„Schauen Sie mal – da vorn müsste eine Kollegin sein!“ – Kommt Ihnen dieser Satz bekannt vor? Bestimmt! Man (FRAU) hört ihn oft – in der Servicewüste Deutschlands. Beim Einkaufen im Kaufhaus oder in größeren Einkaufsmärkten und zwar immer genau dann, wenn man einen Verkäufer, eine Beratung, braucht. Der Verkäufer oder die Verkäuferin, die gerade in der Nähe ist, ist in den allermeisten Fällen nicht zuständig und wimmelt gerne mit dem oben genannten Satz ab. Wie das endet weiß man: man bewegt sich in die besagte Richtung, in der angeblich der kompetente Kollege oder die fachkundige Kollegin sein soll und findet – niemanden. Kennen Sie – oder?! Wenn ja und wenn sie diesem Spruch zur Genüge Folge geleistet haben, ohne in den meisten Fällen kompetentes Personal vorgefunden zu haben, sollten Sie das zukünftig nicht mehr hinnehmen!
In der Servicewüste herrscht “Abwimmelritis”
Denn: sehr viele (nicht alle) Verkäufer in großen Kaufhäusern oder Einkaufsmärkten leiden leider an „Abwimmelritis“. Das heißt: sie wimmeln sich Kunden gerne ab.
Da Sie aber – als zahlender Konsument – durchaus Anspruch auf das Prädikat „König“ haben, sollten Sie auf diese Art des Abwimmelns gar nicht erst eingehen.
Denn als Kunde sind sie nun mal König. Punkt.
Was also tun? Nun – das ist kein Hexenwerk! Bleiben Sie das nächste Mal einfach vor dem Mann oder der Frau, der oder die sie dahingehend abwimmeln möchte, stehen und sagen: „Bitte rufen Sie mir doch den Kollegen/die Kollegin hierher in die Abteilung“. Dieser Aufforderung wird der- oder diejenige Folge leisten – garantiert. Ich selbst verfahre nur noch so, weil ich es irgendwann leid war, mich zu irgendeinem imaginären Verkäufer schicken zu lassen, der angeblich „dort vorne“ sein sollte, aber nie da war – Servicewüste Deutschland eben.
Und: es funktioniert. Darauf kommt es an.
Oder – anderes Beispiel für akute Abwimmelritis, die ich mir ebenso nicht gefallen lassen habe.
Servicewüste zeigte sich von fiesester Seite
Kürzlich brach im Kühlschrank meiner nicht gerade billigen Einbauküche ein Teil ab. Ausgerechnet unten links das Seitenteil – wo man Milch und Getränkeflaschen abstellt. Das brauchte ich natürlich – angesichts des nahenden Sommers – wie einen Schuss ins Knie, weshalb ich sofort im Küchenstudio, aus der die Küche stammte, anrief.
Auch hier zeigte sich erst mal wieder die Servicewüste Deutschlands von seiner fiesesten Seite.
Lang und breit erklärte mir nämlich eine Mitarbeiterin am Telefon des Küchenstudios, dass ich das Teil bei einer anderen Firma bestellen müsste, sie – also das Küchenstudio – seien angeblich nur für die Hüllen drumherum, das Küchenmobiliar, zuständig.
Zunächst ließ ich mir die Telefonnummer der anderen Firma geben und lauschte den Ausführungen der Frau. Ich ahnte, dass dies für mich ein ziemlich umständliches Procedere darstellte und forderte die Frau auf, diese Angelegenheit für mich zu übernehmen. Ich wies darauf hin, dass ich immerhin in dem Küchenstudio eine preisintensive Küche erworben hatte und davon ausgehen durfte, dass eine Nachbestellung für den Kühlschrank dann auch vom Küchenstudio bearbeitet würde.
Und nicht ich als Kundin bei einer Drittfirma anrufen müsste.
Mitarbeiter sind oftmals genervt
Ziemlich genervt willigte die Mitarbeiterin ein. Ich sollte ihr Fotos von dem abgebrochenen Teil senden, sie würde sich kümmern. Na also – es geht, wenn man beharrlich bleibt.
Dass die Küchenstudio-Mitarbeiterin ihre Genervtheit mir gegenüber am Telefon voll auslebte, ist wohl auch ein Teil der Servicewüste hierzulande.
Muss eigentlich nicht sein. Nein: darf nicht sein! Der Kunde ist König, er lässt sein Geld da oder gedenkt, dies zu tun. Insofern: viele, viele Verkäuferinnen und Verkäufer haben hier noch einen riesigen Nachholebedarf. Wenn sie das nicht begreifen, sind sie vielleicht schneller von ihrem Arbeitsplatz weg rationalisiert, als sie gucken können.
Denn: das Internet kennt keine Servicewüste – hier bekommt der Kunde 24 Stunden am Tag alles, was das Herz begehrt. Und mit Methoden wie mit denen, wie sie vorstehend im Artikel beschrieben wurden, vergrault man irgendwann auch den letzten Kunden, der schon aus Prinzip offline und im nächsten Fachgeschäft kauft.
Will heißen: trocknet die Servicewüste noch mehr aus, bedient der Kunde demnächst die Maus an seinem PC und erklickt sich das gewünschte Produkt, als seine Schritte in ein reales Geschäft zu lenken, wo es viel zu oft ihm gegenüber heißt: „Schauen Sie mal da vorn – da ist ein Kollege!“
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