Trennungen und Scheidungen, bei denen Kinder im Spiel sind, gibt es in Deutschland eine Menge. Allein die Zahl der Ehescheidungen belief sich hierzulande im Jahr 2019 auf circa 149 000. Laut dem Statistischen Bundesamt ist damit die Zahl der Scheidungen gegenüber 2018 um 0,6 % gestiegen. Trennungen in Partnerschaften ohne Trauschein werden – im Gegensatz zu einst verheirateten Trennungseltern – behördlich nicht erfasst und sind somit statistisch kaum zu greifen. Dass sie zahlenmäßig an die Scheidungen heranreichen – davon darf ausgegangen werden.
Entfernung ist für Trennungseltern oft große Herausforderung
Betroffen sind bei allen Trennungen und Scheidungen auch unzählige minderjährige Kinder. Läuft der Cut der Trennungseltern ohne Rosenkrieg oder andere Auseinandersetzungen ab, die ein weiterhin normales Eltern-Kind-Verhältnis zulassen, ist die Not oft groß, wenn ein Elternteil weit weg zieht und sich somit eine Distanz zum Kind auftut.
In Deutschland bleiben bei einer Trennung oder Scheidung die meisten Kinder bei der Mutter. Zieht diese aus beruflichen oder privaten Gründen mit dem Nachwuchs weit weg, kann von heute auf morgen eine Distanz von mehreren Hundert Kilometern zwischen dem Kind / den Kindern und dem Trennungsvater sein.
Eine ziemliche Herausforderung für den Papa, der seine Tochter oder seinen Sohn besuchsweise sehen will. Und das regelmäßig.
Günstige Unterkünfte gehen auf Dauer ins Geld
Obgleich in den heutigen Zeiten viele Übernachtungen per Mausklick günstig zu buchen sind, geht irgendwann auch mal die preiswerteste Unterkunft ziemlich ins Geld. Zumal man(n) noch Sprit- oder Bahnticket-Kosten hinzurechnen muss.
Hier setzt die Initiative “Mein Papa kommt” an und vermittelt in ganz Deutschland kostenfreie Übernachtungen für Trennungsväter, die ihr Kind/ihre Kinder besuchen wollen.
Die Initiatoren schreiben auf der Website mein-papa-kommt.info folgendes:
“Unsere Gastgeber verstehen die Sehnsucht der Kinder, mit beiden Eltern verbunden zu sein. Deshalb laden sie Dich ein, kostenfrei zu übernachten. Das Zimmer ihres eigenen Kindes, das schon lange aus dem Haus ist, ein Gästezimmer oder eine Schlafcouch stehen für Dich bereit. Bei vielen Gastgebern bist Du sogar zusammen mit Deinem Kind willkommen. Endlich mal wieder eine Gute-Nacht-Geschichte vorlesen und sich am Morgen noch im Schlafanzug zusammen um den Teddybär kümmern – wunderbar!”
Es liest sich schon heraus, dass die Offerten etwas ganz anderes sind, als ein schnödes Hotel- oder Pensionszimmer.
Trennungsväter, die tatsächlich sehr weit reisen müssen, um ihr Kind oder die Kinder zu sehen, finden hier ein wirklich durchdachtes Angebot – und das auch noch kostenfrei.
Initiative “Mein Papa kommt” kommt super an
Dass diese Initiative, die zudem mit dem Satz “Wir entlasten getrennt lebende Eltern in turbulenten Zeiten” auf ihrer Homepage wirbt, gut ankommt, versteht sich von selbst.
Und so finden sich denn auch verschiedene Geschichten von Vätern, die das Angebot von “Mein Papa kommt” angenommen haben. So beispielsweise die Geschichte von Nils:
“Als es zur Trennung kam und seine Frau mit den drei Kindern umzog, brach für Nils eine Welt zusammen. Für die Kinder im Jugendalter bedeutete der Umzug ein Abschied von der Kindheit im Spannungsfeld ihrer zwei Elternhäuser.
Mühsam versuchte Nils, aus der Ferne Halt zu geben. Er kündigte trotz beruflicher Karriere seine Stelle und zog schließlich an den neuen Wohnort der Kinder. Die große Hoffnung auf ein Wechselmodell erfüllte sich für ihn nicht. Eine Privatinsolvenz und die Suche nach einem neuen Arbeitsplatz ließen ihn erneut umziehen. Dank der Gastgeber ist es möglich, dass Nils trotz prekärer Finanzlage seine Kinder besucht. Die pädagogische Elternbegleitung wurde für ihn zu Proviant und Wegweiser in seinem großen Wunsch nach Versöhnung.”
Es ist wunderbar zu lesen, mit welchem Engagement und Ehrgeiz bürgerschaftlicher Aktivismus wichtige Dinge vorantreibt.
Nötiger Halt für Trennungskinder oft nicht selbstverständlich
Dass hier – mit diesem Projekt – Trennungskindern der so nötige Halt gegeben wird, ist eine super Sache und nicht selbstverständlich.
Hut ab vor dieser Idee! Mehr dazu auf der Website mein-papa-kommt.info
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