Neulich kramte ich in den wenigen uralten Fotos, die ich mittlerweile noch nicht digitalisiert habe, und gestehe heute nach Durchsicht aller Bilder ganz offen: Scheinbar kann ich mit Mode nichts anfangen, zumindest nicht mit der Art von „Mode“, die mir alljährlich in Hochglanz-Gazetten vorgeschlagen wird. Der Beweis hierfür lagert in Form etlicher Abzüge in einem Karton. Ob das wohl daran liegt, dass ich noch nie etwas mochte oder machte, von dem alle anderen behaupteten: „Das MUSST du unbedingt kaufen/lesen/anschauen/tun“?
In der Mode wich die Individualität massentauglicher Uniformität
Wer ist dieser „man“ überhaupt? Muss ich den kennen? Er scheint nicht allzu gerne selbst zu denken oder Entscheidungen zu treffen. Ich schon.
In den letzten 20 Jahren habe ich keine Begriffe so oft in irgendwelchen Prine- oder Onlinemedien gelesen wie „Individualismus“, dicht gefolgt von „Selbstverwirklichung“. Früher ließ sich, wer individuell sein wollte, ein Tattoo stechen, die Unterlippe piercen oder etwas Aussagekräftiges ins bunt gefärbte Haar rasieren. Heute interessiert es keinen Menschen mehr, wer was in welcher Form auf Haar, Unter- oder Oberlippe oder Ohr trägt, geschweige denn, welche bunten Bilder seinen Arm oder den Rücken verzieren. Tattoos sind vom schlimmsten Schicksal überhaupt ereilt worden: Sie sind salonfähig geworden.
Und die „Individualität“ ist inzwischen einer Form von massentauglicher Uniformität gewichen. Facebook, YouTube oder Instagram sind voller junger, schöner Menschen mit trainierten Körpern, die ihre alleinseligmachende Wahrheit verkünden. Einige der berühmten Blogger haben mittlerweile Millionen von Followern.
Man „folgt“ also jemandem, weil der einem sagen kann, was zu tun ist, um sich schön, gesund oder „in“ zu fühlen? Was ist aus der Kunst des Weglassens geworden? Was aus der Herausforderung, selbst zu denken, sich zu entdecken, einer klaren Linie zu folgen, einen eigenen Stil zu entwickeln? Wo ist sie denn hin, diese Individualität, die Selbstverwirklichung? Muss ich, um ich selbst zu sein, wie alle anderen aussehen? Fragen über Fragen.
Mode und ich – eine nicht ganz einfache Liason
Heute geht es mir jedenfalls um Mode. Ich habe seit meiner Jugend Maienblüte so gut wie alles getragen, das Ihnen heutzutage wieder mal als „Innovation“ angepriesen wird – auch das, was noch kommt.
Vor fünf Jahren bot man mir in einem exklusiven Möbelhaus eine Anrichte an, die aussah, als wäre sie zweihundert Jahre lang in einem versiegelten Gewölbekeller von Ratten angenagt worden – oder von einem sehr großen Biber. Ich habe höflich abgelehnt, weil ich der Meinung bin: Kaputtmachen kann ich meine Möbel immer noch selbst. Das gilt auch für Jeans oder Hemden. Nur weil „damaged“ draufsteht, bleibt es trotzdem einfach kaputt. Da bin ich eigen.
Sie sehen schon – das wird nicht ganz einfach mit mir…
Ich bin jedenfalls schon vor Jahrzehnten auf turmhohen Plateausohlen über unebenes Kopfsteinpflaster gestöckelt, habe mir an strategisch wichtigen Stellen Löcher ins neue Shirt gefetzt, eine pinke Strähne in den Pony gefärbt, meine Oberarme mit Körperglitzer beschmiert, die Augenbrauen wachsen lassen und dann wieder dünn gezupft, T-Shirts in Übergröße zu obszön bunten Leggings angezogen oder im Modehaus beinahe geheult, wenn ich die formlosen Lappen aus Kunstfaser auf den Kleiderständern hängen sah, weil, wie die Verkäuferin es so schön formulierte, „man das eben gerade so trägt“.
„Wenn Sie tatsächlich so was wie Etuikleider suchen, müssen Sie in den Second-Hand-Shop gehen“, riet mir die Dame pikiert. Ende Gelände.
Die Mode und ich – wir haben ein etwas schwieriges Verhältnis. Vielleicht liegt es daran, dass ich eine unstillbare Sehnsucht in mir trage, nach Cashmere, Leinen, Seide und Gabardine oder gutem Jersey. Zur Not tut’s auch ein veredeltes Baumwoll-Viskose-Gemisch. Ich liebe einfache Formen, figurbetonte Schnitte, Naturtöne und schlichte Eleganz, sage aber auch zu einem schönen Lagenlook nicht nein, wenn ich wieder mal eine „Pizza-Woche“- eingelegt habe. Und ich mag nicht: Muster, Rüschen, Knöpfe an Stellen, wo es keine braucht, Reißverschlüsse nur zur Deko, Kellerfalten, riesige Karos, Gelb (darin sehe ich aus, als hätte ich mich gerade übergeben), und Kleidungsstücke aus 100 % Kunstfaser. Letztes Jahr wollte ich mir die 20 Minuten vor einem Arzttermin bei einem Textil-Discounter vertreiben und musste nach drei Minuten das Gebäude verlassen, weil meine Haare knisterten und zu Berge standen, sofort nachdem ich eingetreten war. Das ist nix für mich.
