Samstag, 23. November, 2024

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Wegen übel riechendem Kuschel-Produkt: Mütter gründen SNAGY

Wohl fast jeder hatte schon einmal ein unschönes Erlebnis mit einem übel riechenden Produkt. Vor allem bei Kinderspielzeug ist viel Billigware aus Fernost auf dem Markt. Neben fragwürdigen Schadstoffen, mit denen diese Produkte häufig aufwarten, zeichnet sich diese Ware oft auch durch einen abstoßenden Geruch aus. Der mag nach einer Weile verfliegen, doch das ungute Gefühl bei Käufern solcher Artikel bleibt. Sandra Zima, eine Mutter aus Österreich, die mit so einer Situation konfrontiert war, wollte das so nicht hinnehmen und wurde aktiv. Ein übel riechendes Kuschelprodukt, das für ihr Kind gedacht, aber aufgrund des chemischen Gestanks nicht zu verwenden war, gab für sie den Ausschlag, ein Start-up für schadstofffreie Kinderprodukte zu gründen. Gemeinsam mit ihrer Freundin Doris Krapfenbauer hob sie SNAGY aus der Taufe – einen Onlineshop für Kuschel-Sitzsäcke und Kuschelkissen aus unbedenklichen Materialien.

Kuschelprodukt für Kind roch übel – der Startschuss für SNAGY

Das engagierte Duo (im Bild) hat zwischenzeitlich die österreichische Gründershow “2 Minuten – 2 Millionen”  erfolgreich gerockt und ist mit seinem jungen Unternehmen auf Erfolgskurs. Im Interview geben beide Mütter Einblicke in ihren Gründeralltag und sprechen über ihre Start-up-Idee:

FB: Frau Zima, Ihr unschönes Erlebnis mit einem übel riechenden Kuschelprodukt, das Sie für Ihr Kind kaufen wollten, gab den Ausschlag für Ihre Gründung. Mit an Bord ist außerdem ihre Freundin Doris Krapfenbauer – ebenso Mutter. Den chemischen Geruch wollten Sie beide dem Nachwuchs nicht zumuten und machten sich mit dem Start-up SNAGY für schadstofffreie Kuschel-Sitzsäcke und -kissen selbständig. Wie haben Sie geschafft, was andere bis heute nicht gewährleisten können – nämlich kuschelweiche Kinder-Accessoires aus absolut unbedenklichen Materialien anzubieten?

Wir sagen oft: „Wir haben das Rad nicht neu erfunden, wir haben es optimiert.“ Damit meinen wir, dass wir uns damit auseinandergesetzt haben, was uns an bereits am Markt erhältlichen Produkten stört und was wir verändern wollen.

Schadstofffreie Produkte zu entwickeln ist Antrieb der Gründerinnen

Unser Antrieb und unsere Philosophie ist es, dass unsere Produkte schadstofffrei und unbedenklich sind. Deshalb betrifft die Veränderung zum Großteil die Materialien. Das erfordert natürlich viel Recherchearbeit, Kommunikation mit Erzeugern und Zulieferanten, das Einfordern von Zertifikaten und Nachweisen.

Dieser Weg ist natürlich nicht immer einfach und das schreckt möglicherweise Mitbewerber ab, auch diesen Weg einzuschlagen. Und natürlich ist höhere Qualität immer mit höheren Kosten verbunden, was für viele Anbieter und Konzerne einfach nicht lukrativ genug ist.

FB: Wie gestaltete sich die Gründung 2022?

Die Gespräche und Ideen zu SNAGY fanden ja schon lange vor der offiziellen Gründung statt. Diese  intensivierten sich, die ersten Prototypen und Versuche waren genäht und abgeändert, bis diese für uns perfekt waren.

Prototypen entstanden lange vor der offiziellen Gründung

SNAGY-Mitgründerin mit BabyErst ab dem Zeitpunkt, ab dem wir zu 100% mit dem Ergebnis zufrieden waren und hinter unserem Produkt stehen konnten, fand die offizielle Gründung und der Start unseres Onlineshops statt.

