Gastbeitrag von Immobilienmaklerin Katharina. Als Immobilienmaklerin, die zufällig Single ist und Online-Dating betreibt, sage ich schon lange: Die Verhaltensweisen beim Online-Dating und in der Kennenlernphase ähneln denen, die ich beim Vermarkten von Immobilien erlebe.
Und da ich das immer wieder sage, meinten meine Freundinnen, mit denen ich viele Erlebnisse aus meinem Business- und Privat-Alltag teile: “Da kannste ja schon ein Buch drüber schreiben”. Natürlich war das mehr im Spaß gemeint und ein ganzes Buch bringe ich wahrlich nicht zustande. Aber einen Gastartikel darüber: Ja! Denn ich finde es ganz amüsant, welche Parallelen sich in Sachen Immobilienvermarktung und Mann kennenlernen, auftun.
Verhalten in Kennenlernphase und bei Immobiliensuche ähnelt sich
Das geht schon mit dem Anschreiben los. Stichwort: Himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt. Soll heißen: Übersende ich bei einer Immobilie Interessenten weitergehende Informationen und Bilder und es handelt sich um ein sehr ansprechendes Objekt, ist die digitale Begeisterung erst einmal riesig. Ohne die Immobilie überhaupt gesehen zu haben.
Und ganz ehrlich: Genaus ergeht es mir so gut wie immer beim Online-Dating. Schreibt mich ein Mann erstmalig an oder kontaktiere ich einen interessanten Kandidaten, beginnt dieser direkt nach einem Erstkontakt via Internet, das Blaue vom Himmel herunter zu “blumen”. Was für eine tolle Frau ihm da schreibt, die wunderbare Nachricht und erst die faszinierende Optik auf dem Bild…Und so weiter und so fort.
Der erste Filter ist danach in einem allerersten Telefonat möglich. Sowohl bei einer zu vermarktenden Immobilie als auch beim Online-Dating. Hier tritt – logisch – häufig eine erste Ernüchterung ein. Bei beiden Seiten oder eben nur von einer Seite aus. Bei einer Immobilie kann somit eine lebhafte oder gar lärmende Straße vor dem Haus ein Ausschlusskriterium sein, was die Begeisternden überlesen oder trotz der beschriebenen Lage nicht bedacht haben.
Online sind viele Leute oft Feuer und Flamme
Ähnlich läuft es auch bei einem Kennenlernen-Telefonat unter Singles: Der Mann, der online noch Feuer und Flamme war, wird dann eher kleinlaut, wenn die betreffende Dame sein ausgefallenes Hobby (Eisklettern oder Extrem-Marathon) so gar nicht mag. Im Anschluss hat sich das dann meist erledigt. Beim Haus ebenso wie beim Online-Dating.
Ganz anders wiederum ist es, wenn ein erster verbaler Austausch soweit angenehm verläuft und das Gegenüber – ganz gleich, ob Immobilien-Interessent oder Singelbörsen-Mann – davon ausgeht, dass es passen könnte. Und so wird ein Besichtigungstermin respektive ein Date vereinbart.
Auch in diesen Abläufen finde ich immer wieder Parallelen zwischen meiner Maklertätigkeit und dem Online-Dating, der Kennenlernphase. Denn in vielen Fällen kommt es gar nicht erst zu einem persönlichen Treffen. Bei der Hausbesichtigung nicht und auch nicht beim ersten Date. Ganz häufig fallen nämlich sowohl potentiellen Käufern oder Mietern und auch Singlemännern vor dem “Tag X” Gründe ein, warum das Treffen doch nicht stattfinden kann.
Im Immobilienbereich kommt dann meist ein vages “Haben uns umentschieden, was anderes gefunden, finden die Lage nicht ideal…”. Ähnlich läuft es nicht selten vor einem ersten Treffen, wenn der männliche Kandidat kneift. Zumeist sendet dieser dann eine lapidare Nachricht, ohne weitere Angabe von Gründen. Im Stile von “Sorry, bei mir klappt es nicht mit dem Treffen/ist was dazwischengekommen”…Dass dieser Nachricht keine zweite folgt, ist natürlich glasklar.
Parallelen im Job und beim Kennenlernen
Ganz ähnlich dann wieder die Parallelen, wenn es sowohl in meinem Job als auch beim Dating zu einem Treffen kommt.
Zeige ich Interessenten ein Haus, dann können die Reaktionen unterschiedlich ausfallen: Von mega begeistert über komplett emotionslos bis eher ablehnend. Man merkt das natürlich an den Gesten und der Körpersprache der potentiellen Kunden oder Mietern. Dasselbe bei einem ersten Date: Ich spüre sofort, ob mein Gegenüber Interesse an mir hat oder ich überhaupt nicht sein Typ bin.
Funkstille nach einem ersten Kontakt ist nicht selten
Das “Danach” nach solchen Zusammenkünften – sowohl im Bereich meiner Makler-Tätigkeit als auch in Sachen privater Partnersuche – ist ganz, ganz oft dasselbe. Nämlich: Funkstille auf allen Kanälen. So wie Immobilieninteressenten es nach einer Besichtigung ganz oft nicht für nötig erachten, dem Maklerbüro kurz ein Feedback zu übersenden, ob die Immobilie in Frage kommt, so tauchen auch Singlebörsen-Kandidaten in dieser jungfräulichen Kennenlernphase häufig ab und bevorzugen die berühmt-berüchtigte Funkstille.
Es ist für mich immer wieder frappierend, wie ähnlich doch die Abläufe beim Makeln und beim Online-Dating sind! Und immer wieder beweisen mir gewissen Verhaltensweisen, dass es ganz gleich ist, ob es darum geht, ein schönes Zuhause zu finden oder eine Frau kennenzulernen – vielen Menschen fehlt es schlichtweg an einem Mindestmaß an Anstand.
In der Gesellschaft fehlt es oft an Anstand
Trotz vorheriger intensiver Kommunikation halten sie es nach einer Erstbesichtigung oder nach einem ersten Date nicht für nötig, dem anderen eine kurze Nachricht zu übersenden. Ob die “Das Objekt ist nichts für uns” oder – beim Online-Dating – “Ich finde, das mit uns, das passt nicht” lautet oder andere Worte zum Inhalt hat, ist dabei ganz egal.
In diesem Moment weiß aber das Gegenüber, woran es ist. Und das ist doch wohl nicht zu viel verlangt – oder?
Gastautorin Katharina lebt und arbeitet als Immobilienmaklerin in Thüringen und ist Leserin unseres Magazins.
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