Ein Leben lang gearbeitet und dann doch in der Altersarmut? Für viele Frauen wird dieses Schreckensszenario bittere Realität sein. Ob in vier Jahren oder in zwanzig Jahren: Dass es rententechnisch besser wird, daran glaubt kaum einer mehr. Die Angst vor der Einschränkung im Alter ist deshalb hoch und Experten kommunizieren seit vielen Jahren, dass gerade weibliche Zeitgenossinnen in Sachen Alter und Rente vorsorgen sollen.
Nicht jeder kann für das Alter vorsorgen und seine Rente steuern
Das ist gut gemeint und auch richtig. Aber umsetzen kann das bekanntlich längst nicht jede. Geringverdienerinnen, Alleinerziehende, Frauen, die Angehörige pflegen, finanziell ungünstig Geschiedene oder Frauen mit Familie, die mit dem Partner zusammen so viel verdienen, dass zwar genügend Geld im Monat da ist, aber es zum Sparen nicht reicht: Sie alle werden kaum in Immobilien oder Aktien investieren können. Keine Frage: Unzählige Frauen in Deutschland wären froh, wenn sie eine ordentliche Summe im Monat für das Alter sparen könnten. Aber selbst als Familie oder in einer Partnerschaft gelingt das häufig nicht – zu hoch sind die Alltags- und Lebenshaltungskosten.
Allerdings: Wenn Frauen vorgesorgt haben, ist das längst kein Garant dafür, dass sie in der Rente keine Existenzängste haben.
Tweet zum Einkommen im Alter sorgt für Diskussionen
Das bezeugt der Tweet einer Frau (“Joy Meckes”), der aktuell auf Twitter veröffentlicht wurde und für heftige Diskussionen sorgte. Sie schreibt (komplette Rechtschreibung im Original):
“(…)Hab gerade meine Rentenbescheinigung bekommen! Nachdem unsere Regierung die Rentenkasse in bisheriger Höhe von 909 Mrd € binnen 64 Jahren “erleichtert” hat, bleiben mir….nach aktueller Aufstellung…und bisher ohne Unterbrechung arbeitend….ziemlich genau….ACHTUNG: knapp 1.600 € Rente!!!! Ich möchte kurz dazu sagen, dass ich von diesen 1.600€ noch gewisse Beiträge zu zahlen hab und mir dann wahrscheinlich noch 900€ übrig bleiben. Bei aktuell steigenden Kosten in allen Richtungen bin ich jetzt schon die Frau, die künftig an der Altersarmut leiden wird. Und das….obwohl ich mein leben lang gearbeitet hab! Selbst als 14 jährige Zeitungen austrug und Kinder gehütet habe in der Nachbarschaft. Ich war nie Arbeitslos, habe mein eigenes Unternehmen aufgebaut und teilweise 3-gleisig gefahren……hab immer pünktlich meine Steuern gezahlt…..was zur Hölle…..(…)”
In einem weiteren Tweet bezieht sich die Frau auf ihre Immobilien:
“(…)Ich hab noch Immobilien. Aber selbst da wollen die (…)ja ran……(…)”
Der Hinweis auf die Immobilien scheint andere Twitter-Nutzer zu triggern.
Mit Immobilienbesitz aus der Renten-Diskussion raushalten?
So schreibt ein User mit dem sperrigen Nutzernamen “NG8552206”:
“(…)Aber wer noch “Immobilien hat” (deine Worte), sollte vllt..nicht rumjamnern und von späterer Altersarmut reden…das ist irgendwie unverschämt ggü. jenen, die WIRKLICH nichts übrig haben(…)”
Und “RitaH62” schreibt:
“Ein 43jähriger, der nach eigenen Angaben Immobilien und ein eigenes Unternehmen besitz! Ich nehme an, dass er meist nicht den gesetzlichen Höchstbeitrag bezahlt hat und das auch in Zukunft nicht tun wird. Da sollte man aufhören zu jammern!”
Diese Diskussion zeigt: Wie man (FRAU) es macht, ist falsch. Sorgt man nicht vor (weil man es nicht kann) ist man vor blöden Kommentaren nicht gefeit und sorgt man vor (eben weil man es kann) läuft man ebenso Gefahr, von der Seite angemacht zu werden, wenn auch “nur” digital.
Altersarmut kann die unterschiedlichsten Menschen treffen
Egal, wie man es dreht und wendet und ganz gleich, ob eine vielleicht mehr hat: Die lauernde Altersarmut ist ein Thema, das auch vor Menschen mit “mehr auf der hohen Kante” nicht haltmacht. Stichwort: Steigende Lebenshaltung. Insofern sind weder Neid noch dumme Sprüche angebracht – bei niemandem, ganz gleich ob gut situiert oder nicht.
Fakt ist und bleibt: Die Altersarmut ist kein diffuser Geist, den es nicht gibt, sondern real. Und wer irgendwie kann, sollte für diesen Lebensabschnitt vorsorgen. Und wenn er es dann tut, bitte von komischen Sprüchen verschont bleiben! Immerhin liegt, wer Immobilien oder eine andere Altersvorsorge angeschafft hat, anderen (Steuerzahlern) nicht auf der Tasche. Dinge und Sachverhalte sind immer von zwei Seiten aus zu betrachten.
Deshalb ist ein Durchatmen vor dem Absetzen eines digitalen Postings absolut angebracht.
Mehr zum Thema “weibliche Finanzen” gibt es hier.
Recherche-Nachweis: Twitter-Tweets vom 2./3. August 2024
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