Eine Bergarbeiterfamilie im Wandel der Zeit: Fünf Generationen, zwei Zeitebenen und die Geschichte von Bad Schlema (im Bild) – davon handelt das Buch “Die Sehnsucht nach Licht” von Kati Naumann. Die Autorin, deren Fans ihr einen melancholisch-nostalgischen Schreibstil bescheinigen, nimmt ihre Leser mit auf eine faszinierende Reise durch fünf Generationen der Familie Steiner. Diese ist tief im Erzgebirge verwurzelt, mit allen Traditionen, Eigenheiten und Bräuchen.
Kati Naumann erzählt die Geschichte in der Rückschau und in der Gegenwart und taucht dabei tief in die Welt des Bergbaus ein – DEM einstigen Wirtschaftssektor im Erzgebirge schlechthin. Die Protagonisten des Buches haben eine sehr enge Verbindung zum Bergbau, jede Generation der Familie Steiner wird von ihm auf eine ganz eigene Weise geprägt.
Urenkelin Luisa auf den Spuren des im Erzgebirge verschollenen Großonkels
Der Roman gibt durch den Wechsel der Zeitebenen einen faszinierenden Einblick in den Alltag der Bergarbeiter im Laufe der Epochen. In der Gegenwart liegt der Fokus der Geschichte von Familie Steiner auf Urenkelin Luisa, einer Vermessungstechnikerin bei der Wismut GmbH. Luisa engagiert sich ehrenamtlich im Schaubergwerk von Bad Schlema und stößt dabei auf das Schicksal ihres Großonkels Rudolf, der als verschollen gilt.
Die Suche nach Rudolf und die Konzentration auf seinen Verbleib wird zu einem der Handlungsstränge im Buch.
Zwischen Glanz und Untergang – Die Veränderungen in Oberschlema durch Bergbau und politische Umwälzungen
Doch neben den persönlichen Geschichten der Romanfiguren wird auch ein faszinierender Einblick in die Geschichte des Schlematals geboten. Von der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg über die Kriegsjahre bis zur sowjetischen Besatzung nach dem Zweiten Weltkrieg, wird der Leser Zeuge von dramatischen Ereignissen, Bergbauunglücken und politischen Umwälzungen, die das Schicksal der Familie Steiner untrennbar mit der Region verbinden.
Die facettenreiche Beschreibung des Ortes, der einst noble Kurgäste empfing und nahezu in einer Liga mit mondänen Kurorten im Süden spielte, lässt die Leser fast glauben, selbst am Ort des Geschehens zu sein. Leute, die noch nicht im Erzgebirge waren, dürften spätestens nach “Die Sehnsucht nach Licht” eine Reise in diese zauberhafte Region planen. Und selbst wer diesen Landstrich schon kennt: Das Interesse, mehr über den Bergbau, der zudem eng mit den beliebten Weihnachtstraditionen aus dem Erzgebirge verbunden ist, zu erfahren, wird durch Kati Naumanns Roman stark geweckt.
Atmosphärische Erzählkunst und detailreiche Recherche
Die Autorin überzeugt – wie auch in ihren anderen Werken – durch den wunderbaren und atmosphärischen Erzählstil. Mit Liebe zum Detail und einer beeindruckenden Recherchearbeit gelingt es Kati Naumann, die Bergarbeiter-Familie Steiner und ihre Traditionen überzeugend darzustellen. Die Schilderung der Veränderungen des Ortes im Laufe der Zeit, insbesondere durch den Uranabbau, sowie die geschichtlichen Aspekte in Verbindung mit der Familiengeschichte, machen es schwer, das Buch beiseite zu legen.
“Die Sehnsucht nach Licht” – Ein Roman, der nachwirkt
“Die Sehnsucht nach Licht” ist nicht nur eine beeindruckend-interessante Familiensaga, sondern auch eine eindringliche Erzählung über die Höhen und Tiefen eines Bergbau-Städtchens im Erzgebirge, das exemplarisch für viele Orte dieser Region steht.
Der Roman wirkt nach und hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Sehr gut recherchiert und wunderbar erzählt ist er eine absolute Leseempfehlung!
Das Buch ist erschienen im Harper Collins Verlag und unter anderem hier zu beziehen.
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