Mittwoch, 16. Juli, 2025

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Pausen, die keine sind – wie wir uns selbst um unsere Erholung bringen 


Tückische Fallen in Sachen Pausen – Ein Gastbeitrag von Christine Kuehnle

Pausen sind wichtig – das weiß jeder. Deshalb nehmen sich auch immer mehr Menschen vor, regelmäßig Pausen einzulegen. Sie kleben sich Zettel an den Bildschirm, stellen Handywecker oder nutzen Apps, die sie daran erinnern. Vielleicht gehören Sie auch dazu. Vielleicht schaffen Sie es sogar schon, halbwegs regelmäßig Pausen zu machen. Dann dürfen Sie sich dafür jetzt schon mal auf die Schulter klopfen! Denn bei vielen bleibt es nur bei einem guten Vorsatz.

Wenn Pausen nicht erholsam sind

Und trotzdem:

Kennen Sie dieses Gefühl, dass Sie nach einer Pause nicht wirklich erholt sind? Dass Sie abends immer noch total erschöpft sind – obwohl Sie mehrere Pausen gemacht haben? Und dass das sehnsuchtsvolle Gefühl nach mehr Me-Time immer noch da ist?

Dann sollten Sie jetzt weiterlesen.

Der entscheidende Unterschied, der Ihre Erholung verhindert

Wenn der Akku Ihres Handys zur Neige geht, nützt es wenig, den Stromsparmodus zu aktivieren. Das Handy hält zwar länger durch, aber der Akkustand wird nicht steigen – bis Sie es an eine Stromquelle anschließen. Das ist bei Ihnen nicht anders: Auch Sie können Ihre Kraftreserven nur dann aufladen, wenn Sie sich echte Erholung gönnen – anstatt lediglich weniger Energie zu verbrauchen. Und das ist genau der Punkt: Die meisten Menschen machen viel zu häufig „Fake-Pausen“ – also fahren lediglich ihren Energieverbrauch herunter – anstatt sich echte Pausen zu gönnen.

Meist ohne, dass es ihnen bewusst ist.

Machen Sie vielleicht auch Fake-Pausen?

Ich habe Ihnen hier ein paar typische Beispiele für Fake-Pausen mitgebracht:

  • Sie setzen sich gemütlich in Ihren Lieblingssessel, um in Ruhe einen Kaffee zu trinken – aber schreiben dabei die To-do-Liste oder den Einkaufszettel für den nächsten Tag.

  • Sie unterbrechen zwar die Arbeit an Ihrem aktuellen Projekt, aber gehen dann auf LinkedIn oder Instagram, um – halb beruflich, halb privat – den Feed durchzuscrollen und nebenbei Ihr tägliches Pensum an Likes und Kommentaren zu erfüllen.

  • Sie nehmen sich Zeit für einen Spaziergang, aber dieser führt Sie am Supermarkt vorbei, wo Sie dann gleich auch noch wichtige Besorgungen machen.

  • Sie schauen Ihre Lieblingsserie im Fernsehen, aber bügeln dabei die Wäsche.

  • Sie machen eine Pause, erwarten aber von sich, dass Sie die Pausenzeit „sinnvoll“ verbringen – etwa durch das Lesen eines Sachbuchs, Vokabellernen oder Sport.

Ertappt?

Was genau sind Fake-Pausen?

Fake-Pausen sind Pausen, die Sie vordergründig machen, um sich zu erholen – die aber zusätzlich noch einen weiteren Zweck erfüllen sollen. Mit einer Tätigkeit, die Sie nachher von Ihrer To-do-Liste streichen können.

Fake-Pausen sind häufig das Unterbrechen einer großen oder anstrengenden Aufgabe, um sich bei einer kleineren oder weniger anstrengenden Aufgabe „zu erholen“. Oft ist es die Verwechslung einer echten Pause mit „sich eine notwendige Aufgabe netter machen“.

