(Online)Dating, Telefonate, Treffen – Verliebtheit: Das sind bekanntermaßen die gängigen Schritte in Sachen Partnersuche. Obgleich es ein offenes Geheimnis ist, dass es heutzutage eher schwer ist, einen neuen Mann kennenzulernen – vor allem für selbstbewusste Frauen – so trifft Amors Pfeil auch ziemlich häufig. Hat es gefunkt, dann hängt in der Kennenlernphase der Himmel voller Geigen, fliegen die WhatsApps nur so hin und her und man kommt gar nicht mehr aus dem Bett. Alles am anderen ist toll, die rosarote Brille sitzt. Und weil das so ist, machen viele frisch verliebte Paare den Fehler und beschließen in dieser Phase das Zusammenziehen.
Im Kosmos der Turteltauben ist das nur logisch: Es hat einen voll erwischt, der Seelenverwandte ist da, es passt im Bett genauso wie im Leben, also warum nicht Nägel mit Köpfen machen?! So oder ähnlich argumentieren frisch Verliebte gegenseitig oder vor sich selbst, wenn sie im Eifer des Verknalltseins das Zusammenziehen planen.
Schnelles Zusammenziehen kann ein Fehler sein
Setzen sie es dann in die Tat um, kann man darauf warten, dass es kracht und der Traum vom perfekten Leben in den gemeinsamen vier Wänden platzt wie eine Seifenblase. Die Gründe sind so gut wie immer dieselben und millionenfach im Internet nachzulesen. Einer der Hauptaspekte warum das zu frühe Zusammenziehen meistens scheitert, lässt sich in zwei schnöden Worten zusammenfassen: zu früh.
Zweifelllos ist die Kennenlernphase, die – wenn sie gut läuft – eine einzige rosarote Zuckerwattenwolke ist, keineswegs ein guter Zeitraum, um sich auch räumlich zusammenzutun. Zu wenig gegenseitiges Kennen, kaum bis keinen Einblick in die Macken des anderen und keine Alltagserfahrung als Zweiergespann sind Faktoren, die das Zusammenziehen häufig von vornherein zum Scheitern verurteilen.
Insofern sollte man tatsächlich auf das altbackene Sprichwort “Drum prüfe, wer sich ewig bindet” zurückgreifen und, gerade in Zeiten der grassierenden Wohnungsnot, auf die wohl drei wichtigsten Dinge VOR dem Zusammenziehen achten.
Drei Punkte, auf die man achten sollte:
Die da wären:
- Ordnung und Sauberkeit: Ist man selbst ein Ordnungsfanatiker, sollte man im Blick haben, wie der andere in diesem Punkt tickt. Werden die Socken überall herum geschmissen oder gar unter den Sofakissen verwühlt, wird beim Schneiden die Arbeitsplatte statt einem Brettchen benutzt und sieht das Waschbecken nach der Morgentoilette aus “wie Sau”, sollte man entsprechende Schlüsse ziehen und sie in die Entscheidung für das Zusammenziehen einfließen lassen
- Alkoholkonsum: Bleibt es bei ein paar Drinks, die er mal bei einem Event, im Restaurant oder beim Treffen mit Freunden zu sich nimmt oder ist Alkohol auch im Alltag bei ihm ein Thema? Wenn ja, sollte man tunlichst darauf achten, welche Reaktionen daraus erfolgen. Wird er vielleicht aggressiv (verbal oder schlimmer), schläft er ein oder kommen andere Reaktionen? Da keine davon gut ist, heißt es: Vorsicht geboten!
- Finanzen: Beim Zusammenziehen wohl DAS Thema. Kennt man den anderen noch nicht richtig, kann das liebe Geld in einem gemeinsamen Haushalt ein stressiger Faktor werden, wenn es der eine es raushaut und der andere lieber sparsam damit umgeht. Deshalb sollte man wissen, wie der andere das Thema sieht und zwar unbedingt vor dem Umzug!
Doch wie soll man herausfinden, wie der andere im Alltag tickt? Das ist bekanntlich eine große, oftmals kaum lösbare Aufgabe. Denn entgegen gesetzt der oft geäußerten Meinung, dass man sowas in einer Fernbeziehung testen kann, funktioniert das kaum. Einfach deshalb nicht, weil man sich auch hier meist von der besten Seite zeigt und das alles noch lange kein Alltag ist.
Urlaube und Wochenenden sind lange noch kein Alltag
Ebensowenig wie ein Urlaub, auf den viele setzen, um vor dem Zusammenziehen zu schauen, ob man kompatibel ist. Aber auch in gemeinsamen Ferien zeigt man sich einander fast immer nur von der Schokoladenseite. Nicht zuletzt, weil gerade in der freien Zeit riesige Erwartungen da sind. Urlaub – das bedeutet für Verliebte endlose Stunden im Bett, gemeinsame Erlebnisse, Unternehmungen, Strand, Natur…Wer will da schon Alltagssituationen haben? Eben!
Doch wie findet man denn nun die Alltagsmacken des anderen heraus? Oder bekommt einen Einblick, ob der Traummann am Ende ein gemütlicher Couch-Fan oder ein regelmäßiger Fitness-Studio-Gänger ist (auch das kann riesigen Einfluss auf das Gelingen des Zusammenleben haben)? Das ist extrem schwierig. Der einzige Hauch eines Alltagslebens bietet allenfalls eine Art “Langzeit-Zusammensein”.
Sprich: Man müsste auf Probe einfach mal sechs bis acht Wochen in einer gemeinsamen Unterkunft (oder alternativ in einer der Wohnungen des Paares) “aufeinander hocken”.
Unbedingt auf Alltagsmacken achten!
Hier bietet sich zumindest eine kleine Chance (blöde) Alltagsmacken des anderen in Echtzeit zu erleben. Da aber die wenigsten eine solche Möglichkeit haben, sollte man alternativ jede freie Minute für eine intensive Auszeit zu zweit nutzen und das Zusammenleben vor dem Zusammenziehen mittels verlängerter Wochenenden, Brückentagen und Urlauben testen. Und – wichtig! – das so lange wie möglich. Sprich: Ein, zwei Jahre sollten es schon sein.
Eine Garantie, dass das Zusammenziehen klappt, gibt es nirgends
Ist man sich dann immer noch sicher, mit dem anderen das Leben auch räumlich zu teilen, dann sollte man es machen.
Allerdings: Auch ein solch ausgiebiger Testlauf ist keineswegs ein Garant dafür, dass es nicht nach dem Zusammenziehen im gemeinsamen Alltag kracht und unschöne Charaktereigenschaften, Macken und Allüren beim anderen zutage treten.
Andernfalls – was ist im Leben schon sicher?! Deshalb: Hat man sich die gemeinsame Zeit fürs Austesten genommen, dann das Ding mit dem Zusammenziehen einfach machen.
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