Guter Stil ist keine Frage des Geldes
Die Mode ändert sich ja ständig. Sagen Frauenzeitschriften. Darum kaufe ich mir seit Jahrzehnten alljährlich ein oder zwei ultramodische, gerade angesagte, Kleidungsstücke, um dem aktuellen Trend Genüge zu tun. Diese kombiniere ich dann mit meinen Basics und ignoriere den Rest der Vorschläge aus Kunstleder, Denim oder Polyester. Auch da bin ich recht exzentrisch.
Je älter ich werde, umso mehr kommt es mir vor, als würde Mode von Premium-Sadisten für Devote in dunklen Kellern bei Fackelschein und Met erfunden. Oder die Designer kramen einfach Zeichnungen von vor 50 Jahren aus zerfledderten Mappen und behaupten, das sei ihnen gerade erst eingefallen.
Wenn Sie eine Wohnung mit Kram vom Flohmarkt so vollstopfen, dass es nicht möglich ist, ohne einen Zickzack-Parcours vom Esstisch in die Küche zu laufen, wie soll denn der Mensch als solches noch zur Wirkung kommen? Ich möchte nicht in einem Wimmelbild leben, ich möchte nur wohnen. Das gilt auch für meine Kleidung– sie soll mich kleiden, nicht verstecken oder verdecken. Sie soll meinen Typ unterstreichen, zeigen, wer ich bin, meine Vorzüge präsentieren und Stellen wegschummeln, wegen derer ich manchmal den Bauch einziehe.
Man muss nicht viel Geld ausgeben, um sich gut zu kleiden, ist nach all den Jahren mein Fazit. Man muss nur genau darauf achten, wofür man es ausgibt.
„Um Himmels Willen, so kannst du dich doch immer noch anziehen, wenn du mal vierzig bist!“, schrie meine Mutter entsetzt, als ich vom Einkaufen kam und einen braunen Hosenanzug in Glencheck-Muster freudestrahlend aus der „C&A“-Tüte zog.
Ich war damals 18, mit Kleidergröße 36, langen blonden Haaren, und einer glühenden Sehnsucht nach „Haute Couture“. Da ich mir die aber nicht leisten konnte, fuhr ich regelmäßig mit der Bahn nach Augsburg zu „Charles & Anthony“, wie ich „C&A“ liebevoll nannte, und suchte Klamotten, die wenigstens ein kleines bisschen danach aussahen, als hätte Karl Lagerfeld sie entworfen. Und es gab ja auch noch den „Bader-Katalog. Die hatten, was ich gerne trug: Mode für „Damen“. Im Grunde bin ich seit meiner Pubertät 48 – das klassische Alter für eine gepflegte Erscheinung, wie meine Nachbarin behauptet.
Mode aus der VOGUE war unerreichbar
Oft saß ich während meiner Mittagspausen in billigen Kleidchen von der Stange mit brennenden Augen über der neuesten Ausgabe der „Vogue“, bewunderte die Fotos der Modeschauen in Paris oder Mailand und schwor mir, dass ich eines Tages ein eigenes Chanel-Kostüm besitzen würde. Chanel war für mich der Inbegriff all dessen, das ich liebte: Eleganz, zeitloser Chic, und der zarte, kaum wahrnehmbare Geruch von Geld. Viel Geld.
Ach, Leben, du bist echt gemein. Es hätte mir jemand sagen müssen, dass es allein mit Arbeit nicht geht. Es hätte mir jemand sagen müssen, dass man Miete, Strom, Telefon, Benzin, Versicherung, Essen und Fahrkarten bezahlen muss, ehe man sich zu „Gucci“ wagt oder bei „Prada“ mal vorsichtig nach dem Preis für ein Twinset fragt.
Meine Altersgenossinnen trugen Ende der 70er-Jahre, während ich abends beim Ausgehen ein biederes, braunes Bouclé-Kostüm und beige Stiefel mit schmalem Absatz ausführte, knallbunte Schlaghosen, schulterfreie Smok-Blusen, keinen BH und riesige Sonnenbrillen.
Übrigens war ich die einzige Frau mit Hut in unserer winzigen Kleinstadt – ein schneeweißer Borsalino, den ich mir vom Munde abgespart hatte, denn er kostete über 100 Mark, und ich verdiente nicht allzu viel.
Vorliebe für Haute-Couture – bis heute!
