Es gibt Geschehnisse im Leben, die brennen sich ein – selbst, wenn man nicht dabei war. Der Mauerfall ist so ein Ereignis, ebenso wie der 11. September 2001. Diese markant-prägenden Daten sorgen bei den meisten Menschen weltweit dafür, dass sie sich auf ewig daran erinnern werden, wo sie an diesem Tag genau waren. Und was sie in dem Moment taten, als die Nachricht über den Ticker ging. Andere Ereignisse indes lassen sich vielleicht nicht unbedingt an einem bestimmten Datum festmachen, sind aber nicht minder erschütternd. Um solche Geschehnisse drehen sich etliche Dokumentationen, die der Streaming-Dienst Netflix aktuell anbietet.
Netflix-Dokus über reale Geschehnisse
Neben gruseligen Thrillern oder romantischen Liebesschnulzen ist die Sparte “Dokumentationen” auf Netflix überaus sehenswert. Drei packende Dokus über Ereignisse, die Millionen Menschen weltweit bewegt haben und die auf diesem Streamingdienst erschienen sind, möchten wir Ihnen vorstellen:
“Wendepunkt – 9/11 und der Krieg gegen den Terror”
Die Netflix-Dokumentation “Wendepunkt – 9/11 und der Krieg gegen den Terror” bietet einen tiefgründigen Einblick in die Ereignisse des 11. September 2001 und die Folgen, die dieses tragische Ereignis für die USA und die Welt hatte. Der Dokumentarfilm zeigt nicht nur das Ausmaß der Zerstörung und des Leids, sondern auch die Hintergründe und die politischen Entwicklungen, die zu den Anschlägen führten.
Es beginnt mit einer detaillierten Darstellung der Ereignisse am Morgen des 11. September 2001, als die Terroristen der Al-Qaida-Gruppe vier Flugzeuge entführten und zwei davon in die Türme des World Trade Centers in New York City flogen.
Es werden Aufnahmen und Augenzeugenberichte von diesem historischen Tag gezeigt, die den Zuschauer die Abläufe nicht nur hautnah miterleben, sondern auch eine Gänsehaut bekommen lassen. Umfangreich wird auf die Hintergründe eingegangen, die zu den Anschlägen führten.
Es wird dargestellt, wie die Terroristen ausgebildet wurden und wie sie ihre Pläne entwickelten. Viele Hintergrundinformationen stellen die Reaktion der USA auf die Bedrohung dar und zeigen, welche politischen Entscheidungen wie und von wem getroffen wurden.
Doku zeigt, wie sich die Welt seit dem 11. September verändert hat
Besonders beeindruckend an “Wendepunkt” ist die ausgewogene Darstellung der Ereignisse. Man erfährt nicht nur die Perspektive der USA, sondern auch die Sichtweise anderer Länder und Gruppen. Es wird verdeutlicht, wie die Anschläge das Verhältnis zwischen den USA und anderen Ländern verändert haben. Und: Wie sich die Welt seitdem entwickelt hat, was für Konsequenzen sich international ergaben.
Das Ende wartet mit einem Ausblick auf die Zukunft auf und der Frage, wie die USA und die Welt mit den Herausforderungen des Terrorismus umgehen werden. “Wendepunkt” ist eine faszinierende und bewegende Dokumentation, die den Zuschauer auf eine sehr, sehr bewegend-emotionale Reise mitnimmt und einen tiefen Einblick in die Ereignisse und Auswirkungen des 11. September 2001 gibt. Absolut sehenswert!
Der Fall Madeleine McCann
Die Netflix-Serie “Das Verschwinden von Madeleine McCann” über Madeleine McCann ist eine Dokumentation, die sich mit dem Verschwinden der damals dreijährigen Madeleine McCann im Jahr 2007 in Portugal befasst. Die Serie besteht aus acht Episoden und bietet einen umfassenden Einblick in die Ereignisse, die zum Verschwinden des kleinen Mädchens geführt haben.
Die Dokumentation beginnt mit einer detaillierten Darstellung der Nacht des 3. Mai 2007, als Madeleine während eines Familienurlaubs aus dem Appartement ihrer Eltern in Praia da Luz in Portugal verschwand.
Die Serie geht dann auf die umfangreiche Suche nach dem Mädchen ein, die von britischen und portugiesischen Ermittlern geleitet wurde. Untersucht werden zudem verschiedene Theorien und Spekulationen, die in den Jahren nach dem Verschwinden des Mädchens aufgetaucht sind und die bis heute nicht aufhören, wie jüngste Medienberichte beweisen.