FB: Wie sind Sie beide darauf gekommen, das Business gemeinsam zu führen und wer ist wofür verantwortlich?

Die Grundidee stammte von Sandra eben aufgrund der Erfahrung mit der chemisch riechenden Bettschlange. Welche sie bestellt hatte. Da wir uns beide schon lange kennen, viele Interessen teilen und für die gleichen Werte einstehen war es nur mehr ein kleiner Schritt, bis Doris einsteigt.

Sandra ist die ausführende Kraft bei Prototypen, da sie das Nähen beherrscht. Sie betreut zudem die Social Media Plattformen. Doris ist der schreibende Part. Sie verfasst Pressetexte, Kundenanfragen, Interviews und diverse andere Korrespondenzen. Der Kundenkontakt ist uns beiden wichtig, wir stehen beide gerne auf einschlägigen Messen wie der BABYEXPO Wien und Wiener Neustadt. Die meisten anderen Arbeiten werden situativ aufgeteilt und verteilt.

FB: Sie bieten mittlerweile ein beachtliches Spektrum an schadstofffreien, nachhaltigen Kinderprodukten und Accessoires an, darunter ein Geburtskissen. Was ist das Besondere daran?

Geburtskissen werden von vielen verschiedenen Anbietern verkauft. Es gibt sie in den unterschiedlichsten Formen, Materialien und Preisklassen. 

Nachhaltigkeit und modernes Design in vollendeter Symbiose

Für unser Geburtserinnerungskissen verwenden wir den SNAGY typischen weichen Stoff, welcher schadstofffrei und zu 100% recycelt ist. Die Füllung, mit welcher das exakte Geburtsgewicht des Babys nachempfunden wird, besteht aus recyceltem Meeresplastik. Alle Farben sind in sanften Pastelltönen, welche sich unaufdringlich und angenehm in die Wohnumgebung einfügen. Wir denken, dieser Nachhaltigkeitsgedanke kombiniert mit dem modernen Design macht das Kissen zu etwas Besonderem und so beliebt.

FB: Ihre Kuschelsitzsäcke für Kinder sind in ansprechenden Pastellfarben zu haben und kommen in Form eines Wals daher – eine wirklich zauberhafte Gestaltung. Wer hatte die Idee dazu?

Da das Lieblingskuscheltier von Sandras Tochter ein Wal ist, probierte sie, einen Sitzsack in Form eines Wals zu nähen, mit welchem sie jedoch nicht zu 100% zufrieden war.  Dieser war der Anstoß für uns, eine optimalere Form zu kreieren und zu experimentieren. Der Wal sollte nicht nur hübsch aussehen, sondern auch von der Länge, Breite und Höhe für kleine Kinder optimal sein. Kleine Babys sollen sicher und bequem darauf liegen können, größere Kinder sollen darauf angenehm sitzen und damit kuscheln können. Der Wal muss sich gut anpassen und für viele Positionen einsetzbar sein.

SNAGY setzt auf Langlebigkeit

Bei der Farbwahl entschieden wir uns für die vier Farben zartrosa, hellblau, denimblau und mint. Diese Farben sind sowohl für Kinder ansprechend als auch für Erwachsene, welche sich mit unseren Produkten auch wohlfühlen sollen. Wie viele Spielsachen und Gegenstände der Kinder „erträgt“ man, weil die Kinder diese gern haben? Und dann ist man froh, wenn man diesen Gegenstand so schnell wie möglich loswerden kann? Mit SNAGY-Produkten sollen sich sowohl Kinder als auch Erwachsene angesprochen fühlen und lange damit eine Freude haben. Mit SNAGY erwirbt man Produkte, die einen begleiten.   

FB: Außerdem finden sich in Ihrem Onlineshop Kreativkronen und ein Kinderbuch. Wer entwirft die Produkte und schrieb zudem das Buch? 

