Samstag, 27. Juli, 2024

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Vom Weltraumrecht zum Weltraumerklärer: “Astro-Tim” im Interview

Von der Juristerei zum Weltraumerklärer im Internet: Die Karriere von Tim Ruster (im Bild) ist beeindruckend! Der astrobegeisterte Kölner, der seit seinem 17. Lebensjahr im Planetarium der Domstadt arbeitet, hat einen der größten Astronomiekanäle im deutschsprachigen Raum etabliert und ist damit auf YouTube als “Astro-Tim” unglaublich erfolgreich.

Und nicht nur das: Längst hat seine Leidenschaft den Weg in die Bücherregale gefunden, denn der umtriebige Weltraumexperte ist mittlerweile auch Autor verschiedener Kinder- und Jugendbücher.

“Astro-Tim” und Weltraumrecht? Oftmals wird das für ein Witz gehalten

Im Interview stand der sympahtische 30jährige Rede und Antwort:

FB: Tim, von Hause aus bist Du Jurist. Allerdings zu einem speziellen Thema. Erzähl doch mal! 

Das stimmt! Ich habe Jura in Köln mit Schwerpunkt Weltraumrecht studiert. Viele Leute halten es für einen Witz, wenn ich ihnen erzähle, dass es den Bereich Weltraumrecht wirklich gibt, doch auch im All braucht es rechtliche Regeln: Wem gehört der Mond? Wer haftet, wenn Satelliten kollidieren? Welches Recht gilt auf der internationalen Raumstation?

YouTube-Kanal “Astro-Tim” wird in Vollzeit betrieben

All das sind Fragen, mit denen sich Weltraumjuristen beschäftigen. Derzeit bin ich allerdings nicht mehr als Jurist aktiv, da ich meinen YouTube-Kanal “Astro-Tim” hauptberuflich betreibe.

FB: Im Zusammenhang mit dem Weltraum hast Du auch schon Bücher veröffentlicht. Worum geht es in diesen Werken?

Meine bisherigen Bücher richten sich vor allem an Kinder und Jugendliche. Mein neues Buch “Können wir auf Gravitationswellen surfen?” ist beispielsweise ein Reiseführer durch den Weltraum, in dem man anhand vieler von mir erstellten Zeichnungen die besten Reiseziele im Weltraum kennenlernt.

Das Ganze ist wirklich aufgebaut wie ein klassischer Urlaubsreiseführer und entführt den Leser zu den schönsten Sightseeing-Orten auf den Monden des Jupiters, in fremden Galaxien und sogar in der Nähe Schwarzer Löcher.

Reiseführer für das Weltall entstand mit Augenzwinkern

Das Ganze ist natürlich mit einem Augenzwinkern geschrieben, da man diese Orte in der Realität ja noch gar nicht erreichen kann – aber mir war es wichtig, damit vor allem bei jüngeren Lesern die Neugierde auf den Weltraum zu wecken und ein bisschen Optimismus für die Zukunft der Raumfahrt zu schaffen.

FB: Wann hast Du die Astronomie für Dich entdeckt?

Das kann ich tatsächlich sehr genau datieren, da meine Begeisterung für die Astronomie mit meiner Arbeit im Planetarium Köln begann. Dort arbeite ich bereits seit ich 17 Jahre alt bin, also nun schon seit 13 Jahren.

Das Planetarium befindet sich im Keller des Gymnasiums, in dem ich Abitur gemacht habe und so konnte ich damals schon in den Freistunden andere Schüler durch das Weltraummuseum im Keller der Schule führen.

Erst durch meine Arbeit im Planetarium habe ich angefangen mich mit astronomischen Themen zu beschäftigen und war sofort in den Bann von Planeten, Galaxien, Schwarzen Löchern und Co gezogen.

FB: Dein Arbeitsort ist das Planetarium in Köln. Von dort aus sendest Du auch Deine Astro-Sendungen, die jeder Interessierte auf youtube anschauen kann. Wie kam es zu dieser Idee? 

Meine Aufgabe im Planetarium ist vor allem das Erklären astronomischer Phänomene und des Sternhimmels für Schulklassen. Irgendwann dachte ich mir dann: Wenn ich hier ohnehin regelmäßig den Weltraum erkläre, könnte ich das Ganze doch auch einfach aufnehmen und online stellen!

