Peru eine große Entscheidung. Was würden Sie jemandem raten, der sich gerufen fühlt, aber noch unsicher ist?
Mein Rat hängt davon ab, worin die Unsicherheit besteht. Beispielsweise fragen sich manche Interessentinnen, ob sie körperlich fit genug sind, andere wiederum, ob sie bei emotionalen Prozessen psychisch gut gehalten werden oder ob sie sich in der Gruppe wohlfühlen werden. Hier nehme ich mir gut Zeit für eine individuelle Beratung, bis alle Fragen geklärt sind.
Besonders beliebt als erster Schritt für die Entscheidungsfindung sind meine regelmäßigen, kostenlosen Online-Infoveranstaltungen. Sie sind eine schöne Möglichkeit, mich persönlich kennenzulernen und eine noch konkretere Vorstellung von der Reise und dem Retreat zu bekommen. Selbstverständlich gehe ich auch bei den Infoveranstaltungen auf individuelle Fragen ein.
Eigene Gefühle sprechen eine deutliche Sprache
Das Zünglein an der Entscheidungs-Waage kann im Anschluss folgende Übung sein: Die Interessentin versetzt sich in die Zukunft in einen Zeitpunkt nach der (hypothetischen) Reise und schaut von dort zurück – zuerst mit allen Sinnen mit der Vorstellung, dass sie die Reise/das Retreat gemacht hat, und dann mit der Vorstellung, dass sie sich dagegen entschieden hat. Die mit der jeweiligen Vorstellung verbundenen Körperempfindungen und Gefühle werden ihr klar sagen, was die passende Entscheidung ist.
FB: Gab es während Ihrer zahlreichen Reisen einen bestimmten Moment – vielleicht während einer Zeremonie oder bei einer Begegnung mit einem indigenen Meister – der Ihr eigenes Leben tiefgreifend verändert hat?
Ja, in der Tat. Das war bei einem Despacho, einer traditionellen Zeremonie zum Dank an Mutter Erde, mit zwei indigenen Meistern. Der jüngere von beiden hatten einen Blick, der die Tiefe meiner Seele berührt hat. Und als er in seiner Muttersprache Quechua zu uns gesprochen hat, ging mein Herz weit auf, ich nickte unwillkürlich zustimmend und hatte plötzlich die Gewissheit, dass meine Seele aus einem früheren Leben Quechua versteht – einem Leben, das von der Ankunft der Spanier jäh unterbrochen wurde.
Mit der Verbindung zu den Anden auf eigener Mission
In diesem Moment wurde mir klar, dass ich die Vision, spirituelle Reisen in den Anden zu leiten, nicht ohne Grund schon so lange gehegt hatte: Ich habe noch eine Aufgabe abzuschließen, nämlich Menschen aus meiner Seelenfamilie, die eine genauso alte Verbindung zu den Anden haben, zu ermöglichen, in geschütztem Rahmen eine Heilreise für ihre Seele dorthin zu unternehmen. Durch diese Gewissheit ist mein Leben nun explizit darauf ausgerichtet, genug Energie und Raum für diese Mission zu haben.
FB: Wo finden Interessierte Ihre Angebote?
Auf meiner Website www.katja-dienemann.de sind alle Angebote – nach Rubrik sortiert – beschrieben. Die konkreten Termine, zum Beispiel von meinen spirituell-schamanischen Peru-Bolivien-Reisen, besagten Infoveranstaltungen oder den Gruppen-Naturcoachings bei Heidelberg, sind dort im Veranstaltungskalender unter dem Reiter „Veranstaltungen“ zu finden.
Ganz bequem werden Interessierte über meinem Newsletter informiert. Hier teile ich nicht nur die Informationen zu meinen Angeboten, sondern auch – zumeist naturinspirierte – Impulse für ein erfülltes Leben.
Bilder: Katja Dienemann
