Es ist eine Tragödie, die die alltäglichen Sorgen, die man mit Kindern nun mal so hat, ganz klein werden lassen. Da bringt ein Bus die Kinder morgens in die Schule, verunglückt auf eisglatter Straße und durch den Unfall ist ein Kind tot. Ein Drama, das wohl nicht nur Müttern und Vätern nahegeht. Und: Eine Albtraum-Vorstellung für jene Millionen Eltern, die morgens ihr Kind verabschieden, mit der Gewissheit, es spätestens am Nachmittag wieder zu sehen. Manchmal ist der Abschied kurz, manchmal – wenn Mama oder Papa schon auf Arbeit ist – nur telefonisch oder er ist emotional und intensiv. Wie auch immer: In so einer Situation denkt kaum jemand daran, dass man sich vielleicht nie wieder sieht.
Schulbus-Tragödie ruft Hass im Internet hervor
Wie sich die Eltern des vor wenigen Tagen im Erzgebirge (Sachsen) verunglückten Schulbusses von ihrem 10jährigen Jungen am Tag seines Todes verabschiedet haben, ist nicht bekannt. Bekannt jedoch ist die Hölle, die danach – nach dem Unglück, bei dem das Kind tödlich verletzt wurde – losbrach. Und zwar gegen den Busfahrer. Durch das Internet bekam die Öffentlichkeit mit, dass gegen den Mann Hass und Rachegelüste laut wurden – wohl schon, bevor man etwas Genaues wusste.
Dieser Shitstorm muss ein Ausmaß angenommen haben, das nicht mehr vertretbar war, denn die Mutter des getöteten Jungen verbat sich diese “Hass-Hölle”, die auch die Familie des Busfahrers traf. Hierzu schreibt bild.de unter anderem folgendes:
“(…)Als vergangenen Dienstagmorgen ein Schulbus im Erzgebirge im Schnee verunglückte, verlor der zehnjährige Marcus auf tragische Weise sein Leben. Jetzt wird der Fahrer (45) bedroht – und die trauernde Mutter des toten Jungen stellt sich schützend vor ihn! „Er muss damit leben, dass unser kleiner Sohn in seinem Bus starb, aber er ist kein Mörder. Es gibt keinen Schuldigen“, mahnt Mama Juliane Blume-Mangold (37) in BILD. In einem öffentlichen Appell hatte die tapfere Frau zuvor im Internet darum gebeten, die Beleidigungen gegen 45-Jährigen zu unterlassen. Trotz des unerträglichen Verlustes kämpft sie für Gerechtigkeit. Gerade jetzt vor Weihnachten sei dies besonders wichtig. „Wir haben erfahren, dass die Familie des Fahrers wirklich böse beschimpft wird“, so die Mutter.(…)”
Und weiter wird sie auf bild.de wie folgt zitiert:
“(…)”Bitte hört mit dem Hass auf. Das bringt ihn nicht zurück und ist nicht fair. Marcus hätte das nie gewollt, er liebte die Menschen.“(…)”
Wahre Worte, wahre Größe – kurz vor dem Weihnachtsfest. Das wohl – ebenso wie für die hinterbliebenen Eltern – auch für die Familie des Busfahrers das Schlimmste in ihrem Leben sein dürfte.
Quelle: bild.de, 15. Dezember 2023
Bild (Symbolfoto): pexels.com / Dhivakaran S