Die Zuschauer bekommen in der Serie etliche Interviews mit Personen gezeigt, die an der Suche nach Madeleine beteiligt waren. Das Hauptaugenmerk der Doku richtet sich zudem auf die Aussagen der Eltern, die darin zu Wort kommen. Seit dem Verschwinden ihrer Tochter hat das britische Paar unermüdlich daran gearbeitet, ihre Geschichte bekannt zu machen und die Suche nach ihr fortzusetzen (bis heute ist das bekanntlich der Fall).
Öffentliche Reaktionen und das Gebaren der Medien werden beleuchtet
In der Dokumentation wird auch auf die öffentliche Reaktion auf den Fall und die Rolle der Medien bei der Berichterstattung darüber fokussiert.
Allerdings bekommt der Zuschauer keine endgültige Antwort auf die Frage, was mit Madeleine passiert ist. Einfach weil es bis heute niemand sicher weiß. Stattdessen wird ein Einblick in die vielen verschiedenen Faktoren geboten, die dazu beigetragen haben, dass dieser Fall so komplex und rätselhaft ist. Die Serie regt zum Nachdenken an und zeigt, wie schwierig es selbst in unseren modernen Zeiten noch sein kann, eine vermisste Person zu finden.
Die Netflix-Serie über Madeleine McCann ist eine sehr gut gemachte Doku, die sich mit einem der rätselhaftesten und bekanntesten Vermisstenfälle der jüngeren Geschichte befasst. Sie gibt einen umfassenden Blick hinter die Kulissen der weltweiten Suche nach der Vermissten und beleuchtet auch viele absurd wirkende Theorien, die im Laufe der Jahre zu dem Fall aufgetaucht sind. Die Dokumentation wird wohl so gut wie jeden Zuschauer zum Nachdenken darüber, was mit Madeleine passiert sein könnte, anregen.
“Der Vulkan – Rettung von Whakaari”
Einen Vulkan besuchen, der noch aktiv ist? Was abwegig und völlig verrückt klingt, wurde am 9. Dezember 2019 auf White Island in Neuseeland auf tragische Weise wahr.
Da kam es nämlich während dem Besuch von mehreren Touristen am Vulkan zu einem Ausbruch, der insgesamt 22 Todesopfer forderte. Die Netflix-Dokumentation über diese Tragödie steigt erst einmal ganz normal ein. Es wird die Region beleuchtet, Einwohner werden vorgestellt und auf das touristische Leben, das zum Großteil mit dem Vulkan zusammenhängt, fokussiert. Offizielles Bildmaterial wechselt sich mit Laien-Aufnahmen ab, was dem Ganzen aber viel Authentizität gibt.
Im Verlauf der Doku spitzt sich das Drama zu, es werden etliche Aufnahmen gezeigt, die während des Vulkanausbruchs gedreht wurden. Beklemmend auch die Szenen, wo die Menschen versuchen, sich von dem gefährlich spuckenden Naturgestein zu entfernen. Viele schaffen es nicht.
Es kommen auch die Tourguides zu Wort, die bis zu dieser Katastrophe offenbar einen ganz normalen Vorgang darin sahen, Touristen zu einem aktiven Vulkan zu führen. Warum das geschah und wer das zuließ – darauf wird eher nicht so umfangreich eingegangen, wie sich das viele Zuschauer sichern gewünscht hätten.
Unerklärlich, wie leichtsinnig die Opfer und Betroffenen waren
Im Vordergrund stehen ab Mitte der Reportage die Familien respektive Touristen, die sich retten konnten und über ihre Flucht vor dem Grauen und über Zurückgelassene (Angehörige) berichten. Auch die Rettungsaktionen an sich werden umfassend dargestellt – was ja naheliegend ist, bei dem Titel des Streifens.
Man kommt während des Zuschauens aber einfach nicht umhin, immer wieder den Kopf darüber zu schütteln, wie Erwachsene auf eine solch gefährliche Idee kommen können, einen aktiven Vulkan zu besuchen.
Zumal vor dem Hintergrund, dass von dieser Naturgewalt bekannt ist, dass sie immer mal und sogar ziemlich kontinuierlich mit Ausbrüchen von sich reden macht. Die letzten vor dem Ausbruch 2019 geschahen 2013 und 2016. Eigentlich kann man sich an fünf Fingern abzählen, wann dann wieder ein Vulkanausbruch kommen könnte…!
Eine packende Doku, die unter die Haut geht, aber auch ein Paradebeispiel dafür ist, wie naiv und uninformiert manche Leute an Unternehmungen herangehen. Somit hat diese Reportage auch einen warnenden Charakter und dient als abschreckendes Beispiel, wie man Touren zu gefährlichen Orten nicht angehen sollte.
Bilder:
picture alliance / dpa | Ferdy Damman
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