Freitag, 22. November, 2024

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Sepsis: Auf die unterschätzte Gefahr frühzeitig reagieren!

Die Sepsis, im Volksmund auch Blutvergiftung genannt, ist hierzulande noch immer eine sehr unterschätzte Gefahr und fordert mehr Menschenleben als Herzinfarkt, Brust- und Darmkrebs zusammen. In Deutschland sterben jährlich über 140.000 Menschen an einer Sepsis – das sind alarmierende 380 Menschen täglich.

Mangelnde Wahrnehmung sorgt für steigende Zahlen

Laut der Sepsis-Stiftung nimmt man in Deutschland die Gefahr noch immer nicht ernst genug. Länder wie England, Irland, Schweden und die USA dagegen haben längst auf die Einstufung der Blutvergiftung als globale Bedrohung durch die Weltgesundheitsorganisation im Jahr 2017 reagiert. Der Senior-Professor der Charité-Universitätsmedizin, Konrad Reinhart, betont, dass in Deutschland dringend verbindliche Qualitätssicherungsstandards für alle Krankenhäuser eingeführt werden müssen, um die Sterblichkeitsrate im Zusammenhang mit der Sepsis zu senken.

Ernstzunehmende Sterblichkeitsrate in Deutschland

Während dahingehend die Sterblichkeit in Ländern wie Australien und Neuseeland zwischen 2000 und 2012 drastisch abnahm, stagniert Deutschland mit einer Sterblichkeitsrate von fast 35 Prozent im Jahr 2019. Die Einführung verbindlicher Regelungen könnte hier einen entscheidenden Unterschied machen. Weltweit erkranken jährlich 48,9 Millionen Menschen an einer Blutvergiftung und die Zahlen steigen weiter.

Ein Hauptproblem bei ihrer Bekämpfung ist die unspezifische Natur der Symptome. Oft werden sie mit einem schlechten Allgemeinzustand verwechselt. Dr. Matthias Gründling von der Universitätsmedizin Greifswald betont, dass sowohl Ärzte als auch Patienten oft nicht ausreichend über diese Bedrohung informiert sind. Dies führt zu Verzögerungen bei der Diagnose und verschlechtert die Überlebenschancen erheblich.

Unspezifische Symptome und mangelnde Aufklärung

Die Anzahl der Sepsis-Fälle in Deutschland ist von 13.616 Fällen mit Todesfolge im Jahr 2010 auf 140.000 geschätzte Todesfälle pro Jahr gestiegen. Die Schwierigkeit bei der Erkennung und die oft fehlende Sensibilisierung für die Symptome tragen zu dieser besorgniserregenden Entwicklung bei.

Die Sepsis-Stiftung fordert deshalb einen nationalen Sepsis-Plan, um Fälle wie den von Fabian aus Mönchengladbach zu verhindern. Fabian überlebte eine Blutvergiftung nur knapp, aber für seine Arme und Beine kam jede Hilfe zu spät. Eine einheitliche ärztliche Vorgehensweise, die bestimmte Anzeichen automatisch überprüft, könnte Leben retten.

Laut Prof. Reinhart sterben viele Menschen, weil die Diagnose einfach zu spät gestellt wird. Jede Stunde Verzögerung der Antibiotika-Therapie erhöht die Sterblichkeit um 0,5 Prozent. Dr. Gründling betont deshalb nachdrücklich die Notwendigkeit, die Bevölkerung weitreichend aufzuklären, damit Frühzeichen rechtzeitig erkannt werden.

Was ist Sepsis genau?

Doch was ist eine Sepsis eigentlich genau? Es ist eine außer Kontrolle geratene Reaktion des Körpers auf eine Infektion, die von Bakterien, Pilzen, Viren oder Parasiten ausgelöst wird. Dr. Gründling erklärt, dass jene Botenstoffe, die bei einer Infektion normalerweise helfen, bei einer Sepsis gegen alle Zellen gerichtet sind. Das kann zu Organversagen und Schock bis hin zum Tod führen. Die Hauptursachen sind Lungenentzündung, gefolgt von Harnwegs- und Bauchinfektionen. Kinder unter fünf Jahren sind besonders gefährdet.

Langzeitfolgen machen vielen Patienten zu schaffen

Tausende Patienten, die diese schwere Verlaufsform einer Infektion in Deutschland überleben, leiden an Spätfolgen. Müdigkeit, kognitive Einschränkungen, Depressionen und Pflegebedürftigkeit sind wohl die häufigsten Langzeitfolgen.

Seitens der Sepsis-Stiftung  wurde eine Checkliste eingeführt, um Verdachtszeichen einer Infektion zu erkennen. Diese umfassen Fieber, Husten, Atembeschwerden, Bauchschmerzen und mehr. Zusätzliche Anzeichen, die auf eine Sepsis hindeuten, sollten ernst genommen werden, da eine frühzeitige Erkennung lebensrettend sein kann.

Frühzeichen erkennen und rechtzeitig handeln – eine Checkliste für den Ernstfall

Unter anderem beinhaltet die Checkliste folgende Punkte:

  • Verdachtszeichen einer Infektion: Fieber, Husten, Atembeschwerden, Halsschmerzen, Bauchschmerzen, Harter Bauch, Häufiges/schmerzhaftes Wasserlassen, Trüber Urin, Schmerzen seitlich am Rücken, Ohrenschmerzen, Steifer Nacken, Starke Kopfschmerzen, Gerötete oder erwärmte Haut, Eiter-Ansammlung, Schmerzen im Mund oder am Kiefer, Wirbelsäulenschmerzen.
  • Zusätzliche Anzeichen, die eine Sepsis wahrscheinlich machen: Verwirrtheit, Atemzüge über 20 pro Minute, Blutdruckwert unter 100.
  • Zusätzliche Anzeichen akuter Lebensgefahr: Nie gekanntes Krankheitsgefühl, Puls unter 50 oder über 120 pro Minute, feucht-kalte oder marmoriert aussehende Haut, extreme Schmerzen.

Die frühzeitige Erkennung und Sensibilisierung sind entscheidend, um unnötige Todesfälle zu verhindern und die Langzeitfolgen dieser Blutvergiftung zu minimieren. Sehen Sie deshalb die genannten Anzeichen lieber einmal zu viel als Notfall, als einmal zu wenig. Denn: Eine Sepsis ist immer lebensbedrohlich.

Die Checkliste und weitere Informationen zum Thema sind hier abrufbar.

Quelle: bild.de vom 21. Januar 2024

Bild (Symbolbild): pexels.com / Gustavo Fring

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