Bis heute habe ich keine Ahnung, woher diese Vorliebe für Haute Couture, puristische Schnitte und edle Stoffe herrührt, denn ich bin in ganz normalen, eher ärmlichen Verhältnissen großgeworden und habe die Kindheit in von meiner Mutter gestrickten oder genähten Klamotten verbracht. Denn der Wunsch nach elegantem Design, gedeckten Farben und die Jahre überdauernden klaren Linien war immer da. So ist es übrigens bis heute geblieben.
Aber ich hatte kein Problem damit, wenigstens mein Make-Up dem herrschenden Mainstream anzupassen, rasierte mir die Augenbrauen zum üblichen dünnen Strich, trug wie alle anderen grellblauen Lidschatten bis zum Anschlag auf, und verzierte mein Unterlid mit schwarzem Kajal, als wäre ich die Billig-Version von Cleopatra.
Während also alle meine Altersgenossinnen mit aus dem Gesicht geföhnten Locken auf Plateausohlen zu den Klängen von „Chicago“ oder „Baccara“ in die Nacht tanzten, trug ich unbeirrt Hosenanzüge in neutralen Farben und Kostüme oder Mantelkleider in Etuiform, als wären die 50er-Jahre nie vorbeigegangen. Außerdem hatte mir meine Mama eingeschärft: „Eine Dame benützt nie grellroten Nagellack oder Lippenstift.“ Daran habe ich mich bis heute gehalten, auch wenn ich das nie geglaubt habe. Und jetzt bin ich zu alt, um noch mit Rubinrot anzufangen, vermutlich würde das aussehen, als hätte ich mir auf die Lippe gebissen oder wäre den „Vampire Diaries“ entsprungen.
Erinnert sich noch jemand an die „Dreiwettertaft-Frau“? Sie war mein großes Vorbild. Blond, kühl, und immer elegant, entstieg sie mit in weite Fernen gerichteten Blick ihrem Privatjet, ein schickes Aktenköfferchen an der Hand, vermutlich von „Bree“ oder „Hermès“. Stets war sie in dezente Farben gekleidet, denn sie musste morgens zur Vorstandssitzung nach Tokyo, mittags nach Rom zum Meeting und abends nach Amsterdam zum Dinner. Mit perfekt sitzenden Haaren natürlich. Keine Ahnung, wie sie das rein logistisch geschafft hat, aber sie schwitzte nie und wirkte immer kühl und reserviert. Ruhe sanft, Dreiwettertaftfrau. Ich werde dich nie vergessen. Und da behaupte noch einer, Werbung wirke nicht.
In den 80igern dominierten Stulpen und Stiefel
Auch innerhalb der Familie waren die Fronten geteilt: Meine Schwester hatte sich nämlich gegen Ende der 70er-Jahre der „Gegenbewegung“ angeschlossen, also der „Jethro-Tull“-Fraktion, in Jesuslatschen und Protest-T-Shirts, die sich im Jugendzentrum traf, gegen alles war, und Diskotussen mit lackierten Fingernägeln wie mich zutiefst verachtete. Grundsätzlich lief sie nur in zerrissenen Jeans und einem befleckten Parka herum, der aussah, als hätte man sie darin quer durch den Libanon geschleift und danach angezündet. Uns trennten Welten.
Dann kamen die 80er. „Fräulein Menke“ sang mit großem Erfolg von hohen Bergen, „Supertramp“ verdienten Millionen mit „It’s rain again“, und alle kauften sich neonfarbene Overalls mit dazu passenden Stirnbändern. Man konnte nirgendwo hin gehen, ohne dass einem beinahe die Augen platzten, vor allem, weil irgendein findiger Disko-Besitzer damit begonnen hatte, Stroboskop-Lampen zu montieren, und man teilweise beim Tanzen nur gleißend-weiße, sich bewegende Gebisse erkennen konnte. Über „stonewashed“ Jeans wurden sogenannte „Stulpen“ getragen, also wollene Strümpfe ohne Fuß, die Stiefel reichten teilweise bis zum Oberschenkel und hießen „Stiefel“. „Overknee“ kam erst später.
Meine Freunde und ich besaßen übergroße Jeans-Latzhosen, die wir stolz zum Rollschuhlaufen trugen, denn Inline-Skater waren noch nicht erfunden. Überhaupt – diese Latzhosen… sie waren am Schenkel weit und am Knöchel enger geschnitten, trugen schrecklich auf und sahen außer an Farmern aus Minnesota bei niemandem gut aus. Die zog man sogar zum Ausgehen an.
Ich allerdings nicht.
