Donnerstag, 26. Dezember, 2024

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“Irgendwann werden wir uns alles erzählen”: Literarische Melancholie für jede Jahreszeit

Eine Liebe, die inmitten der Wendezeit erblüht: Daniela Krien verwebt in ihrem Debütroman “Irgendwann werden wir uns alles erzählen” die Tragik einer verbotenen Liason mit der aufgewühlten Atmosphäre kurz nach der Wende 1989. Die Beschreibungen der thüringischen Landschaft, in der der Roman spielt, der Menschen und der Stimmung der damaligen Zeit entfalten eine Melancholie, die sich wie ein roter Faden durch das ganze Buch zieht. Diese herrlich unaufdringliche und leise Erzählweise ist es, die den Leser sofort in seinen Bann zieht. Ganz gleich, ob man an dunklen Wintertagen zu dem Werk greift oder es am Meer im Strandkorb liest.

Die Handlung

Es ist Sommer, ein heißer und herrlicher Sommer, als die siebzehnjährige Maria zu ihrem Freund Johannes auf einen Dreiseiten-Hof zieht. Maria ist introviertiert und verträumt, vermeidet die Schule und zieht sich lieber in die kleine Dachkammer zum Lesen zurück. Wenn sie ihre Mutter besuchen geht oder Wege erledigt, kommt sie stets am Hof von Henner, einem vierzigjährigen Junggesellen, vorbei. Der Nachbar lebt allein und ist von einer geheimnisvollen Tragik umgeben, die mit seiner Vergangenheit in Verbindung steht. Sein einsiedlerisches Dasein übt jedoch auf die Dorfbewohner auch eine gewisse Anziehungskraft aus. Dieser kann sich auch Maria nicht entziehen und sucht die Begegnung mit dem Eigenbrötler.

Es kommt zu einem schicksalhaften Zusammentreffen, das nicht ohne Folgen bleibt.

Die Melancholie der Liebe

Daniela Krien erzählt in ihrem Debütroman eine Liebesgeschichte, die von tiefen Empfindungen und einer traurig-schönen Melancholie durchdrungen ist. Die Protagonisten Maria und Henner sind gezeichnet von der Unsicherheit und der Veränderung der einmaligen Wendezeit und auch ihre Beziehung ist alles andere als alltäglich.

Cover Bild Daniela kriehnKriens einfacher, fast schlichter Schreibstil, der die Gedanken und Gefühle der jungen Maria widerspiegelt, mag einige Leser anfangs irritieren, wie es die Kritik anmerkt. Doch gerade diese Schlichtheit verleiht dem Buch eine besondere Authentizität.

Es ist, als würde man an Marias Seite sein und in ihre innersten Gedanken und Empfindungen mittels eines persönlichen Tagebuches miterleben.

Die Landschaft und die Zeit im Wandel

Die Beschreibung der Gefühle und Lebensverhältnisse der Ostdeutschen zu Beginn der 90er Jahre ist ein weiterer fesselnder Aspekt des Romans. Daniela Krien vermag es, die besondere Atmosphäre dieser Zeit einzufangen und dem Leser ein lebendiges Bild davon zu vermitteln. Es ist eine Welt im Umbruch, geprägt von fundamentalen Veränderungen und tiefen Umwälzungen. Die Autorin streift diese Umstände dezent und doch lebendig.

Wer sich also für Bücher mit einer gewissen Melancholie begeistern kann und beispielsweise das Buch “Die stillen Tage” der ungarischen Autorin Zsuzsa Bánk mag, wird “Irgendwann werden wir uns alles erzählen” wohl in einem Ritt weg lesen. Doch auch andere Leser werden die emotionale Tiefe der Figuren, die realitätsgetreue Beschreibung der Landschaft und die literarische Darstellung des schon jetzt ein Stück weit historischen Zeitfensters der Wendejahre lieben!

Authentizität und Intensität machen das Buch zu etwas Besonderem

“Irgendwann werden wir uns alles erzählen” von Daniela Krien ist eine fesselnde und sinnliche Liebesgeschichte, die geschickt in die Jahre nach dem Mauerfall eingebettet ist. Wer sie liest, wird sie so schnell nicht aus der Hand legen. Und: Das Buch wirkt noch eine ganze Weile nach! Bekanntlich ist das heute bei Büchern ganz und gar keine Selbstverständlichkeit mehr, weshalb der Erstling der Autorin eine “Fünf-Sterne”-Leseempfehlung ist.

Das Buch ist erschienen im Diogenes Verlag

Bilder:

stock.adobe.com / Natalia

diogenes.ch

 

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