Weltraummuseum ist die perfekte Drehkulisse

Hinzu kommt, dass unser Weltraummuseum die perfekte Drehkulisse für die Videos ist – denn wir haben überall wunderschöne kosmische Ausstellungsstücke und große Wandgemälde von der Entstehung des Sonnensystems, dem Urknall, etc.

Egal wo ich meine Kamera hinstelle, ich habe also immer die perfekte galaktische Kulisse für meine Videos.

FB: Wann hast Du losgelegt und wie war das Feedback? 

Das erste Video, in dem ich selbst vor der Kamera stand, habe ich Ende 2017 veröffentlicht. Damals kannte natürlich noch fast niemand meinen Kanal außer einigen Stammgästen des Planetariums.

Im Schnitt wurden meine Videos damals nur von einigen hunderten Leuten gesehen, ich hab mich aber nicht entmutigen lassen und habe einfach stur mehrere Videos pro Woche produziert – und heute erreicht jeder meiner Clips im Schnitt mehr als 10.000 Zuschauer und mein Kanal ist einer der größten Astronomiekanäle im deutschsprachigen Raum.

Täglich wird sich mit neuen Infos aus Wissenschaft und Astronomie befasst

Und nicht nur die Reichweite hat sich erhöht, sondern auch die Qualität der Videos.

Wenn ich mir meine ersten Videos von damals anschaue, ist es mir fast ein wenig peinlich, wie unbeholfen ich damals noch vor der Kamera agiert habe.

Aber aller Anfang ist eben schwer, sogar im Weltraum!

FB: Mittlerweile hat sich Dein Kanal „Astro-Tim“ etabliert. Wie wählst Du die Themen aus und was sind unter Deinen Zuschauern die Renner?

So wie andere Leute morgens die Tageszeitung lesen, informiere ich mich täglich über die neuesten Entdeckungen in den Bereichen Wissenschaft und Astronomie. Bei den Videothemen versuche ich immer einen Fokus auf positive und mutmachende News zu legen, die den Zuschauern zeigen, dass wir im Bereich der Weltraumforschung wirklich auf einem guten Weg sind.

Ich habe das Gefühl, dass viele Nachrichtensendungen den Fokus eher immer auf das Schlechte in der Welt legen: Krieg, Krankheiten, Katastrophen – bei mir auf dem Kanal soll man sich nach dem Anschauen der Videos besser fühlen! Wie genial ist es beispielsweise, dass wir vermutlich in wenigen Jahren die erste Basis auf dem Mars haben werden?

Mit den Videos sollen auch positive Impulse gegeben werden

Oder dass es mit dem neuen James-Webb-Weltraumteleskop nun ein Gerät gibt, mit dem wir fast bis zum Urknall zurück gucken können? Ich glaube, dass viele Zuschauer genau das an meinem Kanal schätzen: Dass sie nach dem Anschauen meiner Videos wieder etwas optimistischer auf die Welt und die Zukunft der Menschheit blicken. 

FB: Neben Deinen Aktivitäten gibst Du auch Astronomiekurse für hochbegabte Kinder. Worauf wird in diesem Zusammenhang der Fokus gesetzt? 

In meinen Kursen für hochbegabte Kinder muss ich vor allem darauf achten, dass ich die Kinder nicht mit Details langweile, die sie ohnehin schon kennen. Meine Erfahrung ist, dass Kinder (egal ob hochbegabt oder nicht) viel mehr über den Weltraum wissen als Erwachsene.

Wenn ich da mit absolutem Grundlagenwissen ankomme – wie beispielsweise dass der Mond sich um die Erde dreht und die Erde um die Sonne – dann wissen die Kids das meistens schon.

Viele Grundschüler sind an Astronomie interessiert

Da muss ich inhaltlich also wirklich in die Vollen gehen. Vor Kurzem erst hat mir ein Grundschüler stolz berichtet, dass er schon alles über die Raumzeitkrümmung Schwarzer Löcher weiß!

Um die astronomischen Themen für die Kinder etwas witziger aufzubereiten, habe ich auf meinem YouTube-Kanal auch eine ganze Playlist mit von mir selbst animierten Zeichentrick-Videos über den Weltraum. 

FB: Wie schaut es Deiner Meinung nach aktuell in Deutschland mit Nachwuchs auf diesem speziellen Gebiet aus – in einer Welt, wo gefühlt jeder zweite Influencer werden will? Ist Astronomie bei der Berufswahl ein gängiges Thema? 