Overalls hießen „Overall“ und nicht „Jumpsuit“ und waren ein must-have. Ich besaß genau einen mit winzigen blassgelben und violetten Karos und mochte den nicht. Egal, ob man zur Toilette oder zum Beischlaf wollte, es war umständlich, sich aus den Dingern herauszuschälen. Und zunehmen durfte man übrigens auch nicht, denn dann kriegte man den Reißverschluss über dem Busen nicht mehr zu. Zum Overall brauchte man einen irrsinnig breiten Gürtel mit Schnallen oder großen Metallfiguren wie zum Beispiel Schmetterlingen auf der Schließe, was eine Sanduhrfigur signalisieren sollte. Noch etwas, das man auf der Toilette öffnen und wieder anziehen musste…Oberhalb des Gürtels quoll dann allerdings der Busen über den Rand, und unterhalb der Bauch, wenn man Pech hatte.
Leggings – der modische Supergau!
Wer keine Overalls mochte, konnte es mit übergroßen T-Shirts in verrückten Mustern und neonfarbenen Leggings in Animal-Print oder riesigen bunten (in Neonfarben natürlich) Tupfen versuchen.
Zu den neonfarbenen Leggings passende Schuhe waren Pumps oder Sneakers, das kam auf den Mut an, denn eine enge Leggings und klobige Sneakers sind nur was für Frauen mit den Beinen einer Antilope. Ich habe keine getroffen. Nirgendwo.
Zum Ausgehen waren mittlerweile Polyester-Kostüme mit ausgestellten Schößchen an der Taille mit Schulterpolstern in Sofakissen-Größe angesagt, denn Alexis Carrington, die biestige Tussi aus „Denver Clan“, intrigierte sich darin durch die Serie, und viele wollten aussehen wie sie. Ach, dieser feine, von keinem Deo der Welt besiegbare Schweißfilm, er war damals überall wahrnehmbar, in der Dorfdisko wie in der Cocktailbar, denn Polyester hat keinerlei schweißabsorbierende Eigenschaften. Es knisterte und raschelte in jeder dunklen Ecke, und manchmal bekam man beim Berühren eines Türgriffs winzige Stromschläge ab. Sehen Sie? Das wäre mit Baumwolle nie passiert…
“Miami-Vice” wurde modisch kopiert – mit fragwürdigen Resultaten
Viele Männer taten, als wären sie Don Johnson von „Miami Vice“, wenngleich pastellfarbene, offene Sakkos und bis zum Nabel aufgeknöpfte Hemden den wenigsten überhaupt standen, da bei einigen der käseweiße Bierbauch durch die zum Zerreißen gespannte Knopfleiste schimmerte.
Der „Vokuhila“, also „vorne kurz, hinten lang“, erlebte eine meiner Meinung nach zu lange Blütezeit. Man benötigte für diese Frisuren Unmengen an Gel und musste alle paar Wochen zum Nachschneiden. Und es dauerte ewig, bis die Haare wieder nachgewachsen waren, wenn man es satt hatte, wie ein bekannter Fußballer auszusehen. Als Frau.
Kaum war der Vokuhila endlich verendet, kam die saure Dauerwelle. Alle wollten mit einem Mal die Wallemähne von Farah Facwett Majors aus „Drei Engel für Charlie“. Zu Farahs wilden Locken trug man verspiegelte Sonnenbrillen von Ray Ban und einen abweisenden Gesichtsausdruck. Der kostete wenigstens nichts.
Ich hatte nacheinander zwei saure Dauerwellen – und die zweite war die schlechteste Idee meines Lebens, denn meine Haare waren taillenlang und naturblond, als sie auf winzige Wickel gedreht wurden. Dabei hatte mir die Friseurin große Locken versprochen – genau wie bei Farah, die ja immerhin beinahe daherkam wie meine verehrte Dreiwettertaftfrau. Mehrere Jahre lang sah ich aus wie ein explodierter Besen, vor allem, als die Dauerwelle herauszuwachsen begann. In dieser Zeit wurde ich Spezialistin für Hochsteckfrisuren. Fotos? Die wusste ich alle zu verhindern. Gottseidank.
Saure Dauerwellen mussten übrigens so aufwändig gepflegt werden wie exotische Rassehunde, mit speziell dafür abgestimmten Spülungen und Haarkuren, die so abartig rochen, dass man sich nach jeder Haarwäsche vorkam wie die Testperson in einem Chemielabor. Aber angeblich drohten einem bei Nichtverwendung von speziellen Keratin-Spülungen mindestens Haarausfall und Spliss – die existenzielle Bedrohung für mehr als kinnlange Frisuren. Friseursalons boten Spliss-Behandlungen an, bei denen Haarsträhnen zusammengezwirbelt wurden, dann kappte die Friseurin aus den Strähnen hervorstehende gespaltene Enden. Das dauerte ewig.
Ich hatte nie eine Splissbehandlung, sondern musste mir nur ein einziges Mal beim Friseur einen riesigen Kaugummiklumpen aus dem Haar entfernen lassen, mit dem ich morgens nach einer wüsten Party aufgewacht war. Aber auch davon gibt es keine Fotos.
