Wenn die Familien-Radtour bei bestem Wetter am Wochenende in der Klinik endet oder man auf sich auf dem Weg zur Arbeit plötzlich im Notarztwagen wiederfindet, dann sind Kopfverletzungen ganz oft ein Thema. Denn längst nicht alle Radfahrer tragen Radhelme – sei es aus Eitelkeitsgründen oder weil man diesen Schutz als nicht wichtig erachtet.
Wie fatal diese Einstellung – die zudem tödlich enden kann – ist, hat jetzt die Kinderarzt-Koryphäe Professor Dr. Wieland Kiess in einem Appell öffentlich gemacht. Der Mediziner, der an der Uniklinik Leipzig für Kinder- und Jugendmedizin verantwortlich ist, weist eindringlich auf den Zusammenhang zwischen “keinen Helm beim Radfahren tragen” und “an einer Kopfverletzung nach einem Fahrradsturz sterben” hin.
Professor spricht Klartext über Folgen fehlender Radhelme
Die LEIPZIGER VOLKSZEITUNG schreibt über das emotionale Statement des Experten auf ihrem Onlineportal am 26. Mai 2022 folgendes:
“(…)Professor Wieland Kiess (64), Direktor der Kinderklinik am Leipziger Uniklinikum (UKL), richtet sich mit einem dringenden Appell vor allem an Eltern. Die würden ihrer Vorbildfunktion oft nicht gerecht und teils verheerende Signale senden.(…) “Ich sehe Eltern ohne Helm – und im Anhänger dahinter die gut abgesicherten Kinder”, beobachtet Kiess, der fast jeden Tag mit dem Rad in die Liebigstraße fährt. DER leitende Mediziner schätzt, dass etwa 70 Prozent der Radfahrer keinen Helm tragen – und er liegt damit in etwa bei offiziellen Statistiken: Eine Untersuchung der Bundesanstalt für Straßenwesen zeigt, dass 2021 insgesamt 68,3 Prozent der Radler innerhalb von Ortschaften keinen Helm getragen haben.(…)”
Und weiter heißt es:
“(…)Auf das Wohl ihrer Kleinen im Straßenverkehr achten die meisten Mütter und Väter sehr wohl. Doch die eigene Gesundheit steht hintenan. Zum einen stört Kiess daran das Risiko, dass bei einem Unfall zwar die Kinder geschützt sind. „Aber was bedeutet es für sie, wenn sie zu Waisen werden oder die Mutter oder der Vater auf der Wachkomastation landen?“, fragt der Vater von drei Kindern und Großvater von drei Enkeln. Doch das ist nur ein Teil des Problems, sagt Kiess. „Die Botschaft an das Kind ist doch: Wenn Du mal groß bist, dann brauchst Du auch keinen Helm mehr – man zeigt seinen Kindern, wie man es auf keinen Fall machen soll.
Ein schlimmeres Signal kann es nicht geben.“(…)Wie wichtig Fahrradhelme sind – das erlebt auch Dr. Georg Osterhoff immer wieder bei seiner Arbeit als Unfallchirurg am UKL. “In den vergangenen fünf Jahren hatten wir bei uns keine sofort tödliche Kopfverletzung bei Radfahrern, die einen Helm getragen haben”, sagt der Oberarzt, “es gab aber Patienten, die keinen Helm hatten und direkt an einer Kopfverletzung gestorben sind.” Rund 30 Radfahrer werden jedes Jahr mit schwersten Kopfverletzungen am UKL eingeliefert, schätzt Osterhoff. Und genau diese Verletzungen sind die häufigste Todesursache.(…)”
Über diese schlimmen Folgen denkt wohl kaum einer nach, für den ein Fahrradhelm aus den unterschiedlichsten Gründen nicht in Frage kommt. Doch warum hier nicht doch über den eigenen Schatten springen, auch wenn man die Helme an sich selbst lächerlich oder wie einen Fremdkörper empfindet?
Sicherheit vor Eitelkeit! Und deshalb: Radhelm
Zumal an der Beobachtung des Professors tatsächlich etwas dran ist: Den Kindern verpasst man so ein Teil beim Fahrradfahrern IMMER, doch man selbst radelt ohne Radhelm los.
Deshalb gilt: Sicherheit vor Eitelkeit! Zumal man sich an den Helm auf dem Kopf – setzt man ihn erst einmal regelmäßig beim Radfahren auf – sehr rasch gewöhnt. Wer sich also bislang mit dem Teil auf dem Kopf aus irgendwelchen Gründen blöd vorkommt, sollte sich den Appell der Leipziger Mediziner einfach noch mal durchlesen. Und vielleicht noch ein drittes oder viertes Mal.
Die Fakten sollten für sich sprechen und auch den letzten Helm-Muffel zum Umdenken bewegen! Ganz gleich, ob man sich hier an die eigene Nase fassen muss oder vielleicht auch das eine oder andere Familienmitglied sensibilisiert – fakt ist: “Oben mit” auf dem Drahtesel sollte eine Selbstverständlichkeit und die eigene Sicherheit es wert sein!
Quelle: lvz.de vom 26.05.22
Bild: pexels.com / Andrea Piacquadio