Aus meinen Schulklassenführungen im Planetarium weiß ich, dass “Astronaut” definitiv immer noch ganz weit oben bei den Berufswünschen steht! Und das Spannende ist, dass es in den nächsten Jahren im Bereich Weltraum immer mehr Job-Möglichkeiten geben wird.

Am Anfang haben wir ja schon über den Weltraumjuristen gesprochen. Es wird aber auch immer mehr Weltraumbiologen, Weltraumgeologen und so weiter brauchen.

Eine breite Palette von Berufsmöglichkeiten im Zusammenhang mit dem Weltraum

Ich habe sogar gehört, dass es jetzt schon Psychologen gibt, die extra auf die Entwicklung der menschlichen Psyche bei Weltraumreisen spezialisiert sind.

Für weltraumbegeisterte Kinder und Jugendliche wird es also galaktisch viele Berufsmöglichkeiten geben!

FB: Neben all diesen Tätigkeiten moderierst Du auch den Social-Media-Kanal für ein Versicherungsunternehmen. Wie kam es zu diesem Engagement? 

Genau, ich bin jetzt schon seit anderthalb Jahren der Versicherungscoach der HUK24. Die Themen “Versicherung” und “Weltraum” bringt man zwar nicht direkt in Verbindung, aber ich schätze, dass meine Bekanntheit auf YouTube kombiniert mit der Art, komplexe Sachverhalte einfach runterzubrechen und verständlich zu erklären, eine gute Qualifikation für diese Tätigkeit ist.

Mir macht es total Spaß, das vermeintlich spröde Thema Versicherung so rüberzubringen, dass für die Zuschauer ein echter Mehrwert entsteht und sie danach sagen: “Oh, das war ja wirklich spannend!”.

“Astro-Tim” ist auch als Versicherungscoach präsent

Und genau wie auf meinem Kanal versuchen wir auch mit den Versicherungscoach-Videos eher jüngere Menschen anzusprechen und sie durch unterhaltsame Videos auf das wichtige Thema aufmerksam zu machen – denn in der Schule lernt man ominöserweise meist eher weniger zum Abschluss von Versicherungen, obwohl das für das spätere Leben ja sehr wichtig ist.

FB: Was machst Du, wenn Du mal nicht in Sachen Astronomie unterwegs bist? Gibt es Hobbys? 

Wenn ich mich mal nicht mit Exoplaneten und Schwarzen Löchern beschäftige, bin ich in der Welt unterwegs! Reisen und fremde Kulturen kennenzulernen ist neben der Astronomie meine größte Leidenschaft.

Gerade erst war ich in Tromsø in Nordnorwegen und habe dort zum ersten Mal in meinem Leben Polarlichter bestaunen dürfen. Am meisten angetan hat es mir aber Italien – dort verbringe ich immer mindestens ein Viertel des Jahres. Auch dieses Jahr geht es wieder für drei Monate nach Sizilien.

Ein Schience-Fiction-Roman ist aktuell in Arbeit

Das schöne an meinem Beruf als Vollzeit-Weltraumerklärer ist, dass ich meine Videos im Prinzip von überall produzieren kann. 

FB: Was ist für die nächste Zeit im Hinblick auf Deine Social-Media-Aktivitäten geplant – kannst Du schon etwas verraten?    

Dieses Jahr möchte ich mal ganz neues Territorium betreten und meinen ersten Science-Fiction-Roman verfassen! Bisher habe ich ja nur Sachbücher veröffentlicht und jetzt juckt es mich in den Fingern, mal im Rahmen einer fiktionalen Story ein wenig Weltraumwissen zu verpacken.

Die Zeit in Sizilien werde ich also nutzen, um dieses Buch in Angriff zu nehmen. Ich hoffe, dass es dann Ende diesen Jahres in den Regalen der Buchhandlungen stehen wird.

Zur Handlung verrate ich noch nichts, vielleicht nur so viel: das Buch soll ein sogenannter Hard-Science-Fiction-Roman werden, sich also sehr an wissenschaftliche Fakten halten und nicht allzu sehr ins Fantastische abdriften – denn auch bei diesem Projekt ist mein größtes Anliegen, dass der Leser am Ende mehr weiß als vorher. 

Wer Tim Ruster auf seinem Kanal erleben möchte, der kann das hier tun.

Bilder: Tim Ruster
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