Der Liebe wegen von der Schweiz nach Österreich: Diesen Schritt ging Madlaina Dosch aus Wien (im Bild). Ist die damalige Beziehung mittlerweile auch eine Ex-Liebe, so hat die Schweizerin im Land von Mozart und Kaiserschmarrn ihr Herz erneut verloren. Und zwar an gute Weine. Das Besondere daran: Es handelt sich um Weine, hinter denen ausschließlich Winzerinnen stehen.
Für die edlen Tropen aus weiblicher Hand hat Madlaina eine Geschäftsidee entwickelt und Vinodea eröffnet – die erste Weinhandlung, die nur Weine von Winzerinnen im Sortiment hat.
Weine von Frauen: Madlaina setzt in Wien auf Winzerinnen
Wie das ankommt und wie die engagierte Gründerin, die ihr Angebot auch online anbietet, ihr Business betreibt, erzählt sie im Interview:
FB: Madlaina, wie kommst Du als Schweizerin zu einer Weinhandlung in Wien?
Der mittlerweile Ex-Liebe wegen bin ich nach Wien gezogen, wo ich sofort begeistert war, von all den Weingärten und Kellergassen in Wien und Wien Umgebung. Ich bin Quereinsteigerin und hatte davor wenig mit Wein zu tun. Als wissensbegierige Personen wollte ich nun wissen, wie man Wein herstellt und habe dazu einen Kellerwirtschaftskurs in der Weinbauschule in Klosterneuburg besucht.
Da hatte ich eine Winzerin kennengelernt. Das war ein magischer Moment und ich begann mich mit Winzerinnen auseinanderzusetzen. Die Idee keimte langsam auf, ich besuchte Wirtschaftskurse und Weinkurse, und 9 Monate später eröffnete ich die Vinodea.
Erste Weinhandlung im deutschsprachigen Raum, die auf Wein von Frauen fokussiert
Im deutschsprachigen Raum wohl die erste Weinhandlung, die ausschließlich Weine von Winzerinnen verkauft.
FB: Wie gestaltete sich Dein Start in der österreichischen Metropole? Hast Du Dich gleich gut eingelebt?
Ich habe mich sehr schnell sehr wohl gefühlt und mich gut eingelebt.
FB: Wann genau hast Du Dein Geschäft eröffnet und wie kam es dazu, dass Du Dich explizit auf Weine von Winzerinnen konzentrierst?
Am 8. März 2020 habe ich die Vinodea eröffnet mit dem Fokus auf Winzerinnen.
Mir ging es darum die Sichtbarkeit der Winzerinnen zu Stärken.
Denn obwohl sich sehr viel in der Branche tut, sind die Frauen immer noch unterrepräsentiert und haben es oft schwieriger sich zu behaupten.
FB: Wie gestaltete sich die Auswahl der Weine dieser Frauen?
Ein paar Namen kannte ich schon und bin dann zu ihnen gefahren um den Winzerinnen von meiner Idee der Weinhandlung zu erzählen. Sie waren sofort begeistert und hatten mir andere Winzerinnen empfohlen.
Interesse war so groß, dass ein Aufnahmestopp ins Spiel kam
Nach der Eröffnung wurde ich regelrecht bestürmt von Winzerinnen, die bei mir verkaufen wollen, sodass ich auf gewisse Regionen gar ein Aufnahmestopp auferlegt habe.
FB: Gibt es eine Gemeinsamkeit, die alle Winzerinnen, deren Wein Du verkaufst, verbindet?
Die Liebe zum Wein ist natürlich die größte Gemeinsamkeit. Und ich würde sagen den behutsamen Umgang mit der Rebe und der Natur. Viele ziehen bei den Reben Vergleich zu Kindern, die man auf dem Weg begleitet. Im Falle der Rebe zum Wein.
FB: Wie gestaltet sich die Auswahl der Weine?
Ich schaue, dass ich wenn möglich alle Weinbauregionen Österreichs und deren Leitsorten abdecke. Einen Fokus lege ich auch auf unbekanntere Sorten wie Roter Veltliner, Zierfandler, Furmint.
Ferner schaue ich darauf, dass ich bei den verschiedenen Sorten auch unterschiedliche Geschmacksprofile abdecke.
Zum Beispiel ein fruchtiger Gelber Muskateller, ein schlanker säurebetonterer Gelber Muskateller .
FB: Neben dem reinen Verkauf kann man Dein Geschäft auch für Events und Verkostungen besuchen. Erzähl doch mal!
Fast jeden Donnerstag kommt eine Winzerin in die Vinodea und präsentiert ihr Weine in kleinem Rahmen. Denn ich habe maximal 20 Plätze. Hier ist es mir besonders ein Anliegen, dass die Verkostungen niederschwellig sind und alle Fragen rund um den Wein Platz haben.
Nur keine Angst vor Wein!
Mir ist es wichtig, den Menschen, oft auch den Frauen die Angst vor dem Wein zu nehmen und ihnen zu zeigen, dass der Wein ein wunderbares Getränk ist, über das man vieles wissen kann aber überhaupt nicht muss. Sondern dass vor allem um den Genuss und die Geschmacksvielfalt geht.
Darüber hinaus biete ich auch private Verkostungen für kleinere Gruppen an. Da kann man sich quer durchs Sortiment kosten.
Auch finden Lesungen in der Weinhandlung statt.
FB: Was macht Dir in Deinem Job am meisten Freude?
Den Austausch und die Gespräche mit der Kundschaft bereitet mir am meisten Freude. Ihnen neue Weine vorzustellen, mit ihnen über Gott und die Welt zu reden. Oft entstehen auch wunderbare Freundschaften darauf.
FB: Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Dir aus und wie verbindest Du als aktuell alleinerziehende Mutter Familie und Beruf?
Die Wochen, in denen mein 8-jähriger Sohn bei mir ist, sind sehr anspruchsvoll, und geht nur mit Hilfe meiner Freunde. Freitag und Samstag habe ich Freunde, die in der Weinhandlung stehen.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist stete Herausforderung
Unter der Woche wird er von Eltern von Schulfreunden abgeholt, da die Hauptverkaufszeiten von 16 bis 18 Uhr sind, zeitgleich mit dem Schulschluss.
An gewissen Tagen hetzte ich zur Schule hin, sperre die Vinodea für eine Stunde zu, um ihn von der Schule abzuholen und in die Weinhandlung zu bringen. Bei Abendveranstaltungen übernachtet er bei Freunden oder Freunde sind Babysitter.
FB: Was machst Du, wenn Du nicht arbeitest – gibt es Hobbys?
Naja, mein Hobby ist gewissermaßen auch der Wein. So besuche ich Winzerinnen am Weingut. Eine weitere Leidenschaft ist die Musik und die Geige. So gehe ich an Konzerte von verschiedenen Genres oder improvisiere auf der Geige. Meist zusammen mit Klavier.
Fotos / Copyrights:
VINODEA / Heribert Corn / 8districtphotographer