Seine Augenbrauen trug man wie Brooke Shields, denn die war mit dem Film „Die blaue Lagune“ mit einem Schlag weltberühmt geworden, und jeder wollte so skeptisch die Stirn runzeln können wie sie. Also ließ ich meine wieder wachsen, was übrigens gar nicht so leicht war, denn all die Jahre zuvor hatte ich sie akribisch mit der Pinzette ausgezupft.
Aber nicht nur Brauen durften wuchern, sondern auch Achselhaare und alles weiter südlich. Niemand dachte sich etwas dabei. Zumindest nicht in Europa.
Kostüm statt Karottenhose
Karottenhosen waren Pflicht. Es gab ohnehin nichts anderes zu kaufen. Dazu Hosenträger in Überbreite, zwischen deren Träger man seinen Busen quetschte, der deshalb gewollt oder ungewollt zum Eyecatcher wurde. Das sah nur bei Frauen mit weniger Oberweite wirklich gut aus. Karottenhosen waren die Pest. Oben weit, unten am Knöchel eng, oft sogar noch mit einer Bundfalte. Auch Männer hatten es mit diesem Kleidungsstück schwer, denn die allerwenigsten besaßen die richtige Figur für eine Bundfalten-Hose aus Gabardine oder Halbleinen. Wurde dazu noch das Hemd in den Bund gestopft, sah das im besten Falle unschön aus, und man wirkte gedrungen.
Während alle Welt in Karottenjeans herumlief, trug ich trotzig weiterhin Etuikleider und Kostüme. Wie eine störrische blonde Insel, die sich einfach nicht von einem Meer aus Neonfarben und Bundfalten überspülen lassen wollte. Denn ich hatte immer mein Chanel-Kostüm vor Augen, das ich mir eines Tages leisten wollte.
Die Größe unserer Brillengestelle wechselte mit jedem Jahrzehnt: groß, klein, rund, eckig und dann noch später randlos. Man kam mit dem Kaufen gar nicht hinterher, vor allem, wenn man Brillen nicht zur Dekoration, sondern zum Sehen benötigte, wie ich. Auch ich lief eine Zeitlang herum wie Oma Sophia Petrillo aus den „Golden Girls“.
Brillen waren eigentlich das einzige Zugeständnis, das ich dem textilen Mainstream jemals machen konnte. Alles andere hätte mich zu viel von meiner Überzeugung gekostet, dass wahre Mode zeitlos ist. Immer.
Irgendwann waren Schulterpolster endlich wieder unmodern geworden, also trennte man die Dinger heraus und hängte die Polyesterkostüme wieder in den Schrank, wo sie vor sich hin knisterten, oder man gab sie in die Kleiderspende. Vermutlich liegen diese Kunstfaser-Monstrositäten heute noch irgendwo in Afrika und Asien auf einem großen Haufen, denn sogar kleingeschnitten waren sie wegen mangelnder Saugkraft nicht mal als Putzlappen zu gebrauchen.
“Heroin-Chic” in den Neunzigern
Die Schuhspitzen an den Pumps wurden so schmal, dass man damit hätte Papier schneiden können, die Absätze dünn genug, um sie jemandem in den Kopf zu nageln. Das Laufen auf Kopfsteinpflaster oder Kies waren eine Herausforderung, und die meisten Stilettos nur als sogenannte „Taxi-Latschen“ geeignet, also: raus aus dem Uber und rein in die Kneipe. Für längere Fußmärsche empfahl sich das Mitnehmen von Laufschuhen, die man dann auf dem Kneipenklo schnell in einer Tüte verstaute und bei der Garderobenfrau deponierte.
Die 80er verabschiedeten sich still und heimlich und machten Platz für die 90er-Jahre und Top-Model Kate Moss, die den sogenannten „Heroin-Chic“ in die Pret-a-porter-Schauen“ in Paris brachte. Models sahen plötzlich aus, als hätte man sie in einem verlotterten Hinterhof in Harlem aufgelesen, mit eingefallen Wangen, tief in den Höhlen liegenden Augen, trotzigem Gesichtsausdruck und Silhouetten, mit denen sie Zickzack laufen mussten, um bei einem Wolkenguss einen Regentropfen abzukriegen. Normale Frauenfiguren in Größe 40 verschwanden schleichend von den Bildschirmen der Fernsehgeräte und machten ausgemergelten Gestalten mit strähnigen Haaren Platz, die „38“ vermutlich für die Raumtemperatur hielten, denn eines Tages sah man im Fernsehen bis auf wenige Ausnahmen keine Rundungen mehr, sondern nur noch Schlüsselbeine, in denen man hätte Salzfässchen lagern können und Brustbeine, die als Käsereiben geeignet waren.
Dass die Mädels in der Modebranche diese gazellenhaften Figuren oftmals nur halten konnten, weil sie in Orangensaft getränkte Wattebäuschchen anstatt eines Wurstbrots aßen, wollte niemand so genau wissen.