Auch ich höre bei lästigen Pflichten gerne Musik, schaue nebenbei eine Serie oder trinke dazu einen leckeren Kaffee – aber dieser schöne Zusatz macht diese Zeit noch lange nicht zu einer Pause.

Woran erkennen Sie echte Pausen?

Was macht sie aus? Was sorgt für echte Erholung? Das schauen wir uns jetzt an. Eigentlich ist es ganz einfach: Spüren Sie in sich hinein und hören Sie auf Ihren Körper. Er wird Ihnen jederzeit verlässlich sagen, was er gerade braucht, um sich bestmöglich zu erholen. Viele Menschen haben allerdings verlernt, seine Signale wahrzunehmen oder sie richtig zu deuten.

Wie Sie echte Pausen machen, die Ihnen Kraft geben

Deswegen möchte ich Ihnen 3 wichtige Kriterien für eine wirklich erholsame Pause mitgeben:

Sorgen Sie dafür, dass die Pause ein Gegengewicht zu Ihrer aktuellen Tätigkeit ist.

Wenn Sie hauptsächlich geistig arbeiten, sind Pausen in Bewegung oder kreative Tätigkeiten mit den Händen sehr erholsam. Wenn Sie hingegen hauptsächlich körperlich arbeiten, sind körperliche Entspannung oder geistig anregende Beschäftigungen erholsamer.

Wechseln Sie bewusst den Fokus.

Eine Pause wirkt besser, wenn Sie sich räumlich und geistig von Ihrer aktuellen Aufgabe distanzieren – zum Beispiel durch einen Ortswechsel.

Machen Sie etwas, dass Ihnen Freude bereitet!

Oft haben wir diese Wünsche schon so häufig unterdrückt, dass wir erstmal gar nicht wissen, was das sein könnte. Dann probieren Sie kleine Dinge aus, die Sie früher mal begeistert haben – ohne Druck, einfach spielerisch. Oder gönnen Sie sich einen Moment der Stille – ohne Ziel, ohne Ablenkung. So haben Ihre Bedürfnisse wieder die Chance, sich ganz von allein zu zeigen.

Echte Pausen zu machen, müssen viele von uns erst wieder lernen

Weil wir so sehr daran gewöhnt sind, immer produktiv zu sein, immer etwas zu leisten.

Aber eine echte Pause unterbricht nicht nur das Tun, sondern auch das Müssen. Und je echter die Pause ist, desto mehr Energie und Lebensfreude gibt sie Ihnen zurück.

Probieren Sie aus, was sich gerade gut anfühlt und mit der Zeit werden Sie immer besser darin werden, eine echte Pause von einer Fake-Pause zu unterscheiden und sich wirklich zu erholen.

PS: Wenn es Ihnen schwerfällt, sich eine echte Pause zu gönnen – ganz ohne schlechtes Gewissen – dann sind Ihre inneren Antreiber am Werk. Die Stimmen, die Ihnen einreden, Sie müssten mehr leisten, perfekter sein oder immer stark bleiben.

Finden Sie mit meinem Stress-Test heraus, welche Antreiber bei Ihnen aktiv sind – und wie Sie ihnen Schritt für Schritt die Macht über sich entziehen können.

Über die Autorin

Christine Kühnle ist zertifizierter Stress- und Burnout-Coach, Psychologische Beraterin und Entspannungstrainerin. Sie unterstützt Menschen, die sich durch die täglichen Anforderungen erschöpft fühlen und rechtzeitig gegensteuern möchten – bevor es zu einem Burnout kommt. Mit viel Empathie und einem feinen Gespür für innere Prozesse begleitet sie ihre Klienten in individuellen 1:1-Mentorings und Onlinekursen.

Auch Unternehmen profitieren von ihrer Expertise: Ihre Workshops fördern einen gesunden Umgang mit Stress und stärken nachhaltig die mentale Gesundheit im Arbeitsalltag.

Bild: Pixabay / Engin Akyurt

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