Die SNAGY_Gründerinnen auf einem SofaWir sind beide sehr kreativ und entwickeln die Produkte gemeinsam. Während Doris zuschneidet, näht Sandra. Da wir beide ausgebildete Elementarpädagoginnen sind, liegt uns das entwerfen und konstruieren, wir haben auch eine sehr lebhafte Phantasie und können uns gut in Kinder hinein fühlen. Das Buch haben wir miteinander geschrieben und die wunderschönen Bilder stammen von der Illustratorin Lisa Manneh.

FB: Wie schnell konnten Sie nach der Gründung einen Kundenkreis generieren? 

Bereits zwei Monate nach der Gründung hatten wir unseren ersten öffentlichen Auftritt bei der BABYEXPO Wien. Hier konnte unser Zielpublikum zum ersten Mal SNAGY hautnah erleben, befühlen, ausprobieren.

Bekanntheit des Start-ups wächst täglich

Durch Social Media sind wir in ständiger Interaktion mit unseren Kunden und unsere Bekanntheit wächst von Tag zu Tag.

FB: Ihr Unternehmen ist noch jung, wo finden Sie Ihre Kundschaft und wo findet die Zielgruppe Sie?

Wir haben eine starke Social Media Präsenz und unsere Produkte sind über unseren Webshop www.snagy.at erhältlich. Auf Babymessen sind wir auch immer anzutreffen und freuen uns immer sehr über den persönlichen Austausch!

FB: Haben Sie das Gefühl, dass Eltern, insbesondere Mütter, heute gezielter nach schadstofffreien und recycelten Produkten Ausschau halten?

Nicht nur Mütter, auch Väter und Großeltern. Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit wird immer größer, auch in ganz anderen Bereichen wie Lebensmittel oder Tierwohl. Ein Umdenken findet statt und die Menschen beschäftigen sich intensiver mit diesen Themen. Wir sind überzeugt davon, dass wir auf dem richtigen Weg sind und das positive Feedback bestärkt uns.

FB: Denken Sie, dass die Nachfrage nach minderwertigen Produkten aus Fernost, wo ja Massen an Spielzeug und Kinderzimmer-Accessoires – teilweise unter fragwürdigen Bedingungen – gefertigt werden, in naher Zukunft abebben und sich der Fokus auf Qualitätsware aus dem deutschsprachigen Raum richten wird? 

Das Bewusstsein steigt, das Wissen wächst und heutzutage  ist es durch das Internet leichter, sich Informationen über Produktionsverfahren und Inhaltsstoffe zu holen als früher.

Weniger Konsum, mehr Qualität

Es wäre natürlich wünschenswert, wenn der Massenkonsum generell zurückgehen würde und man sich auf weniger, dafür qualitativ hochwertigere Produkte festlegen würde. Das betrifft jedoch alle Sektoren wie auch die Bekleidungsindustrie oder eben auch Importe von Lebensmitteln, die nicht notwendig sind.

Wir haben schon das Gefühl, dass das Wissen uns das Bewusstsein der Konsumenten wächst und hoffen auf einen Wandel.

FB: Was muss Ihrer Meinung nach im westlichen Europa geschehen oder anders gemacht werden, damit kein Kind mehr mit chemisch stinkenden und womöglich schadstoffbelasteten Produkten in seinem Kinderzimmer in Berührung kommt? Selbst wenn seine Eltern nur ein überschaubares Einkommen haben? Denn hochwertige Waren – so auch Ihre Produkte – haben nunmal ihren Preis, den natürlich die erstklassige Qualität rechtfertigt.

Wir glauben, dass man zuerst in sich gehen muss und hinterfragen sollte, was oder welche Menge an Produkten wirklich notwendig ist. Hat ein Kind mit 20 verschiedenen Spielsachen, welche nach kurzer Zeit kaputt werden  tatsächlich mehr Freude als mit 2-3 hochwertigen Spielsachen, die vielleicht ein Leben lang begleiten und sogar  an die eigenen Kinder weitergegeben werden? Ist man mit solchen Gegenständen nicht viel emotionaler verbunden als mit minderwertigen Produkten?