“Size-Zero” wurde zum Trend erhoben
Irgendeine Prominente verkündete, Size Zero (Ich nenne es bis heute „Embryonengröße“) sei das neue Schwarz, und alles darüber adipös. Ich möchte mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber es könnte Victoria Beckham gewesen sein, die auf meiner Beliebtheitsskala dicht hinter Tatjana Gsell steht, gefolgt von Kim Kardashian, die allerdings wenigstens eindrucksvoll beweist, dass man auch mit üppigen Rundungen Millionen verdienen kann. Von wegen „Size Zero“…Das macht sie mir schon ein wenig sympathisch.
Für mich wird Beckham bis in alle Ewigkeit nur die Person bleiben, die stolz verkündete, sie hätte noch nie ein Buch gelesen. Wenn die sich morgen eine Kette aus Hörnchen-Nudeln mit Strass-Applikationen als angesagtes Accessoire umlegt, würde ich genau das Gegenteil von dem kaufen, das sie vorschlägt. Fakt. Also Rigatoni.
An was ich mich außerdem erinnere? Bunte Strumpfhosen, die für mich eine ästhetische Herausforderung waren, denn außer den Farben „Puder“ und „Graphit“ hatte ich nix davon im Schrank. Man trug zum Beispiel eine rosa Strumpfhose zum blauen Kleid, dazu grüne Schuhe und orange Haarsträhnen. Es war eine Zeit der ästhetischen Kriegserklärungen.
Und es war die Ära von Satin. Satinblusen, Satinkleider, Satin-Hosen, Unterwäsche aus Satin, Bikinis aus Satin. Morgenmäntel aus Satin, in denen man vom Bett flutschte, Satin-Kissen, Satin-Nachthemden (die flutschten auch…) und alles, was man aus diesem Zeug nähen kann. Auf Kleider und Oberteile wurden zusätzlich kilometerweise Volants genäht. Die sind übrigens so gut wie niemals vorteilhaft, denn sie tragen schrecklich auf. Aber zu dieser Zeit liefen wir oftmals herum wie die neue Zierkissen-Kollektion von Laura Ashley.
Die 90iger waren das Jahrzehnt der Jeans
Auch ich leiste mir gelegentlich eine Modesünde, weil ich ja immer gezwungen war, mindestens ein „modernes“ Teil zu kaufen, um meine Garderobe zu ergänzen. Mein Fauxpas war eine giftgrüne (Satin)-Bluse mit monströsen Puffärmeln, spitzengesäumten Bündchen und riesigen Volants diagonal über dem Busen verteilt. In zwei Reihen.
Bitte, machen Sie das nie zuhause nach.
Die 90er. Niemand hatte sie gerufen, denn die 80er waren eine geile Zeit, aber plötzlich waren sie da.
An sie habe ich nur verwaschene Erinnerungen, und wenige Kleidungsstücke aus dieser Zeit blieben mir im Gedächtnis haften. Man konnte irgendwie alles tragen, gesetzt den Fall, es war aus Jeans-Stoff: Jeans-Latzhosen, Jeans-Röcke, Jeans-Hemden, Jeans-Kleider und natürlich Jeanshosen und Jeans-Mieder. Sehr beliebt waren außerdem Trainingsanzüge aus Fallschirm-Seide in Pastellfarben, dazu Sneakers mit monströsen Sohlen, denen vermutlich mehr Leute, als man glaubt, einen Bänderriss verdankten.
Auch Trainingshosen einer beliebten deutschen Marke sah man an jeder Ampel, und in der Disko wusste man nicht, ob die scharfe Blondine gerade aus dem Fitness-Studio kam oder gleich dorthin wollte, denn sie trug ein Bustier von der Firma mit den Streifen, eine Trainingshose vom selben Label und Turnschuhe mit überdimensionierten Sohlen, dazu pfundweise Körperglitzer und ein Stirnband. Jede wollte Madonna sein, verdeckte ihre Augen mit weißumrandeten Sonnenbrillen und kaufte sogenannte „Tüten-BHs“, die man öfter anstatt eines Oberteils unter dem Bolero-Jäckchen trug, dekoriert mit pfundweise Modeschmuck. Frisuren hatten asymmetrisch zu sein, Pferdeschwänze nach Möglichkeit auch, entweder links oder rechts am Kopf. Man konnte aber auch ein paar Haarsträhnen toupieren und sie mit bunten Haargummis fixieren. Nichts war irre genug, um nicht freudig aufgegriffen und kopiert zu werden.
An was ich mich noch erinnere? Schnuller an bunten Lederbändern, Rucksäcke von „Eastpack“ statt einer Handtasche, Skater-Schuhe und Maxiröcke, die aber mindestens aussehen mussten, als hätte sie Stevie Wonder genäht – mit schiefem Saum und viel zu lang. Must-Have waren Fitness-Oberteile ohne BH mit darüber drapierten Zotteljacken, die aussahen, als hätte man gerade einen Yeti erlegt und ihm das Fell abgezogen. Wer mutig war, kombinierte bunte Leggings mit gemustertem Minirock und hohen Pumps. Übrigens waren die Schuhspitzen immer noch geeignet zum Papierschneiden.
