Reich ohne Ende, jahrelang auf der Flucht vor der Polizei, ein Leben lang auf der Hut vor Feinden und selbstverschuldete Familientragödien. Das ist die Kurzform des Lebens der Griselda Blanco, einer Kolumbianerin, die in den 70er Jahren zu einer mächtigen Drogen”Ikone” in Kolumbien und Amerika aufstieg. Das Leben dieser kaltblütigen Frau wurde nun für eine Netflix-Serie verfilmt. Der Titel heißt schlicht “Griselda” und widmet sich etlichen – nicht allen – Stationen des echten Lebens der Kokain-Händlerin.
Schon jetzt ruft die Serie viele Kritiker auf den Plan, denn etlichen User im Web ist die Figur der Griselda viel zu beschönigend dargestellt. Von der Mutterrolle bis hin zum Einsatz für die Rechte von Frauen: Vieles scheint im Film tatsächlich etwas wohlwollender dargestellt zu sein. Das fängt schon bei der Optik an. Mit der Schauspielerin Sophia Vergara (Szenenbild oben) wurde eine rassige Schönheit besetzt, die keinerlei Ähnlichkeit zur echten Griselda hat. Nun – das ist eben so bei Show, Entertainment und Film und vielleicht nicht einmal ein wirklicher Kritikpunkt.
Griselda galt als “Drogenbaronin” und “Patin”
Googelt man nach der echten “Drogenbaronin”, die seinerzeit den Beinamen “Die Patin” trug, erschrickt man ein wenig, denn Griselda Blanco wirkt eher wie eine bieder-altbackene Hausfrau, als eine gewiefte Kriminelle. Und doch war sie eine. Über 200 Morde sollen allein auf ihr Konto gehen. Einige davon werden im Film thematisiert – unter anderem der Mord an einem ihrer Ehemänner (es blieb nicht bei einem Ehemann-Mord…). Sie selbst wurde bei diesem Mord am Bauch verletzt, denn bevor der Gemahl niederging, schoß er ebenso und traf Griselda. Mit dieser Szene steigt die Netflix-Serie ins Geschehen ein und nimmt rasant Tempo auf.
Wer bis dato noch nichts über Griselda Blanco gehört hat, wird spätestens nach dem Schauen der Serie googeln und fassungslos sein, über so ein kriminelles Leben, wie die Blanco es geführt hat. Die kriminellen Lebensstationen sind denn auch der Inhalt der Serie, die die Zuschauer schnell in ihren Bann schlägt.
Eine durch und durch kriminelle Frau, die in der Unterwelt aufstieg
Gezeigt wird der unglaubliche Aufstieg von Griselda aus einfachen und kriminellen Verhältnissen zur “Superdealerin”. Die Ware, mit der die kriminell-sadistische Frau illegal handelt, heißt Kokain. Der Suchtstoff erlebte damals in den 70ern einen kometenhaften Aufstieg in den USA. Griselda Blanco soll an der Verbreitung der Droge in Städten wie Miami maßgeblich beteiligt gewesen sein.
Sie dealte im riesengroßen Stil, ließ Widersacher und Gegner umbringen und erfand immer wieder neue Methoden, das Kokain so zu schmuggeln, dass die Ware heil bei ihren Leuten ankam. So ließ sie zum Beispiel einen Tross Kolumbianerinnen in die USA fliegen – alle mit Kokain im BH. Damals war das eine gängige Schmuggelmethode, heute natürlich unvorstellbar!
Der Film zeigt, wie Griselda durch ihren Kokain-Handel hoch und höher steigt und ihr Leben irgendwann nur noch aus Partys, Morden, Gewalt und Kokslieferungen besteht. Dabei ist sie auch Mutter – so wie die echte Blanco auch. Ihre Söhne – vier an der Zahl – sind in der Serie dauerpräsent und bekommen rasch mit, was ihre Mutter so treibt. Die bemüht sich nicht mal, ihre kriminellen Machenschaften vor ihren Kindern zu verheimlichen und kommt nach einem Mord auch schon mal mit blutigen Schuhen nach Hause.
Blutiger Reichtum und verko(r)kste Familienverhältnisse
Unvorstellbare Verhältnisse – im Film, wie auch im echten Leben der Griselda Blanco. Wenn das Kokain sie auch mega-reich gemacht hat (von unzähligen Millionen bis in die Milliarde sollen ihre Gewinne gegangen sein), so hat sie mit dieser extrem kriminellen Karriere auch etliche Tragödien innerhalb der Familie zu verantworten, die so bei einem normalen Leben gar nicht eingetreten wären. Von ihren Söhnen lebt nur einer noch, alle anderen wurden im Zusammenhang mit Drogengeschäften ermordet.
Apropos morden: Zu töten war in Griseldas Leben so selbstverständlich wie für andere das Zähneputzen. Bereits als Kind entführte und ermordete die Kolumbianerin ein Kind. Experten bescheinigen dieser Kriminellen denn auch Sadismus. Die Serie bleibt diesbezüglich allerdings ein bisschen im Nebulösen, was wahrscheinlich daran liegt, dass das Leben der “Patin” als 1-zu-1-Verfilmung zu grausam und dem Publikum kaum zuzumuten wäre. Spannend und mitreißend ist die Serie “Griselda” auf jeden Fall.
Sehr sehenswert ist auch die im Film dargestellte Polizeiarbeit. Hier lässt eine junge, engagierte Kommissarin nicht locker und trägt letztlich dazu bei, die Koks-Mörderin dingfest zu machen. 20 ihrer 69 Lebensjahre saß die Kriminelle schließlich in den USA ein, bevor sie nach Kolumbien abgeschoben wurde.
Eine sehenswerte Serie, die beweist, dass Ehrlichkeit besser ist
Zusammengefasst bestand ihr Leben einzig aus der Gier nach Kokain, um mit der Droge im großen Stil Geld zu verdienen. Warum sowas erstrebenswert ist, wenn man doch immer nur von Polizei und Feinden verfolgt wird, stets Angst haben muss, die kriminell erworbenen Güter schon morgen wieder zu verlieren und – das Schlimmste! – kein richtiges Familienleben hat, ist die große Frage!
Drei ihrer Söhne hat Griselda schließlich selbst auf die schiefe Bahn und deshalb auch in den Fokus der Mörder gebracht – wie “krank” ist das bitte?
Alles in allem ein sehenswerter Netflix-Streifen, der ehrliche Seelen einmal mehr darin bestätigt, dass unehrlich verdientes Geld kein Glück bringt. Wer sich in das Leben von Griselda Blanco einlesen will: Wikipedia bietet wohl die ausführlichste Abhandlung, weitere Details gibt es unter anderem hier zu erfahren.
Mehr Netflix-Rezensionen hier.
Bildnachweis / Copyright: media.netflix.com / COURTESY OF NETFLIX