Kinder schrittweise für hochwertige Waren sensibilisieren

Zwei Kinder mit SpielkroneKinder verstehen so viel mehr, als man ihnen zutraut. Man hat es selbst in der Hand, was man seinen Kindern mitgibt, welche Werte man vermittelt. Und es ist durchaus legitim zu sagen: „Ich verstehe, dass dir das gefällt. Aber es ist bestimmt bald kaputt und du bist traurig, es landet am Müll und wurde in einem Land erzeugt, wo die Menschen für ihre Arbeit fast kein Geld bekommen. Ich möchte nicht, dass andere Menschen so behandelt werden, deswegen möchte ich das nicht kaufen.“

In unserem Kinderbuch „Weil wir Feunde sind“ thematisieren wir die Meeresverschmutzung und die Probleme, welche dadurch für die Tiere entstehen. Zwei Kinder haben es in der Hand und helfen gemeinsam mit den vier SNAGY Walen, den Ozean wieder sauberer und sicherer zu machen.

Zu der Leistbarkeit: Hochwertige und damit oft teurere Produkte eignen sich perfekt als Geschenke für einen besonderen Anlass, wie zum Beispiel Taufe, Geburtstag, Weihnachten. Und auch hier verstehen Kinder es, dass man nicht alles sofort haben und kaufen, sondern auch auf etwas warten, sich etwas wünschen kann.

Auf hochwertige Produkte sparen oder sie sich schenken lassen

Und hat es nicht mehr Wert, wenn man sich etwas besonderes wünscht und dieser Wunsch dann in Erfüllung geht?

FB: Ist eine Erweiterung des Sortiments geplant und wenn ja – können Sie hierüber schon etwas verraten? 

Bevor wir ein neues Produkt auf den Markt bringen, müssen wir davon überzeugt sein. Bevor es für uns nicht perfekt ist, können wir das nicht vertreten. Uns überkommt oft ein Einfall, eine Idee. Diese Ideen müssen reifen. Aber eines können wir verraten: Unsere nächsten Produkte werden supersüße Wollwalkjacken und Wollwalkoveralls sein.

Die beiden Gründerinnen der Marke SNAGYHier konnten wir einen familiären, österreichischen Wollerzeugungsbetrieb finden, welcher hochwertige Materialien fertigt und auf das Tierwohl achtet. Geplant ist, dass diese im Herbst erhältlich sind. 

FB: Wie vereinbaren Sie und Ihre Geschäftspartnerin Familie und Beruf?

Das ist zugegebenermaßen derzeit wirklich eine Herausforderung, alles unter einen Hut zu bekommen.

Wir erfahren zum Glück beide von unseren Familien große Unterstützung und viel Verständnis, um unseren Traum SNAGY zu leben. 

FB: Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Einen typischen Arbeitstag gibt es bei uns nicht. Vieles ist situativ und kommt natürlich auf geplante Veranstaltungen oder bestimmte Bestellungen an.

Geschäftsalltag gestaltet sich abwechslungsreich

Mal müssen eher Kuschelsitzsäcke gefüllt und versendet werden, mal muss man dringend Materialien nachbestellen und Lieferanten nachtelefonieren, mal muss ein Interview vorbereitet werden, mal muss man sich auf eine Fernsehshow vorbereiten.

Unser Auftritt und davor die Vorbereitungen für „2 Minuten 2 Millionen“, eine Start Up Show, war sehr zeitintensiv und aufregend. Oder die Planung und Vorbereitung für die BABYEXPO in Wien nimmt derzeit viel Zeit in Anspruch. Also langweilig wird uns nicht!

FB: Was tun Sie für sich – als Gegenpol zum Arbeitsalltag? Gibt es Hobbys? 

Wir genießen es beide, wenn wir Zeit mit unseren Kindern verbringen können. Das ist für uns die schönste Freizeitbeschäftigung. Auch wenn es nur die einfachen Dinge wie gemeinsame Gartenarbeit oder ein Spaziergang sind. Wir haben auch beide gerne bei Obstacle Races mitgemacht. Das ist leider aus Zeitgründen nicht mehr in der früheren Intensität möglich, aber im Herzen sind wir noch immer Kämpfer. 

Bilder / Copyright: SNAGY
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