Nur ich trug nach wie vor Kostüme, Hosenanzüge und dezenten Nagellack.
Die 90er verschwanden nach kurzer Panik wegen des Jahreswechsels ins Jahr 2000 in der Versenkung. Einige kauften Diesel-Aggregate, um eventuellen Computer-Ausfällen zuvorzukommen und ihr Überleben zu sichern. Meine Freundinnen hingegen kauften Capri- und Radlerhosen.
Schlamper-Look machte Furore
Dazu sage ich jetzt mal nix. Es soll ja Damen geben, die solche Dinger geliebt haben. An Kate Moss hätten die mit Sicherheit auch ganz prima ausgesehen. Ich besaß übrigens auch eine. Genau 30 Minuten lang.
In Ermangelung neuer Einfälle verkündeten Mode-Designer der Regenbogenpresse, dass künftig Kleider über Jeans getragen werden sollten. Einige Mutige folgten der Botschaft und bereuten das bald darauf, denn das „Zwiebelschalenprinzip“ kam nicht wirklich gut an, obwohl das Obdachlose ja auch tun, allerdings nur, weil sie keinen Koffer besitzen. Immer, wenn man dachte: „Schlampiger kann’s nicht mehr werden“, wurde es tatsächlich noch schlampiger.
Passend zum langen geblümten Kleid über der Jeans folgten Sonnenbrillen mit knallbunten Gläsern – nach UV-Schutz fragte damals ohnehin keiner, Hauptsache, bunt.
Irgendwie zog plötzlich jeder an, was er wollte oder von ganz unten aus dem Schrank kramte. Sie wissen schon, diese Stücke, bei deren Anblick man murmelt: „Ach, das habe ich damals doch nicht weggeworfen?“
„Vergammelt“ oder „unmodern“ hieß mit einem Mal „Vintage“ oder „Retro“, man mixte fröhlich Stile, und Materialien bis zum Exzess.
Die Modewelt schien einerseits total entfesselt, andererseits lustlos und demotiviert wie nie zuvor.
Schuhspitzen wurden wieder breiter, und irgendwann war mit einem Schlag alles „Romika“, so richtig breit und zum Wohlfühlen. Schöne Zeiten für Senkspreizfüße, denn auch der Blockabsatz kam zurück. Also weg mit den Stiletto-Pumps und her mit den breiten Tretern. Vage ahnte ich, dass die gute alte Plateausohle schon wieder einen Fuß in der Tür hatte und schauderte.
Denn ich trug immer noch Kostüme.
Punk meets Haute Couture
Die 2000er-Jahre waren eine glänzende Zeit. Wer ausging, betupfte oder beschmierte sich mit Körperglitzer, bevorzugt an den Oberarmen oder auf dem Dekolleté. Zwar fand man das Zeug anschließend in Bett, Badewanne oder Frühstücksmüsli wieder, aber Hoffart muss bekanntlich leiden, wie meine Mutter immer sagt.
Man sah viele bunte Haarsträhnen, die nie so richtig zu den getragenen Klamotten passten. Henna und pinkfarbene Ponyfrisuren leuchteten einem in jeder Hochglanz-Gazette entgegen. Der Bob erlebte sein hundertstes Revival und stand immer noch niemandem.
Auch der Punk-Look probierte hartnäckig, sich in der Haute Couture festzukrallen, hatte in Vivienne Westwood einen gut verdienenden und gehypten Fürsprecher gefunden, schaffte es aber vorwiegend nur in die Provinz, wo die Dorfdiskos jeden Samstagabend überquollen vor Mädels mit blauen Haarsträhnen und absichtlich zerrissenen Shirts, die einen Jägermeister nach dem anderen tranken und sich anschließend auf ihre mit Strass besetzten Jeans-Röcke übergaben.
Damals verstand ich zum ersten Mal den Spruch: „Etwas ist nicht mehr tragbar.“ Das konnte man mittlerweile wörtlich nehmen.
2010 hatte ich endlich kapiert, dass sich ohnehin nie etwas änderte, sondern nur alte Kamellen mit dem Prädikat „neu“ etikettiert und als „Mode“ bezeichnet wurden. Alles war schon mal dagewesen, durch die Yellow Press gegeistert, von Hollywood-Sternchen willfährig auf roten Teppichen präsentiert worden und von Karin Mustermann bereitwillig gekauft. Sehnsüchtig sah ich mir zuhause meine alten 50er-Jahre Schinken an, denn mit dem Kleid, das Anita Ekberg seinerzeit in „La Dolce Vita“ bei ihrem Tauchgang im Trevi-Brunnen am Körper klebte, könnte ich heute noch überall aufschlagen. Mit Körperglitzer und Neonfarben eher nicht.
Es wurde nicht wirklich interessanter für mich, Modezeitungen zu lesen, denn urplötzlich quetschten sich die Damen wieder in Schlag- oder Hüfthosen und stiegen in Plateauschuhe, die mich an meine eigenen Ende der 70er-Jahre erinnerten, in denen ich mehr als einmal umgeknickt war, vor allem immer dann, wenn hinter mir jemand lief, den ich eigentlich beeindrucken wollte. Im Grunde genommen gehören bei diesen Dingern Warnhinweise an die Absätze geklebt. Oder Rücklichter.
Pofalten waren zum normalen Anblick in jedem Biergarten oder auf Uni-Treppen mutiert, geziert von der oberen Hälfte kokett herausblitzender String-Tangas. Wer Lust hatte, ließ sich ein sogenanntes „Arschgeweih“ tätowieren, und von Basecap bis überbreitem Strohhut mit einem Kilo Plastikkirschen auf der Krempe ging irgendwie alles. Zu allem. Es war, als hätten sämtliche Designer hingeschmissen und keine Lust mehr.
Skinny-Jeans darf bleiben
Zwar versuchten sich Modelinien wie Armani und Jil Sander, Donna Karan oder Prada nach wie vor an zeitlosem Chic, aber die waren einfach zu teuer für normale Leute. Und bei Primark oder H&M hing nur auf sperrigen Kleiderständern Buntes, nicht oft Waschbares, auf Verschleiß Getrimmtes mit einer modischen Halbwertzeit von 4 Monaten.
Das einzige Basic, das mich in den letzten 20 Jahren wirklich überzeugen konnte, ist die Skinny- oder Slimfit-Jeans, denn sie sieht mit einem Overlong-Pulli und hohen Stiefeln so richtig gut aus. Die dürfen bleiben. Bei einem Kunstfaseranteil von mehr als 8 Prozent in Oberteilen stehen mir heute noch die Haare zu Berge. Das meine ich wörtlich. Auch Jeans mit einem Stretchanteil von 98 % kommen im wahrsten Sinne des Wortes nicht im die Tüte, denn schon am zweiten Tag des Tragens rutscht einem der Bund bis auf die Knie, so dass ich dazu Gürtel tragen muss.
Jetzt werden Sie denken: „Die Frau ist so ein Snob.“ Bin ich nicht. Natürlich besitze ich Jeans von verschiedenen Herstellern und dazu passende T-Shirts. Natürlich trage ich Sneakers, flache Sandalen oder mal einen Pferdeschwanz, das mit der Dreiwettertaftfrau hat ja nie geklappt. Aber diese Liebe zu klaren Schnitten, weicher Wolle in Naturfarben und knitterfreiem Leinen, die war schon immer da und ist geblieben. Vielleicht stand bei meiner Geburt eine elegante Fee in einem Mantelkleid aus Angora-Cashmere-Mischung an der Wiege und hat mich verwünscht: „Du sollst dein Lebtag lang mit Kunstfasern, Mustern und Rüschen nichts anfangen können, kleine Barbara.“ Dazu wedelte sie beschwörend mit ihrem Hermès-Tuch und besprenkelte mich mit „Coco“ von Chanel. Mittlerweile halte ich alles für möglich.
Übrigens besaß ich – 30 Jahre nach meiner ersten „Vogue“, ein echtes Chanel-Kostüm. Es war schwarz, es war dezent, und… es stand mir überhaupt nicht. Diese gerade mal hüftlangen Jäckchen muss man tragen können. Wenn ich ehrlich bin, habe ich mit ausgestellten Schößchen und sofakissengroßen Schulterpolstern besser ausgesehen. Und schlanker auch. Wo ist Alexis Carrington, wenn man sie mal braucht?
Dem eigenen Stil in Jahrzehnten treu geblieben
„Mode ist, was Ihnen mehrmals jährlich angeboten wird, Stil ist, was davon Sie sich aussuchen“, las ich vor ungefähr einem Jahr. Der Spruch könnte von der göttlichen Coco Chanel stammen, aber genau kann ich das nicht sagen.
„Mode“, wie Sie uns seit vielen Jahren präsentiert wird, ist dogmatisch, flüchtig und selbstherrlich. Ich habe mal versucht, in der „Hüfthosen-Ära“ eine Jeans mit normalem Bund zu kaufen und musste hierfür mehr und länger im Internet recherchieren als für meinen umfangreichsten Kriminalroman.
In meinem Leben ist oftmals manches schiefgelaufen. Gute Vorsätze wurden gebrochen, Prinzipien über den Haufen geworfen, Lebenseinstellungen haben sich geändert. Ich bin nicht mehr dieselbe, die damals in ihrem braunen Boucle-Kostüm auf der Bank saß und sich sicher war, dass irgendwann einmal alles gut sein würde und das Leben manche gute Überraschung für mich parat hätte.
Aber in einem bin ich mir immer treu geblieben und habe es niemals bereut. Und jetzt nenne ich das einfach mal „Stil“.
Mit schmunzelnden Grüßen,
Ihr Barbara Edelmann